Spielbesprechung von Györög Kurt
Menara
19.10.2018

von Oliver Richtberg
ZOCH-Verlag
für 1 - 4 Spieler
ab 8 Jahren

„Tief in der grünen Hölle von MENARA entdeckt ihr wundersam geformte Fragmente eines alten Bauwerks. Das lässt euer Forscherherz höher schlagen. Vor vielen tausend Jahren muss hier ein Tempel gestanden haben. Wie er wohl ausgesehen hat? Lässt er sich wieder aufbauen? Gemeinsam macht ihr euch ans Werk.
Seltsame Glyphen zieren die Reste des alten Gemäuers und geheimnisvolle Pläne des Tempelturmes sind aufgetaucht. Es ist, als liege ein alter Fluch auf diesem Ort. Für jeden Fehlgriff, der euch unterläuft, fordern die alten Baupläne zum Bau einer zusätzlichen Etage auf. Ihr werdet also hoch hinaus müssen, um euer Ziel zu erreichen!
Hütet eure Finger und zittert nicht vor Ehrfurcht. Dann könnt ihr an euren Aufgaben wachsen und den alten Tempel von MENARA zu neuem Leben erwecken.“


... auf, lasst uns versuchen, den Tempel wiederaufzubauen !!!

Spielmaterial:
76 Säulen (30 gelbe, 12 schwarze, 20 rote, 8 weiße und 6 blaue), 1 Baumwollsäckchen, 1 Camp, 35 Bauplankarten (14 mit roten, 12 mit gelben und 9 mit blauen Glyphen), 5 Etagenkarten, 18 Tempelböden (in verschiedensten Formen mit einer hellen und einer dunklen Seite) und 1 Spielanleitung.

Spielziel:
Gemeinsam einen so hohen Tempel zu bauen, das die Anzahl der Etagen mindestens so hoch wie die Anzahl der (bei Spielende) ausliegenden Etagenkarten ist.

Spielablauf:
Alle Säulen kommen in das Säckchen und werden gemischt, 6 davon werden zufällig daraus gezogen und in der Camp gestellt.
Die Tempelböden werden in zufälliger Reihenfolge als „Steinbruch“ aufeinander gestapelt und bereitgelegt – die obersten 3 Tempelböden werden danach so in die Tischmitte gelegt, dass sie sich gegenseitig jeweils an 2 Stellen berühren und bilden dann die Tempelbasis (dabei ist es egal, ob die helle oder dunkle Seite oben liegt).
Nun werden noch die Bauplankarten nach der Glyphen-Farbe sortiert, gemischt und als verdeckte Nachziehstapel bereitgelegt.
Je nach gewünschtem Schwierigkeitsgrad werden nun 3/4/5 Etagenkarten für ein leichtes/normales/schweres Spiel ausgelegt – die restlichen Etagenkarten kommen einstweilen beiseite.
Je nach Spieleranzahl und Schwierigkeitsgrad zieht nun jeder Spieler noch eine bestimmte Anzahl an Säulen aus dem Säckchen und stellt diese vor sich auf den Tisch.

Wer an der Reihe ist, führt seinen Zug wie folgt aus:
1. Säulen mit dem Camp tauschen:
Der Spieler darf beliebig viele seiner Säulen mit Säulen aus dem Camp tauschen.

2. Eine Bauplankarte aufdecken:
Der Spieler muss eine Bauplankarte ziehen und aufdecken, darf sich dabei aber frei entscheiden von welchem Stapel er die Karte zieht. Dabei ist zu beachten: blaue Glyphe = meist leicht zu lösen, gelbe Glyphe = mittelschwere Aufgabe und rote Glyphe = überwiegend knifflige Aufgabe.

