Zentrum für Gesundheit, Integration und Sicherheit am Arbeitsplatz        



 

 

     

           Betriebliche Gesundheitsförderung (BGF) berührt viele Unternehmensbereiche. Deshalb benötigt sie eine stabile Infrastruktur für die Kommunikation unter den Beteiligten. Hierfür hat sich die Einrichtung einer speziellen Arbeitsgruppe bewährt, der Arbeitskreis Gesundheit.

Merkmale eines Arbeitskreises Gesundheit:

Er ist das zentrale Steuerungsgremium für alle Bereiche der Gesundheitsförderung im Betrieb

Er verfügt über Entscheidungskompetenzen und kann über den Ressourceneinsatz entscheiden

Es arbeiten all jene mit, die in gesundheitsrelevanten Fragen über Entscheidungs-, Mitbestimmungs- und Fachkompetenz verfügen

Er sammelt und bewertet betriebliche Gesundheitsdaten

Das Gremium entscheidet über zu treffende Maßnahmen und koordiniert die betriebliche Gesundheitsförderung

Außerbetriebliche Instanzen wie AUVA, Gewerkschaft und Krankenkassen können mit einbezogen werden, wenn es sinnvoll erscheint

Leitidee der Gesundheitszirkel ist die aktive Einbeziehung der MitarbeiterInnen in Planung und Umsetzung betrieblicher Gesundheitsförderung. Als ExpertInnen ihrer Arbeitssituation tragen sie entscheidend zum Erfolg bei.

     Die Zirkelarbeit

In diesen Gesprächskreisen treffen sich während der Arbeitszeit acht bis zwölf von ihren KollegInnen gewählte MitarbeiterInnen des jeweiligen Arbeitsbereichs mit einem geschulten möglichst externen Moderator bzw. einer Moderatorin.

Die ersten der rund zehn  stattfindenden Sitzungen sind den Ursachen gesundheitlicher Beschwerden am Arbeitsplatz gewidmet. D. h. die TeilnehmerInnen tragen gemeinsam ihre Erfahrungen mit Belastungsfaktoren wie Stress, Lärm, Zugluft usw. zusammen. Dabei darf kein Thema Tabu sein, also auch "heiße Eisen" gehören dazu, wie das Vorgesetztenverhalten, Mobbing oder ein schlechtes Betriebsklima.

Im weiteren Verlauf stehen technische, ergonomische, organisatorische und personenbezogene Lösungsvorschläge im Vordergrund der ein- bis eineinhalbstündigen Diskussionen. Mit ihren Veränderungsideen sollen die Beschäftigten mithelfen, ihre Arbeitsbedingungen zu verbessern.

     Alternsgerechte Arbeitswelt. Betriebliche Gesundheitsförderung umfasst Maßnahmen zur gesundheitsgerechten Arbeitsgestaltung und Unterstützung gesundheitsgerechten Verhaltens. Der Anteil der Älteren in der Bevölkerung wird immer größer, der der Jüngeren immer kleiner. Dieser als „Demographischer Wandel“ bezeichnete Prozess zeichnet sich auch in den Unternehmen ab. Deshalb wird es in Zukunft immer wichtiger sein, die Gesundheit, und damit die Arbeitsproduktivität, der älteren Arbeitnehmer zu erhalten. Um vor dem Hintergrund des demographischen Wandels die Gesundheitsquote bei den zukünftigen älteren Arbeitnehmern zu erhöhen, sollten Gesundheitsförderungsmaßnahmen im Betrieb verstärkt auf die Prävention dieser beiden Erkrankungsarten zielen. Berücksichtigt werden sollte jedoch auch die Diagnosegruppe „Psychiatrische Erkrankungen“, in der die Arbeitnehmer ab 55 Jahren einen fast viermal höheren Wert aufwiesen als Arbeitnehmer unter 24 Jahren. Zukünftig werden weniger Nachwuchskräfte und weniger Erwerbstätige dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen. Das bisherige Vorgehen, sich allein auf die jüngere Generation als Mitarbeiter zu konzentrieren und die ältere zu vernachlässigen, bedarf daher dringend einer Reform. Es gilt eine breite Palette von neuen Angeboten für jüngere und ältere Arbeitnehmer zu schaffen, um den Einstieg, den Umstieg und den Wiedereinstieg in den Arbeitsmarkt zu ermöglichen. Erforderlich sind eine Differenzierung der Berufswelt und vielfältigere Beschäftigungsmöglichkeiten mit flexibleren Arbeitszeitmodellen. Für die ältere Generation mit ihren vielfältigen und wichtigen Berufserfahrungen werden anspruchsvolle Einsatzfelder, Weiterqualifikation und Arbeitszeitmodelle eine wichtige Rolle spielen.

