Sisi in Film und Musical
Wahrheit und Legende

 

 

Eine kritische Betrachtung von Walter & Renate Hain

 

 

Wien, im Dezember 2009

 

    Es gibt viele Spielfilme, Dokumentationen und Musicals über Sisi, die Kaiserin Elisabeth von Österreich. Doch was ist Legende und was ist historische Wahrheit? Noch kein Film, kein Musical und auch keine TV-Dokumentation haben es geschafft, das Leben der Kaiserin von Österreich so darzustellen wie es wirklich war. Manches ist verkitscht worden, manches wurde historisch richtig dargestellt. Teile aus ihrem Leben wurden geschildert und dargestellt und auf ihre gesamte Persönlichkeit übertragen. Sisi war weder die Märchenprinzessin noch die ewig Todessehnsüchtige. Will man das Leben der Kaiserin von Österreich richtig darstellen, dann muss man sich an die historischen Fakten halten, die inzwischen umfangreich dokumentiert sind. Hier sollen die bekanntesten Spielfilme von Ernst Marischka und Xaver Schwarzenberger, das Elisabeth-Musical von Michael Kunze und Sylvester Levay, und der 3D-Film von Mario Vinci über ihren historischen Wahrheitsgehalt überprüft werden. Die früheren Spielfilme sind veraltet und eher melodramatisch.

 


 

Sissi

Sissi - Die junge Kaiserin

Sissi– Schicksalsjahre einer Kaiserin

Regie: Ernst Marischka, 1955, 1956, 1957.

Erster Teil:

Im Film: Elisabeth reist als Prinzessin zusammen mit ihrer Mutter, Herzogin Ludovika und ihrer älteren Schwestern Helene, Néné, von Possenhofen nach Ischl. Geplant ist die Verlobung von Néné mit dem jungen Kaiser Franz Joseph.

Historisch: Das war am 15. August 1853 (Thiele, S. 83)

Im Film: Der junge Kaiser fährt in einer Kutsche nach Ischl und sieht bei einem Bach ein junges Mädchen beim Angeln. Als er das Mädchen gerade erblickt, verfängt sich der Angelhaken in seinen Rock. Daraufhin ergibt sich eine Konversation mit dem Mädchen, dass er bezaubernd findet. Er ladet das Mädchen ein zu einem späteren Treffen während einem Jagdausflug. Franz Joseph weiß zu dieser Zeit noch nicht, dass das Mädchen Sisi ist.

Historisch: Franz Joseph sieht Sisi erst später nach einem Essen im "Hotel Talachini", (eigentlich "Tallachini", später das Hotel Eisabeth und heute die "Residenz Elisabeth") wo die ganze Gesellschaft abgestiegen ist. Sisi "stürmt lachend, glücklich und erhitzt,.. in den Raum" des Hotels, wo sich gerade der Kaiser befindet. Sie erblickt ihn "und ohne die geringste Verlegenheit begrüßt sie ihn mit ihrer frischen hellen Mädchenstimme" (Thiele, S. 86, 87). Für Franz Joseph ist es, "als träfe ihn ein Blitz". Er war von Sisi tief beeindruckt und er hat sich sofort in sie verliebt.

Im Film: Während seiner Geburtstagsfeier sieht Franz Joseph Sisi zu seiner Verwunderung wieder, er erkennt wer sie ist und verlobt sich zur allgemeinen Überraschung gegen deren Widerstand mit ihr.

Historisch: Schon am 17. August 1853 findet ein Ball statt, wo Franz Joseph nur Augen für Sisi hat und ständig mit ihr tanzt.

Im Film: Sisi macht mit dem Kaiser eine lange Schiffsreise durch die Wachau nach Wien, wo die Hochzeit stattfinden wird.

Historisch: Schon zuvor war Franz Joseph mehrmals in München (11. Oktober 1853, Weihnachten 1853, 14. März 1854. Thiele, S. 108, 110, 113)) und in Possenhofen. Sisi verabschiedet sich am 20. April 1854 von ihrer Heimat und fährt von München aus nach Wien. Zuerst mit einer Kutsche nach Straubing, dann mit einem Raddampfer nach Passau. Dort begrüßt sie eine österreichische Abordnung (Thiele, S. 125). Am 22. April 1854 fährt Sisi mit einem anderen Raddampfer (Thiele, S. 126) über die Donau nach Linz. Dort begrüßt sie freudig der Kaiser und fährt anschließend, ebenfalls per Schiff, nach Wien zurück. Sisi fährt mit dem Raddampfer weiter durch die Wachau nach Nußdorf bei Wien. Überall schwenken die Menschen am Ufer Fahnen und Tücher und winken und rufen der Braut Glückwünsche zu. In Nußdorf begrüßt sie Franz Joseph erneut (Thiele, S. 128). Auch Erzherzogin Sophie und die Verwandten sind anwesend. Von dort fährt die ganze Gesellschaft mit mehreren Hofwagen durch Wien nach Schönbrunn (Thiele, S. 128, 129).

Im Film: Die kirchliche Trauung wird in der Michaelerkirche gefilmt.

Historisch: Am 24. April 1854 findet die Trauungszeremonie in der Augustinerkirche statt.

Zweiter Teil:

Im Film: Vom Hofarzt erhält Sisi die Nachricht, dass sie schwanger ist. Ihre Tochter Sophie kommt zur Welt. Die Erzherzogin nimmt sofort das Kind in ihre Obhut. Sisi ist davon nicht begeistert und flüchtet nach Possenhofen.

Historisch: Die Geburt von Sophie war am 5. März 1855 (Hamann, S. 105). Die Flucht nach Possenhofen war im Juni 1855. Fünf Jahre später flüchtet sie wieder. Zu dieser Zeit war ihr Sohn Rudolf bereits auf der Welt, geboren am 25, August 1858. Ihr berühmtes Ultimatum zur Erziehung ihres Sohnes schrieb sie am 27. August 1865 von Ischl aus nieder (Thiele; S. 302; Hamann, S. 183).

Im Film: Sisi begegnet Graf Andrássy bei einem Empfang. Er überredet sie zur Vermittlung beim Kaiser in der Ungarnsache. Sisi ist damit einverstanden und entwickelt eine innige Freundschaft mit dem Grafen, der ihr sogar seine Liebe zu ihr gesteht. Das weist sie entschieden zurück, sie kann aber trotzdem eine Versöhnung herbeiführen und der Kaiser erklärt sich bereit zur Krönung zum König von Ungarn. Sisi wird zur Königin gekrönt.

Historisch: Sisi hat sich tatsächlich in der Ungarnsache sehr engagiert. Am 8. Januar 1866 begegnete Sisi erstmals den Grafen in der Hofburg bei einem Empfang, zusammen mit einer ungarischen Delegation (Thiele, S. 309; Hamann, S. 226). Seither hat sie beim Kaiser immer wieder interveniert und in unter Druck gesetzt. Seit ihrer Ungarnreise mit dem Kaiser im Mai 1857 hat sie sich in das Land und in die Menschen dort verliebt.

Im Film: Die Zeremonie der Krönung zur Königin von Ungarn findet auf der Fischerbastei statt. Die kirchliche Feier wird in der Karlskirche in Wien gefilmt. Der Kaiser, der zum König von Ungarn gekrönt wird, reitet auf einem Pferd auf den "Krönungshügel", der aus ungarischer Erde aufgehäuft wurde, die von den Menschen herbeigeschafft wird. Er richtet sein Schwert in alle vier Himmelsrichtungen. Dem Kaiser wird die Stephanskrone aufgesetzt, der Kaiserin eine andere rote Krone nur über die rechte Schulter gelegt.

