Faustrecht
(North Star)
Staffel 3, Folge 09
Archer,
T'Pol und Trip landen auf einem Planeten, auf dem eine Westernstadt existiert.
Diese wird einerseits von Menschen, andererseits von einer außerirdischen Rasse
namens Skagaraner, bevölkert, wobei letztere von ihnen menschlichen
Mitbewohnern gnadenlos unterdrückt werden und unzähliger Rechte beraubt
wurden. Archer möchte mehr über diese Siedlung erfahren, und daher mischt man
sich möglichst unauffällig unter die Leute. Schon bald erfährt Archer, wie es
zu dieser seltsamen Westernstadt mitten in der Ausdehnung gekommen ist: Vor ca.
300 Jahren wurden die Vorfahren dieser Menschen von den Skagaranern entführt
und auf dem Planeten ausgesetzt, um für sie zu arbeiten. Doch die Menschen
rebellierten, und um auf Nummer sicher zu gehen, dass sich so etwas nicht
wiederholen wird, werden die Skagaraner seither unterdrückt. Eine junge
Lehrerin findet diese Gesetze barbarisch und lehrt deshalb einige skagaranische
Kinder heimlich in der Nacht. Doch der gewalttätige Deputy kommt
ihr auf die Schliche, und sie wird ins Gefängnis gesperrt. Archer beschließt,
sie zu befreien...
Die Verknüpfung von SF mit Western ist im Star Trek-Universum nichts neues mehr (ich erinnere da nur an die TOS-Folge "Wildwest im Weltraum" bzw. an TNG's "Eine handvoll Datas"), und so war ich zu Beginn durchaus skeptisch, was diese Folge betrifft. Mit fortschreitender Laufzeit wurde ich jedoch mehr und mehr eines besseren belehrt. Nach einem humorvollen Einstieg (mir Trip's ersten Reitversuchen) und einer Hommage an altbekannte Westernklischees (der einsame Cowboy in einer fremden Stadt) nutzt man das Western-Setting für eine (zumindest für Enterprise-Verhältnisse) erstaunlich anspruchsvolle Episode über Rache, Hass und Unterdrückung. Beachtlich ist dabei, dass man auf die für Star Trek so typische extreme schwarz-weiß-Zeichnung verzichtet. Ja, natürlich wird der Deputy als ganz böse und die Skangaraner als besonders gut, freundlich, liebenswürdig und harmlos dargestellt - doch aufgrund der moralisch zwar durchaus fragwürdigen aber dennoch nachvollziehbaren Einstellung des Sheriffs sowie der zwiespältigen Geschichte der Kolonie wird dieses Konzept doch deutlich aufgeweicht. Fakt ist: Die Skangaraner sind an der momentanen Situation nicht ganz unschuldig, wenngleich die Menschen natürlich in der Verteidigung ihrer Freiheit weit über das Ziel hinausgeschossen haben. Somit hat keine der beiden Seiten einen moralisch höheren Standpunkt für sich gepachtet...
Ebenfalls
erwähnenswert: Die sich langsam entwickelnde Freundschaft zwischen Archer und
Bethany, die erfreulicherweise vollständig auf allzu romantisch aufgesetzte
Untertöne oder gar einer Herumknutscherei wie in "Die Saat"
verzichtet, und in ihrer subtilen Art sogar etwas an die Beziehung zwischen
Picard und Lilly in "Der erste Kontakt" erinnert. Am Ende wird uns
dann, wie es sich trotz aller anspruchsvollerer Untertöne für eine richtige
Western-Folge gehört, ein typischer "High Noon"-Showdown
präsentiert, der nicht nur eine Hommage an einige Western-Klischees bietet (wie
die gezoomte Einstellung auf Archer und seine Kumpanen), sondern auch wirklich
hervorragend inszeniert wurde - meines Erachtens die bisher beste Schießerei
der Star Trek-(Fernseh)Geschichte. Für mich auch beachtlich: Die gezeigte
Gewalt. So habe ich bei Archer's glattem Durchschuss schon mal die Luft
angehalten - so etwas ist man von Star Trek nun wirklich nicht gewohnt. Schade
nur, dass man danach Stehaufmännchen Archer wieder als unbesiegbaren
Superhelden darstellen musste, der trotz Schusswunde in der Schulter brav
weiterkämpft und den Pösen Purschen natürlich ei(ge)nhändig besiegt.
Ärgerlich, aber angesichts der Qualität der restlichen Folge, die noch dazu
mit der Szene zwischen Bethany und Archer auf der Enterprise bzw. der
nachfolgenden Szene in der Schule auf berührend-ansprechende Art und Weise
abgeschlossen wurde, durchaus entschuldbar...
Fazit: "Faustrecht" bietet eine gelungene Mischung aus Action, Fun und Anspruch!
Wertung:
(8/10)
Verfasser: cornholio
Wir bedanken uns bei treknews für die Genehmigung zur Verwendung der Screenshots