Spielbesprechung von Györög Kurt
Die Burgen von Burgund – Das Würfelspiel
08.09.2017

von Stefan Feld und Christoph Toussaint
alea
für 1 - 5 Spieler
ab 10 Jahren

„Das Tal der Loire im 15. Jahrhundert. Als einflussreiche Landesherren setzen die Spieler alles daran, ihr Fürstentum durch überlegten Handel und Wandel aufblühen zu lassen.
Dabei geben ihnen Würfelkombinationen die Aktionsmöglichkeiten vor, doch die Entscheidungen treffen letztendlich die Spieler. Ob Warenhandel oder Viehwirtschaft, ob Städtebau oder Religion, viele verschiedene Wege führen zu Wohlstand und Ansehen!“


Die Burgen von Burgund - das „Würfelspiel“ als Würfelspiel …

Spielmaterial:
1 Block (mit ca. 100 Blättern und 4 verschiedenen Fürstentümern A, B, C und D), 5 Bleistifte, 5 Würfel (2x Augenzahlen, 2x Farbwürfel und 1x Sanduhren) und 1 Spielanleitung.

Spielziel:
Am Ende des Spieles die meisten Siegpunkte erzielt zu haben.

Spielablauf:
Jeder Spieler erhält ein „Fürstentum“ und einen Bleistift – ein Spieler erhält die 5 Würfel.

Auf dem Fürstentum sind in der Mitte 37 Felder abgebildet, die das Fürstentum ergeben – gleichfarbige Felder ergeben ein Gebiet. Es gibt blaue Fluss-, graue Minen-, orangefarbene Stadt-, violette Kloster, gelbe Weide- und grüne Burggebiete.
Rechts findet man 3 Zeitspalten (für die 3 Durchgänge), eine Tabelle die anzeigt, wie viele Siegpunkte man für das abschließen von Gebieten (je nach Durchgang) erhält und Platz für das Notieren der Siegpunkte.
Links sind die Boni abgebildet, die man für das Abschließen von Gebieten erhält, sowie die Siegpunkte für das komplette Abschließen von Farbgebieten im gesamten Fürstentum.
Unten ist dann noch abgebildet, wofür die Boni eingesetzt bzw. genutzt werden können.

Bevor nun gestartet werden kann, markiert sich jeder Spieler eine der vier Burgen in seinem Fürstentum als „Start“-Burg, indem er das quadratische Kästchen durchstreicht. Der Siegpunkt für das Abschließen dieses Burggebietes ist bereits rechts eingetragen – der Spieler markiert sich nur noch den Bonus, der im quadratischen Feld angezeigt wird auf der linken Seite, neben dem entsprechenden Gebiet, indem er diesen Bonus umkringelt.
All dies passiert gleichzeitig und ohne dass auf die anderen Spieler geachtet wird.

Das Spiel verläuft nun über 3 Durchgänge, die wiederum aus mehreren Würfelrunden bestehen – und die wie folgt ablaufen:
1. Alle 5 Würfel würfeln:
Der Spieler mit den Würfeln würfelt alle 5 Würfel gleichzeitig – und streicht danach rechts auf seinem Fürstentum so viele Kästchen der 1. Durchgangsspalte ab, wie Sanduhren gewürfelt wurden (1 oder 2).

2. Würfel auswerten:
Jeder Spieler wählt nun (im Geiste) eine Kombination aus Farb- und Augenwürfel und markiert damit ein entsprechendes Feld in seinem Fürstentum – die Würfel bleiben dabei liegen. Dabei ist folgendes zu beachten:
  • es können immer nur Felder angrenzend an andere Felder markiert werden (anfänglich angrenzend an die „Start“-Burg).
  • Klosterfelder können nur mit einer Kombination aus violettem Farbwürfel und einer „1“ oder „2“ markiert werden.
  • Minenfelder können nur mit einer Kombination aus grauem Farbwürfel und einer „3“ oder „4“ markiert werden.
  • Flussfelder können nur mit einer Kombination aus blauem Farbwürfel und einer „5“ oder „6“ markiert werden.
  • Stadtfelder können nur mit einer Kombination aus orangefarbenem Farbwürfel und einer beliebigen Augenzahl markiert werden, wobei alle Stadtfelder im Fürstentum unterschiedliche Augenzahlen aufweisen müssen.
  • Burgfelder können nur mit einer Kombination aus grünem Farbwürfel und einer Augenzahl markiert werden, die in einem der beiden angrenzenden Nachbarfelder eingetragen wurde.
  • Weidefelder können nur mit einer Kombination aus gelbem Farbwürfel und einer beliebigen Augenzahl markiert werden, wobei alle angrenzenden Weidefelder die gleiche Augenzahl aufweisen müssen.