Historisch: Die Krönung fand am 8. Juni 1867 statt. Die Zeremonie mit und auf dem "Krönungshügel"; ist historisch belegt (Hamann, S. 270). Ebenso die Krönung des Kaisers mit der Stephanskrone. Sisi wird diese Krone nur symbolich auf die rechte Schulter gelegt. Sie wird mit einer eigens für die Krönung angefertigten Brillantkrone gekrönt. (Sisis Brillantkrone, wikipedia).

Dritter Teil:

Im Film: Das Kaiserpaar reist nach Italien, nach Mailand, wo es in der Mailänder Scala zu einem Skandal kommt. Zur Überraschung von Kaiser Franz Joseph und Sisi sitzen statt der adeligen Gesellschaft deren Dienstboten in den Zuschauerreihen. Sie stimmen zuerst die Kaiserhymne an, gehen dann aber sofort in den Gefangenenchor aus Nabucco über. Als der Gesang beendet ist herrscht absolute Stille im Saal. Nur der Kaiser und die Kaiserin applaudieren zurückhaltend. Anschließend empfängt das Kaiserpaar die Bediensteten der Adeligen unter den Namen ihrer Herren und Herrinen. Die adelige Gesellschaft ist darüber gar nicht erfreut.

Historisch: Das Kaiserpaar traf in Italien zuerst am 17. November 1856 in Triest ein, dann am 25. November 1856 in Venedig. Mit dabei war ihre kleine Tochter Sophie (Thiele, S. 201, 202; Corti, S. 67, 68). In Venedig schreitet das Kaiserpaar mit der kleinen Sophie über den Markusplatz zur Markuskirche. Von der dort versammelten Menge hörte man kein einziges "Evviva". Eisiges Schweigen überall. Nur die österreichischen Soldaten riefen "Hoch" und "Hurra" (Hamann, S. 116) Nur "heimische Beamte oder Offiziere" (Corti, S. 68)).

Das Ereignis in der Mailänder Scala war am 15. Januar 1857 (Thiele, S. 204). Sisi war zu dieser Zeit noch nicht Königin von Ungarn. Bei der Ankunft in Mailand werden tausende Bauern aufgefordert unaufhörlich "Evviva" zu rufen. Für die Festvorstellung in der "Scala" hat die Polizei die meisten Karten aufgekauft und an "sichere", unverdächtige Leute verteilt. Mailand empfängt das Kaiserpaar mit eisigem Schweigen. "Keine Hand regt sich zum Beifall in der Scala". "Der Adel in den Logen: schwarz in schwarz als Zeichen der Trauer. Manche haben sogar nur ihre Dienerschaft geschickt - ein enormer Affront.... Die Frauen kleiden sich mit Vorbedacht in den italienischen Nationalfarben, und als der Chor aus `Norma` - `guerra, guerra`- erklingt, bricht ein frenetischer Beifall aus" (Thiele, S. 205). Bis zum Ende der Reise, dem 15. April 1857, kommt es aber doch zu politischen Entspannungen, nachdem der Kaiser einige Amnestiedekrete erlassen hat. Einen wesentlichen Anteil daran hatte Sisi durch ihre Anwesenheit.

Im Film: Sisi erkrankt und fährt zur Erholung nach Madeira.

Historisch: Sisi leidet ab Oktober 1860 an einer schweren Erkrankung, die von einigen - vor allem von der Erzherzogin - als lebensbedrohlich angesehen wird. Ausgelöst soll das durch Nervenkrisen und Hungerkuren worden sein. Es soll eine lebensgefährliche Lungenkrankheit, "Lungenaffektation", gewesen sein (Hamann, S. 147, 148). Sisi fährt auf Anraten ihres Leibarztes Dr. Skoda nach Madeira zur Erholung. Dort bleibt sie bis zum Mai 1861 (Hamann, S. 156).

Zusammenfassung: In der Trilogie von Ernst Marischka kommt es doch zu einem eklatanten chronologischen Fehler. Die Krönung wird dem Ereignis in der Mailänder Scala vorgeschoben. Die rührige Szene mit der kleinen Sophie am Markusplatz fand in Wirklichkeit so nicht statt. Der Gefangenenchor aus Nabucco ist eine reine Erfindung aber gut gemacht. Positiv ist, dass die Darsteller bayerischen und österreichischen Dialekt aber auch mit ungarischem Akzent sprechen. Positiv ist auch, dass die Berge, die ländliche Idylle und Sisis Liebe zu den Tieren vorkommt. Sisi hatte tatsächlich Papageien. Die zurückhaltende, schüchterne und manchmal auch weinerliche Sisi wird von Romy Schneider überzeugend gespielt. Überzeugend ist auch Vilma Degischer als herrschende und bestimmende Person im Kaiserhaus. Die Figur des Oberst Böckl ist frei erfunden, doch 1882 hat tätsächlich einmal ein besorgter Polizist Sisi verfolgt (Hamann, S. 372) Historisch richtig ist der Ausspruch "Na bravo" vom alten Franz Karl, dokumentiert allerdings von Franz Joseph (Hamann, S. 265). Richtig ist auch, wenn Sisi sagt, ihr Vater habe auf der Cheopspyramide Zither gespielt ((Hamann, S. 28) und dass Herzog Max so genannte "Leberreime" gesungen hat wie "Die Leber ist von einem Hecht..." (" (Corti, S. 6, 36) und dass Henriette Mendel zur Freiin von Wallersee ernannt wurde (Corti, S. 86). Auch der Ausspruch "diesen Fratz" von Erzherzogin Sophie ist historisch belegt (Corti, S. 25; Thiele, S. 87). Die Szene in der Berghütte mit Hugo Gottschlich kann historisch durchaus möglich sein, denn das junge Kaiserpaar war tatsächlich öfters in den Bergen unterwegs, er in "Lederhose und mit Gamsbarthut", sie "im knappen Lodenkostüm und derben Bergschuhen, mit einen Lodenhut auf dem Kopf", z.B. in Kärnten und in der Steiermark 1856 (Hamann: Elisabeth, S. 112).



 

Erfolge: Die Sisi-Trilogie von Ernst Marischka wurde weltweit in 125 Länder verkauft und sie wird vornehmlich um die Weihnachtszeit in den TV-Kanälen gezeigt. Der Film hat mehr als 28 Millionen Zuschauer in die Kinos gelockt. Zum 100-jährigen Gedenktag des Todes von Sisi am 10. September 1998 saßen 1,22 Millionen Zuschauer an den Bildschirmen.

 


 

Sisi

Regie: Xaver Schwarzenberger, 2009.

Erster Teil:

Im Film: Erzherzogin Sophie, Ludovika, Sisi und Néné fahren von Possenhofen nach Ischl. Franz Joseph begrüßt die Erzherzogin und Ludovika. Sophie stellt ihm Néné vor. Sisi stürmt in den Raum. Franz Joseph und Sisi sehen sich lange an. Dann sagt Sisi: „Mir ist nicht wohl“ und verlässt den Raum. Franz Joseph speist mit Sophie, Ludovika und Néné. Sisi liegt in einem Nebenzimmer im Bett. Anschließend begibt sich Franz Joseph in den Park und trifft dort wieder Sisi. Sie wechseln ein paar Worte. Im Haus bittet Franz Joseph Ludovika um die Hand ihrer Tochter Sisi. Ludovika sagt: „Wir hatten eine andere Vereinbarung“.

Historisch: Sisi soll  tatsächlich in den Raum gestürmt sein. "Elisabeth ist nach dem hastig heruntergeschlungenen Essen im Park gewesen und stürmt lachend, glücklich und erhitzt, einen großen Strauß Feldblumen in der Hand, in den Raum,.." (Thiele, S. 86). Sisi hätte nicht ohne Erlaubnis den Raum verlassen. Ludovika hatte keine Vereinbarung mit Franz Joseph was Sisi betrifft. Sie hatte diese mit der Erzherzogin bezüglich Néné.

