Psycho- und Gedankenhygiene in der Arbeitswelt
1. Psychohygiene
(Seien Sie
ein guter Seelengärtner)
(
Ein Tabuthema: „Die seelische Gesundheit“
Die seelische Gesundheit hat einen hohen Stellenwert. Ist Ihnen
das bewusst? Solange wir „funktionieren“ nehmen wir kaum
Kenntnis davon, welche Bedeutung und Auswirkung die seelische
Gesundheit auf unser gesamtes Leben hat. Auffällig ist
inzwischen jedoch der Anstieg an psychische Erkrankungen.
Die Einheit von Körper, Geist und Seele
Körper, Geist und Seele bilden eine Einheit. Unseren Körper
reinigen wir täglich. Warum den Geist und die Psyche nicht?
Psycho- und Gedankenhygiene bedeutet für Geist und Seele das
gleiche wie die tägliche Hygiene für den Körper. Sie macht frei
und unbeschwert, die Seele atmet auf.
Die nachfolgende Skizze einer Trennung von Körper, Geist und
Seele soll nur verdeutlichen, dass auf jeder Ebene ganz konkrete
„Verbesserungsmaßnahmen“ getroffen werden können. Eine auf einer
Ebenen getroffenen Maßnahme beeinflusst dann meist auch die
anderen beiden Ebenen. Wenn Sie z.B. schon mal gejoggt sind oder
einen anderen Ausdauersport aktiv praktizieren, so haben Sie
vielleicht auch schon bemerkt, dass diese Bewegung nicht nur
Ihrem Körper gut tut, sondern dass auch Ihr Kopf freier und Ihr
Geist offener ist. Vielleicht fällt Ihnen während des Laufens
eine kreative Lösung für Ihr Problem ein oder Sie wissen
plötzlich, welche Entscheidung in Ihrem Leben jetzt ansteht. So
können Sie also nicht nur Körper, sondern auch Geist und Seele
erleichtern, entlasten und stärken.
Und selbstverständlich kann auch nicht zwischen „Psychohygiene“
und „Gedankenhygiene“ getrennt werden, weil Gedanken unsere
Gefühle und somit auch unsere Seele beeinflussen. Zum Thema
„Gedankenhygiene“ lesen Sie bitte den separaten Artikel. Zum
Thema „Körperhygiene“ gibt es bereits umfassende
wissenschaftliche Literatur und im Zuge der
„Gesundheitsförderung“ auch das größte Angebot in den Betrieben.
Deshalb muss darüber nicht noch etwas geschrieben werden.
Pychohygiene
Unter der menschlichen Psyche kann man das Innenleben oder auch
Seelenleben bezeichnen, das man in Denken und Gefühlsleben
unterteilen kann.
Die „Psychohygiene“ (seelische Hygiene) beschäftigt sich mit der
„Lehre vom Schutz und der Erlangung der psychischen Gesundheit“.
Psychohygiene findet sich nicht erst in der wissenschaftlichen
Psychologie. Bereits Frühvölker versuchten sich durch Spiel,
Tanz oder Beschwören vor Krankheiten zu schützen.
Im deutschen Sprachraum ist die Psychohygiene auf die
Psychiatrie zurückzuführen. Der deutsche Psychiater Robert
Sommer verwendete bereits im Jahre 1900 diesen Begriff und
gründete 1924 den deutschen Verband der Psychohygiene. Deshalb
hat die Psychohygiene möglicherweise in der öffentlichen
Wahrnehmung noch immer einen eher „negativen Touch“. Viele
Menschen haben Angst, als psychisch krank „abgestempelt“ und in
die Psychiatrie „abgeschoben“ zu werden und damit jegliches
Recht zur Selbstbestimmung und menschlichen Würde zu verlieren.
Deshalb scheint dies auch nach wie vor ein sehr hochsensibles
Thema zu sein.