            Rauchfreier Betrieb?! Sowohl Nichtraucher als auch Raucher besitzen Grundrechte, die ihre Position weitgehend schützen. Dem Recht auf körperliche Unversehrtheit steht die Handlungs- und Genussfreiheit gegenüber. Beide Rechte müssen sich im Alltag Einschränkungen gefallen lassen. Ein klares Überwiegen der Rechte einer Seite ist nicht festzustellen. Hieraus folgt die Notwendigkeit eines Miteinander statt eines Gegeneinander - auch am Arbeitsplatz und im Betrieb. 

Als Beispiele werden folgende Lösungsmöglichkeiten aufgeführt:

Bessere Be- und Entlüftung; Einhaltung regelmäßiger Lüftungspausen

freiwillige Selbstbeschränkung der Raucher

Vereinbarung von Rauch- und Nichtrauchzeiten

allgemeine Raucherpausen, gegebenenfalls für alle

 

          Umgang mit Alkohol am Arbeitsplatz. Menschen mit Alkoholproblemen sind, überall in der Arbeitswelt und auf allen Hierarchieebenen zu finden. Unternehmen wissen heutzutage, dass sie, wenn sie frühzeitig intervenieren und Hilfe anbieten, Betroffenen eine realistische Chance für den Verbleib bzw. den Wiedereinstieg in ihre berufliche und soziale Umwelt ermöglichen.  

Was tun, wenn der Kollege/die Kollegin trinkt?

Schon kleinere Mengen Alkohol können die körperliche und geistige Leistungsfähigkeit eines Mitarbeiters beeinträchtigen

Solche Mitarbeiter sind ein Sicherheitsrisiko für sich und andere

Nach Schätzungen ist bei 10 bis 30 % aller Betriebsunfälle Alkohol im Spiel

Eine Untersuchung eines werksärztlichen Dienstes hat herausgefunden, dass 100 alkoholgefährdete bzw. abhängige Mitarbeiter in 5 Jahren über 3 Millionen € Kosten verursachen

Alkoholismus ist keine Willensschwäche, sondern eine Krankheit. Betroffene brauchen Hilfe

Wegschauen hilft nicht

          Gesunde Ernährung – Schlank ohne Diät?!

          Mobbing – Nein Danke! Mobbing am Arbeitsplatz gefährdet die Gesundheit von Betroffenen massiv. Damit ist ausgesagt, dass der Krankenstand in den Betrieben höher ist, in denen das Betriebsklima von den Mitarbeitern wenig positiv bis schlecht bewertet wird. Die Wirtschaftlichkeit eines Unternehmens wird direkt und indirekt negativ beeinflusst. 

Mobbing nimmt vor allen Dingen deswegen zu, weil sich viele Betriebe umorientieren, aber nicht unbedingt ihre Steuerungs- und Führungsinstrumente der veränderten Situation anpassen. Mit dem tayloristisch geprägten Mitarbeiterbild werden die komplexen Systeme der expliziten und impliziten Selbstorganisation nicht erfasst. Die Mitarbeiter/innen werden in bestimmten Bereichen sich selbst überlassen:

Auffällig ist, dass vielen Mitarbeiter/innen die individuellen betrieblichen Ziele während der Reorganisationen verloren gehen und die Betriebe darauf nicht oder unzureichend reagieren. Die Mitarbeiter/innen verlieren die Arbeitsorientierung. Die Einführung von Zielvereinbarungen verändert diesen Zustand nicht, da in der Regel wirtschaftliche und sachliche Ziele und nicht kooperative und persönliche Entwicklungsziele abgefragt werden.

Aus der Entwicklungspsychologie ist bekannt, dass kein Mensch ohne Orientierung leben kann. Verliert er in der Arbeitswelt seine individuelle Arbeitsorientierung, entwickelt er eine weniger komplexe personale Orientierung, die als individuell beherrschbar erlebt wird. Auf dieser Stufe finden wir die personalen Wahrnehmungen und dynamischen Prozesse, die Mobbinghandlungen in einer betrieblichen Kultur, die den Kontakt zum Mitarbeiter verloren hat, erst möglich machen. 

       Was tun beim Mobbing am Arbeitsplatz?

Mobbing steht für Intrigen und Schikanen gegen Personen am Arbeitsplatz

Es gibt kein klassisches Mobbingopfer, sondern es kann jede oder jeden treffen

Wenn der Betrieb für Beschäftigte zur Hölle wird, können KollegInnen die Täter sein, aber auch Vorgesetzte

Wer gemobbt wird, leidet unter erheblichen psychischen Qualen, die zu chronischen Krankheiten werden können

Ursachen für den zunehmenden Psychoterror in den Betrieben sind in steigendem Konkurrenz- und Leistungsdruck sowie in der Angst um den Verlust des Arbeitsplatzes zu suchen  

      Mobbing-Opfer sollten sich wehren und soziale Unterstützung suchen. Wichtig ist, dass eine möglichst frühe Intervention stattfindet. Wer zuschaut wie andere mobben, macht sich selbst mitschuldig. Gespräche im Kollegenkreis können Problembewusstsein wecken. Es erfordert viel Zivilcourage allein gegen Mobber aufzutreten. Zumindest kann der Betriebsrat oder je nach Einzelfall auch der Vorgesetzten informiert werden. Mobbingopfer benötigen soziale Unterstützung. Mobber werden um so eher in ihre Grenzen gewiesen, je höher für sie selbst die sozialen Kosten weiteren Mobbings ausfallen. 

Kummer über Kränkungen nicht in sich hineinfressen

Gerade wenn der ursprüngliche Konflikt noch nachvollziehbar ist, kann versucht werden mit dem Mobber bzw. der Mobberin ein Gespräch zu führen

Vor allem für Rückendeckung bei KollegInnen und/oder Vorgesetzten sorgen, den Betriebsrat einschalten

Beratungsangebote wahrnehmen

           Stressbewältigung ist lernbar! In der Arbeitswelt spielen psychische Belastungen und Stress eine immer größere Rolle. Sie entstehen bspw. durch Zeitdruck, Unterforderung bzw. Überforderung, Isolation, Monotonie, fehlende Anerkennung und Unterstützung, hohe Konzentration, geringe Autonomie usw.

Stellen  die   Belastungen eine zu große Beanspruchung  der Mitarbeiter dar, so führt dies in der Konsequenz zu Beschwerden. Aus Beschwerden können auf die Dauer Erkrankungen entstehen, die auch zur Arbeitsunfähigkeit führen können. 

Welche Stressoren gibt es?  

Physische Stressoren, z.B. körperliche Schwerarbeit, Arbeit unter Zeitdruck, Nachtarbeit, Lärm, falsche Beleuchtung, Hitze, Kälte, fehlende Erholung.

Psychische Stressoren, z.B. widersprüchliche Aufgabenstellungen, Angst vor Misserfolg und Kontrolle, fehlende Anerkennung und Unterstützung, Angst vor Arbeitsplatzverlust.

Mentale Stressoren, z.B. Über- und Unterforderung in Bezug auf die Arbeitsaufgabe, ungenügende Einarbeitung, fehlende Eignung und Qualifikation.

Soziale Stressoren, z.B. schlechtes Betriebsklima, Isolation, Wechsel der Umgebung, der Mitarbeiter oder des Arbeitsbereiches, Gruppenarbeit.

 

     Die Gesundheit gefährdende Arbeitsbedingungen sind kein Problem des einzelnen, das nur er allein bewältigen kann. Stress z.B. kann bekämpft werden durch die Gestaltung der Arbeitsorganisation, Arbeitszeit, Arbeitsmittel und Entlohnungssysteme. Bei Arbeitsplätzen, die darüber hinaus Möglichkeiten zur persönlichen Entwicklung bieten, können Stresssituationen besser bewältigt, Mobbing effektvoll begegnet sowie Jung und Alt gedeihlich vereint werden.

                                                                                              

 

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Stand: 10. März 2004