Im Film: Sisi stürmt wieder in das Zimmer. Beide werden alleine gelassen. Sisi sagt zu Franz Joseph: „Glaubst du, nur weil du der Kaiser bist, kannst du auf den Gefühlen anderer herumtrampeln!“ Franz Joseph sagt zu ihr: „Gut ich werde verzichten, aber nur, wenn du mir sagst, dass du die Gefühle mit mir nicht teilst“. Sisi sagt nichts. Franz Joseph küsst Sisi.

Historisch: Die junge Sisi hätte nie gewagt den jungen Kaiser zurechtzuweisen.

Im Film: Während Max (Ferdinand Maximilian, der Bruder von Franz Joseph)  mit der Erzherzogin spricht, stehen Sisi und Franz Joseph vor der Kutsche und kichern und albern herum. Sie wollen abfahren, nach Possenhofen.

 

Historisch: Das Kichern und Herumalbern ist historisch fehl am Platz.

 

Im Film:  Sisi lernt in Possenhofen österreichische Geschichte und Französisch. Herzog Max stürmt in den Raum wo Sisi gerade Tanzunterricht nimmt und sagt: „Sisi, es gab ein Attentat“. Sisi ist bestürzt und fährt zu Franz Joseph, der verwundet im Bett liegt. Er trägt eine Schlinge um den rechten Arm. Sisi küsst ihn. Franz Joseph sagt: „Es war ein Ungar“.

 

Historisch: Das Attentat auf Kaiser Franz Joseph war im Februar 1853 in Wien, zur Zeit des versuchten Volksaufstands in Mailand durch Guiseppe Mazzini (Hamann: Elisabeth, S. 22; Thiele: Elisabeth, S. 69). Sisi konnte also nicht als junge Kaiserin zu Franz Joseph gehen, der durch dieses Attentat verletzt im Bett liegt. Es war auch keine Armverletzung, sondern eine Halsverletzung. (Hamann, S. 22).

 

Im Film: Andrássy erscheint in Possenhofen und bittet Max um eine Intervention bei Sisi für eine Amnestie und um Unterstützung in der Ungarnsache. Herzog Max sagt: „Aber Sisi ist ja noch ein Kind?“

 

Historisch: Es ist nicht richtig, dass Herzog Max, Sisis Vater, den Grafen Andrássy in Possenhofen zu einer Unterredung mit der jungen Kaiserin zusammengeführt hat. Erst im Januar 1866 begegnete Sisi den Grafen in der Hofburg mit einer ungarischen Delegation (Hamann, S. 226). Tatsächlich hätte Sisi als Kind und auch als junge Kaiserin nichts ausrichten können.

 

Im Film: In Schönbrunn wird Sisi auf die bevorstehende Hochzeit vorbereitet, die dann auch in einer Kirche stattfindet. Franz Joseph küsst Sisi wieder. Die Hochzeitsnacht steht bevor. Franz Joseph ist behutsam, er wird Sisi verstehen, wenn sie erst später bereit  sein sollte. Beide gehen aus dem Zimmer, wo vor der Tür Erzherzogin Sophie und Ludovika die Hochzeitsnacht belauschen wollten. Franz Joseph und Sisi gehen jedoch in den Park des Schlosses Schönbrunn. Dort wird auf einer Wiese die Hochzeitsnacht vollzogen. Beide sind fast nackt.

 

Historisch: Das Kaiserpaar wurde tatsächlich bei der Hochzeitsnacht "belauscht". Diese fand aber erst nach drei Tagen statt und natürlich nicht im Schlosspark.

 

Im Film: Die Erzerzogin stellt die Gräfin Esterhazy als erste Hofdame ein, um Sisi bespitzeln zu können. Sisi badet in einer Badewanne. Die Erzherzogin rügt sie als sie das Zimmer betritt: „Es wird nur einmal in der Woche gebadet“. Franz Joseph liegt mit Sisi im Bett und sagt zu ihr, als sie um mehr Zuneigung bittet: „Der Kaiser ist ein viel beschäftigter Mann“.  Beide fahren von Schönbrunn zur Hofburg. Dort zeigt sich Radetzky besorgt um die Situation in den Ländern Sardinen, Lombardei, Venetien und Modena. Er bittet Franz Joseph um Erlassungen von Gefängnisstrafen, was Franz Joseph ablehnt.

 

 

Sisi sucht sich in der Spanischen Hofreitschule ein Pferd aus. Sie turnt am Barren. Es wird ihr schwindelig. Dr. Seeburger soll gerufen werden. Sisi sagt zum besorgten Franz Joseph: „Ich werde mich benehmen, wir erwarten nämlich ein Kind“, Franz Joseph ist erfreut.

Sisi ist schwanger. Die Erzherzogin findet es lächerlich, dass Sisi als Schwangere durch die Straßen gehen will. Sisi besucht ein katholisches Kinderheim. Sie will den Kindern einen Gute-Nacht-Kuss geben. Die Schwestern lehnen das ab.

 

Historisch: In den Jahren 1859 und 1866 hat Österreich die Lombardei und Venetien an Italien verloren. Sisi turnte tatsächlich an Ringen und am Barren (Corti, S. 118). In Wirklichkeit wollte die Erzherzogin, dass sich Sisi als Schwangere öffentlich zeigt und keineswegs wollte das Sisi. Sisi war daher auch nicht als Schwangere in einem Kinderheim. Schon gar nicht hätte sie den Kindern einen Gute-Nacht-Kuss geben können.

 

Im Film: Sisi bekommt das Kind. Es wird Sophie heißen, nach dem Vornamen der Erzherzogin. Franz Joseph und Sisi gehen in bürgerlicher Bekleidung und heimlich durch die Stadt. Auf einem Markt begrüßt ein  Papagei Sisi. Den Namen Franz Josephs will er nicht aussprechen. Beide sitzen in einer Bierstube und reden über Politik. Die Erzherzogin nimmt das Kind in ihre Obhut. Sisi beschwert sich bei ihr und flüchtet nach Possenhofen. Dort reitet sie mit Néné durch den Park und fragt sie nach ihrem Verehrer Turn und Taxis. Néné meint, dass er sehr nett ist.

 

Historisch: Sisis erste Tochter Sophie kam am 5. März 1855 zur Welt. Sisi und Franz Joseph gingen nicht heimlich durch die Stadt. Das machte Sisi alleine, in Begleitung einer Hofdame. Die Flucht nach Possenhofen war im Juni 1855. Fünf Jahre später, 1860, flüchtet sie wieder. Es fehlt Karl Ludwig, der jüngere Bruder von Franz Joseph, der zu Anfang in Ischl eine wichtigere Rolle gespielt hat als Ferdinand Max.

 

Im Film: Andrássy taucht wieder auf und wird von Herzog Max vorgestellt. Er interveniert in der Ungarnsache und bittet um Amnestie. Sisi sagt: „Ich kenne Sie, sie sind ein Verbannter, sie dürften gar nicht hier sein“ Gräfin Esterhazy berichtet der Erzherzogin brieflich. Franz Joseph sendet eine Depesche. Er will das Sisi zurückkehrt.

Sisi und Franz Joseph reisen nach Mailand. In der Mailänder Scala kommt es zu einem Affront. Das Volk stürmt in den Saal. Es sind kaum Adelige anwesend. Radetzky erklärt die Situation.

Das zweite Kind Gisela wird geboren. Sisi trifft Andrássy wieder in Budapest. In Wien ergreift Gräfin Esterhazy Partei für Sisi. Sie wird deshalb von der Erzherzogin entlassen. Eine andere Hofdame wird eingestellt: Karoline Hunyady. Sisi sagt darauf: „Ich werde mir meine Hofdamen künftig selber aussuchen.“

Wieder in Budapest. Empfang des Kaiserpaares durch Franz Deák, dem Führer der liberalen Bewegung in Ungarn. Andrássy erscheint und begrüßt Franz Joseph. Sisi sagt zum Grafen: „Ich hätte mir mehr Dankbarkeit erwartet. Sie haben mich benutzt, um ihr Ziel zu erreichen.“

Die kleine Sophie ist erkrankt und stirbt. Es wird gesagt an Lungenentzündung. Das Kind wird beerdigt. Die Erzherzogin gibt Sisi die Schuld.

 

Historisch: Das Ereignis in der Mailänder Scala war am 15. Januar 1857 (Thiele, S. 204). Gisela wurde am 15. Juli 1856 geboren. Die Gräfin Esterhazy ist auf Sisis Wunsch 1862 abgesetzt worden. Die Gräfin Hunyady hat sie sich 1860 selbst ausgesucht (Thiele, S. 266, 282). Sisi hat Andrássy nie zurechtgewiesen. Er hat sie auch nicht "benutzt". Sisi selbst war die treibende Kraft. Ihre Tochter Sophie starb am 29. Mai 1857.

 

Zweiter Teil:

 

Im Film: Sisi fährt mit Franz Joseph, Ludovika und Max nach Miramar. Dann geht es wieder mit Kutschen nach Schönbrunn. In Schönbrunn stellt Max seine Verlobte Charlotte von Belgien vor. Man spricht mit Radetzky über die Probleme in der Lombardei. Sisi sucht sich eine neue Hofdame aus: Ida Ferenczy. Sisi spricht Ungarisch. Die Erzherzogin ist empört. „Wie kannst du nur eine ungarische Hofdame wählen“, sagt sie zu Sisi. Sie möge lieber dafür sorgen, dass es einen Thronfolger gibt. Sisi dazu: „Der Kaiser wird einen Thronfolger bekommen.“ Sisi ist mit Franz Joseph allein. Er sagt zu ihr: "Warum kommst du nicht ins Bett?".

 

Historisch: Sisi reiste mit Max und "einem Gefolge von 33 Personen" Ende Juni 1861 von Wien aus nach Korfu. Franz Joseph begleitete sie bis Miramar (Hamann, S. 158). Max war bereits 1857 mit Charlotte verheiratet (Thiele, S. 221, 222).  Franz Joseph hat  bereits 1856 den inzwischen neunzig Jahre alten Feldmarschall Radetzky verabschiedet (Hamann, S. 117). Die Erzherzogin war "antiungarisch eingestellt" (Hamann: Elisabeth, S. 221).  Ida Ferenczy hatte Andrássy 1864 Sisi empfohlen (Thiele: Elisabeth, S. 295).

 

Im Film: Es gibt ein Treffen mit Napoleon und Eugenie in Schönbrunn. Das Kleid von Eugenie ist besser als das von Sisi. Sisi sagt später: „Die Geschichte wird von den Männern geschrieben, uns Frauen bleibt nur sie zu lenken.“ Franz Joseph will eine Allianz mit Napoleon. Sisi sagt: „Ich bin schwanger Franz“ Sisi und Franz Joseph zeigen sich mit dem neugeborenen Kind am Balkon. Es ist Gisela. Die Menge jubelt. Max und Charlotte beglückwünschen Sisi. Sie sind inzwischen vermählt. Franz Joseph sagt: „Meine Herren es ist Krieg.“ Es gibt Probleme mit der Lombardei. „Wir werden die Aufstände niederschlagen und die Piemontesen zurückdrängen.“ Franz Joseph sagt zu Max: „Du  bist frei.“ Max meint zur Erzherzogin: „Napoleon hat uns verraten.“ Frankreich hat sich mit den Piemontesen verbündet. „Wie konnte er das nur tun. Wenn ich daran denke, dass er bei uns war, mit uns an einen Tisch saß“, sagt Sisi. Franz Joseph will an die Front. Sisi sagt: „Der Kaiser muss nicht unbedingt an die Front.“ Franz Joseph meint: „Wir werden siegen, was sonst.“ Sisi meint: „Denk an unsere Kinder, deine Familie braucht dich, Franz.“ Franz Joseph zieht in den Krieg gegen Napoleon. Sisi erhält einen Brief von Franz Joseph. Er schreibt: „Wir haben verloren.“ Sisi versorgt Verwundete im Lazarett. Graf Andrássy taucht auf. Er meint, er habe das vorausgesagt. Sisi meint dazu, Franz Joseph ist „der Mann den sie dankbar sein sollten“. Man sieht das Schlachtfeld. Franz Joseph schreibt einen Brief an Sisi, datiert mit Solferino, 24. Juni 1859. Franz Joseph unterzeichnet eine Verzichtserklärung.

 

Historisch: Das Treffen mit Napoleon ( Napoleon III., Kaiser von Frankreich) war zu Neujahr  1859 in Paris. Die Geburt von Gisela war am 15. Juli 1856. Bereits Ende  April 1859 gibt es Krieg gegen Piemont. Ende Juni 1859 war der Krieg schon verloren (Thiele, S. 233, 236). Sisi versorgt in Laxenburg die Verwundeten. Franz Joseph schreibt den Brief  am 24. Juni 1859, dem Tag der Schlacht von Solferino.

 

Im Film: Wieder in Schönbrunn. Die Kinder sind inzwischen älter geworden – Rudolf etwa sechs Jahre, Gisela etwa acht Jahre alt. Sisi und Franz Joseph sind wieder in Possenhofen. Sisi sagt zu Franz: „Ich habe mein ganzes Leben auf dich gewartet. Du warst schon immer bei mir.“ In einem Zimmer ist eine Tafel gedeckt. Gisela kommt in den Raum. Sisi fragt: „Wo ist Rudolf?“ Gisela sagt: „Ein Soldat hat ihn geholt.“ Rudolf soll eine militärische Erziehung bekommen.

Sisi turnt an einem Barren. Franz Joseph sagt später: „Wir haben ein Parlament ins Leben gerufen.“ Ungarn erkennt das Parlament nicht an. „Wir wollen ein eigenes Parlament“, sagt Andrássy. Die Mexikaner rufen die Monarchie aus. Max will Kaiser von Mexiko werden. „Bist du narrisch!“ sagt Franz Joseph. Rudolf ist traurig und weint. Er wird von den Militärs zu hart hergenommen. Sisi beschwert sich bei Franz Joseph: „Ich will keinen Sohn, der dauernd in Uniform ist.“ Franz Joseph sagt darauf: „Das ist normal.“ Und: „Es tut mir leid.“

Max fährt nach Mexiko. Sisi beschwert sich bei der Erzherzogin: „Warum lässt du mir mein Kind nicht selbst erziehen.“ Die Erzherzogin besteht auf eine strenge militärische und höfische Erziehung.

Rudolf liegt wieder im Bett und weint. Sisi kommt in die Kaserne. Rudolf wird mit dem Kopf in einen Wasserbottich getaucht. Sisi beschwert sich wieder bei Franz Joseph. „Das was für  dich nicht gut war, ist auch nicht gut für deinen Sohn.“ Franz Joseph antwortet: „Es tut mir leid Sisi, darüber gibt es keine Diskussion.“

Sisi ist krank, sie hat starkes Fieber. Dr. Seeburger kommt. Er meint: „Als sei ihr Interesse am Leben erloschen.“ Er will Sisi ans Meer schicken. Sisi mit Ida Ferenczy in einer Gondel in Venedig. Franz Joseph schreibt einen Brief an Sisi: „Meine Liebste… bis bald.“ Sisi schreibt einen Brief an Franz Joseph wegen Rudolf. Sie möchte, dass man Rudolf aus der Militärakademie entlässt.

Sisi am Meer. Dr. Seeburger untersucht Sisi. Ida Ferenczy bewahrt die Briefe auf, die Franz Joseph an Sisi schreibt, weil diese sie nicht lesen will, bis Franz Joseph auf ihre Forderung wegen Rudolf einwilligt.

