Karriere zwischen Wunsch und Wirklichkeit
Aus einer Umfrage (Repräsentativbefragung von 1.000 Personen
ab 15 Jahren in Österreich 2011), die von der Stiftung für
Zukunftsfragen (Ulrich Reinhardt, Leiter der Hamburger
Stiftung für Zukunftsfragen) durchgeführt wurde, verstehen
von je 100 Befragten unter „persönlicher Karriere“
folgendes:
Eine Arbeit haben, die Spaß macht
Berufliche Aufstiegschancen haben
Überdurchschnittlich viel Geld verdienen
Selbstverwirklichung
Erfolgserlebnisse und Anerkennung
Verwirklichung eigener beruflicher Vorstellungen
In Führungsposition tätig sein
Vereinbarkeit von Beruf und Familie
Berufliche Tätigkeit von hohem Ansehen
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Wunsch
53
53
40
40
40
38
33
31
29 |
Wirklichkeit
34
18
6
20
21
16
7
27
7 |
Diese Zahlen zeigen einerseits ganz deutlich, dass viele
Menschen danach streben, eine Arbeit zu haben, die ihnen
Spaß macht, dass sie sich beruflich weiter entwickeln und
sich selbst verwirklichen möchten, dass sie sich
Erfolgserlebnisse und Anerkennung wünschen und dass sie
überdurchschnittlich viel verdienen möchten. Andererseits
zeigen die Zahlen auch, dass die Wirklichkeit, die diese
Menschen erfahren, eine andere ist.
Die Arbeit wird zur Belastung
Ebenso ist es mit der Übereinstimmung von
beruflichen Aufgaben und persönlichen Präferenzen.
Wenn Sie eine berufliche Aufgabe erfüllen, die mit
Ihren persönlichen Präferenzen nicht oder wenig
übereinstimmt, dann werden Sie auf Dauer unproduktiv
und nicht zufrieden sein und sich gestresst,
eingeengt, geängstigt, müde, entmutigt und am
falschen Platz fühlen und die Arbeit wird zur
Belastung!
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Die Arbeit macht Spaß
Wenn allerdings zwischen Ihren beruflichen Aufgaben
und Ihren persönlichen Präferenzen eine hohe
Übereinstimmung besteht, dann werden Sie produktiv
und zufrieden sein und sich angeregt, beflügelt,
glücklich, engagiert fühlen und die Arbeit macht
Spaß! |
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Einwände
Selbstverständlich können Sie nun an dieser Stelle
einwerfen, dass Ihr Chef selbst auch keinen Spaß an seiner
Arbeit hat oder Ihr Chef gar keine Zeit hat, sich damit zu
beschäftigen, für welchen Mitarbeiter welche beruflichen
Aufgaben „geeignet“ sind. Dass Sie in dieser schwierigen
Zeit froh sind, überhaupt einen Job zu haben und dass man
sich heutzutage seinen Job nicht aussuchen kann, sondern
nehmen muss, was man bekommt. Dass auch beim
Einstellungsgespräch nur Ihre fachlichen Kompetenzen und
Ihre berufliche Erfahrung zur Sprache gekommen sind und
persönliche Präferenzen kein Thema waren. Oder aber auch,
dass Sie selbst bisher noch gar nicht über Ihre persönlichen
Präferenzen nachgedacht haben und nichts mit Psychologie am
Hut haben. Und dass eben Theorie und Praxis zwei
verschiedene Paar Schuhe sind. Und Schluss!
Zur Selbstverantwortung muss man geführt werden
Wenn Sie sich jetzt allerdings auf den Gedanken einlassen
können, dass Sie selbst für Ihr Leben verantwortlich sind
und selbst in ihrem Leben bestimmen können, so werden Sie
vielleicht ehrlicherweise auch einsehen, dass Sie
selbstverständlich etwas tun könnten, aber eben Ihnen zum
Beispiel der Mut für eine Veränderung oder ein Gespräch mit
Ihrem Chef fehlt oder Angst haben, keinen Job zu finden
und…. Auch diese Einstellung ist okay, sofern Sie nicht im
„Jammertal“ versinken.
Selbstverantwortung übernehmen Sie dann, wenn Sie die für
Sie richtigen Konsequenzen ziehen.
Das kann zum Beispiel sein: „Ich bin mir zwar bewusst, dass
meine beruflichen Aufgaben und persönlichen Präferenzen kaum
übereinstimmen, aber mir mein sicheres Einkommen wichtiger
ist!“ Das bedeutet, dass ich „den Preis von Stress oder
Unzufriedenheit zahle“ und dafür ein „sicheres Einkommen“
habe.
Oder auch: „Ich weiß jetzt, warum mir mein Job keinen Spaß
macht und spreche mit meinem Chef oder strebe eine
berufliche Veränderung an oder ich sehe ab sofort meinen Job
als Lernchance.“
Was kann der einzelne nun tatsächlich tun?
