Vor der Anschaffung

AnschaffungRatten sind kein Spielzeug! Sie sind für kleine Kinder ungeeignet, da sie einen äußerst zerbrechlichen Körperbau haben und deshalb nicht all zu fest angegriffen werden dürfen, sonst könnten sie verletzt werden. Fühlt sich eine Ratte beengt kann sie zubeißen. Ratten haben äußerst scharfe Nagezähne und können schmerzhafte Wunden zufügen. Ratten sind für kleine Menschen ab 10 Jahre mit Unterstützung der Eltern geeignet. Natürlich sind sie auch ein guter Hausgenosse für Erwachsene und auch berufstätige Personen.

 

Folgende Fragen sollte man sich vor der Anschaffung von Ratten stellen:

  • Ratten haben eine durchschnittliche Lebenserwartung von zwei bis drei Jahren, möchte man sich so lange um das Tier kümmern beziehungsweise kann man sich mit dem zeitigen Ableben zurecht finden?
  • Hat man die nötige Zeit um sich täglich mehrere Stunden mit den Ratten zu beschäftigen, damit sie zahm werden?
  • Sind alle Familienmitglieder mit der Anschaffung von Ratten einverstanden?
  • Hat jemand in der Familie Allergien die von Ratten ausgelöst werden können?
  • Wer betreut die neuen Hausgenossen, wenn man in Urlaub fahren möchte oder sich krankheitsbedingt nicht um sie kümmern kann?
  • Ratten brauchen einen großen und sauberen Käfig, sowie täglich frisches Futter und Wasser. Hat man die finanziellen Mittel für die Anschaffung eines geeigneten Rattenheims sowie das artgerechte Futter?
  • Gibt es im Haushalt andere Tiere, die für die Ratten eine Gefahr darstellen können, wie etwa Hunde oder Katzen und im Gegenzug gibt es bereits Haustiere, denen die Ratten gefährlich werden können, wie etwa Vögel, Fische, Mäuse und dergleichen?
  • Ratten sind Nagetiere. Sie vergehen sich an Tischen und Sesseln, lehren den Polstermöbeln das Fürchten, Kabeln zählen mitunter zu ihren „Lieblingsspeisen“. Bücher, Zeitschriften und Tapeten werden binnen Sekunden zerschreddert und dienen als Nistmaterial. Selbst die Werke großer Meister sind vor ihnen nicht sicher! Weder Nietzsche noch Goethe sind ihnen heilig. Zimmerpflanzen werden umgetopft und verspeist. Giftige Zimmerpflanzen müssen unbedingt aus ihrem Wirkungskreis entfernt werden! Nicht jede Ratte nutzt auch beim Auslauf die angebotene Nagertoilette sondern verrichtet ihr Geschäft mit Vorliebe auf dem teuren Perser. Ist man bereit dieses Risiko einzugehen und den rattigen Innenarchitekten in seinen Eigenheiten zu akzeptieren?

Wer immer noch nicht von seinem Vorhaben abzubringen ist, sollte sich nun über die „Bezugsquellen“ Gedanken machen.

Es ist sehr leicht in die nächste Zoofachhandlung zu gehen und dort Ratten zu erwerben, allerdings sind die Tierheime zum Bersten voll mit ungeliebten Haustieren und ungewollten Würfen, die zum Teil aus Unwissenheit, zum Teil aus purer Absicht produziert wurden.
Ein Besuch im Tierheim lohnt sich immer!

Leider sind nicht viele Zoofachhandlungen so kompetent und konsequent und trennen Ratten nach Geschlechtern, so dass man sehr häufig ein trächtiges Weibchen erwirbt und spätestens nach 3 Wochen mehr Ratten als erwartet zu Hause beherbergt. Für den Fall, dass es zu einem Wurf kommt, kann man sich unter „Nachwuchs, was nun?“ näher über die Pflege und Aufzucht der Babys informieren.
Zudem sind die Geschlechterangaben oft nach dem Zufallsprinzip gewählt und entsprechen nicht der Wahrheit. Nicht nur ein Mal kam ein Rattenhalter nach Hause und entdeckte nach einiger Zeit, dass sich da ein Pärchen in seinem Käfig tummelt und voller Enthusiasmus dem nachgeht, was Ratten besonders gut können, nämlich sich vermehren!

Vom Kauf von sogenannten „Futterratten“ ist dringendst abzuraten. Diese Tiere sind sehr oft körperlich und seelisch nicht gesund. Sie werden in Massen gezüchtet, die Elterntiere werden nicht sorgfältig ausgewählt, Vater mit Tochter und Mutter mit Sohn „vergnügen“ sich genauso wie Geschwister untereinander. Somit werden Erbkrankheiten unkontrolliert und verstärkt weitergegeben. Sie leben meistens in sogenannten Makrolenenwannen (Laborkäfige) die nicht an die rattigen Bedürfnisse angepasst sind, sondern zweckdienlich sind. Man kann sie schnell und einfach reinigen und das ist in der Futtertierzucht die Hauptsache. Die Tiere werden weder an den Menschen gewöhnt, noch an ein Leben als Heimtier vorbereitet. Wozu auch? Sie sind als Futtertiere für Reptilien gedacht und als nichts anderes. Zudem kommt für jede Ratte, die man „freikauft“ mindestens eine neue nach. Es ist also ein Fass ohne Boden.