 

Historisch: Sisi hat nicht ein ganzes Leben auf Franz Joseph gewartet. Das ungarische Parlament wurde 1865 ins Leben gerufen. Max wurde 1864 Kaiser von Mexiko. Im Dezember 1860 fährt Sisi nach Madeira (Corti, S. 98). Dr. Skoda stellt im Juni 1861 fest, dass Sisi "kaum noch sechs Wochen zu leben" habe  (Corti, S. 106). Sisi reist Ende Juni 1861 nach Korfu. Sisi stellt das Ultimatum wegen Rudolf brieflich am 27. August 1865 von Ischl aus (Thiele, S. 302; Hamann, S. 183).

 

Im Film: Franz Joseph am Bett von Rudolf in der Militärakademie. Rudolf weint und sagt: „Mein Vater, gehen sie weg.“ Franz Joseph sieht Striemen am Körper von Rudolf. Er ist misshandelt worden. Er sagt: „Ich kenne diese Striemen.“

Dr. Seeburger sagt zu Sisi in Madeira: „Ihr seid wieder ganz gesund.“

Sisi geht mit Ida Ferenczy in Venedig auf einen Maskenball. Sie will nicht erkannt werden. Sie will „Gabriela“ genannt werden. Andrássy taucht plötzlich auf. Auch er ist maskiert, doch Sisi erkennt ihn. „Ihr Ruf eilt ihnen voraus, sie sind Graf Andrássy“, sagt sie. Sisi sagt: „Ich bin Gabriella.“ Sie spricht Ungarisch, doch auch Andrássy erkennt sie. „Sie sprechen Ungarisch, weil ihr Vater das so gewollt hat“, sagt er zu ihr. „Wissen sie, dass ich sie begehre Gabriella“, sagt Andrássy und nimmt seine Maske runter. Andrássy küsst Sisi später auf der Straße in Venedig. Sisi sagt: „Ich muss sie nur darauf aufmerksam machen, dass ich verheiratet bin.“

Sisi fährt wieder mit Ida in einer Gondel durch Venedig.

Sisi mit Ida in einem Schloss in Kärnten. Rudolf und Gisela stürmen in den Raum. Sisi sagt: „Wo ist denn deine Uniform Rudolf?“. Rudolf sagt: „Ich habe jetzt neue Erzieher, Papa wollte das so.“

Sisi sagt zu Ida: „Sie haben die Briefe aufbewahrt?“

 

Historisch: Rudolf wurde nicht misshandelt. Die historische Szene als "Gabriela", eigentlich Gabriele", war auf einem  Maskenball im Wiener Musikverein im Jahre 1874. Dort hatte sie als "gelber Domino" einen Herrn zu sich rufen  lassen,  der sich später als Fritz Pacher zu erkennen gibt. Sisi hat mit ihm später mehrere Briefe ausgetauscht (Thiele, S. 462, 466; Hamann, S. 383, 387). Andrássy ist hier völlig fehl am Platz. Der Kuss ist historisch völlig daneben. Sisi war zu dieser Zeit bereits Königin von Ungarn. Franz Joseph hat auf Sisis Ultimatum reagiert und Rudolf 1865 weitgehend von der Militärakademie befreit.

 

Im Film: In Schönbrunn trifft Franz Joseph den Grafen Bismarck. Auf Wunsch von Kaiser Wilhelm soll Deutschland mit Österreich vereint werden. Italien soll mit Venetien vereint werden. „Wann können wir wieder in Frieden leben“, sagt Sisi zu Franz Joseph.

Die Erzherzogin erhält die Nachricht, dass Max Ferdinand ermordet worden ist. Sie fällt in Ohnmacht. Sisi informiert Charlotte.

„Wir werden gegen Preußen in den Krieg ziehen“, sagt Franz Joseph. Verwundete kommen in ein Lazarett. Der Krieg ist verloren. „Alles wofür ich gekämpft habe ist verloren“, sagt Franz Joseph.

Sisi fährt nach Ungarn. Andrássy empfängt sie vor  dem Parlament. Sie besprechen die ungarische Lage vor dem Gebäude. Sisi wird mit den Kindern von einer Delegation im Parlament empfangen. Sie bittet um Vergebung. Die Länder sollen verbunden werden. Ungarn soll ein eigenes Parlament erhalten. Sie hält eine kurze Rede auf Ungarisch. Es soll ein Österreich-Ungarisches Reich geben. „Eure Majestät, das Reich ist gerettet. Ihr habt es gerettet“, sagt Andrássy zu Sisi.

Franz Joseph und Sisi werden in einer Kirche gekrönt. Andrássy setzt beiden persönlich ihre Kronen auf. Franz Joseph erhält die Stephanskrone, Sisi eine rote Krone.

 

Historisch: Das Treffen mit Bismarck war 1864. Der Krieg gegen Preußen war 1866. In Königgrätz erleidet Franz Joseph eine bittere Niederlage. Max wird 1876 in Mexiko ermordet. Sisi versorgt im Nordbahnhof wieder Verwundete (Hamann; S. 236). Das ungarisches Parlament wird 1865 ins Leben gerufen. Franz Joseph und Sisi werden am 8. Juni 1867 zum König und zur Königin von Ungarn gekrönt. Andrássy setzt Franz Joseph die Stephanskrone auf. Sisi wird die Stephanskrone nur über die rechte Schulter gelegt. Gekrönt wird sie mit einer roten Brillantkrone.

 

Zusammenfassung: Der Film ist zwar gut gemacht, doch historisch enttäuschend. Xaver Schwarzenberger hätte ein neues, historisch richtiges  Remake der Sisi-Trilogie von Ernst Marischka machen sollen, die zu Unrecht immer wieder als zu kitschig hingestellt wird. Statt dessen sind in seinem Zweiteiler eklatante chronologische Fehler zu finden. Die junge Sisi ist zu emanzipiert und zu modern. Sie spricht die Erzherzogin mit "Du" an. Ihre Haare sind fallweise viel zu kurz. Andere Personen überstrahlen sie in ihrem Aussehen. Es findet sich auch keine Spur von Bergwelt und ländlicher Idylle. Obwohl der junge Kaiser und die junge Kaiserin durchaus gemeinsame Wanderungen unternommen hatten, er in Lederhose und mit Gamsbarthut, sie "im knappen Lodenkostüm" (Hamann: Elisabeth, S. 112). Der Ausdruck „Bist du narrisch!“ von Franz Joseph ist ein flapsiger Anflug von Dialekt.

Mit diesem Film ist eine Chance verpasst worden, dem Sisi-Romy-Schneider-Image ein neues historisch richtiges Gesicht zu geben. Schwarzenberger hat offenbar keine Historiker zu Rate gezogen. Der Film kostete 11 Millionen Euro.

 

Erfolg: Der zweite Teil hatte in Österreich einen Marktanteil von 28 Prozent  Der erste Teil hatte  in Österreich 641.000 Zuseher; der zweite Teil 746.000 (kleinezeitung.at). In Deutschland haben am 17. Dezember 2009 4,82 Millionen Zuseher den ersten Teil verfolgt (cinefacts.de).

 

Kommentare: In einer Diskussion im Anschluss zum zweiten Teil des Films, bei "Barbara Stöckl", in ORF2, am 20.12.2009, sagte Schwarzenberger zu Brigitte Hamann:

"Bei der nächsten Verfilmung sind sie dabei!". Bei  der Filmpräsentation in der Orangerie in Schönbrunn meinte  Xaver Schwarzenberger: "Ich hab keine Ahnung was wirklich wahr war und was nicht wahr war. Ich glaub auch Frau Hamann weiß es nicht genau" (ORF, "Seitenblicke", 19.12.2009).

 


 

Elisabeth - Das Musical

von Michael Kunze und Sylvester Levay, 1992.

