Die Arche

(Redemption Ark)

Veröffentlichung: 2004 (2002), 890 Seiten

Autor: Alastair Reynolds

Verlag: Heyne

Ana Khouri und Ilia Volyova (dem Leser hoffentlich noch aus "Unendlichkeit" in Erinnerung) haben sich auf den Planeten Resurgam zurückgezogen. Sie sind die einzigen Bewohner des Planeten, die über die Ereignisse aus "Unendlichkeit", die nun schon mehr als 100 Jahre zurück liegen, bescheid wissen... und mit großer Sorge auf den Tag warten, an dem die Unterdrücker auftauchen, um ihren Fehler zu korrigieren. Schließlich ist es so weit: Eine Flotte der Unterdrücker dringt in das Sonnensystem von Resurgam ein und bereitet sich darauf vor, den Planeten zu zerstören. Die einzige Hoffnung, die drohende Katastrophe doch noch abzuwenden, ist die "Sehnsucht nach Unendlichkeit", die sich immer noch im System befindet und 36 unvorstellbar mächtigen Geschützen ein zu Hause bietet. Doch auch die Synthetiker erfahren von der Bedrohung, und sind alsbald selbst hinter den Weltraumgeschützen her - jedoch nicht, um um sich den Unterdrückern in den Weg zu stellen und die Menschheit vor dieser zerstörerischen Rasse zu retten. Ihnen geht es vielmehr darum, ihr eigenes Volk zu beschützen - sie bauen eine Arche aus 11 riesigen Schiffen, mit denen sie sich aus dem bekannten Raum zurückziehen wollen - die Geschütze sollen für die nötige Rückendeckung sorgen. Was mit dem Rest der Menschheit passiert, ist für sie nicht von Belang. Mit einer riesigen Streitmacht fliegen sie nach Resurgam, und Ana und Ilia sehen sich schließlich gleich zwei übermächtigen Feinden gegenüber. Nun hängt alles davon ab, ob es ihnen rechtzeitig gelingt, die Geschütze in Betrieb zu nehmen...

War "Chasm City" ein recht eigenständiger Roman, der zwar das von Reynolds in "Unendlichkeit" geschaffene Universum erweiterte, aber mit dessen Handlung wenig bis gar nichts zu tun hatte, wird die Story rund um die Unterdrücker in "Die Arche" nun schließlich weitererzählt... und das auf sehr spannende und interessante Art und Weise. War "Unendlichkeit" stellenweise doch etwas zäh und langsam, und "Chasm City" etwas oberflächlich, schafft es Reynolds in "Die Arche", die Komplexität und Originalität der Handlung aus seinem Erstlingswerk mit der Spannung aus der Fortsetzung zu verbinden. Da er es außerdem schafft, die Fehler der beiden Vorgänger zu vermeiden, ist es ihm gelungen, ein großartiges SF-Epos zu schreiben, das nicht nur seine ersten beiden Werke in den Schatten stellt, sondern meines Erachtens auch einen der besten Romane der (Hard-)SF-Literatur darstellt.

Der Roman hat wirklich alles, was ein gutes Buch braucht: Eine interessante, spannende, packende und noch dazu komplexe Story, die sich zwar ausreichend Zeit nimmt, das Geschehen bzw. die Gedanken, Motivationen der handelnden Personen zu beleuchten, es zugleich aber damit auch nicht übertreibt und somit vermeidet, zu langgestreckt und damit zäh und langweilig zu wirken. Die Charaktere sind sehr originell und interessant und wachsen einem ans Herz, so dass einen die Handlung wirklich mitreißt. Tatsächlich kann ich mich nicht erinnern, jemals so süchtig auf eine Buchfortsetzung gewartet zu haben. Nicht falsch verstehen: natürlich handelt es sich auch bei "Die Arche" grundsätzlich wieder um einen in sich abgeschlossenen Roman. Doch obwohl das Buch nicht direkt mit einem Cliffhanger endet, schafft Reynolds es, eine unheimliche Spannung zu erzeugen, so dass der Leser nach "Die Arche" unbedingt wissen will, wie der Konflikt mit den Unterdrückern enden wird. 

Wenn es etwas gibt, dass man diesem Roman vorwerfen könnte, dann ist es die Tatsache, dass man, um ihn wirklich verstehen und genießen zu können unbedingt den Vorgänger "Unendlichkeit" kennen sollte - und da auch aus "Chasm City" wieder ein paar bekannte Gesichter auftauchen, kann es nicht schaden, auch diesen gelesen zu haben. Es ist also erforderlich, sich mit dem meines Erachtens aufgrund ein paar Längen etwas weniger gelungenen "Unendlichkeit" auseinander zu setzen, bevor man "Die Arche" so richtig genießen kann... wobei ich fairerweise auch erwähnen muss, dass ich an Reynolds Erstlingswerk mittlerweile durchaus positiver zurückdenke und finde, dass er insbesondere durch "Die Arche" sogar noch einmal richtiggehend aufgewertet wurde. Nichtsdestotrotz mag es einige Leute abschrecken, sich mit einem knapp 800 Seiten langen Vorgänger "abmühen" zu müssen... wobei ich schon auch erwähnen will, dass "Unendlichkeit" zwar seine Schwächen hatte, aber alles andere als ein schlechtes Buch war. Insofern ist dieses Problem meines Erachtens zu verschmerzen.

Zum Abschluss meines Reviews möchte ich schließlich an alle appellieren, die "Unendlichkeit" gelesen haben und von diesem eher enttäuscht waren, dem von Alastair Reynolds geschaffenen Universum unbedingt noch einmal eine Chance zu geben... glaubt mir, "Die Arche" hat es sich verdient, und es würde mich sehr überraschen, wenn Freunde epischer Science Fiction-Literatur den Kauf dieses Romans bereuen würden...

Fazit: Mit "Die Arche" ist es Alastair Reynolds gelungen, die positiven Aspekte der Vorgänger in sich zu vereinen, ohne jedoch auch ihre Fehler zu übernehmen. Das Ergebnis ist ein großartiges SF-Epos, dass sich Liebhaber des Genres nicht entgehen lassen sollten...

Wertung:  (9/10)

Verfasser: cornholio

 

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