Hallo! Wien, 25. März 2002

Einige von euch wissen vielleicht noch, dass unsere Blanche am vergangenen Donnerstag nur einen Welpen geworfen (der Zwilling war eine Totgeburt). Leider hatte sie aber viel zu viel Milch, sie bekam einen Milchstau und eine Mastitis. Ich musste sie ab Samstag alle 2 Stunden mit der Hand melken. Für uns beide war das keine schöne Sache, da dies mit großen Schmerzen für sie verbunden war, aber im Moment die einzige Lösung, um ihre Gesundheit zu garantieren.

Also machten wir uns auf die Suche nach kleinen, rosa Rattenbabys, die wir ihr unterjubeln könnten. Ich rief wirklich jeden Vermehrer an, den ich kannte, telefonierte mit Zoohandlungen und Reptilienhalter. Mit jeder Absage schwand meine Hoffnung auf Besserung für meine Maus. Ein Mitarbeiter einer Exotentierhandlung mit dem vielsagenden Namen "Futteroase" meinte allerdings, vielleicht hätte er ein paar Welpen für uns und man könnte uns am Montag morgen Bescheid geben.

Also habe ich das Wochenende "gemolken" was das Zeug hielt.

Am Montag morgen habe ich sofort in dieser Tierhandlung angerufen und mein Vis A Vis teilte mir mit, dass man 10 bis 15 Welpen hätte, die ich haben könnte. Wenn ich sie nach getaner Arbeit zurückbringen würde, dann wären sie sogar umsonst! :( Pustekuchen! Ich erkundigte mich sofort, wann ich sie abholen könnte und man vertröstete mich auf morgen.

Heute bin ich mit Pascal am Vormittag in dieses Geschäft gerast. Leider hatte man auf mich und meine Ratte vergessen und so wurde ein Treffpunkt bei der "Zucht" vereinbart. Zum ausgemachten Zeitpunkt trafen wir dort ein, aber leider erneut umsonst. 20 Minuten standen wir in der Kälte, dann war es mir zu dumm. Zu Hause angekommen die Nummer rausgesucht und noch einmal angerufen. Leider sei der Chef nicht aus dem Laden raus gekommen (sie haben keine Mittagspause), aber ab 14:30 seien meine Babys im Geschäft und ich könnte sie abholen. Ein drittes Mal an diesem Tag die Wärmeflasche gefüllt, ein Handtuch in die Transportbox gelegt und die Mäusetransportbox noch dazu hinein. Dann ging's ein drittes Mal hinaus in die Kälte.

Als ich beim Geschäftslokal angekommen war, teilte man mir schon wieder mit, dass die Welpen noch nicht da sein. Ich wollte kein viertes oder fünftes Mal enttäuscht hin und her fahren und wartete auf den Geschäftsführer mit meiner wertvollen Fracht. Nach endlosen 45 Minuten zwischen Echsen, Schlangen, Spinnen, Krokodilen und sonstigen Getier kam er endlich an. Die Welpen wurden erst heute morgen geboren und die Mutter hatte bis auf zwei bereits alle getötet und gefressen. Ich möchte mir nicht einmal annähernd vorstellen unter welchen Bedingungen die Zuchtratten hausen müssen, um so weit zu gehen und ihre eigenen Nachkommen zu fressen. Die beiden überlebenden Würmchen lagen in einem Joghurtbecher mit etwas Heu eingepackt. Sie waren nicht annähernd gegen die Kälte geschützt und ihre Bewegungen waren bereits sehr eingeschränkt bis kaum wahrnehmbar. Hätten sie nicht noch zaghaft geatmet hätte ich nicht bemerkt ob sie tot oder lebendig waren.

