Spielbesprechung von Györög Kurt
Die Siedler von Catan -
Deutschland Edition

30.04.2009

von Klaus Teuber
Kosmos
für 3 – 4 Spieler
ab 10 Jahren

„Deutschland im ausgehenden Mittelalter. Die Städte wachsen und gedeihen. Emsig wird gebaut, prächtige Kirchen und Rathäuser entstehen und Sie stehen im Mittelpunkt des Geschehens!
Die Deutschlandkarte ist aus fünf verschiedenen Landschaften zusammengesetzt. In den Landschaften werden die Rohstoffe Holz, wolle, Lehm, Erz und Getreide gewonnen, die Sie und Ihre Mitspieler in Form von Karten auf der Hand halten.
Die Rohstoffe benötigen Sie, um Straßen zu bauen und in den Städten Wahrzeichen und Rathäuser zu errichten.
Und wie kommen Sie zu Rohstoffen? Ganz einfach: In jeder Runde wird ermittelt, welche Landschaften Erträge abwerfen. Das geschieht mit 2 Würfeln – und deshalb besitzt jede Landschaft eine Ertragszahl. Wird also eine „3“ gewürfelt, werfen alle Landschaften mit einer „3“ Erträge ab.
Um in den Genuss eines Ertrages zu kommen, müssen Sie ein Rathaus an der Landschaft mit der gewürfelten Zahl besitzen.
Zu Beginn des Spieles besitzen Sie schon 3 Rathäuser – also werden die Erträge sprießen. Und wenn mal nicht, auch nicht schlimm. Schließlich dürfen Sie mit Ihren Mitspielern nach Herzenslust handeln und Rohstoffe tauschen.
Jedes Rathaus, das Sie bauen, zählt 1 Siegpunkt. 3 Siegpunkte besitzen Sie also schon zu Spielbeginn. Wenn es Ihnen gelingt, im Spiel zu dritt als Erster 12 und im Spiel zu viert als Erster 10 Siegpunkte zu erreichen, haben Sie gewonnen.“


Die Siedler von Catan – einmal etwas anders …

Spielmaterial:
1 Spielplan, 120 Karten (90 Rohstoffkarten [Holz, Lehm, Getreide, Wolle und Erz], 26 Entwicklungs- und 4 Baukostenkarten [Rückseite mit Startaufstellung]), 2 Kartenhalter, 141 Figuren (80 Straßen und 48 Ratshäuser in 4 Farben, 12 Wahrzeichen und 1 Figur Götz von Berlichingen), 2 Würfel, 1 Almanach und 1 Spielanleitung.

Spielziel:
Als erster Spieler 10 bzw. 12 oder mehr Siegpunkte zu erzielen.

Spielablauf:
Der Spielplan kommt in die Tischmitte. Er zeigt Deutschland mit vorgegebenen Straßen, Kreuzungen und Landschaften (inklusive Ertragszahl), sowie fix vorgegeben die Plätze für die Ratshäuser und Wahrzeichen.

Die Spielkarten werden nach Rohstoff-, Entwicklungs- und Baukostenkarten sortiert.
Die Rohstoffkarten kommen offen in die Fächer der Kartenhalter – die Entwicklungskarten werden gut gemischt und verdeckt – ebenfalls in ein Fach eines Kartenhalters – gelegt.
Die Baukostenkarten werden mit der Baukostenansicht nach oben gemischt und je eine an jeden Spieler ausgeteilt. Auf der Rückseite ist – für die ersten Spiele – eine Startaufstellung für den jeweiligen Spieler vorgegeben, sowie die Start-Rohstoffe, die der Spieler erhält.
In weiteren Spielen können die Plätze für die Start-Rathäuser frei gewählt werden.

Dazu wird ein Startspieler „erwürfelt“, der als Erster ein Rathaus auf einen beliebigen freien Platz stellen darf. Die anderen Spieler folgen im Uhrzeigersinn, bis jeder ein Rathaus auf dem Spielplan stehen hat. Wer als Letzter sein erstes Rathaus platziert, ist sofort nochmals an der Reihe und stellt sein zweites Rathaus auf ein beliebiges, noch freies Feld am Spielplan. Nun Folgen die Mitspieler entgegen dem Uhrzeigersinn. Wer als Letzter sein zweites Rathaus aufstellt, darf sofort sein drittes Rathaus platzieren und die Mitspieler folgen wieder im Uhrzeigersinn.

Jeder Spieler erhält außerdem seine 12 Rathäuser und 20 Straßen – die ersten 3 Rathäuser kommen sofort auf die Startplätze am Spielplan.

Am äußeren Rand des Spielplans sind Plätze mit den jeweiligen Grundrissen der 12 Wahrzeichen abgebildet. Dorthin kommt das jeweilige Wahrzeichen, bis es ins Spiel kommt.
Die Figur Götz von Berlichingen kommt auf das Gebirgsfeld mit der „12“ östlich von Nürnberg am Spielplan und die Würfel werden bereitgelegt.