1. Akt:

Die Handlung beginnt hundert Jahre nach dem Tod der Kaiserin im Reich der Toten und Träumer. Elisabeths Mörder Luigi Lucheni muss sich Nacht für Nacht vor einem unsichtbaren Richter für seine Tat rechtfertigen. Er erklärt, dass er keine Schuld hat, denn der Tod habe ihn dazu angestiftet und zwar aus Liebe.

 

Er beschwört die versunkene Welt des Habsburgerreiches noch einmal herauf, um seine Behauptung zu untermauern. Elisabeth tritt als 15-jähriges Mädchen auf, das lieber Zirkuskunststücke übt, anstatt mit ihrer Mutter Ludovika und ihrer Schwester Helene einen Verwandtenbesuch zu empfangen. Elisabeth stürzt und begegnet dabei zum ersten Mal dem Tod. Beide spüren eine starke gegenseitige Faszination. In Ischl verliebt sich der junge Kaiser in Elisabeth, anstatt, wie von den Müttern geplant, in deren ältere Schwester Helene. Für Elisabeth beginnt mit der Hochzeit, bei der der Tod sowohl seine Enttäuschung als auch seine Siegesgewissheit zum Ausdruck bringt, ein neues Leben. Sie wird von ihrer Schwiegermutter Erzherzogin Sophie und deren Hofdamen ständig bewacht, erzogen und dressiert. Sie erkennt, dass sie ihre Freiheit verloren hat und beschließt sich zur Wehr zu setzen. Der Tod begegnet ihr abermals, indem er ihr ihre erste Tochter Sophie  nimmt. Als der lang ersehnte Thronfolger Rudolf  geboren wird, verbessert sich Elisabeths Stellung am Hof nicht. Wie auch schon bei den anderen Kindern übernimmt Sophie Rudolfs Erziehung. Als sie von der Art der Erziehung erfährt, stellt Elisabeth Franz-Joseph ein Ultimatum: sie möchte über die Erziehung ihrer Kinder bestimmen oder sie kehrt nicht mehr zu ihm zurück. Franz-Joseph kann ihr keine Bitte abschlagen und willigt ein. Doch dem Tod ist klar, dass diese neue Bindung nicht von Dauer sein wird.

Historisch: Sisis Tochter Sophie starb am 29. Mai 1857 an einer Infektionskrankheit. Rudolf wurde geboren am 21. August 1858. Es ist historisch richtig, dass die junge Sisi von der Erzherzogin ständig bewacht wurde und dass ihr die Kinder entzogen wurden. Das Ultimatum stellte Elisabeth schriftlich am 27. August 1865 aus Ischl (Thiele; S. 302; Hamann, S. 183).

2. Akt:

Elisabeths Bemühen um die ungarische Sache resultiert im Ausgleich mit Ungarn und der Krönung Franz-Josephs und Elisabeths zum  König und zur Königin von Ungarn. Elisabeth scheint auf dem Höhepunkt ihres Triumphes zu sein und begegnet erneut dem Tod, der sie darauf aufmerksam macht, dass sie immer noch Gefangene des Hofes ist und nur er sie befreien kann. Der Tod findet in ihrem kleinen Sohn Rudolf, der sich oft einsam fühlt einen bereitwilligen Zuhörer. Erzherzogin Sophie hingegen sieht ihren Einfluss auf ihren Sohn schwinden und trachtet danach Elisabeths Einfluss auf ihn zu verringern. Zu diesem Zweck beauftragt sie Graf Grünne im Salon der Madame Wolf eine Prostituierte zu engagieren, die dem Kaiser zeigt, dass es nicht nur die eine Frau auf der Welt gibt. Der Graf allerdings sucht sich genau jene aus, die an der Französischen Krankheit (Syphilis)  leidet.
Als Elisabeth krank wird, tritt ihr der Tod in Gestalt eines Arztes gegenüber, und lässt sie wissen, dass ihr Mann ihr untreu war und sie mit dieser Geschlechtskrankheit angesteckt hat. Er erreicht damit jedoch nicht, dass sie sich aus Verzweiflung ihm zuwendet, sie sieht die Möglichkeit sich von ihrem Mann zu befreien.
Daraufhin unternimmt sie ausgedehnte Reisen, dichtet, betreibt exzessiven Sport und Diäten; ihr Mann bleibt besorgt zurück. Währenddessen wächst ihr Sohn Rudolf zu einem erwachsenen Mann heran, der am Leben verzweifelt. Er ist unglücklich verheiratet und setzt sich für die Ungarn ein. Bei einem konspirativen Treffen wird er erwischt. Der Vater tobt. Seine einzige Rettung sieht er darin, dass Elisabeth beim Kaiser für ihn bittet. Sie lehnt das ab. Sie hätte sich nicht befreit, um sich dann wieder in die Zwänge des Hofes zu begeben. Er findet nur beim Tod Zuflucht, den er schon aus Kindertagen kennt. Er sieht nur noch einen Ausweg.

Nach Rudolfs Selbstmord wird Elisabeth von Schuldgefühlen geplagt. Sie sieht ein, dass sie in ihrer Selbstbefreiung einen Schritt zu weit gegangen ist. Auch mit Franz-Joseph verbindet sie nichts mehr. Sie hat bereits mit dem Leben abgeschlossen, als der Tod Lucheni die Feile überreicht, mit der er Elisabeth töten soll. Der Kaiser liebt sie aber noch immer und sucht sie ein letztes Mal auf. Sie weist ihn erneut ab. Nach dem Attentat tritt der Tod an Elisabeth heran, umarmt sie, gibt ihr den Todeskuss und führt sie in sein Reich, hat er doch endlich erreicht, was er wollte; Elisabeth gehört ihm und "ihnen gehört die Ewigkeit". Lucheni begeht in der Haft Selbstmord.

Historisch: Es ist historisch fragwürdig, dass Franz Joseph geschlechtskrank war und dass er Elisabeth angesteckt hat. In den ärztlichen Aufzeichnungen findet sich nichts davon. Immerhin hat Sisi am 22. April 1868 ein gesundes Mädchen zur Welt gebracht: Marie Valerie. Kronprinz Rudolf starb am 30. Januar 1889 in Mayerling. Am 10. September 1898 fällt Elisabeth einem Attentat zum Opfer: durch Luigi Lucheni.

Im Musical: Lucheni verkündet, dass die Kaiserin den Kindern die Milch wegnimmt. "Die ganze Milch ist nur für sie bestimmt!", sagt er. Für "...ihr Bad!" Die Frauen daraufhin: "Was für ein Skandal". Und: "Das hätt' ich nie von ihr geglaubt." Die Männer sind empört: "Kinder sterben, weil's keine Milch gibt für sie,.." Lucheni dazu: "Keine Milch für die Kinder!". Die Männer: "...während sie badet darin..." Lucheni: "Sie badet darin!".

Historisch: Die Kaiserin hat nirgends den Kindern die Milch weggenommen! Sie hat sich für ihre Milch eigene Kühe besorgt und sie in Schönbrunn in ihrer "Milchwirtschaft" (Meierei) gehalten. Auch die adelige Gesellschaft in Schönbrunn nutzte diese Einrichtung. Später entstand indirekt daraus die Wiener Molkerei. Auf ihren Reisen hat sich die Kaiserin Milch (auch Ziegenmilch) von den Bauern geholt und diese mitunter mit einem Dukaten dafür belohnt (Sztaray, I.: Aus den letzten Jahre der Kaiserin Elisabeth, S. 113; "Dukaten", S. 166). Für ein Milchbad verwendete man damals nur 1 ½ l Milch und ½ Tasse Honig (Stadtlaender, Chris: Sisi - Die geheimen Schönheitsrezepte der Kaiserin und des Hofes, Edition S, 1995, S. 115).

