Was ist eine Science Fiction-Schreibwerkstatt?
Antwort auf die entsprechende Frage einer späteren Teilnehmerin im
"Galaktischen Forum" von Andreas Findig
Wie bei praktisch allen Schreibwerkstätten ist der Name eigentlich ein wenig irreführend: Bei einer Schreibwerkstatt wird hauptsächlich über das Schreiben und über die Texte der Teilnehmer/innen geredet - obwohl es im Rahmen dieser viertägigen SF-Schreibwerkstatt im Bildungshaus Schloß Retzhof natürlich auch konkrete Schreib- und Kreativitätsübungen geben wird.Wir setzten uns also vier Tage lang von morgens bis abends zusammen, klopfen die vorher eingereichten (und in einem Reader zusammengefaßten) Geschichten der Teilnehmer/innen ab und sehen, wo und wodurch man sie besser machen kann.
Das ist der eine Aspekt.
Weil sich anhand konkret vorliegender Arbeiten schon sehr viele der Punkte herausarbeiten lassen, um die es in einer Schreibwerkstatt geht: Um das Handwerk des Geschichtenerzählens, das man leider nirgendwo studieren kann, obwohl sich sehr viel davon durchaus erlernen ließe. Im angelsächsischen Raum ist das eine Selbstverständlichkeit, im deutschsprachigen Raum huldigt man leider noch immer einem obskuren Geniekult nach dem Motto "Entweder, man hat's oder man hat's nicht".
Und letzteres ist großer Quatsch.
Klar muss man etwas haben, bevor man sich auf ein ernsthaftes Schreiben mit dem Ziel, seine Arbeiten auch zu publizieren und einem breiten Publikum vorzustellen, einläßt.
Zum Beispiel den Wunsch, das zu tun. Zum Beispiel gewisse Ideen (und seien sie noch so vage), bestimmte Bilder, die aus einem herauswollen.
Wie man sie rausbringt - und zwar so, daß sie auch für andere interessant werden -, das ist das Thema unserer SF-Schreibwerkstatt.Klaus N. Frick weist in seiner "SOL"-Serie "Tipps für angehende Autoren" ja immer wieder darauf hin, und bei den Seminaren in der Bundesakademie Wolfenbüttel wird es seit Jahren praktisch umgesetzt:
Das, was Geschichten für andere interessant macht, läßt sich erstens isolieren, zweitens isoliert betrachten und drittens gezielt einsetzen. Dinge wie eine plastische Charakterzeichnung, die Entwicklung eines vorwärtstreibenden Konflikts, eine dynamische Plotarchitektur, das Herausarbeiten eines Themas (einer "Prämisse", wie James N. Frey sagen würde), die Wahl der richtigen Erzählperspektive, das Legen "falscher Spuren", der Einsatz von "Verschränkungen", das Schreiben zündender Dialoge usw. usw. ... können konkret "angegangen" und erlernt werden.Um diese (und noch etliche andere) Punkte wird es bei der SF-Schreibwerkstatt gehen. Und zwar nicht auf der Basis trockener Vorträge (welch letztere es auch geben wird, aber, wie ich hoffe, nicht unbedingt trocken) sondern in der gemeinsamen Arbeit an den zuvor eingereichten Texten - die als Grundlage und "Absprungbasis" dienen sollen.
Die Entwicklung von Kritikfähigkeit den eigenen Texten gegenüber, die Fähigkeit zu einer möglichst offenen Analyse der Dreh- und Angel- und Schwachpunkte einer Geschichte, das Reden darüber - sowohl mit ebenfalls schreibenden Amateuren als auch mit Profis -, das alles gehört zu den fundamentalen Dingen, die nötig sind, wenn man sich daran macht oder zumindest damit liebäugelt, das Schreiben von (SF-)Geschichten etwas ernsthafter anzugehen.Zu diesem Zweck begeben wir uns vier Tage lang in der angenehmen Atmosphäre des Schlosses Retzhof "in Klausur". Man wird (besonders am Abend ;-)) sicher auch über anderes reden als nur über das Schreiben. Aber die Hauptintention ist es, sich vier Tage lang - unbehelligt vom normalen Alltag - so intensiv wie möglich mit dem Entwickeln und dem Verbessern eigener SF-Geschichten zu beschäftigen.
Denn auch das ist eine wichtige Grundbedingung für erfolgreiches Schreiben:
Das konsequente Ausschalten möglichst vieler störender Umwelteinflüsse und die Konzentration auf sein Ding.
Dann klappt's auch mit dem Schreiben ...
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