Wer nun an der Reihe ist, führt folgende Aktionen – in der angegebenen Reihenfolge – durch:
1. Ertragsphase:
Der Spieler würfelt mit beiden Würfeln – die Summe beider Würfel gibt an, welche Landschaften Rohstofferträge bringen. Jeder Spieler erhält für jedes Rathaus an einer betroffenen Landschaft einen entsprechenden Rohstoff in Form einer entsprechenden Rohstoffkarte auf die Hand.

2. Handels- und Bauphase:
2a. Handeln:
Der Spieler, der an der Reihe ist, kann mit allen Spielern Rohstoffe in jedem beliebigen Verhältnis tauschen. Er kann aber auch Karten im Verhältnis 3:1 mit jeder Rohstoffkarte aus dem allgemeinen Vorrat tauschen.
Spielt er zuvor die Entwicklungskarte „Fortschritt Handel“ aus, darf der Spieler sogar einen ganzen Zug lang Karten im Verhältnis 2:1 tauschen.

2b. Bauen:
Ausgehend von seinen 3 Start-Rathäusern kann der Spieler in seinem Zug folgende Gebäude errichten:
  • Straße bauen: die Baukosten betragen 1x Holz und 1x Lehm.
    Eine Straße wird auf einem freien Weg zwischen 2 Kreuzungen gebaut und muss an ein eigenes Rathaus oder an eine eigene Straße angrenzen. Auf jedem Weg kann immer nur eine Straße gebaut werden. An freien Kreuzungen können Straßen jederzeit verlängert werden, an Kreuzungen mit einem Stadtfeld bzw. Wahrzeichen, muss zuvor das entsprechende Gebäude errichtet werden. Wahrzeichen sind neutral, an ihnen kann jeder Spieler eine Straße anbauen.
  • Rathaus bauen: die Baukosten betragen 1x Holz, 1x Lehm, 1x Getreide und 1x Wolle.
    Ein Rathaus kann nur an einem freien Stadtfeld errichtet werden, wenn dort eine eigene Straße angrenzt. Jedes Rathaus zählt 1 Siegpunkt.
  • Wahrzeichen errichten: die Baukosten betragen 2x Erz und 1x Getreide.
    Ein Wahrzeichen kann nur an einem freien Wahrzeichenfeld errichtet werden, wenn dort eine eigene Straße angrenzt. Ein Wahrzeichen ist ein neutrales Gebäude, bringt dem Spieler aber 1 Siegpunkt. Als Zeichen dafür stellt der Spieler das Wahrzeichen auf den Spielplan und 1 Rathaus auf den freigewordenen Platz am Spielplanrand. Außerdem erhält der Spieler für das Bauen noch die – am freigewordenen Platz angegebene – Belohung. Dies kann der Bau einer kostenlosen Straße sein, 2 kostenlose Entwicklungskarten oder aber auch kostenlose Rohstoffkarten.
  • Entwicklungskarte kaufen: die Kosten betragen 1x Wolle, 1x Erz und 1x Getreide.
    Der Spieler erhält dafür die oberste der verdeckten Entwicklungskarten und nimmt diese auf die Hand. Diese darf er aber erst aber seinem nächsten Zug einsetzen – und dann auch nur immer 1 Entwicklungskarte pro Zug.
    Folgende Entwicklungskarte gibt es:
    • Landsknechtkarten: wer eine dieser Karten ausspielt, muss die Figur Götz von Berlichingen auf ein anderes Landschaftsfeld versetzen. Die Figur blockiert den Ertrag dieser Landschaft, d.h. es gibt keine Erträge, wenn die Zahl dieser Landschaft gewürfelt wird.
      Außerdem darf der Spieler bei einem Spieler, der ein Rathaus an dieser Landschaft gebaut hat, eine Rohstoffkarte aus der Hand ziehen. Ausgespielte Landsknechtkarten bleiben offen vor dem Spieler liegen.
    • Fortschrittskarten: wer eine Karte Straßenbau ausspielt, darf kostenlos 2 Straßen bauen, für eine Karte Bankwesen darf der Spieler sich kostenlos 2 beliebige Rohstoffkarten nehmen und für eine Karte Handel darf der Spieler einen Zug lang beliebig Rohstoffkarten 2:1 tauschen.
    • Siegpunktkarten: diese Karten werden grundsätzlich geheim gehalten und erst ausgespielt, wenn der Spieler damit insgesamt 10 bzw. 12 Siegpunkte erreicht und das Spiel damit gewinnt.

Wenn ein Spieler seinen Zug beendet hat, gibt er die Würfel an den nächsten Spieler weiter, der seinen Zug wieder mit der Ertragsphase beginnt.

Besondere Regeln:
Sieben gewürfelt:
Wird eine Sieben gewürfelt, erhält kein Spieler Rohstoffe und jeder Spieler, der mehr als 7 Rohstoffkarten auf der Hand hat, muss – abgerundet – die Hälfte seiner Rohstoffkarten ablegen. Außerdem muss der Spieler die Figur Götz von Berlichingen versetzen und darf bei einem Spieler, der ein Rathaus an dieser Landschaft gebaut hat, eine Rohstoffkarte aus der Hand ziehen.

