Eine Lebensentscheidung

 
         
  Angefangen hat es eigentlich schon vor Jahren. Kinder träumen von einem eigenen Haustier, ein Hund wäre das Richtige. Später, als ich verheiratet war, wollte auch mein Mann einen Hund – einen Dackel am liebsten. Meine Gedanken kreisten um einen Schäferhund. Da unsere damalige Wohnung zu klein war, wurde weder ein Dackel noch ein Schäfer angeschafft.

Dann, Anfang der 90er Jahre begann der Gedanke an einen Hund wieder konkreter zu werden. So besuchten wir den einen Züchter und den anderen. Welpen schauten uns treuherzig entgegen. Wir bekamen Ratschläge über Pflege eines Hundes, seiner Umwelt, seiner Erziehung. Ich schaffte mir Bücher an: "Der Welpe", "Züchten, Aufzucht und Haltung eines Hundes", "Expertenrat für den Hundehalter", u. a.

Aber was sollte ich wirklich mit einem Hund anfangen ? Ich hatte doch keine Zeit, war zu beschäftigt, Beruf, Familie, Haushalt, Reitstall, die Zeit rannte nur so davon. Ich nahm wieder Abstand von diesem Gedanken. Ich dachte nicht mehr an den Hund und dessen Erziehung.

So vergingen die Jahre und es kam der Jänner 1996. Eine Freundin ruft mich an, dass sie von einem nicht geplanten Wurf erfahren habe. Es wurden acht Schäfer vergeben. Rüden seien noch zu haben. "Kommt für mich nicht in Frage, ich möchte eine Hündin haben", sagte ich. Am 26.1. sind sie zum anschauen, ich könne es mir noch überlegen, antwortete sie. Dann kam der 26. Jänner, ein Freitag. Ich habe viele verschiedene Hunde angeschaut, so kam es auf diesen Wurf auch nicht mehr an, ich wollte keinen Rüden.

So fuhr ich am 26.1. in den Prater. Die Dunkelheit war schon hereingebrochen, doch in den letzten Tagen hatte es viel geschneit und der Schnee hellte die Nacht etwas auf. Doris wartete schon mit den acht Hundebabies auf mich. Als sie den Kofferraum ihres Autos öffnete, wurde mit schwindelig, vor lauter Wollknäuel – schwarze und graue, langhaarige und kurzhaarige schauten mir entgegen. Einige piepsten, einige wollten heraus. In diesem Durcheinander konnte ich nicht einmal erkennen, dass es acht Welpen waren. D. nahm die vier Rüden, die noch zu haben waren, heraus.

Zu diesem Zeitpunkt wusste ich nicht einmal, wie man eine Hündin von einem Rüden unterscheidet. So stand ich da, wohl ganz regungslos, und ließ alles über mich ergehen, einen Rüden wollte ich ja nicht haben.

Soo, da kam einer direkt auf mich zu. Es war Luke, der schlimmste, sagte man mir. Seine Augen blitzten förmlich. Dann kamen die restlichen drei. Ich erblickte ein schwarzes Wollknäuel und dann sah ich nur mehr ihn. Die anderen sah ich nicht mehr. Ich versuchte trotzdem das Verhalten der Hundebabys während ihres ersten Ausflug im Schnee zu beobachten. Tollpatschig liefen sie hin und her, der „Hundemutti“ nach, Luke schien sich auch noch für andere, wie für mich zu interessieren. Der Schwarze von zuerst schien unbeholfen, eher ängstlich, er war der kleinste und er fiepte auch am meisten. Schrecklich, dachte ich, wenn er immer winseln wird.

Nur einen gesunden, starken, temperamentvollen Hund aussuchen, las ich in einem meiner vielen Bücher. Doch was ich auch alles gelesen und gehört haben mochte, für mich gab es nur mehr dieses schwarze Wollknäuel.

Wir sprachen über dieses und jenes, über diesen und jenen Hund. Nach einer guten halben Stunde kam es endlich heraus. Der kleine Schwarze sollte es sein.

Er wird ein etwas längeres Haarkleid bekommen, wie sein Bruder, vielleicht bleibt er auch nicht der Kleinste,... aber das interessierte mich nicht. Was für ein Fell er bekommen wird, ob er groß oder klein bleibt – war für mich nicht mehr wichtig – denn ich wollte nicht züchten und nicht auf Ausstellungen gehen.

Ich hatte nur einen Gedanken. Da ist das Richtige. Entweder es wird dieser Hund, wie auch immer er ausschauen wird, oder es wird gar keiner.

So einfach war es. Devil war für mich reserviert.

Im Kofferraum schaute einer wie der andere aus, es gab graue und schwarze, ich hätte Devil unter seien Geschwistern nicht erkannt.

Als zwei Tage später eine Freundin anruft und sagt eine graue Schäferhündin ist für mich reserviert, antworte ich, dass ich schon einen Hund habe. Ob Hündin oder Rüde – es musste dieser Hund sein und ob es zum Vor- oder Nachteil sein wird, das wird die Zukunft zeigen.

 
         
  « zurück    

» zur Startseite «