Aus den
Nachrichten
der
Evangelischen Pfarrgemeinde A.B.
Wien-Floridsdorf

September 2002

 

 

Inhalt

 
Seite2
Zum Nachdenken
Weissi "zieht sich um"
 
Seite3
Servus Nachbar,
wie gehts,wie stehts?
 
Seite4
DichterInnenlesung
 
Seite5
Der Keller ist anders
s´Kirchenbankerl
K+K-lebendig unterwegs
 
Seite6
Rückblicke
MitarbeiterInnen in der Gemeinde
 
Seite7
Einblicke - Ausblicke
 
Seite7
Gottesdienste

 

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SERVUS NACHBAR!

Wie geht´s, wie steht´s?

Die Altkatholische Kirche Österreichs

Die kleine altkatholische Kirche mit ihren 19.000 Mitgliedern ist eigentlich die "große Unbekannte." Aus diesem Grund fragen viele, die mit ihr zum ersten Mal in Kontakt kommen "was ist altkatholisch"?
"Altkatholisch" meint: Kirche mit Berufung auf die Alte, Ungeteilte Kirche des 1. Jahrtausends, d.h. die Zeit vor der Spaltung in Ost- und Westkirche!

Das 1. Vatikanische Konzil 1869/70 war eigentlich der Auslöser der altkatholischen Bewegung in Europa. In den Augen der "Altkatholiken"wurde jemand zu einem "Neu-Katholiken", der glaubte, dass der römische Bischof in Glaubens- und Sittenfragen "unfehlbar" sei und dazu der Bischof der Welt (=Allprimat). Demgegenüber wollten sie die "Alten" Katholiken bleiben, d.h. ihren Glauben nicht ändern.

Doch das Konzil verabschiedete mehrheitlich diese beiden Lehren, alle Bischöfe, die anfänglich dagegen waren, unterwarfen sich allmählich und begannen jene Katholiken, die im Widerstand bleiben und sich "Altkatholiken" nannten, zu verfolgen. Mit ihrem Haupt, dem deutschen Kirchenhistoriker Propst Ignaz von Döllinger (1799-1890) wurden sie exkommuniziert und standen vor der Alternative: Unterwerfung unter Rom oder eigene kirchliche "Notgemeinschaft." Der 1. Altkatholikenkongress 1871 beschloß die Gründung eigener Gemeinden, wo Bedarf war. In Österreich-Ungarn bedeutete das: in Wien, in der Stadt Ried im Innkreis und in der nordböhmischen Stadt Warnsdorf. Erster Pfarrer in Wien wurde der ehem. Linzer Weltpriester Alois Anton (1828-1878).

Trotzdem in Österreich das Konkrodat mit Rom vom Kaiser gelöst worden war, fanden sie Altkatholiken keinerlei staatliche Unterstützung und wurden als "Glieder der katholischen Kirche" angesehen. Erst 1877, nachdem man auf jeden Anspruch bezüglich Kirchengebäude und Vermögen verzichtet hatte und bereit war, sich als eigene Kirche mit dem Namen "Altkatholische Kirche" zu konstituieren, erfolgte die staatliche Anerkennung.
Der Staat sah die Altkatholiken jedoch als verdächtig an, sprach man vor allem in Böhmen von der "altkatholischen deutschen Nationalkirche". In der Los-.von Rom Bewegung kamen an die 20.000 Menschen zur altkatholischen Kirche.
Erst in der 1. Republik erhielt die Kirche ein wenig finanzielle Unterstützung. Der erste Bischof, Adalbert Schindelar, konnte erst 1925 geweiht werden, starb bereits 1926. (Die altkatholische Mutterkirche ist das Erzbistum Utrecht/NL, das im 18. Jhd. von Rom wegen des Verdachtes des Jansenismus exkommuniziert wurde. Von Seiten der römischen Kirche sind die altkatholischen Weihen anerkannt).

In den 30-iger Jahren kamen einige Tausend Menschen zur altk. Kirche, die bewusst katholisch und liberal sein wollte. Abgesehen von diversen Reformen in Kultus und Verfassung der Kirche (Synoden, Gemeindevorstand uä) war die Feuerbestattung und das Eingehen einer 2. Ehe erlaubt (Dispensehen!).
Natürlich kamen auch Menschen zur Kirche, die wenig Absicht hatten, auch wirklich aktiv zu sein.

Im Austrofaschismus wurde die Kirche so wie die Evangelische in Österreich diskriminiert; es wurde versucht, die Gläubigen abspenstig zu machen.
Der eindringende Nationalsozialismus war für die österreichischen Altkatholiken insoferne von Bedeutung, als man feststellte, dass in Deutschland durch das neue Regime der Entwicklung der Kirche geholfen wurde, Gemeinden gegründet werden konnten. Für Österreich erwartete man sich das auch.

Daher begrüßte man den Anschluß, sah aber bald die Folgen und versuchte, für die Kirche das Beste herauszuholen. Der heute gerne gehörte Vorwurf, die Altkatholische Kirche sei eine "Nazikirche" gewesen (das hat man auch von der Evangelischen behauptet), stimmt natürlich nicht. Es gab unter den Funktionären und Geistlichen Befürworter aber auch Gegner des Regimes.

Nach dem Krieg versuchte man unter Bischof Dr. Stefan Török (geweiht 1948) einen kirchlichen Neuanfang. Die Gemeinden wurden neu aufgebaut,eine neue Verfassung vorbereitet, eine Liturgiereform durchgeführt. Auch das ökumenische Engagement wurde intensiviert und auch auf die römische Kirche ausgedehnt. Mit der Anglikanischen Kirche wurde beispielsweise 1931 volle Kirchengemeinschaft erreicht.

Nachfolger von Török wurde 1974 Bischof Nikolaus Hummel, der vor allem im Bereich des altkatholischen Religionsunterrichtes und in der Aufarbeitung der Geschichte der Kirche gearbeitet hat. Er ging 1994 in den Ruhestand und wurde gefolgt vom deutschen Pfarrer Bernhard Heitz.

Gegenwärtig bemüht sich die altk. Kirche um eine spirituelle Erneuerung der Kirche und um die Bündelung der Kräfte. Es gibt 11 Kirchengemeinden, davon 5 in Wien. Mitglieder an die 19.000.
Vor allem am Friedhof begegnet man altkatholischen Geistlichen. Dadurch, dass wir seit Beginn unserer Kirchwerdung jede Art von Zwang ablehnen, sind wir für alle Menschen da, die um religiöse Begleitung ersuchen. Das gilt seit 1871 auch für jene Toten, die aus ihrer Kirche ausgetreten, ein kirchliches Begräbnis wünschen bzw. deren Angehörige.
Solange keine fundamentale Änderung innerhalb der römischen Kirche erkennbar ist, versteht sich die altk. Kirche (in aller Demut) nach ihrem Selbstverständnis als "Notkirche."

Dr. Christian Halama
Pfarrer der Kirchengemeinde Krems/St. Pölten

   
 
 
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