Es ist dunkel. Nur das Licht der Straße dringt in die Wohnung. Ich habe Angst.
Ich bin allein?
Immer war jemand hier, wenn ich aufgewacht bin.
Heute nicht?
Langsam laufe ich durch die Wohnung. Sie ist groß, viel zu groß für ein Kind, das Angst hat. Ist vor mir ein Licht? Nein, es ist eigentlich nur ein schwacher Schein. So etwas habe ich noch nie gesehen. Die Wohnung ist nicht so, wie ich sie gewohnt bin. Alles ist dunkel, bis auf diesen merkwürdigen Schein, der aus der Küche kommt.
Irgendetwas muss passiert sein. Ich war schon oft wach in der Nacht. Da waren immer die vertrauten Geräusche meiner Eltern und das Licht aus dem Wohnzimmer, oder dem Arbeitszimmer.
Heute ist nichts vertraut. Es ist dunkel, es gibt keine Geräusche, die mir Mut machen.
Ich fühle, dass etwas Furchtbares passiert ist. Ich habe Angst, panische Angst, doch ich gehe weiter. Weiter auf diesen Schein in der Küche zu. Mein Herz klopft wie rasend, aber ich kann nicht zurück. Ich muss wissen, was passiert ist.
Dann bin ich am Eingang zur Küche. Leise schlüpfe ich hinein. Kann man mein laut klopfendes Herz hören? Es erfüllt mich ganz und treibt mich weiter.
Was macht meine Mutter da?
Sie sitzt vor dem Ofen, Kopf und Arme auf die Türe des Backrohres gelegt. Woher kommt dieser merkwürdige Schein? Ich stehe und schaue sie an. Ich schaue sie an und verstehe nichts. Da ist nur dieses unheimliche Gefühl, als hätten mich alle alleine gelassen.
Warum will sie nicht bei mir sein? Habe ich etwas angestellt, ihr wehgetan, war ich schlimm gewesen?
Alleingelassen stehe ich in der Küche vor meiner Mutter und weiß nicht, was ich tun soll.
Nicht einmal weinen kann ich. Da ist nur Einsamkeit und Leere in mir, die langsam den ganzen Raum füllt.
Plötzlich ist er da.
Er ist an mir vorbei, bevor ich noch bemerke, dass er nach Hause gekommen ist. Er nimmt meine Mutter auf die Arme und trägt sie ins Wohnzimmer, öffnet das Fenster und hält meine Mutter........Hält er meine Mutter, oder will er sie hinauswerfen?
Er muss von weit her mit mir sprechen. Ich stehe in der Türe des Wohnzimmers und sehe auf die zwei Gestalten am Wohnzimmerfenster, die nur von dem Licht der Straßenlaterne angeschienen werden.
Ich soll ins Bett gehen? Es ist alles in Ordnung?
Aber meine Mutter atmet doch so komisch!
Mein Vater will, dass ich gehe, dass ich mich nicht einmische. Es ist alles in Ordnung?
Aber ich weiß doch, dass etwas passiert ist! Ich fühle mich allein, noch einsamer als in dem Moment, als ich in die Küche kam. Was ist geschehen, warum will niemand mit mir reden?
Das Gefühl der Einsamkeit würde mich wohl für immer begleiten.
Denn sie hatten mich verlassen. Sie wollten mich nicht dabei haben. Es war doch alles in Ordnung. Oder?
Alles was ich wollte war verstehen, was passiert da gerade, warum darf ich nicht dabei sein, wenn ich doch so große Angst habe.

Ich weiß es bis heute nicht!