Frühjahrstörn 1999

99A2
Reisezeit: 8. Mai bis 15. Mai
Ausgangshafen: Kremik
Motoryacht: Eurobänker 46
Name der Yacht: Barquin
Charterfirma: Offshore Boote
Charteragentur: CSI
zurückgelegte Seemeilen: 235 sm
Skipper: Eddy
Wachführer: Robert
Crew: Martin
  Franz
   
FOTOS TECHNISCHE DATEN


Vorgeschichte:

Niemand konnte ahnen, daß das Pulverfaß Kosovo explodieren würde. Zum Zeitpunkt unserer Buchung sah es jedenfalls nicht danach aus. Wir wollten diesmal auf die bequeme Art reisen und nach Split fliegen. Von dort sollte uns ein Transfer-Shuttle in die Marina Kremik bringen. Als wir jedoch erfuhren, daß der Flughafen Split für eine Woche gesperrt war, suchten wir sofort nach einer anderen Möglichkeit. Hiebei bot sich der Marina-Expreß (Acht-Personen-Bus) an. Unglücklicherweise erkrankten die Angehörigen zweier Crewmitglieder, so daß sich unser Team auf fünf Personen reduzierte. Ein Crewmitglied wollte dem Krieg nicht zu nahe kommen und daher wurde auch der Bus uninteressant. Dank unserer abgeschlossenen Reiseversicherung konnte eine Rückerstattung der Buchungskosten für zwei Mitglieder erfolgen.

An dieser Stelle möchten wir uns bei der Charteragentur CSI, insbesondere bei Herrn Schinagl, für die flexible Abwicklung unserer Änderungswünsche herzlichst bedanken.

Sehr viel Verständnis für unsere Sorgen und Bedenken zeigte auch die Firma Offshore, Familie Bergmann.

Fahrtroute:

Kremik - Sv. Klement - Jezera - Brgulje - Zut - Skradin - Kremik

Samstag, 8. Mai 1999

Die auf vier Personen geschrumpfte Mannschaft machte sich nun mit einem Auto auf den Weg nach Kremik. Es war das erste Mal nach dem Bosnienkrieg, daß wir durch das Landesinnere zu unserem Ausgangshafen fuhren. Wir waren tief betroffen und etwas geschockt über das, was wir während der Fahrt sahen: die zerschossenen, zerbombten und ausgebrannten Häuser entlang der Straße, die menschenleere Krajna und die vielen Verbotsschilder, die es nicht erlaubten, die befestigten Wege und Straßen wegen der vielen Minen zu verlassen oder zu betreten. Auch der Verkehr war wegen des Krieges im Kosovo dementsprechend gering. Auf der Brücke zwischen Vodice und Sibenik füllten wir unsere Lungen mit der guten Seeluft. In Kremik angekommen, erfolgte der Check-In in einer so unkomplizierten Art und Weise, daß wir rasch mit dem Einräumen unserer Sachen fertig waren. Am Abend ging es mit dem Taxi nach Primosten zum Mediterane, wo uns der Maitre sofort wiedererkannte und das Beste auftrug, was er hatte. Wir waren die einzigen Gäste und ansonsten war in Primosten auch nicht viel los.

Sonntag, 9. Mai 1999

Wieder im Süden und es regnet. Doch wir wollten nicht länger warten und legten gegen Mittag in Richtung Sv. Klement ab. Der Regen begleitete uns bis zur Durchfahrt zwischen Solta und Brac, danach kamen langsam kleine blaue Flecken am Himmel durch. Es war ein komisches Gefühl, mit einem so großen Motorboot unterwegs zu sein, denn trotz Regen wurden wir nicht naß. Die nächste Überraschung erwartete uns in der ACI-Marina Palmizana: es lagen nur drei Schiffe hier und die Marina war auch noch geschlossen (Aufgrabungen und Umbauarbeiten). Wir legten uns längsseits an einen Steg und sicherten das Schiff mit Vorleine, Achterleine und zwei Springs. Nun aktivierten wir unser Beiboot (Hartkiel und 9,9 PS Außenborder) und Franz erlebte zum ersten Mal in seinem Leben, einen Geschwindigkeitsrausch auf dem Wasser, als Martin, bekannt als Mr. Gummi, ordentlich Gas gab. Der abendliche Spaziergang in die Kneipenbucht am Südufer erwies sich als Überraschung, nur zwei Schiffe vor Anker und zwei von drei Restaurants waren geschlossen. Dafür hatten wir fast einen steirischen Heimatabend, denn die Besatzungen der beiden Schiffe kam aus Graz und einer hatte eine Gitarre dabei und brachte so manches komisches Lied (G'stanzl) zum Vortrag. Das Schweizer Ehepaar, mit dem wir uns zuvor unterhielten, hatte so manches Verständigungsproblem. Die Auswahl an Speisen war zwar gering, Fisch oder Kotelett, dafür um so besser. Der Hauswein sorgte für die nötige Bettschwere.

