Spielbesprechung von Györög Kurt
Herr der Ziegen
20.04.2009

von Günter Burkhardt
Amigo
für 2 - 5 Spieler
ab 8 Jahren

„Die Ziegen sind los! Bei diesem munteren Ziegenspiel geht es darum, in möglichst vielen Ziegenarten Mehrheiten zu sammeln, denn dafür gibt es Punkte. Von jeder Ziegenart gibt es 5 Ziegen in den Werten von 1 bis 5. Wer die Mehrheit an einer Ziegenart besitzt, dem gehören auf der Weide sofort auch die restlichen Ziegen dieser Art. Für doppelte Punkte kann man die Ziegen mit dem Hund schließlich zum eigenen Ziegenstall treiben. Wer außerdem Ziegenmilch sammelt, dem winken bei Spielende Zusatzpunkte. Der Spieler mit den meisten Punkten gewinnt.“

Na dann, auf die Weide – die Ziegen warten schon …

Spielmaterial:
121 Karten (90 Ziegenkarten [je 5 mit den Werten 1 – 5 von 18 Ziegenarten], 15 Hundekarten und 16 Milchkarten), 5 große Holz-Ziegen (je 1 in den 5 Spielerfarben), 50 kleine Holz-Ziegen (je 10 in den 5 Spielerfarben), 5 Ziegenställe und 1 Spielanleitung.

Spielziel:
Am Ende des Spieles die meisten Siegpunkte gesammelt zu haben.

Spielablauf:
Je nach Spieleranzahl wird eine vorgegebene Anzahl an Ziegenarten, sowie eine bestimmte Anzahl an Hunde- und Milchkarten aussortiert und in die Schachtel zurückgelegt.
Die verbliebenen Karten werden verdeckt gut gemischt und danach offen in einem 6 x 6 (bei zwei Spielern) bzw. 7 x 7 Felder großem Raster (=Weide) ausgelegt. Die restlichen Karten bilden einen verdeckten Nachziehstapel.

Jeder Spieler erhält einen Ziegenstall und die 10 kleinen und die große Ziege einer Farbe. Der Ziegenstall kommt an die vorgegebene Stelle am Rand der ausgelegten Karten und die große Ziege daneben, am Rand der Karten. Nun zieht noch jeder Spieler 2 Karten und nimmt diese auf die Hand. Zu diesem Zeitpunkt gezogenen Hundekarten werden wieder in den Stapel gemischt und Ersatz gezogen.

Wer nun an der Reihe ist, führt seinen Zug wie folgt aus:
1. Karte von der Hand ausspielen:
Der Spieler muss eine seiner Handkarten offen vor sich auslegen. Die Karten werden dabei nach Ziegenarten sortiert abgelegt.

2. Eigene große Ziege bewegen:
Der Spieler muss nun seine große Ziege um so viele Reihen bzw. Spalten um Uhrzeigersinn weiterbewegen, wie die Zahl auf der soeben ausgespielten Karte vorgibt.

3. Ziegenkarte auf die Hand nehmen:
Der Spieler muss sich nun eine Karte aus der Reihe oder Spalte auf die Hand nehmen, neben der seine große Ziege zum Stehen gekommen ist. Die Lücke wird sofort durch eine Karte vom Nachziehstapel geschlossen, sofern es noch Karten zum Nachziehen gibt – ansonsten bleibt der Platz leer.

4. Wertung: (falls möglich)
Eine Wertung wird in folgenden beiden Fällen ausgelöst:
Der Spieler hat durch die ausgespielte Karte in einer Ziegenart eine Summe von 8 oder mehr Punkten:
Da der Spieler mit 8 oder mehr Punkten auf jeden Fall die Mehrheit an Punkten in dieser Ziegenart hat, darf er nun alle Ziegen dieser Art, die auf der Weide ausliegen, mit einer seiner kleinen Ziege belegen. Die Werte dieser Karten bekommt der Spieler bei Spielende als Siegpunkte.
Sollten noch nicht alle Karten auf der Weide liegen, darf der Spieler diese sofort, wenn sie aufgedeckt und ausgelegt werden, mit einer eigenen Ziege belegen.
Sollte ein Mitspieler Karten dieser Ziegenart vor sich liegen haben, sind diese nun wertlos und kommen aus dem Spiel.
Die ausgespielte Ziegenkarte ist die insgesamt 4. Karte dieser Ziegenart:
Wer die größte Summe hat, dem gehört auch noch die 5. Karte dieser Art – er darf sie mit einer seinen kleinen Ziegen belegen. Bei Gleichstand gewinnt, wer mehr Karten der Art besitzt – bei erneutem Gleichstand, wer die Wertung ausgelöst hat.
Sollte die 5. Karte noch nicht ausliegen, darf diese Ziege sofort nach dem aufdecken und auslegen belegt werden.
Die Karten dieser Ziegenart, die noch bei Mitspielern ausliegen, sind nun wertlos und kommen aus dem Spiel.

Karten auf der Weide, die mit Ziegen belegt sind, dürfen von den Spielern nicht mehr gezogen und auf die Hand genommen werden.

Hat der Spieler seinen Zug beendet, kommt der nächste Spieler an die Reihe.

Sonderkarte Hund:
Hundekarten werden wie Ziegenkarten ausgespielt – die große Ziege wird in diesem Fall nicht bewegt, eine Karte wird aber trotzdem genommen.
Anschließend darf der Spieler eine beliebige Ziegenkarte, die auf der Weide mit einer eigenen kleinen Ziege belegt ist, bewegen. Dabei gibt es folgende Möglichkeiten:
  • die Ziegenkarte wird mit einer „leeren“ Karte in dieser Reihe oder Spalte vertauscht.
  • die Ziegenkarte kann auch mit einer „besetzten“ Karte vertauscht werden, sofern der betroffene Spieler einverstanden ist.
  • die Ziegenkarte darf auch einfach auf einen freien Platz verschoben werden.
    Dadurch können eigene Ziegekarten zum eigenen Ziegenstall gebracht werden, um mit ihnen bei Spielende die doppelte Punktezahl zu erzielen.