Zusammenfassung: Das Musical beansprucht "die wahre Geschichte", doch es stellt zu sehr den Tod in den Vordergrund. Es ist tatsächlich ein "Totentanz", der historisch nicht wirklich haltbar ist. Sisi hat viele Todesfälle miterleben müssen, besonders seit dem Tod von Erzherzogin Sophie 1872, doch war sie immer wieder positiv zum Leben eingestellt. Graf Grünne hat tatsächlich im Auftrag der Erzherzogin dem jungen Franz Joseph gewisse Damen zugeführt. Das Musical ist aber gut gemacht. Auch die Songs sind beeindruckend, besonders "Ich gehör nur mir".

 

Erfolge: Das Musical wurde am 3. September 1992 im Theater an der Wien uraufgeführt. Es stand bis zum 25. März 1998 unter der Regie von Harry Kupfer auf dem Spielplan. Seit damals reiste es durch mehrere  europäische Städte und auch nach Japan.

 


 

Sisi ...und ich erzähle euch die Wahrheit

Regie: Mario Vinci, 3D-Film, 2012

 

Im Film: Es wird versucht, die Kaiserin als eher uncharmant und exzentrisch, ihren persönlichen Neigungen rücksichtslos nachgehend, darzustellen. Es wird das Negative hervorgehoben und nicht das Positive. Die Highlights sind ihr angeblicher Schönheitswahn, ihre Depressionen, ihr angeblicher Drogenkonsum, ihr Hang zum Spiritismus und ein vermeintlicher Aktfoto-Skandal. Die Kaiserin wird mit Fleischstücken im Gesicht, sich übergebend über einer Waschschüssel und Zigarillos paffend dargestellt.

"Zu den absoluten Highlights des Filmes zählt auch das Wiedersehen mit Romy Schneider und Karlheinz Böhm. Sie repräsentieren bis heute die wohl weltbekannteste Darstellung des Kaiserpaares. Damit sie in die Erinnerungen des Dr. Widerhofer als Rückblende in den Film eingeschnitten werden konnten, mussten die Originalaufnahmen von Romy Schneider in 3D umgewandelt werden. Dies geschah mit der weltbesten Technik, und so werden vor allem alle Romy-Fans auf Ihre Kosten kommen, wenn sie ihr Idol zum allerersten Mal 'zum Greifen nahe' im Kino sehen!", so der Werbetext zum Films. „SISI …und ich erzähle euch die Wahrheit“, mit Romy Schneider und Karlheinz Böhm, ist ein Muss für junge und alte Sisi-Fans. Aber auch alle Geschichtsinteressierten werden von der wahrheitsgetreuen Historienverfilmung begeistert sein. Und viele wird alleine die Schönheit und Ästhetik der 3D Aufnahmen ins Kino locken, denn so hat man die Kaiserwelt um die Jahrhundertwende noch nie zuvor gesehen", hieß es im Werbetext.

Historisch: Vergleicht man die letzte offizielle Fotografie von Sisi aus dem Jahre 1868/69 von Ludwig Angerer, die sie im Alter von 31 bzw. 32 Jahren zeigt, und die als "Sterbebild" verwendet wurde, dann zeigt sie die Kaiserin (selbst mit einigen dazugedachten Gesichtsfalten) als eine durchaus ansehnliche Frau. Kein Vergleich mit den herben und unschönen Gesichtszügen der Schauspielerin auf dem Filmplakat und auch sonst im Film.

Erst im Alter, kurz vor ihrem Tod, soll Sisi nach Aussagen eines damals neunjährigen Grafen nicht so schön gewesen sein und ein "uralt vorkommendes Gesicht voller Runzeln" (Hamann, Elisabeth, 1982, S. 587) gehabt haben. Hingegen zeigt eine letzte private Fotografie aus dem Jahre 1894 die Kaiserin im Alter von 57 Jahren lächelnd, als durchaus gut aussehende ältere Frau.

In keinem der Tagebücher ihrer Hofdamen, ihrer Tochter Marie Valerie, oder der Gräfin Larisch, in keinem der Ärzteberichte, wird erwähnt, dass Sisi geraucht hat. Brigitte Hamann beruft sich allerdings auf ein Tagebuch des Polizeiministers Kempen von 1848 bis 1859 der schreibt, dass der Schlosshauptmann "die Haltung der Kaiserin" tadelte, weil sie "während des Kutschierens rauche" (Hamann: Elisabeth, S. 134, 618). In den Aufzeichnungen der Gräfin Larisch findet sich die Erwähnung, dass Sisis Schwester Marie (vermutlich 1862) "auf dem Kutschbock sitzend" geraucht hat (Sokop: Jene Gräfin Larisch, 2006, S. 29). Da Marie ebenso schön war wie ihre Schwester Sisi, und sie ihr in allem gleich sein wollte, ist es durchaus möglich, dass sie mit der Kaiserin verwechselt wurde und so das falsche Gerücht in die Welt gesetzt wurde, dass man Sisi rauchend gesehen habe.

Ein angebliches Aktfoto der Kaiserin entpuppt sich als plumper Erpressungsversuch dem Kaiser gegenüber im Jahre 1872. Es ist eine simple Fotomontage, die ein schwer verschuldeter Spielwarenhändler an den Kaiser geschickt hat und in zu einer Zahlung eines größeren Geldbetrags nötigte, ansonsten er das Bild veröffentlichen werde. Aus einem Bild vom Hoffotografen Ludwig Angerer aus dem Jahre 1864 wurde der Kopf der Kaiserin ausgeschnitten und in ein Bild einer barbusigen Dame mit einer Lyra (einem Saiten-Musikinstrument) einmontiert. Der Erpresser wurde bald ausgeforscht und verhaftet (Mraz ; Fischer-Westhauser: Elisabeth, Wunschbilder oder: Die Kunst der Retouche, 1998, S. 66).

Erfolg: Der Film startete, mit einigem Werbeaufwand im Vorfeld, in den österreichischen Kinos und war dann weitgehend vergessen. Ein größerer Erfolg blieb aus. Ohne die unschönen und unnötigen Szenen, mit weiteren historischen Aufnahmen in 3D, hätte es ein gutes und einzigartiges Werk werden können. So bleibt nur die Enttäuschung über dieses Werk zurück.


 

Historische Todesfälle:

 

1857: Tod von Tochter Sophie

1867: Hinrichtung von Max von Mexiko

1872: Tod von Erzherzogin Sophie

1875: Tod von Ex-Kaiser Franz Ferdinand I.

1876: Tod von Franz von Deák

1878: Tod von Franz Josephs Vater Franz Karl

1886: Tod von König Ludwig von Bayern

1888: Tod von Elisabeths Vater Herzog Max

1889: Tod von Kronprinz Rudolf

1890: Tod von Gyula Andrássy

-"- : Tod von Elisabeths Schwester Helene

1892: Tod von Elisabeths Mutter Ludovika

-"- : Tod von Bay Middleton

1897: Tod von Elisabeths Schwester Sophie

1898: Tod von Kaiserin Elisabeth

 


 

Historisch richtige Chronologie:

 

1853: Verlobung in Ischl

1854: Hochzeit in Wien

1855: Geburt von Sophie

1856: Geburt von Gisela

1856: Kaiserpaar am Markusplatz mit Tochter Sophie

1857: Ereignis in der Mailänder Scala

1857: Tod von Tochter Sophie

1858: Geburt von Kronprinz Rudolf

1860/61: Sisi auf Madeira und Korfu wegen Erkrankung

1866: Erste Begegnung mit Graf Andrássy

1867: Krönung zur Königin von Ungarn

1867: Hinrichtung von Max von Mexiko

1868: Geburt von Marie Valerie

 


 

Historisch richtige Dialoge:

 

Herzog Max:

 

"Die Leber ist von einem Hecht und nicht von enem Kater. Laßt´s schmecken euch gar fein und wohl beim neuen Schwiegervater", 1853  (Corti, S. 6, 36).

