07:00 - 08:00

 

Staffel 4, Folge 1

Nachdem ihn Driscoll, die neue Chefin der CTU, aufgrund seiner Drogensucht (siehe Tag 3) entlassen hat, arbeitet Jack Bauer nun für den Verteidigungsminister - und hat in dessen Koordinatorin und Tochter sogleich eine neue Liebe gefunden. Jack scheint mit seinem neuen Leben soweit sehr zufrieden zu sein, wenn auch deutlich wird, dass ihm das aufregende Leben eines CTU-Agenten irgendwie fehlt. Letzteres wird insbesondere dann deutlich, als Jack Bauer in die CTU fährt um mit Driscoll über das Budget zu verhandeln, und Zeuge der Ermittlungen rund um den Anschlag auf einen Zug wird. Seine Anregungen sind im Endeffekt entscheidend dafür, dass es der CTU gelingt, den Tatverdächtigen zu schnappen. Generell scheint Driscoll ihren Job nicht unbedingt perfekt zu machen. So nimmt sie Warnungen von Chloe wegen eines Computervirus bzw. eines weiteren, für 8 Uhr geplanten Anschlags nicht ernst. Als sie Jack nebenbei davon erzählt, ist dieser jedoch sofort hellhörig. Als er dann auch noch den Verdächtigen sieht wird im klar, dass sich dieser niemals für solch eine kleine Sache wie ein Zugunglück hergegeben hätte. Da die Uhr tickt und es ihn wenigen Minuten 8 wird, sieht Jack keine andere Möglichkeit als sich über Driscoll hinweg zu setzen, in den Verhörraum zu stürmen und die Information mit Gewalt aus dem bis dato schweigsamen und unkooperativen Terroristen herauszuquetschen - mit zwar gewohnt fragwürdigen, jedoch zugleich sehr erfolgreichen Methoden. Als ihm dieser jedoch das tatsächliche Ziel verrät, stockt ihm der Atem: Die Terroristen planen einen Anschlag auf Verteidigungsminister Heller!

Wie schon bei den vorangegangenen Seasons so dient die erste Folge des neuen Tages zuerst einmal dazu, klar zu machen, was sich seit dem Ende der vorangegangenen Staffel verändert hat. Und während dies im Großen und Ganzen recht gut gelungen ist (doch dazu später mehr), waren mir Jack und Audrey's Szenen doch etwas zu übertrieben und verkrampft glücklich - insbesondere das "Ich sag dir halt jetzt einfach mal dass ich dabei bin mich in dich zu verlieben"-Gequatsche fand ich weniger gelungen - noch dazu, da dies just zu einem Zeitpunkt geschah wo man ja genau wusste dass in Kürze die Hölle los sein wird. Auch dass es jetzt mit Audrey just erneut eine Flamme von Jack erwischt hat, wirkt schön langsam ein wenig konstruiert und unrealistisch. Generell ist der Austausch fast aller Castmitglieder außer Jack Bauer und Chloé sowohl Fluch als auch Segen. Einerseits bietet es natürlich viel Potential für die Zukunft. Mit den alten Mitgliedern waren schon fast alle Stories erzählt, man wusste bereits, wie sie sich verhalten würden etc. Die neuen CTU-Mitglieder sind für die Zuschauer hingegen wieder unbeschriebene Blätter, denen man alles zutraut und wo alles möglich scheint. Dadurch bietet der neue Cast wenigstens mal wieder die Möglichkeit, den Zuschauer zu überraschen. Der Nachteil ist natürlich, dass das Hineinwachsen in den neuen 24-Tag doch ein wenig erschwert wird, da einem nur noch Jack und Chloe als Bezugspersonen geblieben sind. Außerdem fehlen noch etwas die Dynamik und die Beziehungen innerhalb der CTU, aber es gibt ja noch eine ganze Staffel, um diese näher zu beleuchten.

