Gesellschaft der Lyrikfreunde
(Repräsentanz Wien)

 

 

Gedichte von Artur Nickel

Mich in ein staubkorn verwandeln

mich in ein staubkorn verwandeln
das in den wellen schaukelt
mich treiben lassen
irgendwohin

mit anderen tagsüber
weichen charme versprühen
bis der mond
ihn wieder wegwischt

zwischendurch staub aufwirbeln
und den fischern
den fang verdunkeln wenn
sie ihre netze auswerfen

und immer wieder
eintauchen in den gleichklang
von kommen und gehen
von ebbe und flut

 


brückenspiele

getriebe rosten
suchen was
keiner weiß
bögen brechen
begraben
wichtigtuerisch

das nichtgefundene
spielen
zündlein an der waage
zeitansage
sticht den takt


Was bleibt

die notiz in der zeitung
ein dürrer bericht
worte verschlossen
bilder
ein kindergesicht
der stumme schrecken
als sich der zug
in bewegung setzt
brennender blick
den wasser nicht löscht
zwei meter tief das ende

wir wollten uns treffen
es bleibt nur der wunsch
sehnsucht
der schatten eines steines



Ziehe weiter

zittre nicht wie espenlaub
sondern richte den blick
nach vorn zurück
dem quellgrund entgegen
wo das ende anfang heißt und
das morgen dem heute
die zukunft weist

dort setze dich nieder und
ruhe dich aus
am klaren sprudelnden wasser
trinke dich satt und
schöpf neuen mut
die schattenberge
hinter dir lassend

dann ziehe weiter
die stufen hinauf
von traumesgewißheit getragen
bis du am ziel
den eckstein erreichst
in frühlingsfarben
geborgen


 

am bahnhof

es ist zeit
den abschied zu nehmen
und aufzubrechen
rastloses warten füllt
nur die bahnhöfe
die brücken zwischen
nicht mehr und
noch nicht
mit ihren türschwellen
zwischen den gleisen
die angst einflößen
und lähmen wollen
auch wen es viele sind
die ihren tribut fordern
ist es zeit
das ende zu setzen
damit endlich
der anfang beginnt



skellig michael

aus der weite des meeres
tief hinter dem horizont
entsteigt den dunstigen fluten
die kathedrale
bis das geschrei der vögel
das boot auf die klippen hin wirft

halt suchend geben die stufen raum
seit alters schon hinauf
in schwindelnde höhem
um dem der da kommt
und stille sucht im tosenden sturm
ein steinernes kissen zu bieten

da triffst du alte bekannte
hineingebrannt in deine seele
auf den lippen das veni creator sunt
folgen sie dir nach oben
den steinkreiszeichen zu lauschen
wie sie ogmios bewahrt

die glocken brüllen mit dem wind
reißen und stoßen daß du verzagst
so steigst du stufe um stufe hinauf
alles hinter dir lassend
bis sich dir schritt für schritt
der stein an der spitze naht

und kehrst du wieder ins boot
bleiben spuren von asche zurück
gelb grün rot und blau die farben
damit sich die erde aus ihr erlhebt
selbst den sternen entgegengeht
wissbegierig andere achtend


© Artur Nickel

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