Wurde durch das Markieren eines Feldes ein Gebiet komplett geschlossen, erhält man die für den entsprechenden Durchgang angegebenen Siegpunkte, sowie den rechts angegebenen Bonus, indem man diesen umkringelt bzw. bei Weidegebieten bekommt man die doppelte Siegpunkteanzahl für das abschließen des Gebietes.

Kann oder will ein Spieler keine Kombination nutzen, darf er sich stattdessen einen Arbeiter nehmen, indem er diesen rechts, neben dem orangefarbenen Gebiet angezeigt, einen (noch freien) Arbeiter umkringelt.

Die Boni können wie folgt eingesetzt werden:
  • der Bonus der verbraucht wird muss danach ausgekreuzt werden.
  • es darf nur 1 Bonus pro Zug eingesetzt werden.
  • für einen Mönch darf man einen Farbwürfel mit einer beliebigen anderen Farbe nutzen.
  • für einen Arbeiter darf man einen Augenwürfel als beliebige Zahl nutzen.
  • für ein Silber darf man in seinem Zug eine 2. Würfelkombination nutzen und somit 2 Felder markieren – es darf dabei nicht die gleiche Kombination nochmals verwendet werden.
  • wurden zu Beginn einer Würfelrunde 2 Sanduhren gewürfelt, darf jeder Spieler alle seine Waren verkaufen (=durchstreichen) und sich dafür je 2 Siegpunkte und 1 Silber nehmen – dies zählt nicht als nutzen eines Bonuses.

Wurde durch das Markieren eines Feldes das allerletzte Feld dieser Farbe im Fürstentum markiert, erhält der Spieler so viele Extra-Siegpunkte wie rechts am Fürstentum angegeben ist. Gelingt dies mehreren Spielern in der gleichen Würfelrunde, erhalten alle die angegebenen Siegpunkte.
Für den/die ersten Spieler, dem/denen das gelingt, gibt es mehr Siegpunkte, als für die zweiten – danach gibt es keine Siegpunkte mehr.

Nun kann die nächste Würfelrunde beginnen – die Würfel werden dabei nicht weitergegeben, sie bleiben beim Spieler, der sie zu Beginn bekommen hat – nur dieser streicht auch die Sanduhren auf seinem Fürstentum ab.

Ein Durchgang endet, wenn das letzte Sanduhrfeld vom Spieler angekreuzt wird – überzählige Sanduhren verfallen (werden nicht in die nächste Spalte übertragen), werden aber spieltechnisch mitgezählt (Warenverkauf).
Die Spieler addieren ihre, in diesem Durchgang gesammelten Siegpunkte und tragen das Zwischenergebnis ein.

Der 2. und 3. Durchgang verlaufen gleich …

Spielende:
Das Spiel endet nach dem 3. Durchgang und der Sieger wird wie folgt ermittelt, indem alle Zwischenergebnisse addiert werden. Der Spieler mit den meisten Siegpunkten hat gewonnen.
Bei einem Gleichstand gewinnt der Spieler, der noch mehr ungenutzte Boni besitzt – ansonsten gibt es mehrere Sieger.

Varianten:
Alle verschieden: (max. 4 Spieler): alle Spieler müssen mit verschiedenen „Start“-Burgen beginnen.
Alle gleich: Alle Spieler müssen mit der gleichen „Start“-Burg beginnen.
Einer allein: ein Solo-Spieler spielt pro Durchgang genau 8 Würfelrunden und versucht dabei möglichst viele Siegpunkte zu erzielen. Als Extra-Siegpunkte (für das markieren aller farblich gleichen Felder im Fürstentum) gibt es im 1. und 2. Durchgang die größere, danach die kleinere Zahl. 50 Siegpunkte = gut, 60 Siegpunkte = sehr gut und 70 Siegpunkte = spitzenmäßig!