Trotzdem ist der Austausch eines Großteils der Besetzung natürlich ein Risiko - und so wird in der 4. Staffel vieles davon abhängen, wie gelungen die neuen Figuren sind. In einer ersten Analyse nach der 1. Folge fällt vor allem die neue Chefin der CTU, Driscoll, auf - und das leider negativ. Zumindest nach der ersten Episode wirkt sie nur wie eine weitere Ausgabe des typischen unkooperativ-dämlichen Chefs, wie wir sie nun bereits zur Genüge hatten (und das in bisher noch jeder Staffel), und von der ich schon in der 3. Staffel, als Chapelle diese Rolle übernahm, schon mehr als genug hatte. Ich verstehe ja, warum sich die Macher dazu genötigt sehen, zwischen dem CTU-Chef und Bauer für Spannungen zu sorgen - einfach, damit Jack seine Rebellen-Rolle voll ausleben und zur Geltung bringen kann. Nur... das heißt doch bitte schön noch lange nicht dass die entsprechenden Vorgesetzten dumm sein müssen, und JEDEN Einwand bzw. JEDE Idee von Jack in den Wind schlagen. Wie lange war der jetzt bei der CTU? Und trotz seiner Drogenabhängigkeit spricht seine Erfolgsrate ja wohl für sich. Wieso traut man seiner Intuition dann immer noch nicht? Schön langsam wird es einfach extrem fad und wirkt sehr einfallslos - wie ein billiger Trick, um Spannung zu erzeugen. Und dabei haben doch die Macher in der 1. Staffel mit Mason gezeigt, wie man einen guten Gegenpart zu Jack schafft - auch dieser hat nicht immer alles nach Jacks Wunsch geregelt, war aber für dessen Ratschläge deutlich empfänglicher und machte generell einen clevereren Eindruck. 

Von der neuen Chefin mal abgesehen machen jedoch alle in der CTU eine recht gute Figur - soweit man das halt nach nur einer Folge beurteilen kann. Vor allem der etwas schusselig-schüchtern wirkende neue Computer"Experte" sowie Jack's Ersatz haben es mir angetan. Was die Portraitierung der Araz-Familie betrifft, war im Vorfeld bereits einiges an Kritik zu vernehmen - und ich gebe zu, ich kann die Einwände durchaus verstehen. Eine arabische Familie, die bereits seit Jahren friedlich in den USA lebt und sich gut integriert hat - und nun einen verheerenden Anschlag plant - hier wird schon eindeutig mit den Ängsten der Amerikaner gespielt und vor allem Angst vor Fremden geschürt. Andererseits... das "Innenleben" der Familie gefällt mir bisher sehr gut, und ich finde es durchaus interessant und faszinierend, mal einen tieferen Einblick in die Terroristen und ihre Überzeugungen zu erhalten. Dementsprechend stehe ich auch diesem Handlungsstrang, zumindest momentan, noch eher positiv gegenüber. Was Inszenierung und Musik betrifft, gibt es nicht viel neues zu vermelden. Die Inszenierung ist auf dem mittlerweile gewohnt hohem 24-Niveau, und braucht sich auch vor aktuellen Kinofilmen des Genres nicht verstecken. Wie bei den letzten Staffeln so ist auch diesmal Sean Callery wieder für die Musik zuständig. Diesmal würzt er seinen Soundtrack mit mehr Techno- und Synthesizer-Elementen, was mir persönlich weniger gefällt - trotzdem ist und bleibt die Musik gewohnt atmosphärisch und unterstützt damit die Bilder bzw. die Handlung perfekt.

