Spielbesprechung von Györög Kurt
Carcassonne - Die Jäger und Sammler
02.01.2003

von Klaus-Jürgen Wrede
Hans im Glück
für 2 - 5 Spieler
ab 8 Jahren

„Bereits tausende Jahre bevor die Gegend um die heutige Stadt CARCASSONNE mit ihrer mächtigen Burg entstand, war dieses Gebiet besiedelt. Die Menschen jagten wilde Tiere, sammelten Beeren und fingen Fische, um ihr tägliches Überleben zu sichern. Noch heute belegen fantastische Höhlenmalereien und urzeitliche Funde das Leben von damals.“

Carcassonne - Die Jäger und Sammler: Vertraut und doch neu, und mindestens so raffiniert wie Carcassonne - das Original ... !!!

Spielmaterial:
Es gibt 79 Landschaftskärtchen mit Wald- und Flussteilen, Kreuzungen und Wiesen, oder Seen.
Für jeden Spieler gibt es 6 Gefolgsleute, die man als Sammler, Fischer oder Jäger verwenden kann. (Je nachdem, wo diese eingesetzt werden). Die Hütten können als Fischerhütten in einem Fluss oder See eingesetzt werden.
Und dann gibt es noch eine Spielanleitung und eine "Punktetafel", auf der der Spielstand angezeigt wird, sowie 12 Bonuskärtchen, 5 Wertungskarten und 10 grüne Holzscheiben für die Abrechnung.

Spielziel:
Die Spieler versuchen durch günstiges Anlegen von Landschaftskärtchen und geschicktes Setzen von Gefolgsleuten und Hütten Punkte zu erzielen.

Spielablauf:
Zuerst wird das Startkärtchen (mit Vulkan) auf den Tisch ausgelegt. (Dieses erkennt man an der dunklen Rückseite)
Die restlichen Landschaftskärtchen werden gemischt und als verdeckte Nachziehstapel auf den Tisch bereitgelegt. Ebenso werden die 12 Bonusplättchen gemischt, und bilden einen eigenen Stapel.
Je ein Gefolgsmann wird auf das Feld "0" der Punktetafel gestellt.
Der jüngste Spieler beginnt und führt folgende Aktionen aus:
1. Er MUSS ein Landschaftskärtchen (keine Bonuskarte) ziehen und "gültig" anlegen.
D.h. die Karte muss an eine bereits liegende Karte Seite an Seite angelegt werden. Dabei ist darauf zu achten, das Wald- oder Flussteile korrekt weitergebaut werden.
2. Er KANN einen Gefolgsmann oder eine Hütte setzen.
Dieser bzw. diese muss aus dem Vorrat genommen werden, und darf nur auf dem soeben gelegten Landschaftskärtchen eingesetzt werden. (Auf dem Fluss gilt er als Fischer, im Wald als Sammler, oder in der Wiese als Jäger. Eine Hütte kann auf einem Fluss oder See als Fischerhütte eingesetzt werden.)
Dabei ist zu beachten, dass auf dem Fluss bzw. im Wald oder auf der Wiese noch kein anderer Gefolgsmann vorhanden sein darf.
Das gleiche gilt auch bei den Hütten, wobei sich jedoch Hütten und Gefolgsleute gegeneinander nicht behindern. D.h. eine Hütte kann auch auf einen Fluss gesetzt werden, auf dem schon ein eigener oder fremder Fischer vorhanden ist.
3. Fertige Flüsse oder Wälder müssen jetzt gewertet werden.
Wenn ein Fluss an beiden Seiten abgeschlossen ist (durch eine See oder eine Quelle), dann ist dieser fertig und wird gewertet. Die Anzahl der Punkte ist gleich der Anzahl der beteiligten Landschaftskärtchen, zu denen noch etwaige Fische in begrenzenden Seen dazugezählt werden. Ein Wald ist abgeschlossen, wenn er rundum von Wiesen umgeben ist und keine Lücken aufweist. Für jedes Waldstück gibt es 2 Punkte.
Die Punkte erhält jener Spieler, der die meisten Gefolgsleute auf dem Fluss bzw. im Wald hat. Bei Gleichstand erhalten alle Spieler die vollen Punkte.
Wenn ein Wald fertiggestellt und abgerechnet wurde, wird noch kontrolliert, ob es in diesem Wald Goldklumpen gibt. Ist dies der Fall, so erhält der Spieler, der den Wald abgeschlossen hat (das muss nicht unbedingt der Spieler sein, der auch die Punkte erhalten hat), 1 Karte von Bonusstapel - und darf bzw. muss diese auch sofort anlegen. Wird jetzt nochmals ein Wald mit Goldklumpen fertiggestellt, so erhält der Spieler keine weitere Bonuskarte.

Auf der Punktetafel wird der Gefolgsmann des Spielers um die erreichte Punktezahl weitergezogen. Vom jeweiligen Stand sollte man sich nicht unbedingt "beeindrucken" lassen, da es am Ende des Spieles noch eine Schlusswertung gibt, die noch alles "auf den Kopf" stellen kann.

Nach der Wertung kehren die beteiligten Gefolgsleute der fertigen Flüsse oder des Waldes wieder zu den Spielern zurück, und können ab der nächsten Runde wieder eingesetzt werden. Jäger und Fischerhütten bleiben bis zur Schlusswertung auf ihren Wiesen bzw. Flüssen oder Seen stehen.

