Spielbesprechung von Györög Kurt
Fjorde
23.05.2005

von Franz-Benno Delonge
Hans im Glück
für 2 Spieler
ab 8 Jahren

„Zu zweit begeben sich die Spieler in die zerklüftete Landschaft der Fjorde. Eingezwängt zwischen Meer und Berg liegt das Ackerland, ebenso knapp wie begehrt. So versuchen beide Spieler, das Land zu erschließen, und sich dabei die wichtigsten Plätze für ihre Höfe zu sichern.
Von den Höfen aus werden die Felder bestellt, wobei auch hier jeder versucht, seinem Konkurrenten zuvorzukommen.
Denn wer das meiste Land sein Eigen nennen kann, der gewinnt.“


Taktische Besiedelung eines unbekannten Landes …

Spielmaterial:
40 Landschaftsplättchen (davon 3 Startplättchen), je 4 Höfe und 20 Felder (in den Farben beige und dunkelbraun) und 1 Spielanleitung.

Spielziel:
Nach 3 gespielten Runden die meisten Punkte erzielt zu haben.

Spielablauf:
Jeder Spieler nimmt sich seine 4 Höfe und 20 Felder einer Farbe, und legt diese vor sich auf den Tisch.
Die 3 Startplättchen werden herausgesucht (dunkle Rückseite) und in der Tischmitte als Startauslage zusammengelegt.
Die restlichen Landschaftsplättchen werden verdeckt gut gemischt und als Nachziehstapel bereit gelegt.

Das Spiel geht über 3 Runden, wobei jede Runde in 2 Abschnitte unterteilt ist:
1. Entdeckung und
2. Landnahme.

1. Abschnitt: Entdeckung:
Wer an der Reihe ist, muss zwei Aktionen ausführen:
1. der Spieler muss ein Landschaftsplättchen ziehen und (wenn möglich) passend anlegen. Dabei ist folgendes zu beachten:
  • Die Landschaftsplättchen zeigen Ackerland (grün), Berge (grau) und das Meer (blau). Sie müssen immer genau aneinanderpassen.
  • Jedes neue Plättchen muss mindestens an 2 Seiten an bereits liegende Plättchen angelegt werden.
  • Es darf immer nur eine zusammenhängende Landmasse geben. Zu keinem Zeitpunkt darf es ein weiteres Land geben, dass durch ein Meer von der restlichen Landmasse getrennt ist.
Ist ein Anlegen nach diesen Regeln nicht möglich, wird das Plättchen offen zur Seite gelegt und bildet eine offene Auslage. Danach wird solange ein Ersatzplättchen gezogen, bis gültig angelegt werden kann.
Anstatt ein verdecktes Plättchen zu ziehen, kann sich der Spieler auch dazu entscheiden, ein Plättchen aus der offenen Auslage zu nehmen und anzulegen.
2. der Spieler darf einen Hof setzen, und zwar auf das Ackerland das soeben angelegt Plättchen.
Es gibt unter den Landschaftsplättchen 1 Plättchen, welches nur Bergland zeigt - hier kann kein Hof eingesetzt werden.

Wenn das letzte verdeckte Plättchen vom Nachziehstapel gezogen und an- bzw. abgelegt wurde, beginnt der …
2. Abschnitt: Landnahme:
Alle Plättchen der offenen Auslage sind nun aus dem Spiel und können - auch wenn sie noch passen würden - nicht mehr angelegt werden.
Musste das letzte Plättchen in die offene Auslage gelegt werden, so ist der aktive Spieler selbst der Startspieler der Landnahme. Konnte er jedoch das letzte Plättchen gültig an die restliche Landschaft anlegen, so beginnt sein Mitspieler.

Wer an der Reihe ist, darf ein Feld aus seinem Vorrat benachbart an einen seiner Höfe bzw. benachbart an ein eigenes, bereits gelegtes Feld auf ein freies Ackerland legen. Zwei Ackerfelder - die durch einen Berg getrennt sind - gelten nicht als benachbart.
Sobald ein Spieler keine Anlegemöglichkeit mehr hat, darf sein Mitspieler noch alle seine möglichen Felder auslegen.