Was indes auffällt: Das Echtzeitkonzept ist einfach keine nennenswerte Stärke mehr. Nach 3 Staffel hat man sich einfach - leider - mittlerweile zu sehr an dieses Gimmick gewöhnt, als dass einen das Ticken der Uhr immer noch so packen und mitreißen könnte wie in den ersten Folgen der Serie. Eben deshalb wird der Erfolg der 4. Staffel, mehr noch als bei den Seasons zuvor, von der Qualität der Story abhängen. Was das betrifft macht mich die Tatsache durchaus hoffnungsfroh, dass Tag 4 (Gerüchten zur Folge) wirklich von Anfang an durchdacht und die Story für die ganze Staffel im voraus grob geplant und ausgearbeitet wurde - im Gegensatz zu den Staffeln zuvor, wo sich die Macher üblicherweise von einer Doppelfolge zur nächsten gehangelt haben. Eben dies macht mir Hoffnung, dass die 4. Staffel im Vergleich zu den Vorgängern stimmiger, durchdachter und auch was den Spannungsaufbau betrifft besser wird - und vielleicht sogar die erste Staffel ohne den berühmt-berüchtigen "24"-Durchhänger werden könnte...

Nach dieser recht ausführlichen Analyse zur Ausgangssituation des 4. Tages möchte ich auch noch zur (Handlung der) Folge an sich ein paar Worte verlieren: Nach dem explosiv-spektakulären Beginn mit dem Zugunglück schlägt die erste Folge der neuen Staffel, wie man das von den Tagen 2 und 3 auch schon gewohnt war, wieder etwas gemächlichere Töne an. Es gilt, die neuen Figuren vorzustellen, anzudeuten, was in den vorangegangenen 1-1/2 Jahren passiert ist und aufzuzeigen, was die altbekannten Charaktere zu Beginn des 4. Tages so tun bzw. wo sie stehen. Angenehmerweise erschien mir jedoch eben dieser "Update"-Teil im Vergleich zu den Staffeln 2 und 3 deutlich verträglicher - da besser portioniert. So wird nicht krampfhaft versucht, jede offene Frage bzw. jede zwischen dem Ende von Staffel 3 und dem Anfang von Staffel 4 entstandene Lücke zu füllen, sondern man nimmt sich mal den wichtigsten Themen an, und dürfte sich wohl anderen Figuren und/oder Aspekten im weiteren Verlauf der Staffel vornehmen. Trotzdem bremsen diese Elemente natürlich etwas das Tempo, weshalb es den ersten zwei Dritteln der Folge, von einigen gelungenen Szenen mal abgesehen, etwas an Spannung fehlt. Dies ändert sich jedoch schlagartig, als klar wird, dass Chloé mit ihrer Vermutung recht hat und um 8 Uhr, also in wenigen Minuten, der nächste Anschlag bevorsteht. Mit dieser Erkenntnis wird die Spannungskurve fast ins Unermessliche getrieben - gerade mal 10-15 Minuten, um herauszufinden, was die Terroristen vorhaben, und diesen Anschlag dann möglichst auch noch zu verhindern - so wenig Zeit hatte selbst Jack Bauer noch nie. Dementsprechend radikal und skrupellos sind auch wieder einmal seine Verhörmethoden ausgefallen - die entsprechende Szene war wohl die beste der 1. Folge. Typisch Jack Bauer eben - ein Verhalten, dass wir im wahren Leben verabscheuen würden , aber bei "24" kann man so etwas, im Rahmen der Fiktion, eben doch irgendwie akzeptieren, wenn nicht gar verstehen. Einziger Wehrmutstropfen: Durch das übertrieben kleine Zeitfenster, dass Jack zum Verhindern des Anschlags bleibt, ist fast von vornherein klar, dass er Scheitern wird - was doch ein wenig auf die Spannung drückt. Davon, und von dem etwas ruhigeren Tempo in den ersten 30 Minuten mal abgesehen, ist der Einstieg in den 4. "24"-Tag aber sicherlich gut gelungen...

Fazit: Ein guter und vielversprechender Auftakt in den 4. Tag, bei dem mir vor allem die letzten 20 (Echtzeit-)Minuten wirklich sehr gut gefallen haben...

Wertung:       

 

Verfasser: cornholio

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   08:00 - 09:00

   Abschließende Kritik zur 3. Staffel von "24"

   12:00 - 13:00 (Tag 3)

 

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