    Sonderkarte Milch:
    Milchkarten werden die Ziegenkarten ausgespielt und genutzt. Die Karten können bei Spielende zusätzliche Punkte bringen.

    Spielende:
    Das Spiel endet, sobald die letzte Karte aus einer Reihe oder Spalte genommen wurde – oder wenn ein Spieler aus einer Reihe oder Spalte keine Karte mehr nehmen kann.

    Jeder Spieler ermittelt nun seine Punkte, indem er die Werte seiner Ziegen auf der Weide zusammenzählt. Dabei zählen die Werte von Ziegenkarten doppelt, die sich direkt oder aber auch indirekt (über eigene Ziegen) mit dem eigenen Ziegenstall verbunden sind. Karten in der Auslage oder auf der Hand bringen keine Punkte.
    Zusätzlich erhält noch der Spieler mit dem größten Wert an Milchkarten diese Summe ebenfalls als Siegpunkte. Der Spieler mit dem zweitgrößten Wert, erhält noch die Hälfte seiner Summe.

    Wer die meisten Siegpunkte hat, gewinnt das Spiel.

    Fazit:
    Herr der Ziegen ist ein Lauf-, Sammel-, Mehrheiten- und Positionsspiel für die ganze Familie.
    Es ist ein Spiel, welches schnell und leicht zu erlernen ist und das jede Menge Spaß macht – aber trotzdem spannend und interessant ist. Die Spielanleitung umfasst 6 Seiten, die den Spielablauf ausführlich und umfangreich beschreiben und erklären. Jeder Abschnitt wird mit Bildern und Beispielen ergänzt und es bleiben somit keine Fragen oder Unklarheiten offen. Das Spiel kann man schlussendlich auch fast in drei, vier Sätzen erklären, am besten gleich mit einer Proberunde.

    Im Spiel selbst geht es dann darum, gezielt und geschickt Mehrheiten in Ziegenarten zu bekommen. Dies erfolgt, indem man seine große Ziege mit Hilfe seiner ausgespielten Karten um die „Weide“ zieht und gezielt Karten sammelt. Taktisches Sammeln ist hier von Nöten, da man einerseits die Karten so Sammeln sollte, sodass einem die Zahlen auf der Karte passen, um damit gezielt und gesteuert sein große Ziege zu bewegen, andererseits sollte auch die Ziegenart passen, um Mehrheiten zu erhalten …
    Übersichtliches Spiel und seine Mitspieler beobachten, kann hier sehr hilfreich sein. Wer sammelt was und hat schon wie viele Punkte? Wo habe ich bereits die Mehrheit, wo kann ich diese eh nicht mehr erreichen? Wo kann ich eventuell eine dringend notwendige Karte meinen Mitspielern vor der Nase wegschnappen? Vieles will beachtet werden.
    Hier sind schon ein paar Partien notwendig, um die einzelnen Möglichkeiten und Aktionen kennen und verstehen zu lernen …

    Aber auch die Position der Ziegen auf der „Weide“ ist ausschlaggebend und muss bzw. soll beachtet werden. Ziegen die an den eigenen Ziegenstall angrenzen zählen nämlich doppelt und können somit für den schlussendlichen Sieg entscheidend sein. Aber auch rechtzeitiges und gezieltes Sammeln von Milchkarten kann viele Punkte für die Endabrechnung bringen.
    Dabei soll dann auch den Hundekarten besonderes Augenmerk verliehen werden, da man mit ihnen gezielt Karten auf der „Weide“ verschieben kann – um damit diese zum eigenen Ziegenstall zu bringen.

    Das Spielmaterial besteht aus schön illustrierten Karten, die lustig anzusehen sind und in denen man viele Filmfiguren wiedererkennen kann – und hölzernen Ziegenfiguren, die am besten hingelegt werden. Vor allem die kleinen Ziegen waren bei uns öfters mal „müde“ und wollten nicht so recht stehen bleiben. Dies hat aber keinen Einfluss auf das Spielgeschehen oder den Spielablauf.
    Auch die Spielgeschichte passt sehr gut zum Spielmechanismus und zum Thema, auch wenn diese natürlich jederzeit durch ein andere ausgetauscht werden könnte – denn ein Spiel mit sehr ähnlichem Mechanismus war bereits Kupferkessel Co., ebenfalls von Günter Burkhardt.

    Das Spiel ist für 2 bis 5 Personen ausgelegt und spielt sich auch in allen Besetzungen sehr gut. Die Spieldauer ist mit ca. 30 – 40 Minuten für diese Art von Spiel angenehm und passend – und verleitet so gleich noch zu einer weiteren Partie oder Revanche.
    Je mehr Spieler teilnehmen, desto lustiger wird Herr der Ziegen, weil einfach viel mehr los ist und sich gezwungenermaßen Spieler auf die gleichen Ziegenarten stürzen müssen. Mehr planen kann man jedoch im Spiel zu zweit, das dann auch wesentlich taktischer ausfällt.

    Uns hat Herr der Ziegen sehr gut gefallen und schon so manchen Spieleabend bereichert. Und dies wird sicherlich auch noch öfters der Fall sein, denn Herr der Ziegen ist interessant und spannend – was will man mehr …

    Vielen Dank an AMIGO für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars