Ein letztes Foto von der Kaiserin? Betreffend die Aufnahme mit Ida Ferenczy (revidiert 2018)
Ida Ferenczy (links) in ihrer Wohnung, angeblich mit Kaiserin Elisabeth (Foto eines unbekannten Fotografen).
Die ganze Aufnahme (Quelle: lessingimages.com). Zitate: "1894 – Elisabeth war nun 57 Jahre – entstand dieses merkwürdige Foto, das die Kaiserin und, zur Linken, ihre Hofdame und Vorleserin Ida Ferenczy zeigt" (Merkle, Ludwig: Sissi – Die schöne Kaiserin, Bruckmann, München 1996, S. 94). "Die Kaiserin in ihren letzten Lebensjahren, zusammen mit ihrer Vertrauten Ida Ferenczy" (Martha Schad – Kaiserin Elisabeth und ihre Töchter, Langen Müller, 1997, S. 130). "Elisabeth (rechts im Vordergrund) mit Ida Ferenczy in deren Wohnung 1891 – eines der ganz wenigen Altersbilder der Kaiserin" (Sissi, Mixing, 1998, S. 395). "Diese Fotografie galt einst als Sensation. Man glaubte, dass sie die gealterte Kaiserin Elisabeth (rechts) zusammen mit ihrer Hofdame Ida Ferenczy zeigt. Die Aufnahme soll um 1891 entstanden sein, sieben Jahre vor Elisabeths Tod. Zwar hat Elisabeth sich bekanntlich ab ihrem 31. Lebensjahr nicht mehr fotografieren lassen. Dennoch scheiden sich bis heute die Meinungen zu dieser Fotografie, ob sie tatsächlich die Kaiserin zeigt oder doch nicht" (http://www.planet-vienna.com/habsburger/bios/sissi/sissi.htm), gesichtet am 15.5.2015 Im Forum von www.sissi.de wird bezweifelt, dass das Bild die Wohnung von Ida Ferenczy zeigt, weil die Zimmerdecke zu niedrig ist. Es wird auf ein historisches Bild von Idas Wohnung in der Wiener Hofburg, in "Elisabeth – Stationen ihres Lebens", Verlag Christian Brandstätter, 1898, S. 68, hingewiesen, wo zu sehen ist, dass die Raumhöhe viel höher ist (wizard, 21. Dezember 2005). Allgemein wird bezweifelt, dass die Dame rechts im Bild vor Ida Ferenczy, am Schreibpult sitzend die Schreibfeder haltend und lächelnd in den Raum blickend – offenbar sich bewusst dem Foto hingebend – die Kaiserin Elisabeth ist. Sie scheint etwas stärker zu sein und trägt Ringe an den Fingern, was angeblich nicht für die Kaiserin spricht. Doch wer ist dann diese Dame? Auf einer französischen Internetseite wird eine Ähnlichkeit mit der Leibfriseuse Elisabeths, Fanny Angerer (Feifalik), hergestellt (www.elisabethdautriche.fr; Publié le 25 mars 2013). Fanny Feifalik kann es nicht sein! Bildvergleiche – Gesicht und Ohren – weisen nicht darauf hin. Fanny Freifalik schrieb nicht gemeinsam mit Ida Ferenczy Briefe und bearbeitete auch nicht die Post der Kaiserin. Im Jahre 1891 war die Friseuse erst 49 Jahre alt – 1894 war sie 52 Jahre alt. Sie hatte zu dieser Zeit wohl noch keine grauen Haare. Eine Fotografie von Elisabeths Schwester Sophie im fortgeschrittenen Alter, zeigt sie mit ähnlichen Gesichtszügen, wie die Person am Schreibpult auf dem Foto. Daher könnte man auch hier annehmen, dass diese Dame die Kaiserin Elisabeth ist, obwohl die Szene ungewöhnlich ist.
Elisabeths Schwester Sophie, später Herzogin von Alencon in mittleren Jahren ...
…und ein Vergleich mit den beiden Fotografien. Gesicht, Nase, Mund, Augen und Ohren scheinen auf beiden Aufnahmen nahezu identisch zu sein. Die Person auf dem Bild trägt ein elegantes, schwarzes Kleid, anscheinend Trauerschmuck und schreibt offenbar auf einem der bekannten, mit Trauerrand versehenen, Briefpapieren der Kaiserin. Sie trägt auch zwei Ringe jeweils an den Ringfingern, wie die Kaiserin. Historische Fotos, z. B. aus den 1860er Jahren, zeigen sie ebenfalls mit ähnlichen Ringen an den Fingern – wenn auch auf dem Bild rechts in das Foto montiert.
Wann und von wem das Foto mit Ida Ferenczy gemacht wurde ist bisher nicht bekannt. Es könnte irgendwann zu Weihnachten/Neujahr in den 1890er Jahren gewesen sein, denn auf der kompletten Aufnahme ist ein Christbaum zu sehen. Es wird das Jahr 1891 angegeben; in den Jahren 1890/91/92 war die Kaiserin tatsächlich um die Weihnachtszeit in Wien – später zu dieser Zeit nicht mehr. Bis zum Tod der Kaiserin 1898 hatte Ida Ferenczy eine Wohnung am früheren Ballhausplatz, Nr. 6, wo sich heute das Innenministerium befindet; im 2. Stock. " ... in unmittelbarer Nähe zum Appartement der Kaiserin ... für Elisabeth Ort verschiedener 'konsperativer' Treffen; ... aber auch Franz Joseph ... mit Katharina Schratt" (Hamann; Hassmann: Elisabeth - Stationen ihres Lebens, S. 68). "... Idas Wohnung lag im Nebentrakt (der Hofburg) ... Der Eingang dazu war separat vom Ballhausplatz aus ... (Larisch, Kaiserin Elisabeth und ich, S. 120). Das Haus wurde im Jahre 1903 abgerissen. Das Original-Bild taucht auf! Im Jahre 2015 gelangte das Original-Bild aus einem Nachlass, der ungenannt bleiben will, in das Wiener Hofmobiliendepot. Die frühere Leiterin des Depots, Dr. Ilsebill Barta, präsentierte das Bild 2017 in einem Zeitungs-Magazin und meint dazu, dass die schreibende Dame im Bild nicht die Kaiserin ist, sondern eine Mitarbeiterin (Sekretärin) von Ida Ferenczy, die im fortgeschrittenen Alter nicht mehr so gut sehen konnte. Die Aufnahme wurde, laut Dr. Barta, in der Wohnung von Ida in der Reisnerstraße, im 3. Wiener Gemeindebezirk gemacht. Außerdem wurde das Bild durch aufgeklebte kleine Fotografien von der Kaiserin manipuliert (Sisis größter Triumph, Magazin der „Kronen Zeitung“, 2017, Redaktion Dr. Martina Winkelhofer). Tatsächlich musste Ida Ferenczy ihre Wohnung nach dem Tod der Kaiserin räumen und es gibt Beweise (ein Brief und Meldezettel, die uns vorliegen), dass sie in der Reisnerstraße von 1899 bis 1909 gewohnt hat. Dann kann aber auch aus diesem Grund das Bild nicht die Kaiserin zeigen, weil diese ja zu dieser Zeit bereits verstorben war. Wenn das Bild nun nicht die Kaiserin zeigt, dann bleibt die Identität der bewussten Dame mit dem schwarzen Kleid weiterhin ungeklärt. Es ist weder Marie Festetics, noch Fanny Feifalik, noch irgendeine andere frühere Hofdame oder Vertraute der Kaiserin. Wer diese “Mitarbeiterin” (Sekretärin) von Ida Ferenczy in ihren späteren Jahren war, ist bisher nicht bekannt. siehe auch >> . siehe auch >> . (c) W & R Hain, Wien, am 27. Dezember 2018.
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