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– 47: DIE STADT DER FRAUEN
60 Jahre Zweite Republik, 50 Jahre Staatsvertrag, 10 Jahre Beitritt zur Europäischen
Union – „2005 erinnert sich Österreich einer Vielzahl von Ereignissen,
die für die Entwicklung unseres Landes seit 1945 Weichen stellend waren“.
So steht es auf der Jubiläumsjahr-Homepage www.oesterreich2005.at,
für die das Planungsbüro des Bundeskanzleramtes verantwortlich zeichnet.
Dort sind auch nähere Informationen zu den Veranstaltungen zu finden, die
im Rahmen des Jubiläumsjahres 2005 geplant sind (wie der live im ORF übertragene
Festakt im Historischen Sitzungssaal des Parlaments am 14. Jänner). Gegen
diese „Selbstinszenierung der Nation im Dienste der Regierung“ hat
sich eine Aktionsplattform unter anderem die Webadresse www.oesterreich-2005.at
reserviert.
Der Augustin wiederum begeht das Gedenkjahr auf seine Art und Weise: mit Geschichte
von unten. Die Serie 20x3 wird sich dem Alltag der WienerInnen von 1945 bis
heute widmen und erhebt dabei keinen Anspruch auf Vollständigkeit, sondern
liefert quasi Mosaiksteine der Lebensumstände von jeweils drei Jahren,
die sich jede/r selbst zu einem eigenen Bild zusammenfügen mag.
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Am Ende des Krieges hatten 270.000 WienerInnen ihre Wohnmöglichkeit verloren.
In den Straßen mit über 4.500 Bombentrichtern lagen rund 850.000
Kubikmeter Schutt – miteingerechnet nationalsozialistische Bilder und
Bücher, derer man sich rasch entledigt hatte.
In großen Teilen der Stadt waren Strom- und Wasserversorgung ausgefallen,
es gab kein Radio, keine Zeitung – die Stadt zerfiel in ihre kleinsten
Bestandteile: überschaubare Hausgemeinschaften, die sich Nahrungsmittel,
Wasser und Brennmaterial organisierten.
Die Frauen, die schon während des Krieges auf sich gestellt gewesen waren
und zu Kriegsende die Hälfte der Bevölkerung ausmachten, leisteten
die allerersten Aufbauarbeiten, stellten sich stundenlang um Lebensmittel an
oder fuhren in die ländliche Umgebung „hamstern“. Der Tauschhandel
blühte.
Viele während des Kriegs zwangsverpflichtete Frauen verloren ihre Arbeitsplätze.
Und sie kamen mit den heimkehrenden Ehemännern nicht grundsätzlich
zurecht. Die Partner hatten Schwierigkeiten, nach langer Trennung und unterschiedlichen
Erlebnissen wieder zueinander zu finden, zumal die Frauen daran gewöhnt
waren, ihre Entscheidungen selbst zu treffen.
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1945
Schon während des Krieges hatte man jedes Stück Wiese mit Gemüse
und Kartoffeln bebaut, danach gibt es kaum ein Fleckchen Erde, das nicht dafür
genutzt wird.
April | Letzte Judenerschießungen
durch SS-Kommandos. Der Kommunist Rudolf Prikryl behauptet, von der Widerstandsbewegung 05 als Bürgermeister eingesetzt zu sein, und amtiert unangefochten bis 18. April. Das Filmtheater Apollo eröffnet mit „Iwan IV.“ |
Mai | Innerhalb der Stadt werden der Postverkehr wieder aufgenommen und die Schulen geöffnet. |
Juni | Die Rettung fährt
wieder. Die Stadtbahn verkehrt zwischen Hietzing und Hütteldorf. |
September | Österreich wird
in vier Zonen geteilt; die Truppen der Besatzungsmächte (Sowjetunion,
Amerika, Frankreich, England) übernehmen die Zonen auch in Wien. Der Tageskaloriensatz für NormalverbraucherInnen wird von bisher rund 800 auf 1.500 Kalorien erhöht. |
Oktober | Als amtliches Ausweisdokument wird die Identitätskarte eingeführt, welche österreichische Staatsbürger bis 1955 beim Überschreiten einer Zonengrenze vorweisen müssen. |
November | Alle Bezirke sind wieder mit Gas versorgt. |
Dezember | Erste Währungsreform – Der Schilling wird wieder gesetzliches Zahlungsmittel. |
Jänner | Eröffnung von städtischen Wärmestuben. |
Mai | Der Generaldirektor der UNRRA (United Nations Relief and Rehabilitation Administration) erklärt, dass die Österreicher dem Niveau des Hungertodes nahe sind. |
Oktober | Wegen des Benzinmangels ist lediglich die Zulassung von (Transport-)Kraftfahrzeugen möglich, die mit Erdgas, Holzgas oder Dieselöl betrieben werden. Die Verwendung von Autos für private Zwecke ist bei Strafe verboten. |
November | 340.000 Menschen haben die große antifaschistische Ausstellung „Niemals vergessen“ im Wiener Künstlerhaus besucht. |
Jänner | Die Bundesregierung richtet einen Appell an die Bevölkerung, sich durch die Nöte und Leiden der Zeit nicht unterkriegen zu lassen. Der Katastrophenwinter führt zu einem Mangel an Strom, Gas und Kohle. |
März | 70 Prozent der Wiener Kinder leiden an Unterernährung. |
Mai | Hungerdemonstration der kommunistischen Streikbewegung (Höhepunkt im Oktober 1950). |
Juni | Seit Kriegsende wurden ca. 15.000 Gemeindewohnungen instandgesetzt, weiters wurden über 33.000 Wohnungen wieder sicher gemacht. |
August | Durch katastrophale
Trockenheit kommt es in ganz Österreich zu Missernten. Grundsteinlegung zur Per-Albin-Hansson-Siedlung in Wien 10. |
November | Der Normalverbraucher-Kaloriensatz wird auf 1.700 pro Tag erhöht. (Als unterernährt gilt ein Mensch, der am Tag weniger als 1700 bis 1950 Kalorien am Tag zur Verfügung hat.) |
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