Dämmerung

(Twilight)

 

Staffel 3, Folge 08

Unsanft wird Archer aus seinem Schlaf geweckt - offenbar befindet sich die Enterprise im Kampf. Sofort begibt er sich auf die Brücke - und staunt nicht schlecht, als er erkennt, dass offenbar T'Pol das Kommando über die Enterprise übernommen hat. Allerdings hat er nicht lange Zeit, sich darüber zu wundern - muss er doch wenige Sekunden später mit ansehen, wie die Erde von der Waffe der Xindi zerstört wird. Ungefähr 10 Jahre später erwacht Archer erneut, und findet sich auf einem Planeten wieder. T'Pol empfängt ihn und erzählt ihm, was passiert ist: Die Enterprise ist in eine Anomalie geraten, und T'Pol geriet in eine Notlage. Anstatt vor der sich ausbreitenden Anomalie zu fliehen, ist Archer bei T'Pol geblieben, um sie aus den Trümmern zu befreien. Als ihm dies endlich gelang, war es schon zu spät: Die Anomalie erreichte Archer, und er verlor das Bewusstsein. Phlox musste in der Krankenstation feststellen, dass Archers Gehirn von einem seltsamen Stoff infiziert wurde, der verhindert, dass er neue Informationen ins Langzeitgedächtnis speichern kann. Er erinnert sich für ca. 10 Stunden an alles, was passiert, danach vergisst er es wieder. Versuchte man zu Beginn noch, Archer in wichtige Kommandoentscheidungen einzuweihen, stellte sich dies ziemlich bald als sinnlos heraus. T'Pol übernahm das Kommando, doch leider gelang es ihr und der Enterprise-Besatzung nicht, die Zerstörung der Erde zu verhindern. Die Reste der Menschheit leben auf einem Planeten und versuchen verzweifelt, sich gegen die ständigen Angriffe der Xindi zu wehren. Zumindest für Archer besteht Hoffnung: Nach 10 Jahren scheint es Dr. Phlox endlich gelungen zu sein, eine Heilmethode zu finden. Man beginnt mit der Prozedur - und kurz darauf macht Phlox eine erstaunliche Entdeckung - welche sich als letzte Hoffnung für die Menschheit erweist, als die Xindi die Kolonie angreifen...

Natürlich ist die Grundidee hinter dieser Episode jetzt nicht die alleroriginellste (so wirkt diese wie eine Mischung aus der TNG-Folge "Die alte Enterprise" sowie des mit Abstand besten Voyager-Zweiteilers "Ein Jahr Hölle"), aber im Vergleich zu dem was uns bei Enterprise sonst so aufgetischt wird, gleicht die durchaus einfallsreiche Handlung aus "Dämmerung" einer Offenbarung. Natürlich ist von vornherein klar, dass die hier gezeigte Zukunft noch irgendwie abgewendet werden kann, dennoch war es durchaus beeindruckend und bewegend, die Zerstörung der Erde quasi unmittelbar mitzuerleben. Auch hatten die Macher immerhin den Mut, die Idee bis zum Ende durchzuziehen und keinen Rückzieher à la "Das war alles nur geträumt" oder "Archer fiel einer Illusion zum Opfer" oder gar "Das Holodeck hat mal wieder verrückt gespielt" zu machen. Und da das ganze eigentlich einen recht gut durchdachten Eindruck gemacht hat, ist auch der "Deus Ex Machina"-artige Eindruck des Endes nicht ganz so ausgeprägt und damit zu verschmerzen. Deutlich schlimmer finde ich da schon die Andeutung, dass ohne Archer alles den Bach runter geht, das er quasi der einzige ist, der die Menschheit retten kann. Zwar kann man die Entwicklung in "Dämmerung" natürlich auch so interpretieren, dass aufgrund Archers Zustands auch der Rest der Crew nicht die volle Leistung bringen konnte, dennoch finde ich es etwas übertrieben dargestellt, dass ohne Archer alles auseinander fällt und er quasi elementar für das Gelingen der Mission ist. 

Nichtsdestotrotz ist dieser Teil ohne jeden Zweifel das Herzstück der Episode und wirklich gut gelungen. Man konzentriert sich fast völlig auf Charaktermomente und lässt Action und/oder Spannung vorerst außen vor. Wohl eben deshalb ist es auch so berührend, mitzuerleben, wie Trip und T'Pol mit Archers "Krankheit" umzugehen versuchen, und auch wie der Captain selbst sich in dieser Situation verhält. Im Gegensatz zu vielen anderen Folgen hatte man hier wirklich mal das Gefühl, reale Personen auf sehr schwierige Umstände reagieren zu sehen. T'Pol, die sich selbst an Archers Zustand die Schuld gibt und sich deshalb besonders aufmerksam um ihn kümmert. Trip, der nicht nur mit dem "Verlust" seines Freundes klar kommen muss, sondern auf dessen Schultern eine große Verantwortung liegt (auch wenn T'Pol das Kommando übernimmt). Und natürlich Archer selbst, der sich in dieser kritischen Situation auf einmal dazu verdammt sieht, "nicht mehr helfen zu können und unnütz im Weg herum zus tehen." Doch auch schauspielerische Performance, insbesondere von Scott Bakula, Trip und T'Pol wieder hervorragend - da sie endlich wieder mal etwas hatten, mit dem sie ihr KÖnnen zeigen konnten. Und auch wenn ich kein Freund von billigen Erotik-Einlagen bin, muss festgestellt werden: T'Pol war nie "hotter" als in jenen Szenen aus der Zukunft. Solche doch eher subtile Erotik ist mir jedenfalls deutlich lieber als eine peinliche Sex-Einlage à la "Kopfgeld".

Konzentrierte man sich in der ersten Hälfte auf Charaktermomente und die Figuren generell, nahm vor allem gegen Ende der Folge die Spannung kontinuierlich zu. Bestand jemals ein Zweifel, dass es Archer und Co. gelingen wird, die Vergangenheit zu verändern? Nein, natürlich nicht. Dennoch waren die letzten Minuten der Folge sehr spannend und packend inszeniert. Schade nur, dass am am Ende wieder das gute alte "unser Captain ist der Beste"-Syndrom auf gar übertriebene Art und Weise zum Vorschein kommt. So fand ich es schon etwas seltsam, dass T'Pol nach dem ersten Treffer gleich zusammenbricht (und das obwohl doch die vulkanische Physiologie deutlich widerstandsfähiger sein sollte), während es Archer selbst nach 3 Treffern noch gelingt, den Schalter zu betätigen. Hier wäre es mir doch deutlich lieber gewesen, wenn Archer zusammengebrochen wäre (was trotz des vorhersehbaren Happy Ends das eine oder andere erstaunte "Huch" auf die Gesichter der ST-Fans hätte zaubern können), und T'Pol sich quasi in letzter Sekunde doch noch einmal aufgerafft hätte, um den Schalter zu betätigen. Hätte meines Erachtens auch besser zur Folge an sich gepasst - doch was soll's. Nichtsdestotrotz ist "Dämmerung" eine sehr gelungene Folge, die genau die richtige Mischung aus Action und Drama, Spannung und Dramatik bot. Bitte mehr davon!

Fazit: Da mag die Auflösung am Ende auch nach Deus Ex machina riechen - "Dämmerung" bietet wirklich rundum gelungene Star Trek-Unterhaltung!

Wertung:   (8/10)

 

Verfasser: cornholio

  3x09 - Faustrecht

  3x07 - Die Ladung

 

Zurück zur Übersicht

Zur Hauptseite

 

Wir bedanken uns bei treknews für die Genehmigung zur Verwendung der Screenshots