06:00 - 07:00
Staffel 5, Folge 24
Während Martha Logan ihren Mann etwas aufhält,
nützt Jack die daraus gewonnene Zeit um sich als Copilot auf den Hubschrauber des
Präsidenten zu schleichen. Dort angekommen setzt er sogleich die Secret
Service-Agenten außer Gefecht und zwingt den Piloten dazu, den Hubschrauber
nahe einer verlassenen Lagerhalle zu landen. Präsident Logan ist unterdessen
geschockt - er weiß genau was er nun zu erwarten hat. Im Lagerhaus angekommen
wird Logan gefesselt, und nachdem Jack die Videokamera und die
Verbindung zur CTU eingerichtet hat, beginnt das Verhör. Er setzt Logan
zunehmend unter Druck, doch dieser ist unnachgiebig. Als Jack die Zeit
davonläuft droht er damit Logan umzubringen falls dieser nicht von sich aus ein
Geständnis ablegt - doch der Präsident weigert sich. Trotzdem kann Jack ihn
nicht einfach erschießen, und als kurz darauf der Secret Service ankommt wird
Jack festgenommen. Kann der Präsident jetzt noch gestürzt werden?
Das ging ja schnell. Am Ende der letzten Folge ziehen sich
Martha Logan und ihr Ehemann zu einem kleinen Schäferstündchen zurück, und
nur 3 Minuten später sind sie schon wieder fertig. Kein Wunder, dass sie so
verdattert dreinschaut *lol*. Ok, ernsthaft: Diese Staffel hatte ja des
öfteren Mal Probleme bezüglich des Zeitverlaufs, und vor allem bei besagter
Szene ist mir das wieder mal recht deutlich bewusst geworden. Nichtsdestotrotz
hielten sich die entsprechenden Probleme in annehmbaren Grenzen - und wenn eine
Folge noch dazu eine solche Klasse aufweist, wie sie das mittlerweile 5.
Staffelfinale der Serie wieder einmal an allen Ecken und Enden zur Schau
gestellt hat, kann ich mir über solche Kinkerlitzchen ohnehin nicht wirklich
beschweren .
Die 5. Staffel hat was das erneute Aufeinandertreffen von Jack Bauer und
Präsident Logan betrifft die Erwartungen ständig hochgeschraubt - die allesamt
erfüllt wurden. Die gemeinsamen Szenen zwischen Bauer und Logan waren nicht nur
die Höhepunkte dieser Episode, sondern gehören zu den besten Momenten der
gesamten 5. Staffel. Besonders in Erinnerung bleiben wird mir der stille
Jack Bauer im Hubschrauber, und wie dieser Logan völlig aus der Fassung bringt,
sowie die großartige Szene, als Jack droht den Präsidenten zu erschießen, es
dann aber doch nicht fertig bringt. Wie Logan zuerst angsterfüllt im Stuhl sitzt, um sein
Leben fleht, und dann auf einmal erkennt, dass Jack es nicht tun kann und er nun
wieder die Oberhand hat - einfach herrlich.
Großen
Anteil an der herausragenden Qualität dieser Szenen hat neben Kiefer Sutherland, den
Drehbuchautoren und dem Regisseur vor allem auch Logan-Darsteller Gregory Itzin. Bereits
während der ganzen Staffel hat er sein großes schauspielerisches Können und
seine Vielseitigkeit unter Beweis gestellt, und auch wie er in der letzten Folge
zwischen Hilflosigkeit, Arroganz und Väterlichkeit hin- und herwechselt, ist
absolut beeindruckend. Itzin wird dabei auch von der herausragenden Leistung
seines Synchronsprechers Lutz Mackensy unterstützt, der jede Gefühlsregung des
Präsidenten punktgenau wiedergibt. Für mich ist Präsident Logan jedenfalls
nach dieser Staffel ganz klar der bisher beste 24-Bösewicht (von Nina mal
abgesehen). Auch meine anfängliche Skepsis zur Wendung rund um den Präsidenten
hat sich letztendlich aus ungerechtfertigt herausgestellt. Zwar wird erst eine
2. Sichtung zeigen können, inwieweit all seine Aktionen und sein Verhalten in
den früheren Episoden dieser Staffel auch wirklich zu seiner Rolle in dieser
Geschichte passen, dennoch haben einige Entwicklungen und Enthüllungen seit
dieser überraschenden Wendung sehr zur Plausibilisierung beigetragen.