3. Bauen:
Je nach gezogener Aufgabe muss der Spieler nun folgende Aufgabe(n) ausführen:
  • setze 1, 2, 3 oder 4 Säulen auf passende Sockel beliebiger Tempelböden.
  • versetzte 1, 2 oder 3 Säulen auf eine beliebige höhere Etage auf passende leere Sockel – es darf jede Säule nur einmal je Aufgabe versetzt werden.
  • setze so viele Säulen auf einen einzelnen Tempelboden, bis alle Sockel dieses Bodens besetzt sind – dies löst gleichzeitig auch den Bau eines neuen Tempelbodens aus (dies passiert SOFORT immer dann, wenn während des Spieles alle Sockel eines Tempelbodens bebaut wurden):
    • der Spieler nimmt den obersten Tempelboden aus dem „Steinbruch“.
    • je nach aktueller Bauplankarte (heller, dunkler oder orangebrauner Rand) muss die helle, dunkel oder darf eine beliebige Seite nach oben verwendet werden.
    • der Tempelboden muss nun entweder auf beliebige verbaute Säulen gelegt werden oder die Tempelbasis erweitern (an mindestens 2 Punkten berühren).
    • die Bauplankarte kommt verdeckt zu den Etagenkarten und erhöht somit die Anzahl der geforderten Etagen für das Spielende.
    • nach dem Bau eines neuen Tempelbodens dürfen noch zu setzende Säulen auf sofort auf dieses Sockel verbaut werden.
  • versetzte einen (eingebauten) Tempelboden um eine oder mehrere Etagen (höher oder niedriger), als Etage zählen dabei nur Tempelböden die auf Säulen stehen – auf dem Tempelboden dürfen sich bereits Säulen befinden (fallen diese um, gilt die Karte als nicht erfüllt).

Folgende Bauregeln sind zu beachten:
  • jede Säule muss auf einen farblich passenden Sockel platziert werden und soll nicht über die Umrandung des Sockels hinausragen.
  • Säulen können auch gleichzeitig gesetzt werden.
  • Säulen dürfen auch auf Sockel gesetzt werden, die bereits von einem Tempelboden überbaut wurden.
  • erledigte Bauplankarten bilden einen Ablagestapel.
  • kann eine Bauplankarte nicht vollständig erfüllt werden oder fallen beim Versetzen von Tempelböden Säulen um, wird die Bauplankarte zu einer zusätzlichen Etagenkarte und wird somit auch (verdeckt) zu diesen gelegt – und es steigt gleichzeitig auch die Anzahl der Etagen die zum Sieg des Spieles gebaut werden müssen. Immer wenn dies der Fall ist, dürfen alle Säulen des Camps ausgetauscht werden.
  • stürzt ein Tempelboden ein, ist das Spiel sofort zu Ende.
  • fallen Säulen um und können danach nicht wieder auf ihren alten Platz zurückgestellt werden, endet das Spiel sofort.

4. Säulen nachziehen:
Nach (erfolgreichen oder erfolglosen) Erfüllen der Bauplankarte zieht der Spieler so viele Säulen aus dem Baumwollsäckchen nach, wie er gerade verbaut hat.

Danach ist der nächste Mitspieler an der Reihe.

Spielende:
Das Spiel endet …
  • mit dem Einsturz des Tempels.
  • wenn ein Spieler am Ende des Spielzuges nicht mehr genügend Säulen nachziehen kann.
  • wenn die letzte Bauplankarte ausgeführt wurde.
  • wenn der letzte Tempelboden eingebaut wurde.

    Die Spieler haben gewonnen, wenn das Spiel beendet wurde und der Tempel mindestens so viele Etagen besitzt, wie die Zahl der Etagenkarten vorgibt. Dies gilt auch dann, wenn der Tempel eingestürzt ist, aber noch genügend Etagen übrig geblieben sind.

    Fazit:
    Menara ist ein kooperatives Bau-, Geschicklichkeits- und Ein- und Abschätzspiel für die ganze Familie. Es erinnert im ersten Moment an das Spiel des Jahres 2002 Villa Paletti, welches aber nicht miteinander, sondern gegeneinander gespielt wird.