Nebst der Nachfrage im Tierheim lohnt sich auch die Suche in diversen Anzeigenblättern und im Internet. Leider erkennt man aus den Texten nicht, was dahinter steckt, ob es nun wirklich ein ungewollter Wurf war, oder ob es sich um einen (professionellen) Vermehrer handelt. Da sollte man sich vor Ort ein Bild von den Ratten und den Menschen machen.

Sollte man immer noch nicht fündig werden, lohnt sich ein Blick in die Notfallliste des VdRD (Verein der Rattenliebhaber und –halter in Deutschland e.V.). Dort suchen jedes Jahr viele tausend Ratten ein neues Zuhause. Außerdem gibt es noch die Rattenvermittlung des Rattenforums, einer privaten Initiative, die mittlerweile viele tausend Mitglieder zählt.

Für alle Wienerinnen und Wiener bin auch ich gerne eine passende Ansprechperson. Ich selbst vermittle seit über 2 Jahren Ratten in ganz Österreich und habe leider immer Ratten zur Vermittlung bei mir beherbergt. Mehr dazu findet ihr unter „Ratten in Not“.

Woran erkennt man eine gesunde Ratte?:

  • Die Augen sind klar und haben keinen Schleier oder Ausfluss.
  • Um die Augen und die Nase sind keine Verkrustungen, der After der Ratte ist sauber.
  • Die Ratte schnupft oder keucht nicht.
  • Das Fell liegt eng am Körper an, glänzt, ist sauber und man sieht keine Haut durchschimmern.
  • Auf der Haut sind keine Verkrustungen, Wunden oder Schorf.
  • Die Ohren sind sauber und glatt. Sie sind gleichmäßig rund geformt.
  • Die Pfoten sind nicht entzündet und die Ratte kann sich flink bewegen.
  • Der Schwanz ist gerade und komplett.
  • Sie putzt sich ausgiebig.
  • Die Ratte frisst mit gutem Appetit.
  • Sie bewegt sich geschmeidig, flink, munter und furchtlos im Käfig und sitzt nicht apathisch in einer Ecke.
  • Die Ratte ist lebhaft und aufmerksam. Sie zeigt schnelle Reaktionen/Reflexe auf neue Reize.
  • Sie nimmt neugierig Kontakt zu neuen Menschen auf und erkundet ihn gerne.
  • Die Ratte klammert sich kräftig an die angebotene Hand beim Herausheben.

So nun hat man seine Traumnasen gefunden, doch wie transportiert man sie?

Es lohnt sich, gleich von Anfang an eine größere Transportbox zu verwenden, denn Ratten bleiben nicht ewig so klein und sie können der Box schnell entwachsen. Lieber am Anfang etwas mehr investieren, als später eine „Zigarettenschachtel“ zu Hause zu haben, in die eine Ratte beim besten Willen nicht mehr passen würde. Ein Mindestmaß von 20 mal 30 Zentimeter sollte nicht unterschritten werden.

So bitte nicht

Ein Karton (Schuhschachtel oder die Transportschachteln des Zoohändlers) ist nicht zu empfehlen, denn da nagen sich Ratten in Windeseile frei und man muss den neuen Mitbewohner erst einmal wieder zu fasse bekommen, wenn man es den überhaupt früh genug bemerkt!

 

 

 

TransportboxDie Transportbox sollte aus Plastik sein, denn diese sind leicht sauber zu halten, und genügend Luftschlitze besitzen. Von durchsichtigen Boxen möchte ich abraten, da Ratten Fluchttiere sind und in diesen hellen Transportbehältnissen keine Versteckmöglichkeiten haben. Zudem reagiert die Umwelt nicht immer sonderlich positiv auf Ratten. Zuerst wird geguckt und man hat den Eindruck der Gegenüber möchte gleich in die Transportbox kriechen, um dann mit einem gellend lautem Schrei das Weite zu suchen und das komplette Umfeld auf die possierlichen Nager aufmerksam zu machen. Auch die kleinen „Plastikköfferchen“ die zahlreich in Zoofachhandlungen angeboten werden, halten den Rattenzähnen nicht lange stand, zudem bieten sie keinerlei Schutz vor Zugluft, schlechten Wetterverhältnissen oder starken Sonneneinstrahlung. Auch werden andere Vierbeiner schnell auf die Ratten aufmerksam und ein größere Hund kann da schon mal gefährlich nahe kommen.

Am Besten polstert man die Transportbox gut mit Papier (Am Besten Küchenrolle, denn diese ist sehr saugstark, weich und hält warm) aus. Anschließend gibt man noch ein bis zwei Hände voll Einstreu aus dem alten Heim in die Box, damit sie nicht so neu und ungewohnt riecht. Diese Einstreu kann man anschließend auch gleich in das neue Rattenheim geben, so dass es doch etwas Gewohnter riecht.

Zuhause sollte bereits der fertig eingerichtete Käfig bereit stehen. Zum Thema Käfig siehe auch „Käfig vs. Selbstbau“ und „Die Einrichtung“. Nun setzt man die neuen Hausgenossen hinein und lässt ihnen Zeit. Sie müssen nun die neue Umgebung erkunden und sich mit den örtlichen Gegebenheiten vertraut machen. Man sollte sie nun einige Stunden nicht stören, auch wenn die Versuchung und die Freude über die neuen Mitbewohner noch so groß ist.