Der Marionettenmann

 

 

Der achte Bruder war der Marionettenmann. Der Marionettenmann war eine Marionette. Aber er war eine Marionette, die lebte. Und er war eine Marionette, die sich selbst spielte.

Wie konnte das funktionieren?

Eigentlich gar nicht – und das war auch sein Problem.

Auf seinen Schultern trug der Marionettenmann ein hohes Gestell mit Rollen und Rädern. Und über die Rollen und Räder führten dicke Schnüre von seinen Armen zu seinen Füßen. Und von seinen Händen zu seinen Zehen. Und überhaupt von fast überall her nach fast überall hin.

Ein schöner Schnursalat war das.

Und wenn der Marionettenmann seinen linken Arm bewegen wollte (dachte er sich), dann mußte er nur mit seinem rechten Fuß daran ziehen. Und damit er mit seinem rechten Fuß an seinem linken Arm ziehen konnte, mußte er zuerst mit seinem rechten Arm daran ziehen. Und den konnte er nur mit seinem linken Fuß bewegen. Aber schließlich mußte auch irgend etwas an seinem linken Fuß ziehen – sonst wäre er keine Marionette gewesen.

 

Und so weiter.

 

Irgendwie blieb dem Marionettenmann nichts anderes übrig, als auf freundliche und hilfreiche Menschen zu warten, die hin und wieder vorbeikamen und an irgend etwas zogen.

Die bekamen dann prompt eine kräftige Ohrfeige, weil der Marionettenmann ziemlich stolz war und nicht wollte, daß ihn jemand anderer spielte. Er wollte sich selbst spielen. Und weil das nicht ging, blieb er lieber stocksteif mit seinem Schnursalat-Gestell in der Gegend stehen und gab hin und wieder einem freundlichen und hilfreichen Menschen eine Ohrfeige.

 

So war das mit dem achten Bruder.

 


 

Der Statuenstreichler