Spielende:
Wenn das letzte Landschaftskärtchen angelegt wurde, kommt es zur Schlusswertung (nicht fertige Flüsse und Wälder werden nicht gewertet !!!):

Fischerhütten bringen je einen Punkt für jeden Fisch, den es im „Flusssystem“ gibt.
Jäger erhalten für jedes Wild, jedes Mammut bzw. für jeden Auerochsen auf der Wiese 2 Punkte.
Hierbei ist aber zu beachten, das jeder Säbelzahntiger auf der Wiese ein Wild „vertreibt“, und somit aus der Wertung nimmt. (Die grünen Holzscheiben dienen hier als Abrechnungshilfe. Mit ihnen werden die, vom Säbelzahntiger "gefressenen" Wildtiere abgedeckt.)
Der Tiger hat jedoch keine Auswirkung auf Mammuts bzw. Auerochsen.

Auch ist bei der Schlusswertung spezielles Augenmerk auf die Bonuskarten zu richten. Diese habe nämlich folgende Bedeutung:
* Das Feuer verjagt alle Tiger in dieser Wiese. Es wird das gesamte Wild gezählt.
* Jede Pilzgruppe in einem fertigen Wald bringt 2 zusätzliche Punkte.
* Jeder Auerochse bringt wie jedes Mammut auch 2 Punkte für den Jäger.
* Der Spieler, der auf der Kultstätte einen Jäger hat, bekommt alleine die gesamte Punkteanzahl für diese Wiese, ungeachtet wer die Mehrheit an Jägern in dieser Wiese hat.

Der Spieler mit den meisten Punkten gewinnt.

Fazit:
Wälder statt Städte, Flüsse statt Straßen, Seen statt Kloster ...
Sammler statt Ritter, Fischer statt Wegelagerer, Jäger statt Bauern, Fischerhütten statt Klöster bzw. Mönchen ...

ABER ...

Vertraut und doch neu, und mindestens so raffiniert wie „das Original“ !!!

Mit diesem kurzen Vergleich, und mit diesem kurzen Satz ist eigentlich alles beschreiben und auch schon fast alles gesagt ...

Vieles, aber nicht ganz alles kennen wir schon aus „dem Original“, und auch für die „Jäger und Sammler“ gilt:

Carcassonne - Die Jäger und Sammler ist ein taktisches Legespiel, das man schnell und einfach erklären kann. Am einfachsten, indem man eine Proberunde spielt. Die Spielanleitung selbst ist kurz und bündig gehalten, mit Beispielen versehen und lässt keine Fragen offen.
Die grafische Aufbereitung ist sehr schön gelungen. Neben einem spannenden Spiel kann man auch noch zusehen, wie eine wunderschöne Landschaft mit Flüssen, Wäldern, Wiesen und Flusssystemen entsteht.

Obwohl durch das verdeckte Ziehen der Landschaftskärtchen das Glück in diesem Spiel eine größere Rolle spielt, ist dieses Glückselement leicht durch die vielen Anlegemöglichkeiten taktisch auszugleichen.
Carcassonne ist ein einzigartiges Spiel, das durch seine Einfachheit und gleichzeitig Vielfältigkeit die Spieler schnell in seinen Bann zieht. Jedes Spiel entwickelt sich anders, und jedes Mal ist es interessant zu sehen welche Landschaften sich entwickeln.

Und positiv ist auch hier zu erwähnen, das Carcassonne sehr gut zu zweit spielbar ist, aber auch mit mehr Spielern seinen Spielreiz nicht verliert. Und durch seine Spieldauer von ca. 30 bis 45 Minuten immer wieder zu einer weiteren Partie bzw. Revanche einlädt.

Und wie Carcassonne - „das Original“ eignen sich auch die „Jäger und Sammler“ auf alle Fälle auch schon für Kinder ab 8 Jahren ...

Soweit kennen wir das „Ganze“ auch aus dem Original, aber welches Spiel ist nun besser:

„Die Jäger und Sammler“ spielen sich meiner Meinung nach schneller:
Der Grund dafür ist sich auch die Idee mit den Bonuskarten für fertige Wälder mit Goldklumpen. Aber auch die Fische, die für einen fertigen Fluss zählen, tragen ihren Teil dazu bei, das es nicht zum Bau von Wälder und Flüssen kommt. Vielmehr entstehen durch diese „Punktezugabe“, wenn möglich Wäldchen und Flüsschen ...
Es wird einfach öfter gewertet, und das Spiel kommt einem zügiger und flüssiger vor ...

Auch kommen mir die „Jäger und Sammler“ gerechter vor:
Es gibt keine Kloster mehr, die oft „glücklichen“ Spieler viele Punkte bescheren. Hier gibt es Fischerhütten für Flusssysteme, mit denen kräftig gepunktet werden kann, und bei denen man sich nicht unbedingt auf das „glückliche Händchen“ beim Ziehen verlassen muss ...

Alles in allem kommen mir die „Jäger und Sammler“ einfach irgendwie „ausgereifter“ vor ...

Aber ansonsten spielt sich „das Original“ nicht viel anders ...
... und doch machen diese „Kleinigkeiten“ wiederum einen großen Unterschied aus:

Vertraut und doch neu, und mindestens so raffiniert wie „das Original“ !!!

Einziger kleiner Kritikpunkt meinerseits ist das „Innenleben“ der Spielschachtel. Dieses wurde etwas unglücklich gewählt, und man muss die Teile sorgfältig einschlichten, wenn man alle unterbringen will.

Alles in allem ist Carcassonne („das Original“ oder „die Jäger und Sammler“) ein Spitzenspiel für die ganze Familie, das bei uns in der einen oder anderen Form immer wieder auf den Tisch kommt und sehr, sehr gerne gespielt wird - von groß und klein gleichermaßen.

Wer noch keines von beiden besitzt, dem würde ich empfehlen, „die Jäger und Sammler“ zu kaufen - für Sammler und Liebhaber von Legespielen jedoch ist das „neue Carcassonne“ sowieso ein MUSS !!!

Vielen Dank an HANS IM GLÜCK für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars

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