Montag, 10. Mai 1999

Der nächste Morgen empfing uns mit blauem Himmel und Sonnenschein. Wir konnten mit kurzer Hose unseren nächsten Schlag nach Jezera auf der Insel Murter antreten. Das blaue Meer, der wolkenlose Himmel und die super Stimmung an Bord, ließ uns die Zeit wie im Flug vergehen. Die hohen weißen Wolken über dem Festland versprachen, daß das Wetter für die nächsten Tage so bleiben wird. Die Ansteuerung in die ACI-Marina Jezera war auch für Eddy und mich neu, noch dazu mit einem Verdränger. Durch die Zweihebel-Steuerung gestaltete sich das Anlegemanöver jedoch leichter als gedacht. Der Rundgang durch Jezera wurde gleich mit einem Einkauf verknüpft, ebenso mit einem Blick in die diversen Restaurants. Als Glücksgriff erwies sich das Marina-Restaurant, wir ließen auftragen, was es zu bieten hatte und was kam, war vorzüglich. Fischaufstrich mit getoastetem Weißbrot als Vorspeise, Tomatensuppe, Huhn vom Grill, Schweinemedaillons mit Champignon und Reis, Grillplatte für zwei Personen und als Nachspeise Palatschinken in Wein-Parfait oder mit Marmelade oder Schokolade. Als Schlaftrunk nahmen wir an Bord noch eine Flasche Rotwein (Babic) zu uns.

Dienstag, 11. Mai 1999

Bereits um 1000 Uhr waren wir alle in der Badehose und Sonnenschmiere unterwegs. Wir waren leicht erschüttert, denn wir waren ein Zeit lang die einzigen, die am Wasser unterwegs waren. In Zut legten wir zum Mittagessen an und waren hier ganz alleine, nur das Marina-Personal war zugegen. Als wir nach Molat weiterfuhren, kamen uns doch tatsächlich zwei Segelschiffe entgegen. Kurz vor Molat stiegen Martin und Robert in das Beiboot, um das Anlegemanöver bei eine Boje in Brgulje für Eddy zu erleichtern. Es klappte sofort und ohne Probleme. Auch hier war nur ein Schiff und der Wirt mit den besten kroatischen Rasnici sperrte erst in ein paar Tagen auf. Wir ließen uns aber nicht unterkriegen und kochten selbst groß auf: Griesnockerlsuppe und überbackene Brote (siehe: Kochrezepte). Die Bacardi-Time währte den ganzen Nachmittag und wurde am Abend mit zwei Flaschen besten Rotwein (Kastelec) abgeschlossen. Wir waren genauso wie der Mini-Market, der war nämlich auch zu.

Mittwoch, 12. Mai 1999

Die Überfahrt nach Zut war auch wieder so einsam, wie die Marina. Wir waren bereits zu Mittag in der ACI-Marina Zut und konnten so den Nachmittag am Achterdeck in der Sonne verbringen. Robert wurde so heiß, daß er trotz 17 Grad kaltem Wasser ein erfrischendes Bad nehmen mußte. Er schwamm eine Runde um das Schiff und ließ sich anschließend von der Sonne trocknen und wärmen. Herrlich. Es wurden einige Rundfahrten mit dem Schlauchboot absolviert, Spaziergänge und Einkäufe getätigt und süßes Nichtstun rundeten den Tag ab. Die Anstrengung kam aber erst, als wir den 160 Meter hohen Hügel hinter der Marina bestiegen. Eine Anstrengung die sich lohnte, denn der Ausblick war gewaltig, Franz rief voller Begeisterung aus: "Ein toller rundumdum Blick."

