Präfix-Trennung - was ist das?

Die deutsche Sprache unterscheidet zwischen trennbaren und nicht trennbaren Verben. Bei ersteren wird das Präfix in den Formen der Gegenwart (Präsens) und Mitvergangenheit (Präteritum) vom Stamm getrennt und wandert in der Wortstellung gegen das Ende des Satzes.

Ein Beispiel: ablehnen - ich lehne ab, ich lehnte ab.

Die falsche Anwendung

Die falsche Anwendung dieser Inversion ist ein Merkmal derjenigen, die Deutsch noch nicht gut gelernt haben; sie wird aber auch gerne in Scherzversen verwendet, etwa um einen Reim zustande zu bringen. Hier sind meine zwei Beispiele:

   Ab wann kaufen s' vorver
   das Kabarett vom Dorfer?

      Auf Gartenwegen wandelnd
   Mühsam scheiden wir nun unter
   Rosen von der Tulpen bunter
   Pracht, des Herbstes Nebel trüber
   Schleier deckt die Farben über.

Im ersten Teil des Vierzeilers ist es zunächst fraglich, ob die Präfix-Trennung fehlerhaft ist, denn "unter Rosen scheiden" wäre durchaus korrekt. Aber das zweite Zeilenpaar durchbricht mit seinem falsch ans Ende gestellten Präfix jäh die schöne Herbststimmung. Kehren wir nun zum ersten Teil zurück, so wird jetzt allmählich klar, dass wohl auch hier eine falsche Trennung vorliegt: "unter" ist nicht die lokale Präposition, die den Ort der Trennung bestimmt, sondern das Präfix der Verbums "unterscheiden"! Damit kommt nun auch die "zweite Ebene" des Titels zum Vorschein, denn hier wird der Leser auch auf den "Garden Path" (Holzweg) geführt.