Fazit:
Die Burgen von Burgund – Das Würfelspiel ist ein nettes und interessantes Würfelspiel für die ganze Familie, das – wenn einmal erklärt bekommen – recht einfach und schnell zu spielen ist. Im ersten Moment sieht der „Spielplan“ recht unübersichtlich aus – das ändert sich aber ganz schnell, wenn man mal weiß, was für was steht und was welche Bedeutung hat.
Ist man mal im Spiel „drinnen“, spielt sich Die Burgen von Burgund – Das Würfelspiel recht einfach und schnell …

Im Spiel geht es dann darum, durch geschickte Würfelkombinationen in seinem Fürstentum Felder zu markieren, und sich damit Boni und Siegpunkte zu holen. Einerseits bekommt man Siegpunkt und Boni für das Abschließen von Gebieten, aber auch für das komplette Abschließen aller Farbgebiete im gesamten Fürstentum. Hier gilt es, wenn möglich, der Erste (oder Zweite) zu sein, um (möglichst viele) Siegpunkte zu holen. Hier ist es von Vorteil, wenn man immer auch seine Mitspieler im Überblick hat.

Natürlich ist im ganzen Spiel das Würfelglück vorherrschend (ist ja auch ein Würfelspiel), andererseits aus 4 Würfeln eine passende Kombination zu bilden ist dann doch nicht so schwer, schon gar nicht, wenn man einen Arbeiter oder Mönch zum Manipulieren der Würfel verwenden kann.
Auch der Einsatz von Silber kann sehr brauchbar sein, mit ihm können gleich 2 Kombinationen und somit Felder im Fürstentum markiert werden.

Die Anleitung besteht aus einem 12-seitigen kleinen Heftchen, indem aber alles ganz genau und ausführlich erklärt wird. Hier darf man sich auf keinem Fall vom Umfang abschrecken lassen. Nach dem ersten Mal lesen bzw. erklärt bekommen, spielt sich das Spiel flüssig und einfach. Alles was man an Informationen braucht, ist am Fürstentum aufgedruckt – es muss nichts mehr nachgelesen werden.

Das Spielmaterial besteht aus einem Block mit ca. 100 Blättern (= Fürstentümern), die es in 4 Varianten (A, B, C und D). Der Unterschied liegt im Aufbau bzw. der Zusammensetzung der Farbgebiete – für das erste Spiel wird auf alle Fälle das Fürstentum A empfohlen …
Alles ist in einer kleinen Schachtel untergebracht (inkl. 5 Bleistifte) – und kann so leicht und einfach überall hin mitgenommen werden.
Auch der Platzbedarf hält sich sehr in Grenzen, sodass auch fast überall gespielt werden kann.

Die Spieldauer ist mit ca. 30 Minuten angegeben und das Spiel spielt sich in allen Besetzungen sehr gut – es gibt ja auch wenig Interaktion. Einzig der Wettlauf um die Extra-Siegpunkte bringt etwas Renngefühl ins Spiel.
Ansonsten geht es darum, immer möglichst das Beste aus dem Würfelwurf zu machen und seine Boni geschickt zu nutzen bzw. einzusetzen.
Das Solo-Spiel funktioniert auch sehr gut – mit Mitspielern macht uns das Spiel aber wesentlich mehr Spaß …

Uns hat Die Burgen von Burgund – Das Würfelspiel sehr gut gefallen und mittlerweile doch schon einige spannende und interessante Stunden beschert. Es zahl sich auch durchaus aus, die „Fürstentümer“ zu laminieren und mit wasserlöslichen Stiften zu spielen … 100 Fürstentümer sind denn dann doch recht schnell verbraucht, denn es macht wirklich Spaß und der Wiederspielreiz ist durchaus gegeben: man möchte entweder zeigen, dass man es doch besser kann bzw. es doch kein Glücksfall war, und man eben doch der Beste ist ;))

Vielen Dank an ALEA für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars