2. Sonntag der Osterzeit A (30. März 2008)
Evangelium des Johannes 20, 19- 31
24 Thomas aber,
einer von den Zwölfen, der auch den Namen ›Zwilling‹ führt, war nicht bei ihnen
gewesen, als Jesus gekommen war. 25 Die anderen Jünger
teilten ihm nun mit: »Wir haben den Herrn gesehen!« Er
aber erklärte ihnen: »Wenn ich nicht das Nägelmal in
seinen Händen sehe und meinen Finger in das Nägelmal und meine Hand in seine Seite lege, werde ich es nimmermehr glauben!« 26 Acht Tage später befanden sich seine Jünger wieder im Hause, und
(diesmal) war Thomas bei ihnen. Da kam Jesus bei verschlossenen Türen, trat
mitten unter sie und sagte: »Friede sei
mit euch!« 27 Darauf
sagte er zu Thomas: »Lege deinen Finger hier auf diese Stelle und sieh dir
meine Hände an; dann reiche deine Hand her und lege sie mir in die Seite und
sei nicht (länger) ungläubig, sondern werde gläubig!« 28 Da
antwortete ihm Thomas: »Mein Herr („kyrios“) und mein
Gott!« 29 Jesus erwiderte ihm:
»Weil du mich gesehen hast, bist du gläubig geworden. Selig sind die, welche nicht gesehen haben und doch zum Glauben
gekommen sind!«
30 Noch viele andere
Wunderzeichen hat Jesus vor den Augen seiner Jünger getan, die in diesem Buche
nicht aufgezeichnet stehen; 31 diese aber sind
niedergeschrieben worden, damit ihr glaubt, dass Jesus der Gesalbte
(= Christus, oder: der Messias), der Sohn Gottes ist, und damit ihr durch
den Glauben Leben in seinem Namen habt
Einfach zum
Weiterdenken:
kam Jesus, trat mitten
unter sie und sagte zu ihnen: »Friede
sei mit euch!«
Schalom – salam – bis in die
Gegenwart der große Wunsch und der häufigste Gruß im täglichen Leben Israels
und Palästinas. Kein Wort vermag die tiefe Sehnsucht der Menschen nach Einheit,
Heilsein, Leben in Fülle besser auszudrücken. Der Auferstandene zeigt sich beim
ersten Gruß als Verwundeter: Der Weg zum Leben in Fülle schließt die
Verwundungen und Verletzungen der
Seele ein. Beim zweiten Mal spricht er einen vertrauensvollen Auftrag aus:
Sünde los – lassen als Auftrag an jeden persönlich, ohne Einschränkung
auf Auserwählte. Und das dritte Schalom eröffnet die
heilsame Begegnung mit Thomas, der vorerst nicht glauben kann: Shalom – Erfahrung braucht Zeit und Geduld.
Kann ich vertrauen, dass
Verletzungen der Seele, mich selber und andere zum inneren und äußeren Frieden
führen können?
Wem möchte ich Schuld vergeben
– in der Stille des Herzens, damit mein eigenes Herz nicht zur
Mördergrube wird?
Welche Mitmenschen haben mir durch
ihre Fragen und Zweifel geholfen,
meine persönliche Gottverbundenheit
besser zu erfahren?
Acht Tage später befanden sich seine
Jünger wieder im Hause, und (diesmal) war Thomas bei ihnen.
Die Acht lässt für den hebräisch denkenden Gläubigen die
Erinnerung wach werden: Der achte Tag ist der erste Tag nach der Vollendung der
Schöpfung. Die Tür zur Neuen Welt ist offen. Der achte Tag ist auch der Tag des
Messias.
Und in der Tat – in der Begegnung mit Jesus beginnt für
Thomas eine neue Weise des Lebens. Er findet vom Zweifel zum Vertrauen. Und er
erfährt Jesus als Kyrios, als den gesalbten Messias.
Und was er erfährt, bekennt er mit: Mein Herr und mein Gott!
Die „acht Tage“ sind nicht nur eine Woche im Kalender: Sie sind
eine „volle“ Zeit, eine Zeit des Fragens und Suchens. Eine Zeit der
Überraschung und Wende. Und so können „acht Tage“ Stunden oder Jahre, einige
Atemzüge oder einen Lichtaugenblick dauern.
Ich will mich dankbar an solche
Zeiten des Suchens und Fragens
im persönlichen Leben und auf dem
Weg der Gottessuche erinnern:
Dankbar auch für die Mitmenschen und
Glaubenden,
die mich dabei begleitet haben.
Gebet auf dem Weg durch
die Woche:
Auferweckter Christus Jesus,
schenke mir den Frieden des Herzens.