Dr. Heinz Jaksch
Spezialgebiet: Biologische Wasseraufbereitung für Badegewässer

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"Hilfe - ich habe Algen"

Praktisch täglich treffen in unserer Mailbox solche oder ähnliche Seufzer ein. In vielen Fällen sind solche Hilferufe allerdings unbegründet, nur die wenigsten Algenarten zeigen irgend ein Problem mit dem Wasser oder dem biologischen Kreislauf an. Die meisten gehören zu einem gesunden, naturnahen Gewässer einfach dazu, jedenfalls bis zu einem bestimmten Ausmaß.

Dass Algen derzeit einen denkbar schlechten Ruf genießen hat mehrere Ursachen. So verbinden viele Leute mit Algen automatisch Begriffe wie Algenpest, Algenschleim oder Killeralgen. Tatsächlich sind das aber ganz bestimmte Phänomene, die hauptsächlich im Meer auftreten und etwa mit unseren Fadenalgen im Schwimmteich nichts zu tun haben.

Algen sind keine Krankheit, deshalb kann man einen Teich auch nicht davon heilen.
Nehmen sie überhand, muss man vielmehr die Ursachen auszuforschen und - wenn möglich - beseitigen.

URSACHE: ÜBERDÜNGUNG
Dass Algen generell zu viel Düngestoffe im Wasser anzeigen und dass beim Auftreten Reinigungsmaßnahmen des Wassers oder des Beckens nötig sind, ist eine weit verbreitete Fehleinschätzung. An eine Überdüngung muss man nur dann denken, wenn mikroskopisch kleine, so genannte Schwebealgen, das Wasser trüben. In solchen Fällen helfen dann langfristig auch keine wasserklärenden Mittel, auch wenn viele Hersteller solches versprechen. Vielmehr gehört die Quelle für die Düngestoffe aufgespürt und - wenn möglch - ausgeschaltet.

Das obere Bild ist nicht etwa verwackelt, vielmehr schwimmen die beiden Kois in einer ziemlich trüben Suppe. Die Trübe stammt von mikroskopisch kleinen, mit dem freien Auge nicht sichtbaren Schwebealgen.

Im unteren Bild sieht man die trübenden Schwebealgen unter dem Mikroskop

 

URSACHE: STRÖMUNG und/oder VERSTECKTE NÄHRSTOFFQUELLEN
Fadenalgen lieben Strömung. Sie sind an mehr oder weniger feste Untergründe (Folie, Holz, Steine etc.) angeheftet und können so Nährstoffe effektiv aus dem Wasser kämmen. Je heftiger die Strömung, desto mehr Düngesalze werden vorbeigespült und desto üppiger kann ihr Wachstum ausfallen. Speziell in naturnah gestalteten Schwimmteichen können sich Wasserspiele, Bachläufe oder wohl gemeinte Filteranlagen u. ä. fatal auf das optische Erscheinungsbild des Teichs auswirken.
Für das geübte Auge können Fadenalgen-Watten aber auch versteckte Nährstoffquellen - etwa Schlammansammlungen im Kieskörper - anzeigen.
Optisch besonders störend wirken sich Fadenalgen aus, wenn sie im reiferen Stadium ihres Wachstums - mit Sauerstoffbläschen vermischt - als unschöne Watten an die Oberfläche steigen.

Der Name Fadenalgen ist keine botanisch-systematische Einteilung. Tatsächlich gibt es aus den meisten Algengruppen Vertreter, die fädige Wuchsformen aufweisen, so etwa Grünalgen und Jochalgen, Gelbgrünalgen, Goldalgen oder selbst Kieselalgen. Bevor man einer lästigen Massenvermehrung von Fadenalgen zu Leibe rückt, sollte man sich vorerst einmal ein Bild machen, womit man es zu tun hat. Erst dann kann man gezielt gegen dei Plage vorgehen.
>> Einen Überblick über die wichtigsten Algengruppen gibt es hier <<

Dass es sich bei Fadenalgen um die verschiedensten Arten handeln kann, erklärt auch, warum Allheilmittel in einigen Fällen ganz gut funktionieren, in vielen anderen Fällen nicht oder nur kurzzeitig.

fadenalgen
Fädige Grünalgen der Gattung Cladophora (Astalgen). Nur wenn sie wirklich überhand nehmen ,sollte man versuchen, etwas dagegen zu unternehmen. Jeder Eingriff in einen Teich kann unangenehme Nebenwirkungen nach sich ziehen