    Bei Menara geht es darum, gemeinsam einen Tempelturm aufzubauen und dabei eine bestimmte Anzahl an Etagen zu verbauen. Dabei müssen die Spieler sich an Bauvorgaben halten, die sie von 3 Baukartenstapeln ziehen müssen. Hier beginnt dann auch schon das erste Dilemma: von welchem Stapel ziehe ich die Bauplankarte? Wähle ich sofort ein „schwierige“ oder mittelschwere Aufgabe, aber mit dem Risiko, diese vielleicht noch gar nicht erfüllen zu können (z.B. versetzte Säulen auf eine höhere Etage und es gibt noch gar keine), oder verbraucht man schon alle leichten Aufgaben, und muss sich dann in „luftiger Höhe“ dann mit den schwierigen Aufgaben „rumschlagen“, die am Beginn des Baues doch leichter zu erledigen sind?
    Gemeinschaftliches Besprechen und Ab- und Einschätzen der „Folgen“ ist hier notwendig (und natürlich ein Quäntchen Kartenglück beim Ziehen der Bauplankarte, denn es gibt auch leichtere Aufgabe bei den „mittelschweren“ bzw. „kniffligen“ Bauplankarten.).

    Und dann ist eine ruhige Hand notwendig, um den meist doch nicht so „standfesten“ Tempel zu erweitern bzw. auszubauen. Auch hier sollte gemeinschaftlich beratschlagt werden, wo welche Säulen taktisch am besten verbaut werden sollen bzw. welcher Tempelboden versetzt bzw. wo aufgebaut werden soll.

    Auch nicht außer Acht lassen, darf man die Möglichkeit, seine Säulen am Beginn jeder Runde mit dem Camp zu tauschen, um möglichst alle Farben vorrätig zu haben, die durch die freien Sockel auf den Tempelböden vorgegeben sind. Und nicht von jeder Farbe gibt es gleich viele Säulen …
    Oft ist es auch notwendig und sinnvoll einfach bestimmte farbige Säulen in das Camp zu „tauschen“, sodass der folgende Mitspieler dann auch Zugriff auf diese Säulen(farbe) hat und sich nicht auf das Glück beim Nachziehen von den Säulen verlassen muss …

    All dies macht jede Menge Spaß und ist ein typischer Vertreter eines Spieles, welches Jung und Alt miteinander verbindet und an den Tisch bringt …

    Die Anleitung besteht aus einem 32-seitigen Heftchen, von dem man sich nicht abschrecken lassen darf – nur 8 Seiten sind für „deutsch“, der Rest ist „englisch“, „französisch“ und „italienisch“. Der Spielablauf selbst wird dann überhaupt auf nur 4 Seiten ausführlich und übersichtlich erklärt und sollte – aufgrund des einfachen und eigentlich logischen Ablaufes – keine Fragen oder Unklarheiten geben.

    Das Spiel selbst besteht aus Holzsäulen, kompakten Tempelböden und funktionellen Bauplankarten. Alles ist in einer großen Schachtel untergebracht, die zwar keine Einteilungen hat – aber wenn man die Karten in Zipp-Beutel verpackt, macht das kein Problem.

    Das Spiel ist für 1 bis 4 Spieler ausgelegt und funktioniert in alle Besetzungen sehr gut. Das Solo-Spiel macht zwar auch Spaß und ist herausfordernd, aber wir würden immer das Spiel mit mehreren Spieler bevorzugen, weil es einfach wesentlich interessanter und lustiger ist.
    Die Spieldauer ist mit ca. 45 Minuten angegeben, kann aber auch wesentlich kürzer ausfallen, wenn der Tempel frühzeitig einstürzt ;))

    Uns hat Menara – wie auch schon Villa Paletti (welches auch heute noch immer wieder auf den Tisch kommt) – sehr gut gefallen und schon jede Menge Spaß und Spannung bereitet. Diesmal eben mit- anstatt gegeneinander. Und das wird sich sicher auch bei Menara so schnell nicht ändern …

    Vielen Dank an den ZOCH-VERLAG für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars