Auf einem fremden Planeten

von Bernhard Brunner   
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Monatelang hatten wir den Planeten beobachtet. Als wir uns sicher glaubten, ihr Verhalten und ihre Sprache entschlüsselt zuhaben, lag es an mir, den Kontakt herzustellen.

Mein Ziel war der Regierungssitz eines lokalen Anführers. Es schien schon auf mich gewartet zu haben.

"Mein Name ist Jonathan. Ich überbringe dir und deinem Volk meine Grüße, und die der gesamten Menschheit.

"Grüße auch dich, Fremder und alle deine Angehörigen", antwortete das Vogelwesen.

"Wir von der Erde sind ein friedliches Volk. Wir streben nach Harmonie mit allen Lebewesen, denen wir begegnen."

"Wir vom Stern 127 sind kein friedliches Volk, und wir handeln nur zu unserem Vorteil."

Ich sah ihn erschrocken an, doch die großen dunklen Augen zeigten keinerlei Regung.

"Also, wir Menschen wollen mit euch keinen Konflikt, und zu diesem Zweck bieten wir euch an, die Waren die ihr im Überfluss besitzt gegen solche zu tauschen, derer ihr bedürft", sagte ich betont langsam.

Der Translator zirpte ziemlich lange, während das Vogelwesen seinen Kopf nachdenklich hin und her neigte.

"Wir klauen eure Waren und bedürfen deshalb keinesfalls Handel mit euch treiben. Sie sind uns nicht willkommen."

Ich schnappte nach Luft und sagte noch langsamer:

"Wir wollen hier eine Handelsstation errichten. In dieser können unsere Völker ihre Güter tauschen. Es ist allerdings nicht möglich, unsere Waren zu klauen, wenn wir hier keine Handelsstation errichten."

"Wir tauschen mit Niemand unsere Waren." Kein Irrtum. Auch er hatte extra langsamer gesprochen.

Ich schluckte meinen Ärger über den präpotenten Vogel hinunter und antwortete:

"Wir von der Erde tauschen mit vielen Völkern unsere Waren. Keiner unserer Handelspartner klaut sie. Wir geben sie gerne her, wenn ihr uns zum Ausgleich etwas gebt, dass ihr im Überfluss besitzt. So entsteht ein Vorteil für beide Völker. Ein großer Vorteil."

Der Schnabel des Vogels rückte bedrohlich näher.

"Sagen sie das nicht noch einmal!"

Ich wollte zurück rücken, doch der champignonähnliche Sessel war fest mit dem Boden verwachsen.

"Wie mir scheint haben sie andere Vorstellungen was den Kontakt zu den Menschen betrifft. Vermutlich war ich zu vorschnell mit meinen Wünschen. Vielleicht können sie mir schildern, welche Art von Beziehung sich ihr Volk vorstellt."

"Wir wollen sie hier nicht sehen, keinen Handel treiben und dass sie schleunigst von hier verschwinden."

Sein Schnabel kam immer näher, und ich machte mich bereit zur Flucht.

Hastig sagte ich:

"Ich muss mich jetzt mit meinem Volk beratschlagen. Wir sollten bei diesem Punkt stehen bleiben und das Gespräch ein anderes Mal fortführen."

"Ich werde Sie jetzt schlagen."

Ich wollte aufspringen, stolperte jedoch über den Sessel. Der Schnabel des Vogels zischte an meinem Kopf vorbei und traf mit einem Krachen den Translator. Jetzt bekam das kostbare Gerät seine ganze Wut ab, und einen Augenblick später waren nur noch Trümmer übrig. Ehe ich davonkriechen konnte, war er damit fertig und sprang mit einem einzigen Flügelschlag über den Tisch. Seine Augen musterten mich kalt.

Er krächzte etwas, das entfernt wie menschliche Laute klang. Ich starrte ihn ängstlich an. Er wiederholte es. Beim dritten Mal verstand ich:

"Ich denke, ihr habt funktionierenden Translator dringend notwendig. Gehe jetzt und hole Preisliste."

 

 

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Copyright © Mai 2002 by Bernhard Brunner


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