Das auserwählte Reich

(Chosen Realm)

 

Staffel 3, Folge 12

Die Enterprise reagiert auf den Notruf eines fremden Schiffes und nimmt dessen Besatzung an Bord. Anfangs verhalten sich alle friedlich, auch wenn sie mit ihren seltsamen religiösen Vorstellungen einiges Stirnrunzeln verursachen, insbesondere bei T’Pol. Doch schon bald zeigen sich ihre  wahren Absichten: Ein Selbstmordattentäter zündet eine Art biologische Bombe und richtet an Bord der Enterprise einiges an Zerstörung an – ein Besatzungsmitglied stirbt. Daraufhin macht D'Jamat, Anführer der Fremden, dem Captain klar, dass jeder seiner Männer mit ähnlichen Geräten ausgestattet ist. Archer ist gezwungen, das Kommando über das Schiff D'Jamat zu überlassen, welcher damit den lange währenden Konflikt zwischen seiner und einer anderen Glaubensrichtung ein für alle Mal zu beenden hofft. Außerdem ist er über die Erforschung der Ausdehnung durch die Enterprise wenig erfreut, hält er dies doch für Blasphemie. Daher löscht er nicht nur alle bisher gesammelten Daten, sondern er stellt Archer auch vor eine schreckliche Wahl: D'Jamat verlangt, dass sich ein Crewmitglied für die schändlichen und verwerflichen Taten der Enterprise-Besatzung opfert, und dem Captain obliegt die Entscheidung, wen es treffen soll. Wenig überraschend wählt Archer sich selbst aus...

Auch die 2. von Manny Coto für diese Staffel geschriebene Episode gehört eindeutig zum besten, was Enterprise bisher zu bieten hatte – wenn es auch nicht ganz an „Ebenbild“ heranreicht. Im Gegensatz zu seinem ersten Drehbuch, dass sich rein auf den moralischen Konflikt konzentriert hat und ohne jegliche Action auskam, präsentiert er uns hier eine spannende Folge mit einigen Actionelementen, ohne jedoch dabei auf den nötigen Tiefgang zu vergessen. Ähnlich wie es bei der klassischen Star Trek-Episode „Bele jagt Lokai“ in Bezug auf den Rassismus getan wurde, wird hier die Sinnlosigkeit von Glaubenskriegen offenbart und an den Pranger gestellt, ist der Grund für die jahrelange und folgenschwere Konfrontation doch lediglich, dass die eine Fraktion denkt, die Ausdehnung wäre in 7 Tagen geschaffen worden, und nicht in 8.  Dies ist zwar für meinen Geschmack schon fast wieder etwas zu plakativ, verfehlt aber trotzdem (oder auch gerade deswegen) nicht die gewünschte Wirkung...

In die gleiche Kerbe schlägt auch die letzte Szene auf dem Planeten, als D'Jamat erkennen muss, was der Krieg aus seiner Welt gemacht hat: Eine Welt in Ruinen, vollkommen zerstört - plakativ, aber wirkungsvoll werden uns hier die verheerenden Auswirkungen eines Krieges vor Augen geführt. Erstaunlich und auch etwas schade ist nur, dass just in dieser Szene die ansonsten tricktechnisch hervorragenden Effekte der Serie nicht überzeugen konnten – denn der sterile Look der zerstörten Umgebung mag gewollt sein, leider jedoch wurden die Schauspieler erstaunlich schlecht in die computergenerierte Umgebung eingefügt. Hier fühlte ich mich an die Introsequenz aus Wing Commander III erinnert (die mir damals zwar sehr gut gefallen konnte, mittlerweile jedoch ähnliche Schwächen offenbart – aber he, das Spiel ist mittlerweile schon mehr als 10 Jahre alt!). Derartig schlechte Arbeit ist man von den Effektleuten gar nicht gewohnt, immerhin hat das selbst (das für die Effekte oftmals zu unrecht gescholtene) Babylon 5 besser hinbekommen. Besonders schade ist es halt, weil dies ein Schlüsselmoment der Episode ist und die Wirkung der Szene schon etwas unter den wenig gelungenen Effekten leidet.

Das war es dann aber im Großen und Ganzen auch schon, was ich an Kritik an dieser Folge vorzubringen habe. Positiv ist wie gesagt insbesondere die (für Enterprise-Verhältnisse) erstaunlich anspruchsvolle Handlung, die Tiefgang und Action perfekt miteinander verknüpft. Dies zeigt meines Erachtens auch wieder einmal deutlich, dass Action nur dann so richtig funktioniert, wenn sie in ein gutes Script eingebunden wird – denn meines Erachtens war „Enterprise“ selten spannender als in dieser Episode – selbst wenn natürlich von vornherein klar ist, dass es Archer im Endeffekt gelingen wird, die Enterprise zurückzuerobern. Neben Action und Anspruch wird jedoch auch ein Hauch von Humor präsentiert – z.B. als Archer D'Jamat darum bittet, die Hinrichtung mittels des Transporters durchzuführen. Hier durfte der Captain außerdem auch endlich wieder mal zeigen, dass er etwas im Kopf hat – ein Aspekt, der bei Enterprise bisher eindeutig zu kurz gekommen ist. Für das Sahnehäubchen auf diesem äußerst schmackhaften Enterprise-Kuchen sorgt dann schließlich Connor O’Farrell, der mir bereits als pädophiler Direktor Spaulding in „Without a Trace“ positiv aufgefallen ist. Auch hier zeigt er wieder einmal sein großes Talent , denn auch wenn er (schon allein aufgrund der Rolle) an seine Spaulding-Performance nicht ganz herankommt, wertet er die Folge sowohl durch seine Leistung als von seinen Idealen überzeugter religiöser Anführer der Gruppe als auch durch seine starke Bildschirmpräsenz noch einmal deutlich auf. Ein Schauspieler, von dem ich in Zukunft gerne mehr sehen würde... 

Fazit: Im Gegensatz zu vielen früheren Enterprise-Folgen bietet „Das auserwählte Reich“ Action mit Anspruch – und damit auch gleich deutlich gelungenere Unterhaltung. Eine Folge in bester Star Trek-Tradition!

Wertung:   (8/10)

 

Verfasser: cornholio

  3x13 - Testgebiet

  3x11 - Carpenter Street

 

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