Kurz nach neun Uhr vormittags ließen wir uns im idyllischen Garten des Schlosses Retzhof nieder und begannen sofort mit der Arbeit an unseren Texten. Werden unsere Werke in der Luft zerrissen? Noch wussten wir nicht, was auf uns zukam.

Leo erklärte uns zur Einleitung, wie er die Texte durchkauen wollte. Seine Schwerpunkte legte er auf den Titel, den Einstieg, die Gliederung in Szenen, auf die Sprache, das Drama und schließlich und endlich - denn darauf läuft ja jede funktionierende Geschichte hinaus - den Höhepunkt und die Pointe.

Glücklicherweise (das kann man jetzt natürlich sehen, wie man will) war meine Geschichte gleich die erste, die ordentlich zerfleddert wurde. Die Teilnehmer in unserer Runde diskutierten allerdings sehr sachlich, wussten sie doch, dass auch sie durch diese Gasse marschieren mussten.

So lernten wir an diesem Tag an Hand unserer Elaborate eine Menge über Erzähltechniken, den richtigen und gewählten Einsatz der Sprache, wie man Spannung aufbaut und vieles mehr.

Am späteren Nachmittag näherten sich schließlich einige Leute, bewaffnet mit Kamera und Mikrofon. Die Überraschung war sehr groß, als wir begriffen, dass auch das Fernsehen Interesse an unserer Schreibwerkstatt zeigte. Beobachtet von der Kamera und belauscht vom Mikrofon mutierten wir alle zu Reich-Ranicki-Klonen, und manch einem lag wohl schon eine gelispelte Bemerkung auf der Zunge - die er sich dann doch verbiss. Autsch!

Und zu guter Letzt stellte ich mich auch für ein Interview zur Verfügung und redete einen Haufen Blödsinn daher. Auch in dieser Hinsicht habe ich dazugelernt: Maul halten, wenn man nicht ganz genau weiß, was man sagen will!

Der ganze Tag bereitete uns allen sehr viel Vergnügen, und spätestens jetzt ahnten wir, dass wir erst am Anfang unseres Autorenlebens standen und der größte Brocken Arbeit noch vor uns lag.

Und da es ungeheuren Spaß macht, unter lauter Gleichgesinnten zu lernen und zu arbeiten, freuen wir uns bereits auf eine Neuauflage im nächsten Jahr!

Copyright © Mai 2002 by Werner Dwornikowitsch