Es gibt vieles zu
erzählen. Doch es ist schwer, Erinnerungen nieder zu schreiben.
Scheinbar deckt der Schmerz des Verlustes die Gedanken zu.
Vielmehr stellt
sich die Frage: Was ist passiert, warum… gleichzeitig wissen
wir, dass es darauf nie mehr wieder eine Antwort geben wird.
Jenny war sehr
krank, aber sie hat tapfer gekämpft. Ein schwerer Kampf gegen
Borderline und damit verbunden die grausame Sucht der Drogen.
Die letzten Monate
schien sich alles zum Besten zu wenden, sie war verliebt und
glücklich und hatte so viele Pläne und dann kam das bittere Ende
eines so jungen Lebens.
Jenny wurde am 16.
September 1988 in Wien geboren. Ein Wunschkind und die
Prinzessin ihrer Eltern. Sie wurde von einer großen Familie
verwöhnt und von ihren Eltern über alles geliebt.
Kurz nach ihrem 3.
Geburtstag (im Oktober 1991) kam ihr heiß geliebter Bruder
Andreas zur Welt. Sie verstanden sich gut, bis auf die übliche
Reiberei bei Kindern. Sie war eine große Schwester, die sehr
stolz auf ihren Bruder war.
Doch die Ehe ihrer
Eltern zerbrach.
Jenny zog mit
Mama, Andi und ihren 2 geliebten Katzen Giulio und Jerry in eine
neue Wohnung.
Die Tierliebe
wurde ihr schon in die Wiege gelegt und setzte sich das ganze
Leben lang fort.
Es gab in ihren
Leben Meerschweinchen, Hasen, Batagame, eine Schlange, Katzen
und Hunde. Außerdem rettete sie mit ihrer Mama jedes arme Tier.
Eigentlich hatte sie vor Schlangen Angst. Doch mit Mut nahm sie
das Tier in ihre Hand und damit hatte sie die Angst besiegt.
Das Leben änderte
sich. Aber Jenny lernte viele neue Freunde kennen.
Als Jenny 4 ½ Jahre alt war trat ein Mann in ihr Familienleben.
Hans-Peter ihr Stiefvater. Natürlich rebellierte sie. Doch als
er Jenny und Andi 4 Jahre später, nach gemeinsamen zusammen
Leben, fragte ob er Mami heiraten darf, waren beide
einverstanden.
Jenny war ein
lebhaftes und Kind ohne Angst. Niemals konnte es schnell genug
gehen. Beim Jetski fahren fuhr sie lieber mit Hans-Peter, da
Mama zu langsam war. Und im Wiener Prater gab es kein Gefährt
wovor sie sich fürchtete.
Erfolgreich war
sie in Leichtathletik, beim Laufen war sie schnell wie der
Blitz. Doch nur kurze Zeit.
Jenny war 8 Jahre
alt als ihr ihre Cousine Pia die Welt der Pferde zeigte. Sie
begann zu voltigieren und war damit persönlich und mit ihrem
Verein sehr erfolgreich. Ich glaube ihren Kinnstand hat sie
jedem gezeigt. Den hat sie immer beherrscht.
Als Pia mit diesem Sport aufhörte, ließ auch Jenny davon. Sie
begann danach das Pferd aus einer anderen Sicht zu beherrschen,
sie lernte reiten. Pferdesport liebte sie bis zuletzt und wollte
immer wieder damit beginnen.
Anfang der
Pubertät wurde Jenny schwierig. Wie jeder Jugendliche
rebellierte sie gegen jeden und alles. Und ließ sich von
„falschen“ Freunden beeinflussen. Das Zusammenleben im
Elternhaus wurde schwierig.
Sie konnte und wollte sich nie an Regeln halten. Sie probierte
es mit anderen Wohngelegenheiten, doch es klappte da und dort
nicht. Schule war nicht wichtig.
In dieser Zeit
begann Jenny zu verzweifeln und es zeigten sich erste Zeichen
von Borderline, doch die Krankheit war nicht ausgeprägt. Und
niemand wusste, dass es diese Krankheit war. Erst 2008 wurde die
Krankheit diagnostiziert.
Eine
grausame Krankheit … Warum?
Ein großer Schock
in Jennys leben führte eine Wende herbei. Ihre Mutter erkrankte
an Krebs. Ihre Mama überlebte. Doch die Angst um ihre geliebte
Mama und die eigene Angst an Krebs zu erkranken saß seither tief
in ihr.
Sie schloss die Schule ab und erlernte den Beruf der
zahnärztlichen Ordinationshilfe. Ihre Mama und Familie waren
unheimlich stolz auf sie. Sie sah einfach toll aus in der weißen
Arbeitskleidung.
Dieser Beruf bedeutete ihr alles. Mit Leidenschaft assistierte
sie bei Operationen. Durch ihre soziale Ader kümmerte sie sich
gerne um ängstliche Patienten und besonders Kinder.
Kinder liebte sie
sehr. Gerne wollte sie ein eigenes Kind. Gleichzeitig hatte sie
Angst, durch Borderline beeinträchtigt, einem Kind kein gutes zu
Hause bieten zu können.
