Abschließende Kritik zu "24 - Tag 4"

 

Im Gegensatz zur 3. Staffel, wo ich gleich nachdem ich sie zum ersten Mal komplett gesehen hatte wusste, dass es vor allem im ersten Teil zu enormen Abwertungen kommen wird, bin ich mir diesmal auch nachdem ich die gesamte Staffel gesehen habe sicher: der 4. Tag von "24" war der bisher beste der Serie. Zwar war die Anzahl der wirklich großartigen Episoden im Vergleich zu den früheren Staffeln eher gering, dafür gab es in der 4. Season keinen einzigen Durchhänger - es wurde eine kontinuierlich hohe Qualität der Episoden beibehalten, mit nur einem einzigen wirklich eklatanten Ausreißer nach unten. Eine der größten Stärken der 4. Staffel war die Handlung: Seit den ersten 13 Episoden der 1. Staffel hat diese nicht mehr so gut durchdacht, zusammenhängend und sich logisch entwickelnd gewirkt. Auch hat man sich in der aktuellen Staffel deutlich weniger als in den Seasons zuvor auf überraschende Wendungen verlassen - welche zwar das Potential besitzen, den Zuseher ordentlich zu schockieren und einer Serie/Episode einen zusätzlichen Kick zu geben, die jedoch natürlich beim mehrmaligen Sehen ihre Wirkung komplett verlieren. Vor allem in Season 2 hatte man es ja mit den Überraschungen etwas zu weit getrieben, und in gewisser Weise rächt sich das selbst während des 4. Tages immer noch: Denn mittlerweile hält man bei 24 einfach immer alles für möglich, was zur Folge hat, dass einem keine Wendung so richtig überraschen und/oder schockieren kann. Außerdem waren am 4. Tag viele der Wendungen zu offensichtlich und daher ungemein vorhersehbar - insbesondere die Verräterin in der CTU und Tony's Scheintod. Generell zeigen sich, trotz der fast durchgängig hohen Qualität der Episoden, in der 4. Staffel langsam aber sicher leichte Abnutzungserscheinungen. Vor allem das Echtzeitkonzept wirklich mittlerweile eigentlich nur mehr, wenn es eine Art Ultimatum gibt - seien es die 3 Stunden, in denen Verteidigungsminister Heller umgebracht wird, oder auch die knapp 5 Stunden die der CTU bleiben, um die Atomrakete aufzuhalten. Wenn die Uhr im Hintergrund erbarmungslos tickt, dann erhöht der Echtzeitfaktor die Spannung noch einmal ordentlich - doch ist dies nicht der Fall, nimmt das man Ticken der Uhr mittlerweile eigentlich ziemlich gelassen entgegen. Auch beginnen sich mit der 4. Staffel die Bedrohungen bzw. auch einzelne Plotelemente, Wendungen und Szenen doch ein wenig zu wiederholen. Zwar hat man in der 4. Staffel diese Abnutzungserscheinungen grandios gekontert mit dem bisher durchdachtesten Plot, trotzdem ist das ganze einfach längst nicht mehr so frisch und mitreißend wie noch in der 1. Staffel. 

Über jeden Zweifel erhaben sind jedoch erneut die schauspielerischen Leistungen. Vor allem Kiefer Sutherland übertrifft sich von Staffel zu Staffel selbst, doch auch die anderen Schauspieler und -innen, egal ob altbekannt oder neu dazugestoßen, füllen ihre Rollen absolut überzeugend aus. Vor allem Neuzugang William Devane hat es mir angetan - weniger, da seine Szene so schauspielerisch fordernd gewesen wäre, sondern eher aufgrund seiner starken Leinwandpräsenz. Neben den Schauspielern kann auch die Inszenierung wieder einmal absolut überzeugen. Über die Serie an sich mag man geteilter Meinung sein, doch die Inszenierung gehört zum absolut besten und hochwertigsten, was das TV momentan zu bieten hat. Ein wenig lästern muss ich allerdings über die Musik. Zwar ist Sean Callery's Komposition auch für den 4. Tag noch recht gut und weiß insbesondere in den wichtigen Momenten zu überzeugen, doch die sich seit der 3. Staffel langsam aber sicher einschleichenden Synthesizer-Töne gefallen mir gar nicht, und nahmen in einigen Szenen der 4. Staffel etwas überhand. Da fand ich seinen Score zu den Staffeln 1 und 2 ehrlich gesagt etwas gelungener. Absolut großartig fand ich dafür die Synchronisation. Zur Qualität der Übersetzung und wie passend Stimmen sind etc. kann ich zwar natürlich, ohne die englische Originalfassung gesehen zu haben, nichts sagen, aber das Aufgebot an bekannten Sprechern, dass für die 4. 24-Staffel gewonnen werden konnte, ist wirklich beachtlich. Neben den Fixgrößen Tobias Meister als Kiefer Sutherland und den regulären Sprechern der anderen altbekannten Figuren hat man vor allem zahlreiche Nebenfiguren mit hochkarätigen Synchronsprechern besetzt - z.B. Norbert "Magnum" Langer als Pat Buchanan, Peter Reinhardt (Garibaldi aus "Babylon 5) als schusseliger Computerexperte Edgar, "Janeway" Gertie Honeck als Terror-Mutti, Bean-Stimme Lutz Mackensy als Präsident Logan, und auch mein Lieblingssprecher Joachim Tennstedt (der bei der 4. Staffel die Synchronregie inne hatte) absolviert als Mitarbeiter des chinesischen Konsulats einen kleinen Gastauftritt. Wenn nur die Synchronisation aller amerikanischen Serien so sorgfältig und hochkarätig gecastet wäre...

Fazit: Es führt kein Weg daran vorbei. Auch wenn "Tag 1" was die Spannung, die emotionale Intensität und den Innovationscharakter betrifft auch weiterhin unerreicht bleibt, ist die 4. Staffel insgesamt betrachtet die bisher beste der Serie - nicht, weil er sie die meisten großartigen Folgen zu bieten hatte, sondern die wenigsten schlechten. Ob es den Machern aber tatsächlich gelingen wird, noch (mindestens) 4 weitere Staffeln in dieser Qualität abzuliefern, bleibt abzuwarten - da das Konzept langsam aber sicher doch einige Ermüdungserscheinungen zeigt. 

Wertung:       

(Durchschnittswert aus den Einzelbewertungen aller Episoden: 7,29)

 

Verfasser: cornholio

 

  07:00 - 08:00 (Staffel 5, Folge 1)

  06:00 - 07:00 (Staffel 4, Folge 24)

 

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