Grüner Mars
(Green Mars)
Veröffentlichung:
1994, 624 Seiten
Autor: Kim Stanley Robinson
Verlag: Bantam Books
Anmerkung: Obwohl dieser Roman im deutschsprachigen Raum bereits veröffentlicht wurde, bezieht sich dieses Review auf die englische Originalausgabe.
Die Kolonialisierung des roten Planeten ist in vollem Gange: Fast täglich treffen neue Auswanderer ein, die auf dem Mars ihr Glück versuchen und ein neues Leben beginnen wollen. Doch die Mars-Population wächst nicht nur durch mehr Zuwanderung, sondern auch durch Geburten: Durch die geringe Schwerkraft wächst auf dem Mars eine neue Menschheit heran, deutlich größer als ihre Vorfahren und mit ganz eigenen Wertevorstellungen, Zielen und Idealen. Inmitten dieser beiden Gruppierungen, die sehr unterschiedliche Ansichten vertreten, findet sich die immer mehr an Bedeutung verlierende kleine Truppe rund um die ersten 100, die verzweifelt versuchen, die verschiedenen Mars-Gruppierungen unter einen Hut zu bringen und sie im Unabhängigkeitskampf gegen die Erde zu vereinen...
Kim Stanley Robinsons Fortsetzung zu „Red Mars“ hat mir
sogar noch einen Hauch besser gefallen als der Vorgänger. Zwar fehlt es dem
Roman zugegebenermaßen ein wenig an Faszination, da die Reise zum Mars und
dessen Besiedelung nun vorerst mal abgeschlossen ist, wodurch eine der für mich
interessantesten Thematiken des Vorgängers verloren geht. Dafür fehlt
allerdings auch eine dessen größter Schwächen: Die sprunghafte Entwicklung
der Geschichte. Wo bei „Red Mars“ teilweise mehrere Monate, ja sogar Jahre,
zwischen den einzelnen Kapiteln vergangen sind, entwickelt sich die Handlung bei
„Green Mars“ bis auf wenige Ausnahmen angenehm kontinuierlich und ohne größere
zeitliche und/oder thematische Unterbrechung. Dadurch wird man stärker in die
Geschichte hineingezogen, was den Roman spannender und interessanter macht als
den Vorgänger. Was Kim Stanley Robinson beibehält ist der interessante Ansatz,
jeden Teil seines Romans aus der Sicht einer anderen Person zu schildern. Um so
beeindruckender, dass die Geschichte trotzdem so lückenlos bleibt und sehr flüssig
erzählt wird. Was ebenso wie beim Vorgänger überzeugen kann ist der sehr gut
durchdachte und überzeugende Ausblick in unsere Zukunft. Auf sehr faszinierende
Art und Weise beschreit Robinson, wie auf dem Mars langsam aber sicher eine neue
Menschheit heranwächst - und was für Auswirkungen dies mit sich bringt. Die
Gesellschaft auf dem Mars spaltet sich in viele unterschiedliche Bevölkerungsgruppen
mit ganz eigenen Wünschen und Zielen, denen es in einer großen Versammlung nur
mühsam gelingt, sich auf einen Kurs bezüglich der von allen gewünschten
Revolution gegen die Erde zu einigen. Doch nicht nur auf dieser
gesellschaftlichen Ebene gelingt es „Green Mars“ zu überzeugen, sondern
auch auf persönlicherer Ebene. Da man diesmal wirklich eine stärker zusammenhängende
Geschichte verfolgt, wachsen einem die Figuren mit der Zeit wirklich ans Herz.
Keine der Figuren aus deren Sicht ein Teil des Romans erzählt wird gleicht sich
mit einer anderen, alle haben ihre Eigenheiten, ihre persönlichen
Vorstellungen, Einstellungen und Ziele, eben ihre eigene Persönlichkeit. Das
macht den Wechsel der handelnden Personen sehr interessant und den gesamten
Roman insgesamt sehr abwechslungsreich.
Wertung: (8/10)
Verfasser: cornholio
Veröffentlicht am: 06.11.2006
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Cover © 1994 Bantam Books