Der Mächtige / Mission Farpoint
(Encounter at Farpoint)
Staffel 1, Folgen 1 & 2
Captain Jean-Luc Picard hat soeben das Kommando über den Stolz der
Sternenflotte, die U.S.S. Enterprise D, übernommen, und ist auf dem Weg nach
Farpoint Station, um die restlichen Mitglieder seiner Crew aufzunehmen. Auf dem Weg dorthin wird
das Schiff jedoch von einer Energiebarriere eingekreist. Ein fremdes Wesen, dass
sich "Q" nennt, erscheint, und verlangt, dass sich die Menschen wieder
in ihr Sonnensystem zurückziehen. Sie seien eine wilde, aggressive Spezies, die
sich bereits viel zu weit vorgewagt hat. Picard widerspricht und versucht,
dem Wesen zu entkommen. Als diese Taktik keine Aussicht auf Erfolg zu haben
scheint, lässt er die Untertassensektion abtrennen, damit sich die an Bord
befindlichen Familien in Sicherheit bringen können, und stellt sich dem
mächtigen Wesen. Es kommt zu einer
Gerichtsverhandlung, in der Q als Kläger, Richter und Henker auftritt. Man
einigt sich auf einen Test, welcher der Natur der Menschheit auf
den Grund gehen soll. Die bevorstehende Mission auf Farpoint Station bietet der
Enterprise-Crew ein Rätsel, dessen Lösung darüber entscheiden wird, ob es der
Menschheit auch weiterhin erlaubt ist, die Galaxis zu erforschen...
Mein Lieblingszitat der Folge:
McCoy: "I don't see no points on your ears, boy, but you sound
like a Vulcan."
Data: "No, sir. I am an android."
McCoy: "Almost as bad."
...und Cornholio's Lieblingsfehler dieser Folge ist:
In der Pilotfolge von "Raumschiff Enterprise - Das nächste
Jahrhundert" haben sich die Macher einige kleinere Schnitzer erlaubt. Hier
dezidiert nennen möchte ich aber einen der wohl berühmtesten Fehler, der
eigentlich so offensichtlich ist, dass man sich wirklich fragt, wie einem das
nur entgehen konnte. Die Rede ist vom berühmt-berüchtigten
Links-Rechts-Schnitzer: Um den Zuschauer das Holodeck vorstellen zu können, zieht es Riker vor, Data nicht einfach über Kommunikator zu
informieren, sondern ihn persönlich aufzusuchen. Der Computer weist ihm
freundlich den Weg, und als Riker an der richtigen Tür angekommen ist, teilt ihm der Bordcomputer mit, sich jetzt noch nach Rechts zu
wenden und einzutreten... woraufhin sich Riker nach LINKS dreht, und zum großen
Erstaunen des Zuschauers dort auch tatsächlich den Eingang zum Holodeck
vorfindet...
...doch kommen wir nun zur eigentlichen Kritik:
Der Pilotfilm einer Serie ist selten perfekt. Die Produzenten müssen erst den richtigen Ton finden, mit der Atmosphäre ein wenig herumexperimentieren, und auch die Inszenierung wirkt oftmals ein bisschen holprig. Die Schauspieler brauchen ebenfalls meist ein paar Folgen, um mit ihren Rollen wirklich warm zu werden, und auch das Budget ist üblicherweise eher begrenzt. Auch beim Pilotfilm zu "Das nächste Jahrhundert" erkennt man einige dieser Schwächen, dennoch ist er als Einstig in die Serie durchaus gelungen.
Schon
die erste Einstellung mit dem langsamen Schwenk auf die Enterprise sowie dem aus
dem Schatten tretenden Picard konnte mich begeistern. Danach sehen wir zum
ersten mal die neue (und wirklich phantastisch designte) Brücke, und nur kurz
darauf machen wir die Bekanntschaft einer der originellsten und zugleich
gelungensten neuen Figuren, welche uns in der Serie noch
öfters beschäftigen wird: Q! Sowohl die Charakterisierung als auch John
DeLancie's Performance sind wirklich perfekt und sorgen dafür, dass einen dieser
Charakter sofort faszinieren kann. Kurz nach Q's erstem Auftritt zeigt Marina Sirtis zum ersten mal ihr nicht vorhandenes
schauspielerisches Talent und das Drehbuch eines der Schwächen des Pilotfilms: Da liegt Lt. Torres mit Eis und Schnee
bedeckt am Boden, und die Drehbuchautoren müssen Troi unbedingt folgende Worte
in den Mund legen: "He's frozen!" Ach nein... Tatsache?
