2.  Sonntag der Osterzeit A (30. März 2008)

Evangelium des Johannes 20, 19- 31

  19 Als es nun an jenem Tage, dem ersten Wochentage, Abend geworden war und die Türen an dem Ort, wo die Jünger sich befanden, aus Furcht vor den Juden verschlossen waren, kam Jesus, trat mitten unter sie und sagte zu ihnen: »Friede sei mit euch!« 20 Nach diesen Worten zeigte er ihnen seine Hände und seine Seite; da freuten sich die Jünger, weil sie den Herrn sahen. 21 Dann sagte er nochmals zu ihnen: »Friede sei mit euch! Wie mich der Vater gesandt hat, so sende auch ich euch.« 22 Nach diesen Worten hauchte er sie an und sagte zu ihnen: »Empfanget heiligen Geist! 23 Wem immer ihr die Sünden vergebt, dem sind sie vergeben, und wem ihr sie behaltet, dem sind sie behalten.«

24 Thomas aber, einer von den Zwölfen, der auch den Namen ›Zwilling‹ führt, war nicht bei ihnen gewesen, als Jesus gekommen war. 25 Die anderen Jünger teilten ihm nun mit: »Wir haben den Herrn gesehen!« Er aber erklärte ihnen: »Wenn ich nicht das Nägelmal in seinen Händen sehe und meinen Finger in das Nägelmal und meine Hand in seine Seite lege, werde ich es nimmermehr glauben!« 26 Acht Tage später befanden sich seine Jünger wieder im Hause, und (diesmal) war Thomas bei ihnen. Da kam Jesus bei verschlossenen Türen, trat mitten unter sie und sagte: »Friede sei mit euch!« 27 Darauf sagte er zu Thomas: »Lege deinen Finger hier auf diese Stelle und sieh dir meine Hände an; dann reiche deine Hand her und lege sie mir in die Seite und sei nicht (länger) ungläubig, sondern werde gläubig!« 28 Da antwortete ihm Thomas: »Mein Herr („kyrios“) und mein Gott!« 29 Jesus erwiderte ihm: »Weil du mich gesehen hast, bist du gläubig geworden. Selig sind die, welche nicht gesehen haben und doch zum Glauben gekommen sind!«

30 Noch viele andere Wunderzeichen hat Jesus vor den Augen seiner Jünger getan, die in diesem Buche nicht aufgezeichnet stehen; 31 diese aber sind niedergeschrieben worden, damit ihr glaubt, dass Jesus der Gesalbte (= Christus, oder: der Messias), der Sohn Gottes ist, und damit ihr durch den Glauben Leben in seinem Namen habt

 

Einfach zum Weiterdenken:

kam Jesus, trat mitten unter sie und sagte zu ihnen: »Friede sei mit euch!«

 

Schalom – salam – bis in die Gegenwart der große Wunsch und der häufigste Gruß im täglichen Leben Israels und Palästinas. Kein Wort vermag die tiefe Sehnsucht der Menschen nach Einheit, Heilsein, Leben in Fülle besser auszudrücken. Der Auferstandene zeigt sich beim ersten Gruß als Verwundeter: Der Weg zum Leben in Fülle schließt die Verwundungen und Verletzungen  der Seele ein. Beim zweiten Mal spricht er einen vertrauensvollen Auftrag aus: Sünde los – lassen als Auftrag an jeden persönlich, ohne Einschränkung auf Auserwählte. Und das dritte Schalom eröffnet die heilsame Begegnung mit Thomas, der vorerst nicht glauben kann: Shalom – Erfahrung braucht Zeit und Geduld.

 

Kann ich vertrauen, dass Verletzungen der Seele, mich selber und andere zum inneren und äußeren Frieden führen können?

 

Wem möchte ich Schuld vergeben – in der Stille des Herzens, damit mein eigenes Herz nicht zur Mördergrube wird?

 

Welche Mitmenschen haben mir durch ihre Fragen und Zweifel geholfen,

meine persönliche Gottverbundenheit besser zu erfahren?

 

 

Acht Tage später befanden sich seine Jünger wieder im Hause, und (diesmal) war Thomas bei ihnen.

 

Die Acht lässt für den hebräisch denkenden Gläubigen die Erinnerung wach werden: Der achte Tag ist der erste Tag nach der Vollendung der Schöpfung. Die Tür zur Neuen Welt ist offen. Der achte Tag ist auch der Tag des Messias.

Und in der Tat – in der Begegnung mit Jesus beginnt für Thomas eine neue Weise des Lebens. Er findet vom Zweifel zum Vertrauen. Und er erfährt Jesus als Kyrios, als den gesalbten Messias. Und was er erfährt, bekennt er mit: Mein Herr und mein Gott!

Die „acht Tage“ sind nicht nur eine Woche im Kalender: Sie sind eine „volle“ Zeit, eine Zeit des Fragens und Suchens. Eine Zeit der Überraschung und Wende. Und so können „acht Tage“ Stunden oder Jahre, einige Atemzüge oder einen Lichtaugenblick dauern.

 

Ich will mich dankbar an solche Zeiten des Suchens und Fragens

im persönlichen Leben und auf dem Weg der Gottessuche erinnern:

 

Dankbar auch für die Mitmenschen und Glaubenden,

die mich dabei begleitet haben.

 

Gebet auf dem Weg durch die Woche:

Auferweckter Christus Jesus, schenke mir den Frieden des Herzens.