-
Erkennen
-
Verantwortung übernehmen
-
Umsetzen, Konsequenzen ziehen, etwas verändern
(zumindest die Einstellung ändern!)
Erkennen: Unsere persönlichen Präferenzen (Neigungen) prägen
uns
Die Persönlichkeitsanalyse Myers Briggs Typenindikator (MBTI®)
und die Theorie der Psychologischen Typen von Carl Gustav
Jung eignet sich sehr gut dazu, dem einzelnen einen besseren
Zugang zu seinen persönlichen Präferenzen zu geben, damit er
seine natürlichen Fähigkeiten am Arbeitsplatz einsetzen
kann. Dadurch kann die Gefahr von beruflichem Stress und
Burnout reduziert werden. Denn Entmutigung ist eine weit
verbreitete Erscheinung, wenn Präferenzen und Aufgaben
schlecht harmonieren, denn trotz weit höherer Anstrengung
wird das Arbeitsergebnis wahrscheinlich bei weitem nicht die
hohe Qualität aufweisen, die unter Anwendung der bevorzugten
Funktionen zu erwarten gewesen wäre. Eine Aufgabe, die die
bevorzugten und damit besser entwickelten Funktionen
anspricht und erfordert, hat bei weniger Mühe höhere
Leistungen und größere Zufriedenheit zur Folge.
Voraussetzungen der Typentheorie:
·
Menschliches Verhalten ist nicht zufällig.
Auch wenn Verhalten manchmal willkürlich erscheint,
existieren doch Muster.
·
Daher ist menschliches Verhalten klassifizierbar.
Psychologische Typen beschreiben Muster für die Art und
Weise, wie Menschen bevorzugt Informationen aufnehmen und
Entscheidungen darüber treffen.
·
Unterschiede im menschlichen Verhalten resultieren aus
unterschiedlichen Präferenzen. Wir
verhalten uns so und nicht anders, weil wir bestimmte
Präferenzen haben. Andere verhalten sich anders, weil sie
andere Präferenzen haben.
·
Präferenzen entstehen früh im Leben.
Meistens bleiben diese Präferenzen ziemlich unverändert. Die
Ausprägung einer Präferenz mag sich ändern, aber ihre
Ausrichtung bleibt gleich. Die Typentheorie stellt fest,
dass Individuen mit Neigungen für bestimmte Präferenzen
geboren werden. Je mehr man seine Präferenzen einsetzt, umso
mehr bilden sie sich aus und festigen unsere Persönlichkeit.
Selbstverständlich spielt die Umwelt eine einflussreiche
Rolle. Sie kann die natürlichen Präferenzen unterdrücken
oder fördern.
·
Die Präferenzen spielen eine wesentliche Rolle, ob und wie
wir von Menschen, Aufgaben oder Ereignissen angezogen oder
abgestoßen werden. Unser Verhalten kann „typisiert“ werden.
Das heißt, unser Persönlichkeitstyp kann uns im voraus
sagen, was uns befriedigt und stimuliert, und
gleichzeitig feststellen, was uns irritiert und
frustriert.
Beispiele aus der Praxis
Frau Sabine Kaufmann arbeitet schon seit über zehn Jahren in
einer Buchhaltungsabteilung, fühlt sich aber immer mehr
gestresst, ist unzufrieden mit ihrem Chef, fühlt sich von
ihren Kolleginnen unverstanden und kann zu Hause kaum noch
abschalten und entspannen, was sich bereits auf körperlicher
Ebene – in Form von Schlafstörungen – bemerkbar macht. Ihre
Arbeit erfordert Genauigkeit, Routine und
Faktenorientierung. All diese Anforderungen kosten Frau
Kaufmann allerdings immer mehr Kraft und Energie. Bis Frau
Kaufmann eines Tages erkennt, dass sie eigentlich viel
lieber darüber nachdenken würde, welche Möglichkeiten es
gäbe, das Buchhaltungssystem zu verbessern. Sie erkennt die
komplexen Zusammenhänge und möchte viel lieber Projekte
initiieren und ihrer kreativen Ader freien Lauf lassen.
Also: „Möglichkeiten statt Fakten“!
Frau Gabriele Saubermann, die ihre Dienste sich kurzem als
Wedding Plannerin anbietet hat weder ein Talent für Planung
und Organisation noch ein Talent für Menschenführung und
denkt viel lieber über Möglichkeiten nach und lässt die
Dinge lieber geschehen, als im Ernstfall - wenn etwas sofort
entschieden werden muss – zu agieren. Frau Saubermann, die
noch dazu jegliches Feedback sofort von sich weist und wenig
selbst reflektiert ist, wird langfristig weder sich selbst
einen Gefallen tun noch ihre Kunden zufriedenstellen können.