Mr. Monk will Vater werden

(Mr. Monk and the Kid)

Staffel 3, Folge 16

Ein 22 Monate alter Junge findet in einem Park einen abgetrennten Finger. Captain Stottlemeyer verständigt sofort Adrian Monk, der sich sogleich dem jungen Zeugen zuwendet. Und auch wenn die Suche nach einer Leiche erfolglos bleibt, scheint sich zwischen Adrian und dem Kleinen ein eigenartiges Band zu entwickeln. Als schließlich für den kleinen Jungen für 2 Wochen Adoptiveltern gesucht werden, erklärt sich Monk dazu bereit, einzuspringen - und während er immer noch am Fall rund um den gefundenen Finger ermittelt, überlegt er ernsthaft, die Adoption auf unbegrenzte Zeit zu beantragen...

Wie einem diese Folge gefällt wird wohl davon abhängen, ob man sie mit dem Herz oder dem Hirn bewertet. Zieht man das Hirn heran, so wird man nicht umhin kommen, festzustellen, dass eine Monk-Folge selten so viele Logiklöcher und Ungereimtheiten aufgewiesen hat wie „Mr. Monk will Vater werden“. Nehmen wir z.B. die Szene, als der gefundene Finger genauer untersucht wird. Monk entdeckt eine Schwiele am Finger, woraufhin der Pathologe meint, dass sie glauben, er wäre Gitarrist gewesen. Aufgrund des Winkels der Schwiele stellt Monk jedoch fest, dass er kein Gitarrist war, sondern Geiger. Soweit, so gut. Nun findet Monk auf dem Finger eine Art Harz, und der Pathologe klärt sie auf, dass es sich dabei nicht um Baumharz, sondern irgend eine Säure handelt – die man offenbar zur Reinigung von Geigen verwendet. Sollen wir wirklich glauben, dass angesichts dieser beiden Entdeckungen (Schwiele am Finger & Geigenreinigungsmittel) die Pathologie zum Schluss kommt, er wäre Gitarrist gewesen?? 

Selten dämlich auch der konstruierte Plot rund um die Geldübergabe, der wieder mal nur dazu da ist, Monk in eine unangenehme Lage zu bringen, ob das ganze logisch ist oder nicht. Ok, die Entführer wollen also, dass Monk sich auszieht, damit sie bei der Übergabe überprüfen können, ob er verkabelt ist oder nicht. Nur... ist es, wenn sich Monk dann oben vor dem Entführer entblößt, nicht schon zu spät, falls er tatsächlich verkabelt sein sollte? Gibt man ihm durch diese Warnung nicht noch dazu die Möglichkeit, entsprechende Abhörgeräte noch schnell in der Umkleide zu entsorgen? Wie kontrolliert man in solch einer Umgebung, ob er wirklich allein ist, oder nicht vielleicht ein Polizist inkognito eingeschleust wurde? Und natürlich, die größte Absurdität daran: Kontakt aufnehmen soll er mittels eines Handys, mit dem er theoretisch auch jederzeit die Polizei verständigen könnte. Nicht nur das, man lässt ihn sogar auch noch mit einem unbekannten Teilnehmer telefonieren! Und dass der Entführer auf dem anderen Dach sein Gesicht so überhaupt nicht verbirgt, wirkt auch unheimlich intelligent... 

Doch nicht nur, dass diese Wendung mit dem man verzweifelt versucht Humor zu erzeugen extrem konstruiert wirkt, es FUNKTIONIERT ja sogar noch nicht mal. Monk hat einfach in der Vergangenheit schon oft bewiesen, dass er, wenn Not am Mann ist, seine ganzen Macken über Bord werfen kann. Und da verlangen die Entführer nun, dass er sich auszieht, und er fängt damit an, mit ihnen zu diskutieren, und lässt sich noch dazu erstaunlich lange Zeit? Es geht um ein Menschenleben! Tut mir leid, aber das war einfach nicht nachvollziehbar und passt auch nicht zu unzähligen anderen Begebenheiten, als es Monk durchaus gelungen ist, über seinen Schatten zu springen (ja, diesmal macht er’s eh auch, aber die Weigerung davon war schon hart an der Grenze. Was hätte er gemacht, wenn sie den Kerl wegen ihm umgebracht hätten, hm?). Auch davon abgesehen gab’s fürs Zwerchfell leider diesmal nicht viel zu tun. Die eigentliche Auflösung rund um den Fall war dann leider auch mal wieder zu vorhersehbar – als der Polizist gesagt hat, man hätte nicht genau bekannt gegeben was er gefunden hat, war ja absolut klar dass sich der Entführer im Endeffekt verplappern würde (wobei ich den Machern zu gute halten muss dass dieser verplappern so beiläufig passiert ist dass selbst ich es nicht bemerkt habe). 

So, und jetzt schalten wir das Hirn mal aus und lassen das Herz sprechen – und da können wir schon eine deutlich positivere Bilanz ziehen. Denn Fakt ist, selten war "Monk" so berührend wie in dieser Episode bzw. den gemeinsamen Szenen zwischen Adrian und dem kleinen Jungen. Man merkt richtig, wie Adrian dieser kleine Knirps ans Herz wächst, und staunt nicht schlecht, als sich dieser sogar mit ihm im Dreck wälzt. Um so berührender dann das Ende, als Monk das ultimative Opfer bringt, als er erkennt, dass es dem Jungen bei einer anderen Familie besser gehen würde, und er deshalb beschließt, ihn doch wieder abzugeben. Die Szene, als er dies erkennt, sowie der Abschied am Ende sind wirklich großartig gemacht und von Tony Shalhoub auch sehr gut gespielt. Ein weiterer positiver Aspekt der Folge ist die gelungene Auflösungssequenz am Ende, als Monk dem kleinen Jungen als Gute-Nacht-Geschichte die Geschichte der Entführung erzählt, und dabei von passenden Bildern aus dem Buch unterstützt wird. Wirklich sehr originell und gelungen...

Fazit: Eine durchaus berührende Folge mit origineller Schlusssequenz. Schade nur, dass man bei all dieser Bedienung des Herzens etwas auf das Zwerchfell vergessen und insbesondere das Hirn stark vernachlässigt hat.

Wertung:          (7/10)

 

Verfasser: cornholio

 

  4x01 - Mr. Monk bekommt Konkurrenz

  Abschließende Kritik zur 3. Staffel

  3x15 - Mr. Monk als Wahlhelfer

 

Zurück zur Übersicht

Zur Hauptseite