Längste Handelsstraße:
Wenn ein Spieler eine zusammenhängen Straßenzug aus mindestens 5 Straßen – ohne Abzweigungen – besitzt, darf er ein Rathaus auf das Siegpunktfeld „Längste Handelsstraße“ am Spielplan stellen. Dieses Rathaus zählt 1 Siegpunkt.
Gelingt es einem anderen Spieler, eine längere Handelsstraße zu bauen, darf er das Rathaus am Spielplan durch ein eigenes ersetzen – das bisherige Rathaus geht an den entsprechenden Spieler zurück.

Größtes Heer:
Wenn ein Spieler mindestens 3 Landsknechtkarten ausliegen hat, darf er ein Rathaus auf das Siegpunktfeld „Größtes Heer“ am Spielplan stellen. Dieses Rathaus zählt 1 Siegpunkt.
Gelingt es einem anderen Spieler, mehr Landsknechtkarten auszuspielen, darf er das Rathaus am Spielplan durch ein eigenes ersetzen – das bisherige Rathaus geht an den entsprechenden Spieler zurück.

Spielende:
Wenn ein Spieler an der Reihe ist und 10 bzw. 12 Siegpunkte besitzt, beendet und gewinnt er das Spiel.

Fazit:
Die Siedler von Catan – Deutschland Editon ist wie Die Siedler von Catan - nur eben doch etwas anders. Im Gegensatz zum „Original“ gibt es hier einen fixen Spielplan, auf dem die Landschaften (mit Ertragsfeldern) fix vorgegeben sind, sowie auch die Plätze für die Rathäuser und Wahrzeichen. Man muss keine Abstandsregel beachten und Rathäuser können (und brauchen) nicht ausgebaut werden (es gibt keine Städte). Dies alles macht Die Siedler von Catan – Deutschland Edition einfacher und leichter zu spielen. Es ist somit leichter und schneller zu erlernen, ohne aber an Spaß und Spannung einzubüßen.

Dafür gibt es hier aber die Wahrzeichen, die nicht nur 1 Siegpunkt bringen, sondern auch noch eine Belohnung – die natürlich einen Kampf um diese entbrennen lässt. Gezieltes Bauen von Wahrzeichen kann somit sehr hilfreich sein, um die Längste Handelsstraße – und somit einen zusätzlichen Siegpunkt – zu erhalten, aber auch um notwendige Rohstoffe oder aber auch hilfreiche Entwicklungskarten zu erhalten.
Aber hauptsächlich lebt das Spiel – wie auch das Original – vom Tauschen und Handeln, sowie vom gezielten (oder auch glücklichen) Einsatz des Räubers und des Rohstoffertrages, wenn einem eben das Würfelglück hold ist. Aber auch etwas Kartenglück – beim Kaufen von Entwicklungskarten – kann nicht schaden, denn ein Siegpunkt hier und ein Siegpunkt dort, können dann schon zum Sieg führen …

So eignet sich Die Siedler von Catan – Deutschland Editon vor allem für Einsteiger und Neulinge, um damit schnell und einfach Catan kennen zu lernen. Aber durch den geänderten Spielablauf ist das Spiel auch für eingefleischte Catanier interessant und spannend – und eine willkommene Abwechslung.

Das Spielmaterial ist etwas gewöhnungsbedürftig. Der Spielplan ist zwar wunderschön und bunt illustriert, leider leidet dadurch etwas die Übersichtlichkeit. Man muss schon sehr genau schauen und aufpassen, um keinen Rohstoffertrag zu versäumen.
Ansonsten ist sind die Häuser und Straßen funktionell, schön und passend – und die goldenen Wahrzeichen sogar edel und elegant ausgefallen. Es macht Spaß das Spielmaterial zu nutzen und damit zu spielen.

Die Spielanleitung ist übersichtlich und gut strukturiert ausgefallen. Auf 4 Seiten wird alles ausführlich und genau erklärt – Bilder und Beispiele machen das Gelesene anschaulich und leicht verständlich. Fragen bzw. Unklarheiten sollte es keine geben.
Im Almanach gibt es dann noch zusätzliche Informationen zu den Städten, Fortschritten und Rohstoffen – hier sollte man ruhig einen Blick riskieren, es gibt viele interessante Informationen.

Das Spiel ist für 3 bis 4 Spieler ausgelegt und spielt sich in allen Besetzungen sehr gut. Eine Partie dauert ca. 1 bis 1½ Stunden – und bleibt bis zum Schluss interessant und spannend.

Uns hat Die Siedler von Catan – Deutschland Edition sehr gut gefallen – und wird auch weiterhin eine gelungene Abwechslung zum Original-Spiel darstellen, und uns sicherlich noch viele amüsante und spannende Stunden bereiten. Ich freuen mich schon auf die nächste Partie …

Vielen Dank an KOSMOS für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars