Unendlichkeit

(Revelation Space)

Veröffentlichung: 2001 (2000), 767 Seiten

Autor: Alastair Reynolds

Verlag: Heyne

Dan Sylveste ist Wissenschaftler, und feiert auf Resurgam seinen bisher größten Erfolg: Er findet eine fast gänzlich erhaltene Stadt einer alten, außerirdischen Zivilisation, den Amarantin. Nach einer Forschungsmission ist er von dieser Rasse besessen, da er glaubt, dass diese irgendwo in der Nähe des Planeten das gesamte Wissen ihrer Zivilisation gespeichert haben. Was wäre dass denn für eine Entdeckung! Doch nicht alle teilen Sylveste's Enthusiasmus, und einige wenige versuchen gar, ihn mit allen Mitteln daran zu hindern, zu dem entsprechenden Bereich im All vorzudringen...

Was "Unendlichkeit" trotz seiner Schwächen (zu denen ich dann gleich komme) so von anderen SF-Romanen hervorhebt, ist die wirklich großartige und originelle Idee, den Roman (aufgrund der doch recht langen Dauer von interstellaren Reisen) in verschiedenen Zeitebenen spielen zu lassen. So erleben wir einerseits Dan Sylveste's Bemühungen in der Gegenwart, während wir ein paar Seiten später Ereignisse geschildert bekommen, die eigentlich schon mehrere Jahre zurückliegen, die aber für die eigentliche Handlung ebenfalls von Bedeutung sind, bis diese diversen Zeitstränge schließlich ineinander übergehen. Hier ist es wichtig, wirklich auf die Datumsangaben aufzupassen, ansonsten kann einen diese Erzählweise nämlich ziemlich schnell verwirren. Was zudem fasziniert, ist die Originalität und Komplexität des von Reynolds geschaffenen Universums. Egal ob die verschiedenen Fraktionen, die Raumschiffe, die Planeten - alles wirkt neu und unverbraucht, und verschafft diesem SF-Epos eine ganz eigene, faszinierende Identität. Die handelnden Figuren überzeugen zudem mit ihrer eigenen, vielschichtigen Persönlichkeit. Keine der Charaktere ist abgrundtief gut oder böse, alle haben ihre positiven aber eben auch negativen Seiten, die sie abwechselnd zur Schau stellen. Dies gilt übrigens, trotz allen Lobs, auch für den Roman. Die Komplexität des von Reynolds geschaffenen Universums droht den Leser vor allem zu Beginn etwas zu erschlagen, und es braucht eine Zeit, ehe man in diese Welt eingetaucht ist. Zudem hat man über weite Strecken des Romans keine Vorstellung darüber wo sich dieser hinbewegt, was auf die Spannung drückt. Und zu guter letzt ist der Roman um ca. 100 Seiten zu lang, wodurch es stellenweise am nötigen Tempo fehlt. Gelegentlich zieht sich das Geschehen "unendlich" in die Länge, wodurch sich immer wieder Langeweile beim Leser bemerkbar macht - was vor allem immer dann passiert, wenn man Probleme hat, dem Geschehen zu folgen. Bei aller Faszination um das Rätsel der Amarantin hätte es einfach eines etwas rasanteren Schreibstils bedurft, um die mehr als 750 Seiten wirklich zu einem spannenden, uneingeschränkten Lesevergnügen werden zu lassen. 

Fazit: "Unendlichkeit" ist zwar kein rundum gelungenes, aber ein sehr faszinierendes Debüt, dass den Leser vor allem dann in seinen Bann zieht, wenn man sich die Mühe macht es ein zweites Mal aus dem Regal zu holen, um in dieses durchaus komplexe Universum einzutauchen. Denn erst wenn man die hier geschaffene Welt so richtig versteht (und das ist meines Erachtens einfach erst beim 2. Mal möglich), vermag es "Unendlichkeit" dank der originellen Handlung auch, fast uneingeschränkt zu faszinieren und zu begeistern.


Wertung:  (7/10)

Verfasser: cornholio

 

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