Sie half jedem der
Hilfe brauchte und war stets und jederzeit für andere da. Waren
Freunde in Bedrängnis, sie konnten sicher auf Jenny zählen. Hier
wurde der Bengel zum Engel.
Zum 16. Geburtstag
bekam sie von ihrer Familie ein Moped. Jenny machte den Moped
Führerschein. Sie war unheimlich glücklich und stolz auf ihren
Roller. Nun war sie mobil unterwegs. Sie fuhr in den nächsten 2
Jahren tausende Kilometer damit.
Nach ihrem 17.
Geburtstag bezog sie ihre eigene Wohnung. Und konnte nun endlich
tun und lassen was sie wollte.
Im Jahr 2006 starb
ein lieber Freund namens Rene. Diesen Verlust hatte sie bis
zuletzt nicht verkraftet. Obwohl sie gegen Drogen wetterte,
begann sie selber ihren Schmerz zu betäuben. Hie und da Drogen
führten sie in eine Scheinwelt ohne Schmerz und Angst. Selbst
vernünftig genug hörte sie damit auf.
Ihre größte Liebe
in diesem Leben zog bei ihr ein. Coco, ein golden Red River –
ihr Baby. Und bald darauf Kater Rambo.
Sie schaffte die
Abschiedsprüfung für ihren Beruf nicht. 3 Jahre hatte sie
gelernt und dann die mündliche Prüfung verhaut. Die Nervosität
war einfach zu groß. Sie verlor ihren Job.
Und dann brach die
Welt über ihr zusammen. Am 10. September 2008 starb ihre
geliebte Katzenoma.
Ihre Krankheit
machte ihr immer schwerer zu schaffen. Jenny zog in Oma´s große
Wohnung. Sie fühle sich wohl und geborgen, scheinbar sollte
alles besser werden.
Sie bekam
Familienzuwachs. Bacardi, ein schwarzer Labradormischling wurde
von Jenny adoptiert. Ihre Familie war für sie perfekt, einen
geliebten Freund, Katze und 2 Hunde die sie immer wollte.
Das Jahr 2009 war
ein einziger Kampf. Jenny saß 4 ½ Monate in Haft. Sucht- und
finanzielle Probleme hatten sie zum verkaufen gezwungen. Ihre
psychischen Probleme wurden bei der Verhandlung erkannt und so
bekam sie eine Bewährungsstrafe.
Sie wollte alles,
wirklich alles, an ihrem Leben ändern. Kurz nach ihrer
Entlassung trat sie eine Therapie an. Nach 3 Wochen meinte sie,
so gut zu sein, in dieser Welt bestehen zu können.
Obwohl ihre Mama
und Familie immer für sie da waren und ihr Nachbar und Freund
Gerhard sich ständig um sie kümmerte war es sehr schwer den Weg
in diese freie Welt zurück zu finden.
Die schweren
Medikamente machten ihr dazu schwer zu schaffen. Im Oktober
hatte sie ein komplettes Nierenversagen. Nur knapp entging sie
dem Tod. Nach diesem Krankenhausaufenthalt erholte sie sich nur
langsam. Schmerzen machten ihr Leben unerträglich.
Anfang Dezember konnte sie dieses Leben nicht mehr bewältigen
und wollte es nicht mehr.
So setzte sie diesem am 10.12. ein Ende. Doch es sollte nicht
sein.
Jenny hatte riesiges Glück und wachte nach 17 Tagen Koma auf.
Ihre ersten Worte Anfang Januar: Mama sei nicht traurig mir geht
es gut. Ich bin froh bei euch zu sein.
Jetzt ist Schluss mit dem Ganzen. Ich schaffe es und werde
lernen mit meiner Krankheit umzugehen.
Zu diesem Zeitpunkt standen ihr die komplette Familie und viele
Freunde zur Seite.
Sie war stark und mutig. Alles musste sie neu lernen. Etwas zu
halten, sitzen, gehen, schreiben. Sie hatte einen eisernen
Willen und war schneller fit als erwartet.
Seither war es
eine wunderschöne Zeit. Das Zusammenleben bei Mama, Hans-Peter
und Andi war richtig schön.
Freunde halfen, besonders Nachbar Gerhard, ihr väterlicher
Freund, war jederzeit für sie in der Nähe.
Und dann kam die
Liebe. Roman zeigte ihr, dass er sie liebte wie sie war. Damit
war sie nach langer Zeit wieder richtig glücklich. Und endlich
drehten sich ihre Gedanken um eine bessere Zukunft. Jetzt wusste
sie endgültig wofür sie kämpfte. Doch das Glück sollte nur von
kurzer Dauer sein. Durch eine Medikamenten-Umstellung und eine
schwere Verkühlung hatte sie schmerzen. Sie wollte Hilfe und
wurde an eine falsche Stelle geleitet zu falschen Helfern. Es
wurde ihr ein gefährlicher Stoff verabreicht.
Im Schlaf erlitt
sie ein Kreislauf-Herzversagen und durfte nicht mehr aufwachen.
Sie sagte ja zum
Leben, doch es war ihr nicht vergönnt weiter zu kämpfen …
Liebe Jenny, du
fehlst mir unendlich, ich vermisse dich, ich vermisse dein
lachen, deine Liebe.
WIR haben verloren
…
Du bleibst für
immer und ewig unvergessen in unseren Herzen.
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