Sisi:

"Ja, wie sollte man den Mann nicht lieben können? Aber wie kann er nur an mich denken, ich bin ja so jung, so unbedeutend. Ich würde ja alles tun, um den Kaiser glücklich zu machen, aber ob es wohl gehen wird?". Auf die Frage ihrer Mutter Ludovika, ob sie den Kaiser wird lieben können.

"Ja, ich habe den Kaiser schon lieb. Wenn er nur kein Kaiser wäre!" Am 19. August 1853 zu ihrer Gouvernante Rödi:  (Corti, S. 28; Thiele, S. 94)

"es hat mich nur geniert", auf die Frage, ob ihr denn die Aufmerksamkeit von Franz Joseph nicht gefallen hat  (Hamann, S. 34

Karl Ludwig:

"Du wirst sehen, er wird viel eher sie (Sisi) wählen" zu Erzherzogin Sophie, 1853 (Corti; S. 24, Thiele, S. 87).

Erzherzogin Sophie:

"diesen Fratz", 1853 (Corti, S. 25; Thiele, S. 87).

"dass Sisi sich nicht zu sehr mit ihren Papageien abgeben sollte, da zumal in den ersten Monaten man sich so leicht an den Tieren verschaut..", Erzherzogin Sophie an Franz Joseph in einem Brief vom 29. Juni 1854 (Corti, S. 56).

Ludovika:

" Dem Kaiser von Österreich gibt man keinen Korb";, auf die Frage nach den Gefühlen von Sisi. (Hamann, S. 35; Thiele, S. 94)).

Franz Joseph:

"Na bravo", bei der Generalprobe zur Krönung in Ungarn 1867 (Hamann, S. 265).

 


 

Will man das Leben der Kaiserin Elisabeth von Österreich in einem Spielfilm historisch richtig darstellen, dann muss man sich an die richtigen Zeitabläufe und die Fakten halten. Dramaturgische Effekte, Gefühle und humoristische Dialoge und Einlagen kann man durchaus einbauen - sie sollen sogar dargestellt werden. Denn es gab jedenfalls in den ersten Jahren der jungen Sisi und der jungen Kaiserin durchaus humorvolle Ereignisse. Besonders die "Tafelrunden" bei Herzog Max waren durchaus amüsant. Einige Anekdoten, wie das Ereignis auf dem Maskenball als "gelber Domino" und Sisis Späße, die sie mit den Galanen trieb, sind ebenfalls für humoristische Szenen durchaus geeignet. Die Darsteller müssen Österreicher, Bayern und Ungarn sein, damit die Dialoge möglichst authentisch rüberkommen. Die junge Sisi muss eher ein rundliches Gesicht haben ("rundes Bauerngesicht", Hamann, S. 189; Corti, S. 9). Auch die Drehorte müssen weitgehend authentisch sein. Will man das Leben der Kaiserin Elisabeth von Österreich bis zu ihrem Tod verfilmen, dann müssen auch die tragischen Ereignisse in ihrem späteren Leben entsprechend dramaturgisch aufbereitet werden. Man braucht nicht einmal ein vollständiges Drehbuch. In den diversen Biographien und in den Briefen der Kaiserin und ihrer Gefolgsleute sind zahlreiche historische Texte zu finden, die direkt übernommen werden können. Empfehlenswert sind die Biographien von Conte Corti, Brigitte Hamann und Johannes Thiele. In dieser Hinsicht hat das Ernst Marischka am besten gemacht. Man könnte sein Werk praktisch eins zu eins übernehmen und den neuesten Erkenntnissen anpassen. Die Trilogie wird zu unrecht als zu kitschig und nicht authentisch hingestellt - sogar von damaligen Darstellern und von Nachfahren des Kaiserhauses.

 

Die Kaiserin Elisabeth war nicht immer ein und dieselbe Person. Zuerst war sie ein schüchternes aber auch überschwängliches junges Mädchen. Dann als Kaiserin wurde sie energischer und setzte manches durch. In ihren letzten Jahren war sie sehr melancholisch und sie zog sich zunehmend zurück. Durch die vielen Todesfälle naher Verwandter und Freunde hat sie sich verändert, sie war aber nie wirklich todessehnsüchtig oder gar selbstmordgefährdet. Während ihrer Reise nach Madeira 1860 hat sie sich sogar an einen Schiffsmast binden lassen und den Naturgewalten getrotzt. Sie war eine starke Frau, die durchaus noch einige Jahre gelebt hätte, hätte sie nicht das furchtbare Attentat aus dem Leben gerissen. Kurz davor hat sie sich noch an dem schönen Sonnenuntergang über dem Genfer See erfreut. Sie hat sich immer wieder aufgerichtet, trotz vieler Schicksalsschläge. Der österreichische Staat kann sich heute glücklich schätzen, dass es kurz vor dem Untergang der Monarchie so eine Persönlichkeit gegeben hat. Ihr Privatvermögen und die vielen Kosten, die die historischen Gebäude verursacht haben und noch immer verursachen, haben sich durch den Tourismus längst wieder eingespielt. Man möchte sich nur wünschen, dass einmal ein Spielfilm produziert wird, der ihrem Leben und ihrer Persönlichkeit wirklich und objektiv gesehen gerecht wird. Ist sie doch nicht irgendeine Person, sondern eine Person, die seit hundert Jahren Millionen Menschen fasziniert. Sie selbst hätte sich heute, angesichts der rigorosen Vermarktung ihrer Person, ins letzte Loch verkrochen. Dennoch wollte sie bei den "Zukunfts-Seelen" auf Verständnis stoßen. Wir sollten ihr dieses Verständnis zugestehen. Viele haben sie nicht vergessen und manche weinen ihr doch eine Träne nach, auch wenn sie das selbst nicht für möglich gehalten hat.

 

Renate Hain

(Sisi-Sammlerin und Sisi-"Fan" seit 1968)

 

Walter Hain

(Wissenschafts- und Sachbuchautor)

 

Empfehlenswerte Buch-Biographien:

Conte Corti, Egon Caesar: Elisabeth, Verlag Anton Pustet, Salzburg 1934; Ausgabe Verlag Styria Graz 1974.

Hamann, Brigitte: Elisabeth - Kaiserin wider Willlen, Amalthea, Wien-München 1982.

   -"-                 : Hrsg., Kaiserin Elisabeth - Das poetische Tagebuch, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1984.

Thiele, Johannes: Elisabeth- Das Buch ihres Lebens, List-Verlag, München-Leipzig 1996.

 

Empfehlenswerte Film-Dokumentationen:

Matzek, Tom: Elisabeth - Die rätselhafte Kaiserin, ORF, 2006.

Dichand. Hans: Die Griechin - Kaiserin Elisabeth und ihr Achilleon auf Korfu, Stürck-Film, 1990.

Madeja, Georg: Sisi - Selbstbekenntnisse einer Kaiserin wider Willen, 1972.

Grädler; Theodor; Eggers, Jörg A.: Elisabeth von Österreich - Ich möchte eine Möwe sein, 1972.

Sisi - Mythos einer Märchenprinzessin, ZDF, Terra X, 2008.

 

 

Im Internet:

http://www.kleinezeitung.at/nachrichten/kultur/medien/2243574/746-000-zuschauer-fuer-schwarzenbergers-sisi.story

http://de.wikipedia.org/wiki/Elisabeth_von_%C3%96sterreich-Ungarn

http://de.wikipedia.org/wiki/Elisabeth_(Musical))

http://de.wikipedia.org/wiki/Brillantkrone_der_Kaiserin_Elisabeth_von_%C3%96sterreich

http://www.cinefacts.de/tv-news/19778-zdf-sisi-zweiteiler-erfolgreich-beim-jungen-publikum.html

 

Siehe auch:

Kaiserin Elisabeth und die historische Wahrheit

Kaiserin Elisabeth und die historische Wahrheit

 

 

 

 

 Seite erstellt im Dezember 2009 - geändert im Januar 2014 - (c) Walter & Renate Hain, Wien 2009 - Kontakt