Überhaupt weist das Drehbuch bei den Dialogen teilweise doch ein paar Schwächen auf. Ein Beispiel (frei aus dem Gedächtnis zutiert): "Sie sind schon ihr ganzes Leben blind?" "Ja, seit meiner Geburt" - wer hätte das gedacht? Was Marina Sirtis angeht: Ihre gesamte Performance ist eine einzige Qual, man muss jedoch fairerweise sagen, dass sie sich in der eigentlichen Serie doch ein wenig gesteigert hat. Im Pilotfilm ist es aber wirklich schwer, zu entscheiden, was schlimmer ist: Ihre schauspielerische Leistung oder der Minirock - ein absoluter Faux Pas der Kostümbildner, der in der Serie Gott sei Dank nicht mehr vorkam (nicht dass die hautenge "Catsuit", die sie danach tragen musste, eine große Verbesserung wäre...). Wie auch immer... wenige Minuten nach dem ersten Zusammentreffen mit Q macht man uns mit einer ganz neuen Fähigkeit der Enterprise vertraut: Die Untertassensektion kann abgetrennt werden! Leider ist es aber nicht unbedingt nachvollziehbar, warum sich Picard hier zu diesem Schritt genötigt sieht (vor allem da es in der Serie zu deutlich gefährlicheren Situationen kam, wo Picard an diese Möglichkeit nicht gedacht hat), es wirkt sehr erzwungen und hinterlässt eher den Eindruck, als wollten uns die Produzenten unbedingt zeigen, was die neue Enterprise alles so für Kunststückchen drauf hat. Auch die Inszenierung hinterlässt einen eher holprigen Eindruck, mal viel zu gehetzt, mal deutlich zu behäbig. Vor allem ist es aber der teilweise wirklich sehr starke Zoom auf die Gesichter der Charaktere, welcher dem Pilotfilm teilweise doch noch einen etwas "billigen" Eindruck verleiht.
Was
hingegen ab der ersten Minute begeistern kann, ist Patrick Stewart's
schauspielerische Leistung. Er hat einfach eine unheimlich starke Präsenz und
ist in wirklich jeder Szene absolut großartig. Gleiches gilt für John deLancie
als Q. Die beiden ergänzen sich vor der Kamera wirklich perfekt und machen so
jede gemeinsame Szene zu einem wahren Genuss. Eine weitere großartige Szene ist
der Besuch von McCoy, der STTNG seinen ersten (und für lange Zeit auch
einzigen) "Magic Moment" beschert (wobei man fairerweise sagen muss,
dass solche in TV-Serien generell eher selten sind). Wenige Minuten später gibt
es dafür wieder eine grottenschlechte Szene zu bestaunen: Dass Wiedersehen von
Riker und Troi, das nicht nur viel zu sehr an die entsprechende Szene aus
"Star Trek - Der Film" (Ilia und Decker) erinnert, sondern durch den
übertriebenen Kitsch wirklich an den Nerven zehrt.
Positiv hervorzuheben sind wiederum die für eine TV-Serie wegweisenden Effekte, sowie das interessante Rätsel rund um Farpoint, wenn ich auch hier wieder ein wenig Kritik üben muss. Denn spätestens nachdem das fremde Schiff auftaucht, ALLERSPÄTESTENS aber nachdem sich auf dem Schiff genau die gleichen Gänge finden wie auf der Station, ist dem Zuschauer eigentlich klar, was hier gespielt wird, während Picard und Co. immer noch munter weiterrätseln. Da ist man ja fast geneigt, Q's wenig schmeichelnden Kommentaren über den menschlichen Intellekt zuzustimmen! Nachdem dann aber schließlich auch die Crew der Enterprise das Rätsel gelöst und die fremde Kreatur befreit haben, verabschiedet sich der Pilotfilm mit einem weiteren "das Offensichtliche aussprechen lassen"-Moment, gepaart mit einer grauenhaften Darstellung von Marina Sirtis: "Ich spüre große Freude und Dankbarkeit"... und als wäre es 1x nicht schon schlimm genug wiederholt sie es sogar noch! Schmerz lass nach...
Fazit: Natürlich ist ein Pilotfilm selten perfekt, das gilt auch für diesen hier. Die Produzenten müssen erst den Ton der Serie finden, die Inszenierung ist teilweise ein bisschen holprig, und es haben sich auch noch nicht alle Schauspieler so richtig mit ihren Rollen angefreundet. Dennoch erfüllt "Mission Farpoint" genau den Zweck eines Pilotfilms: Es stellt uns das Universum, und vor allem die Charaktere, durchaus ausführlich vor, und hat noch dazu eine wirklich interessante Handlung zu bieten. Alles in allem lässt dieser Pilotfilm das große Potential der Serie erahnen, ohne es zu erreichen...
Wertung:
(6/10)
Verfasser: cornholio
Bilder © 1987 Paramount Pictures