Mittlerweile wirkt dieser Twist auf mich jedenfalls sehr glaubwürdig und gut
durchdacht.
Wenn man unbedingt ein Härchen in der Präsidentensuppe finden wollen würde, dann wäre das wohl die Art und Weise, wie seine schändlichen Taten schließlich bewiesen werden konnten. Nun mal ehrlich, dass sich der Bösewicht unbewusst verplappert in einem angeblichen persönlichen Gespräch dass jedoch abgehört bzw. aufgenommen wird, ist nun wirklich ziemlich abgedroschen. Andererseits: Logan war so ein toller, verabscheuungswürdiger und hassenswerter Bösewicht dass man ihm diesen Fall gönnt, ganz egal, ob es dazu einer etwas abgenutzten Plotkonstruktion bedurfte. Zudem wird dieser negative Aspekt von den Stärken dieser Folge ganz klar überschattet. Neben den großartigen Szenen zwischen Jack und dem Präsidenten stechen hier insbesondere Logan's verlogene Rede über Präsident Palmer und sein kurz darauf erfolgender, wieder einmal glänzend inszenierter und von Sean Callery mit großartiger Musik unterlegter Abgang hervor. Gut auch das versöhnliche Ende bezüglich Karen Hayes und Buchanan. Die Einladung zum Essen kam für mich zwar etwas überraschend, andererseits war es schön, bei den beiden die Anspannung des heutigen Tages abfallen und sie auch mal aus etwas privaterer Perspektive zu sehen. Ein sehr berührender Moment war auch jede Szene, als Buchanan Chloé das Photo von ihr und Edgar überreichte. Hier hat mir vor allem gut gefallen, dass zumindest dieser für mich tragischste Todesfall nicht einfach unter den Tisch gekehrt und angesichts deutlich spannendere und vielleicht auch wichtigerer Ereignisse vernachlässigt, sondern stattdessen noch einmal offen angesprochen wurde, um an ihn und seinen Tod zu erinnern - selbst bzw. gerade auch im Moment des scheinbaren Triumphs.
Scheinbar
deshalb, da es Jack Bauer zwar zuletzt doch noch gelungen ist, Präsident Logan
für seine Verbrechen dranzukriegen, er dafür jedoch einen sehr hohen Preis
zahlen muss. Die immer wieder mal eingestreuten Kommentare zu den Chinesen
erwiesen sich nämlich zuletzt dann doch nicht als roter Hering: Das
vermeintliche Happy End zwischen Jack und seiner Tochter nimmt eine sehr üble
Wendung, als sich ihr angeblicher Telefonanruf als Finte herausstellt (ein
Trick, den Jack kurz davor beim Copiloten des Hubschraubers ebenfalls angewendet
hat) und er von den Chinesen gefangen genommen und verschleppt wird. Und so
verlassen wir den Helden des Tages schwer zugerichtet, auf dem Weg nach China,
wo ihm wohl eine von Verhören und Folter geprägte Gefangenschaft erwarten
dürfte. Eine sehr überraschende, üble Wendung, die den Fan gespannt auf die
nächste Staffel warten lässt, und trotz aller Düsternis auch nicht einer
gewissen - wohl gewollten - Ironie entbehrt... immerhin wird der "shanghaite"
Jack auf einem Schiff namens - richtig - Shanghai fortgebracht.
Fazit: Im Gegensatz zu vorangegangenen Staffeln dominierte hier nicht die Action, auch stand keine Terrorbedrohung im Vordergrund, stattdessen wurde das Katz und Maus-Spiel zwischen Jack Bauer und Präsident Logan zu seinem logischen Ende geführt, dem es voll und ganz gelang die daran geknüpften Erwartungen zu füllen. Ein hochdramatisches Staffelfinale mit einigen Höhepunkten und vielen guten Momenten - bis hin zum überraschend-üblen Twist.
Wertung:
Verfasser: cornholio
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