Raus aus dem „Schmuddeleck“
"Jüngste Zahlen der Weltgesundheitsorganisation WHO zeigen, dass
in den Industriestaaten seelisches Leid die größte
Gesundheitsgefahr im 21. Jahrhundert sein wird. 2020 werden
psychische Leiden, nach Herz-Kreislauferkrankungen, an zweiter
Stelle liegen", sagte die damalige Gesundheits- und
Familienministerin Andrea Kdolsky im Jahre 2008 anlässlich der
Eröffnung der Enquete mit dem Titel "Klinisch-psychologische und
gesundheitspsychologische Behandlung bei Prävention und
Versorgung psychischer Erkrankungen – Luxus oder State of the
Art".
Seither ist die Zahl von psychischen Erkrankungen weiterhin
gestiegen. Und es ist
jetzt längst an der Zeit ist, die Psychohygiene aus dem
„Schmuddeleck“ hervorzuholen und in unserer Gesellschaft neu zu
bewerten bzw. aufzuwerten.
Die Psychohygiene ist auch nicht mehr nur in der Gesundheits-,
Kranken- und Altenpflege und für Therapeuten unentbehrlich,
sondern gewinnt eine zentrale Bedeutung für alle Menschen. Denn
jeder Mensch soll seine vitalen, emotionalen und intellektuellen
Fähigkeiten ausschöpfen, seine Lebenslagen bewältigen, produktiv
arbeiten und in der Gemeinschaft seinen Beitrag leisten können.
Hochsensible müssen sich mehr schützen
Vor allem sensible und hochsensible Menschen sind anfällig für
„seelisches Leid“ und müssen deshalb meist noch lernen,
rechtzeitig Schutzmaßnahmen zu ergreifen. Viele Hochsensible,
die sich allerdings ihrer Hochsensibilität bewusst sind,
vermeiden Gewalt-, Katastrophen-, Kriegs- oder Horrorfilme, weil
sie genau wissen, was sie damit in Ihr Leben und in ihr System
(Körper-Geist-Seele-System) hereinziehen. Sie achten darauf, ihr
System nicht zu „verschmutzen“ oder zu „vergiften“, weil es dann
wieder Energie bedarf, um diesen „Schrott“ oder „Schmutz“ oder
„Müll“ aus ihrem System zu entfernen.
Psychohygiene ist eine Einstellungssache
Psychohygiene sollte kein „Programm“, sondern eine Einstellung
sein. Der Phantasie sind hier keine Grenzen gesetzt und jeder
leistet dazu seinen eigenen Beitrag.
Die Aufgaben der Psychohygiene
Der Psychologe und Buchautor Karl Friedrich Mierke sieht drei
Ebenen der Psychohygiene: Die präventive Psychohygiene
hat die Gesunderhaltung des Individuums und der Gesellschaft zum
Ziel. Die restitutive Psychohygiene ist bemüht, in
Lebenskrisen oder Konfliktsituationen frühzeitig regenerative
und korrigierende Maßnahmen einzuleiten. Die kurative
Psychohygiene nimmt sich bereits bestehender Einschränkungen
an, um diese mit klinischen oder psychotherapeutischen
Verfahrensweisen zu heilen.
Seien Sie ein guter Seelengärtner
Seelische Dinge brauchen Zeit zum Wachsen,
zum Gedeihen, zum Kräftig- und Saftigwerden und zum Blühen. Die
Seele ist wie ein Garten voller Blumen. Auch Ihre Seele braucht
Pflege und liebevolle Zuwendung. Nehmen Sie sich zum Beispiel
jeden Abend die Zeit, einen Spaziergang durch Ihren Garten zu
machen. Schauen Sie nach, ob alles in Ordnung ist und wo
eventuell Handlungsbedarf besteht, damit Ihr Seelengarten in
seiner gesamten Schönheit erhalten bleibt.
Die Seele pflegen heißt…
…darüber reden
Über seelische Probleme mit einer Vertrauensperson reden
… Beziehungen pflegen
Beziehungen sind die wichtigste Grundlage für seelisches
Wohlbefinden. Sie geben uns Rückhalt und Anerkennung, fordern
aber gleichzeitig unsere Aufmerksamkeit, persönliches Engagement
und eine aktive Pflege.