Sie waren auch sehr klein für Rattenwelpen und durch ihre rosa Haut sah man nicht einen Tropfen weißer Milch schimmern. Ich kann nicht sagen, wie lange sie schon von der Mutter getrennt waren, doch es galt keine Minute mehr zu verlieren und sie schnellstens meiner armen Mami unterzujubeln. Eilig packte ich sie in die Mäusetransportbox, legte diese auf die heiße Wärmflasche, deckte sie mit dem Handtuch zu und ab damit in die große Transportbox. Dann lief ich mit Tränen in den Augen, meine wertvolle Fracht an den Körper gepresst durch den eisigen Wind zur U-Bahn. Ich hatte unendlich große Angst, sie könnten mir unter den Händen wegsterben und alles wäre meine Schuld gewesen.

Nach endlosen Minuten zu Hause angekommen stellte ich die Transportbox sofort auf den Heizkörper. Dann montierte ich das Gitterteil des Käfigs ab und lockte Blanche zu mir. Als ich sie endlich in Händen hielt, verfrachtete ich sie kurzerhand in den Gitterteil und nahm meine Babys zu mir. Sie waren immer noch sehr schwach und kühl, man konnte aber ihre Vitalfunktionen schon besser sehen. Zuerst wusch ich das kräftigere Baby mit dem Einstreu des Nestes und legte es zu unserem dreimal so großen, schwarzen Wonneproppen. Dann fasst ich zaghaft Baby Nummer zwei an. Mir stockte der Atem, als ich die Verletzungen an seinem Kopf sah. Etwa ein Drittel der Haut auf einer seiner Gesichtshälften fehlte, sowie das komplette Ohr. Auch dieses wusch ich in der Einstreu und legte es in das Nest. Anschließend setzte ich Blanche dazu, die Schachtel ließ ich noch herunten um gegebenenfalls schnell eingreifen zu können. Ich weiß, eigentlich ist das eine Illusion, doch ich bildete mir ein auch das noch zu schaffen. Blanche schnappte sich sofort ihr Riesenbaby und schleppte es in die zweite Schachtel die von unseren drei anderen Damen (Vivienne, Lady Amalthea und Hekura) belegt wird. Die beiden Neuen beachtete sie nicht. Also Schachtel Nummer zwei heraus und den schwarzen Riesen wieder zu den anderen Beiden. Bloß stellte ich dieses Mal Blanche Schachtel wieder auf das Nest. Prompt watschelte sie hinein und legte sich wie eine Glucke auf ihr Butzi. Die anderen Beiden schien sie gar nicht zu bemerken. Ich ließ sie dann in Frieden, denn auch ich hatte dringend eine Verschnaufpause notwendig.

Nach etwa einer viertel Stunde die unberuhigend ruhig war warf ich erneut einen schüchternen Blick in das Nest und sah voller entzücken, dass die beiden neuen wie zwei Piranhas an Blanches Zitzen hingen und sich um kein Geld der Welt mehr abschütteln ließen.

Anschließend machte ich mich mit Melanie auf den Weg weitere Tierhandlungen abzuklappern und noch 3 weitere Babys zu suchen, da mir der Tierarzt zu insgesamt 6 Welpen geraten hatte. Leider war unsere Suche vergebens.

Als ich um 18:30 zu Hause war, führte mich mein erster Weg zum Baby-Käfig. Ich hob die Schachtel an und ihr müsst mein Strahlen gesehen haben. Die Kleinen hingen wieder (noch immer?) an Blanches Milchbar und ihre Bäuche waren bereits weiß und prall gefüllt. Als Blanche sich von den Kleinen befreite um sich ihren Zentimeter Käsepaste abzuholen protestierten sie lauthals und traten wie wild in die Luft. Lauter kleine Müs-Lee! ;)

Blanche hat die Kleinen wunderbar angenommen und kümmert sich liebevoll um ihr leibliches Wohl. Sie putzt sie wie wild und die Zwergerl scheinen es sichtlich zu genießen!

Ich hoffe sehr, dass der Kleine mit der Wunde über die Runden kommt, leider leckt Blanche die Wundsalbe jedes Mal sofort wieder herunter.

Ich werde euch auf dem Laufenden halten!

Liebe Grüße
Liv

Die beiden sind am 28. März gestorben.

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