Das Design des Renault 16

Die Qualität des Designs des R16 zeigt sich oft erst auf den zweiten Blick. Der R16 sticht nicht nur aus dem Einheitsbrei der heute produzierten Fahrzeuge heraus, sondern hat auch in seiner Zeit wenig vergleichbares.

Kommen wir zu einigen Besonderheiten des Designs, abgesehen von der Konzeption:

Der R16 ist ein nach innen gewölbtes Auto

Klingt komisch? Ist aber so. Der R16 hat jede Menge nach innen gewölbte Oberflächen. Die wahrscheinlich markanteste ist die auf der Motorhaube - eine tiefe Sicke, die die gesamte Länge der Motorhaube durchzieht und vorne im Kühlergrill in ein Viereck mündet, dass dem Grill eine besondere Note verleiht. Dieses Viereck wurde noch bei den Modellen 6 und 12 ansatzweise weiterverfolgt, später aber völlig fallen gelassen - selbst beim R16 TX ist zwar die Sicke, nicht mehr jedoch das Viereck im Grill vorhanden. Diese Sicke ist sozusagen der Gegenpol zu den nach außen wuchernden Wölbungen der Muscle Cars aus den USA, wo ein Buckel auf der Haube besondere Potenz signalisiert. Möglich wurde dieses Designelement darurch, dass der Motor hinter der Vorderachse liegt, und dadurch im Motorraum eigentlich keine Bauhöhe nötig ist. Eine Fortsetzung dieser Sicke findet sich übrigens auf dem Dach, allerdings nur bei Versionen ohne Schiebedach.

Motorhaube mit Grill-Viereck

Eine weitere markante Wölbung nach innen verläuft an der Seite des Wagens, von der vorderen Kotflügelkante über die Fenster bis nach hinten zur C-Säule, wo sie sich entlang des dritten Seitenfensters nach oben wendet und in der Dachlinie verschwindet. Die Türgriffe, die bei anderen Fahrzeugen seiner Zeit im wahrsten Sinn des Wortes "herausragen", sind in diese Sicke integriert und geben der Seitenlinie etwas sehr Elegantes.

Sicke hintenSicke vorne

Eine weitere konkave Wölbung umrahmt die Heckscheibe. Dadurch ist die Scheibe selbst steiler als die Dachlinie, ein Feature, dass selbst beim VW Golf I zu finden ist - und dort beim Sportmodell GTI schwarz herausgehoben wird.

Die vertikalen Flächen der Stoßstangen vorne und hinten sind nach innen gewölbt.

Schlußendlich sind bei den Modellen mit Bilux-Scheinwerfern die Glasflächen nach innen gewölbt. Bei Renault haben Untersuchungen ergeben, dass nach innen gewölbte Scheinwerfergläser weniger stark verschmutzen. Allerdings habe ich selber festgestellt, dass diese Untersuchungen nicht ihr Geld wert gewesen waren - die Gläser verschmutzen genauso wie gewöhnliche...

Der R16 hat eine einzigartige Dachform!

Die Dachlinie des R16 fällt bei genauerer Betrachtung ins Auge: am vorderen Rand entspringen an der Windschutzscheibe zwei Erhöhungen, die sich an den Rändern des Daches bis nach hinten ziehen, um dann entlang der Linie des Aufbaus nach unten zu gehen. Betont wird diese Linie durch zwei massive Chromleisten, die sich bis zur Endlinie der Heckklappe ziehen. Die eigentliche Dachfläche befindet sich innerhalb dieser zwei Erhöhungen, so dass eine pagodenförmie Form entsteht, diese Linie geht an der Heckklappe nach unten und umfasst auch die Heckscheibe, wobei der Abschluss mit einer, bereits oben erwähnten nach innen gerichteten Wölbung um die Scheibe besonders auffällig ist. Dieser Aufbau hatte einen Grund: in den Sechzigern wurden Autos noch am Reißbrett konstruiert, ohne Computerunterstützung. Man hatte bei Renault die Befürchtung, dass durch den Verzicht auf eine Verstärkung im Bereich der Rücksitze und die lange, flache Heckklappe die Karosserie instabil werden könnte, weshalb die Seitenwände und die tragende Struktur besonders robust ausgeführt wurden. Nebeneffekt: Weil kein Wasser vom Dach über die Türen fließen konnte, wurde beim R16 auf die damals üblichen Dachrinnen verzichtet - heutzutage eine Selbstverständlichkeit.

Dachlinie

"Der R16 ist kein schönes Auto!"

Das habe ich schon mehrmals hören müssen. Es stimmt schon, der R16 ist keine "klassische" Schönheit wie eine DS oder ein BMW-Coupé. Die Front hat einen etwas "abweisenden Blick", genauso wie das Heck, das aber beim ersten Facelift entschärft wurde. Bis heute bin ich mir selbst nicht sicher, was genau mich am R16 fasziniert. Die steil aufragenden Scheiben machen die Erscheinung recht gestrig, das Fließheck wiederum fortschrittlich. Wahrscheinlich ist es die Mischung, die den herben Charme des R16-Design so einzigartig macht.

Der R16 - ein Chrommonster?

Wie die meisten Autos der sechziger Jahre, so wurde auch am R16 nicht mit Chromschmuck gespart - zumindest beim Urtyp, und für unsere Verhältnisse. Die Werbung stellte die "klare Erscheinung und des Verzicht auf unnötigen Chrom" in den Vordergrund - ein Scherz, wenn man sich den Urtyp ansieht. Der Kühlergrill, die Stoßstangen, die Scheibeneinfassungen, die Dachleisten, die Eintiegsleisten, die Türgriffe, die Endleiste der Heckklappe, die Scheibenwischer, die Spiegel, die Typenbezeichnung an der Seitenwand... Chrom, Chrom, Chrom. Heute eine Augenweide, damals normal.

In den Siebzigern wurde am Chrom kräftig eingespart, was den Eindruck gehörig ändert. Das zuletzt vorgestellte Topmodell, der R16 TX hatte einige mattschwarze Applikationen, was zu der Zeit Sportsgeist signalisieren sollte: Spiegel und Wischer zum Beispiel, oder im Innenraum der letzten Versionen die Umrahmung der Instrumente. Die Endleiste der Heckklappe war schon beim Facelift 1972 zu schwarz mutiert. Der Grill des TX in grauem Kunststoff mit verchromten, schmalen Leisten unterschied sich erheblich vom alten Chromgrill. Andererseits hatte der TX weitere Chromapplikationen, die den anderen Versionen fehlten: zunächst verchromte Edelstahlleisten um die Kotflügelkanten, und dann, sehr auffällig, einen verchromten Flügel über die gesamte Dachbreite - der erste obenliegende Heckspoiler bei einer Schräghecklimousine! Die Typenbzeichnung an der hinteren Seitenwand wurde von Jahr zu Jahr abgespeckt, bis sie 1974 völlig verschwunden war. Ab 1975 wurde bei allen Modellen ein Kunststoffgrill verbaut, der bei den kleineren Modellen L-TS mattschwarz mit einer verchromten Umrandung war. Dieser Kunstoffgrill macht ein anderes Gesicht, und gerade diese Typen mit Kunststoffgrill sterben offenbar aus. Vielen R16-Fahrern gefällt die Chrommaske einfach besser, und so sieht man auf Treffen nur mehr sehr wenige "Schwarze".