Damit ist dann die Landnahme beendet und es kommt zur
Wertung:
Sieger der Runde ist, wer mehr Felder auslegen konnte. Für beide wird die Anzahl der Felder als Siegpunkte aufgeschrieben.
Danach beginnt der Verlierer dieser Runde mit der neuen Runde.

Spielende:
Das Spiel endet nach der Wertung der 3. Runde. Die Siegpunkte der einzelnen Runden werden addiert - es gewinnt der Spieler, der die meisten Siegpunkte erzielen konnte.
Bei Unentschieden gibt es keinen Sieger.

Fazit:
Fjorde ist ein interessantes und spannendes Lege- und Positionsspiel für 2 Personen. Es erinnert im ersten Moment etwas an Carcassonne, da auch hier Landschaften gültig aneinander gelegt werden müssen und Spielsteine (Höfe) nur auf das soeben gelegt Plättchen gesetzt werden dürfen. Aber dann hat es sich auch schon mit den Gemeinsamkeiten.

Das Spiel selbst ist dann ganz anders - und man sollte schon etwas an Geduld und Ruhe mitbringen. Grund dafür ist, dass es in diesem Spiel sehr viel zu tüfteln und unter Umständen auch zu rechnen bzw. berechnen gibt. Welches ist die günstigste Position für einen meiner Höfe? Wann soll ich setzen bzw. wie lange soll ich Höfe noch zurückhalten? In welche Richtung wird sich die Landschaft entwickeln? Kann ich eventuell einen ganzen Teil für mich alleine abgrenzen?
Aber auch beim Einsatz der Felder muss man sehr vorsichtig und bedacht sein. Wo kann ich Ackerland für mich reservieren und so abgrenzen, dass mein Konkurrent dort nicht mehr hin kommt? Welches Land ist bereits sicher und wo kann ich am meisten Ackerland für mich in Anspruch nehmen?
Im ganzen Spielverlauf sollte man auf alle Fälle darauf achten, dass man nie die Übersicht über das ganze Spielgeschehen verliert.

Dann aber wird das Spiel mit jeder Runde interessanter und kniffeliger - und auch taktischer, und man versucht immer mehr schon auch beim Entdecken eine gute bzw. immer bessere Grundlage für seine Felder zu schaffen. Und da dies natürlich auch für den Mitspieler gilt, kann es schon mal zu kleineren Wartezeiten und Nachdenkphasen kommen.
Bei uns haben sich diese aber immer sehr in Grenzen gehalten - und waren keineswegs störend, da man sich während dessen doch auch schon Gedanken über seinen nächsten Zug machen kann.

Die Spielanleitung ist auf 4 kleinen Seiten (ca. A5) untergebracht, sehr ausführlich gehalten und gut strukturiert. Bilder bzw. Beispiele sind ebenfalls vorhanden und erleichtern das Verständnis. Bei uns sind keine Fragen offen geblieben.
Auch ist der Ablauf sehr stimmig und einfach, passt zum Thema - und kann auch ganz leicht und schnell an Neulinge weitergegeben werden. Am schnellsten, wenn man überhaupt gleich mit einer kleinen Proberunde startet.

Das Spielmaterial besteht aus kleinen, aber trotzdem handlichen Sechseck-Plättchen und hölzernen Hof- und Feldsteinen. Die Grafiken auf den Plättchen sind schön ausgefallen, und bilden nach dem Auslegen eine ansehnliche Landschaft, die aufgrund der guten Farbgebung auch schön übersichtlich bleibt.
Das ganze ist zwar in einer kleinen - aber trotzdem viel zu großen - Schachtel untergebracht. An und für sich würde ½ des Platzes ausreichen.

Wer Legespiele - aber auch Spiele die etwas zum Nachdenken und Tüfteln anregen sollen - mag, der kann und wird sicherlich auch viel Freude an diesem Spiel haben. Uns jedenfalls hat es sehr gut gefallen - nicht zu letzt auch wegen seiner angenehmen Spieldauer von knappen 30 Minuten. Und die kann man aber jederzeit durch Ändern der Spielrundenanzahl, oder aber auch durch eine Revanche beliebig nach seinen Wünschen anpassen …

Vielen Dank an HANS IM GLÜCK für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars

"Fjorde" bei spielenet.de