... sich entspannen
Durch gezielte Entspannungsübungen, Meditation, indem wir
kreativ sind, ein gutes Buch lesen, Musik hören, Sport treiben,
einen Spaziergang machen, abschalten oder einfach genießen,
können wir Anspannungen, Stress, Hektik und Nervosität begegnen.
... etwas kreatives tun
Kreativität ist Nahrung für die Seele. In der Kreativität können
wir Gefühle ausdrücken, die Zeit vergessen, neue Erfahrungen
machen, zu uns selbst finden. Malen, Gestalten, Musizieren,
Spielen, Schreiben. Kreativität steigert unsere Lebensqualität.
.. aktiv bleiben
Aktivität fördert unser gesamtes Wohlbefinden. Durch
körperliche Bewegung laden wir unsere Batterien auf. Durch
soziale Aktivitäten finden wir Bestätigung und Anerkennung.
Aktiv sein, heißt: Sich bewegen, mitmachen, sich interessieren.
... lachen
Lachen erheitert das Gemüt, ist Ausdruck von Lebensfreude und
das beste Heilmittel für unsere alltäglichen Sorgen. Wer den
Menschen mit Humor begegnet, öffnet die Herzen.
... um Hilfe fragen
Oft tragen wir Probleme mit uns herum. Wir sind blockiert,
finden keinen Weg aus der Sackgasse oder wir glauben es löst
sich von selber. Je schwerer aber die Probleme, desto wichtiger
ist es, dass wir professionelle Hilfe aufsuchen.
... neues Lernen
Nicht nur der Körper, auch Geist und Seele brauchen Anregung, um
beweglich zu bleiben. Lernen heißt: Neugierig sein, den Horizont
erweitern, Neues ausprobieren, sich auf Unbekanntes einlassen,
fachlich und persönlich.
... sich selbst annehmen
Kann ich mich akzeptieren, so wie ich bin, mit allen Fehlern,
Schwächen, Defiziten? Mag ich mich, wenn ich in den Spiegel
schaue? Sich selbst annehmen heißt: Zufriedenheit ausstrahlen
und ernten.
... sich nicht aufgeben
Wir erleben in unserem Leben Schicksalsschläge, Enttäuschungen,
Misserfolge, Krisen. Aber wir haben die Wahl: Wir können uns
fallen lassen, resignieren, aufgeben. Oder wir können dagegen
angehen, kraftvoll, ruhig, gelassen. Jede Krise ist immer auch
eine Chance.
…Weinen zulassen
Wenn wir unsere Gefühle unterdrücken, verdrängen oder
verleugnen, werden sie uns nur noch mehr quälen. Wichtig ist es
hingegen, Gefühle auszudrücken und auszuleben. Auch starke
Gefühlsregungen wie das Weinen hat eine starke seelische
Reinigung zur Folge und darf deshalb keineswegs unterdrückt
werden. Auch wenn wir als Kinder mit Sprüchen wie „Ein Indianer
kennt keinen Schmerz“ oder „Männer weinen nicht“ aufgewachsen
sind, so gehören Trauer, Schmerz und Leid ebenso zum Leben wie
Freude und Glück.
… beamen Sie sich an einen Wohlfühlort
Überlegen Sie sich einen Ort, der für Sie inneren Frieden und
Harmonie ausstrahlt und an dem Sie sich rundum wohl fühlen. An
dem Ihnen das Herz aufgeht, Energie einströmt, an dem Sie
glücklich sind. Das kann ein bekannter Ort sein, ein Bergsee
oder eine Blumenwiese, ein Palmenstrand oder auch ein
Phantasieort. Hören Sie das Wasser rauschen, spüren Sie die
wärmende Sonne. Die Natur hat große, kräftigende Eigenschaften,
saugen Sie diese Eigenschaften auf. Immer wenn Sie erschöpft
sind, ziehen Sie sich zurück und machen eine kleine Pause und
versetzen Sie sich an diesen Wohlfühlort und spüren Sie die
Kraft und Energie, die Sie erfrischt, stärkt und munter macht.
… seien Sie achtsam
Achten Sie auf Ihre Bedürfnisse, auf Ihre Gedanken und Gefühle?
Kennen Sie Ihre „Energieräuber“?
zurück
|