Donnerstag, 13. Mai 1999

Wieder nur mit Badehose bekleidet erreichten wir die Einfahrt nach Sibenik und fuhren durch die Schluchten nach Skradin. Auch hier waren nur wenige Schiffe, aber am späten Nachmittag legten dann doch noch einige in der Marina an. Die Ortsbesichtigung endete am anderen Ortsende, wo wir bei Toni einkehrten und vorzüglich bewirtet wurden. Wer in Skradin anlegt, kommt am Weinkeller Mate nicht vorbei. Wir konnten das auch nicht und tranken herrlichen Rotwein in einem Keller, wie man es sich nur schwer vorstellen kann. Die Tische sind alt und wackelig, ebenso die Sitzbänke, an der Wand hängt noch immer ein Bild von Tito, daneben der typische Prsut (dalmatinischer Rohschinken) und die Wände sind vollgepflastert mit allen nur erdenklichen, von denen, die da waren. Von der Wirtin kam nur eine Frage, und die lautete: "Rot oder Weiß?". Unaufgefordert stellte sie eine Karaffe mit der bestellten Farbe und soviele Gläser, wie notwendig auf den Tisch, dann verzog sie sich wieder zurück auf einen Stuhl im hinteren Teil des Kellers. Auf unsere Frage, wie lange es dieses Lokal schon gibt, griff sie nach unten und zauberte eine schon etwas abgegriffene Yacht-Revue hervor und meinte: "Wir werden schon in Zeitung erwähnt." Wie alt der Keller ist, erfuhren wir dann doch nicht, entweder lag es an meiner kroatischen Aussprache oder sie wollte es ganz einfach nicht sagen. Zurück am Schiff wurde es mit einem Mal sehr laut, in der ansonst so ruhigen Marina. Einige Jungs hatten ein Schlauchboot aufgepumpt und veranstalteten nun eine Wettfahrt zwischen dem Steg, wo die Schiffe festgemacht sind und der Kaimauer. Von den anderen Schiffen kamen immer mehr Leute, ließen sich von der Schlauchbootcrew herausfordern und nun wurde auch noch die Zeit gestoppt. Wir kamen uns wie auf einem Jahrmarkt vor, der jedoch jäh unterbrochen wurde. Als es wieder einen Aufschrei gab, wollte Franz nach achtern laufen und stieß sich die Belegklampe zwischen die Zehen. Die Wunde blutete stark und wurde von Martin und Robert erstversorgt, es war aber nur eine nicht allzu tiefe Rißwunde. Wir bandagierten den Fuß nach einer gründlichen Reinigung und Desinfektion so ein, daß sich die Wunde wieder von selbst schließen konnte. Die behandelnde Ärztin in Wien meinte, daß die Erstversorgung ausgezeichnet war, Franz mußte nicht genäht werden. Der Jahrmarkt jedoch dauert noch bis weit in den Morgen hinein.

Freitag, 14. Mai 1999

Mit dem Taxiboot fuhren wir am Vormittag zu den Krka-Wasserfällen, wo sich uns ein berauschendes Schauspiel bot. Die Krka führte sehr viel Wasser und dementsprechend toll anzusehen waren dadurch die Wasserfälle. Leider konnten wir auch diesmal keinen Rundgang, aufgrund der Verletzung von Franz, machen. Es tat ihm doch ein wenig weh, aber er hielt tapfer durch und nach einer kleinen Erfrischung in einem Lokal, die es zahlreich entlang der Fälle gibt, kehrten wir zu unserem Schiff zurück. Bei der Ausfahrt von Sibenik empfing uns dann das Meer, wie es auch sein konnte. Trotz blauem Himmel blies der Wind mit fünf Beaufort und die Wellen erreichten eine Höhe von etwa 2,5 Meter. Es schaukelte uns gewaltig, aber unser schweres Schiff ließ sich davon nicht beeindrucken. Das Anlegemanöver in der Marina Kremik gestaltete sich wegen des starken Windes schwierig, aber im vierten Anlauf gelang uns auch das. Die anderen Schiffe, die hierher später zurückkehrten, taten sich noch schwerer. Der Nachmittag bot somit viel Aufregung und ein tolles Programm, daß uns, die schon sicher festgemacht hatten, nicht langweilig wurde. Unter der Dusche wurde dann noch lange gefachsimpelt. In Primosten trafen wir im Restaurant Mediterane dann noch die Familie Bergmann und konnten noch nett mit ihnen plaudern.

Samstag, 15. Mai 1999

Der für gestern angesetzte Tankstop war aus verständlichen Gründen auf heute morgen verlegt worden. Heute gab es keinen Wind, und so wurden die An- und Ablegemanöver zu einem Routinespiel. Der Check-Out verlief genauso wie der Check-In und kurze Zeit später saßen wir bereits in unserem Auto Richtung Heimat. Glücklich und erholt kamen wir am Abend in Wien an und wurden von unseren Lieben empfangen.

Resümee:

Man kann keinen Vergleich zwischen Segelboot und Motorboot machen. Martin fand die richtige Definition dafür: "Am Motorboot bist du Gast und am Segelboot bist du aktives Mitglied." Wir hatten eine einsame Woche mit schönstem Wetter und toller Landschaft hinter uns und waren eine wunderbare harmonische Crew.

Nachwort:

Aufgrund der Informationen des österreichischen Außenministerium und des deutschen Außenministerium im Internet, sowie der Medien und der telefonischen Rücksprache mit der Familie Bergmann in Kremik, konnte ich es verantworten, mit meiner Crew nach Kroatien zu fahren. Wir haben es nicht bereut, denn wir hatten in dieser Woche kein einziges militärischen Fahrzeug, sei es nun auf der Straße, auf dem Wasser oder in der Luft, zu sehen bekommen. Nur von weitem und ganz leise war das Geräusch der Jagdbomber zu hören, und das aber auch nur nachts.

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Robert, Eddy und Martin

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Franz

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Robert, Martin, Franz und Eddy

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