Das Gesetz der Edo

(Justice)

Staffel 1, Folge 8

Die Enterprise entdeckt einen Planeten der Klasse M, der einem Paradies gleicht. Nicht nur ist der Planet wunderschön, seine Bewohner sind noch dazu äußerst freizügig. Kein Wunder dass sich Riker und Konsorten einen Landurlaub auf dem Planeten wünschen. Doch Picard traut dem Frieden nicht so ganz, und schickt deshalb zuerst einen Erkundungstrupp aus, der die Lage genauer auskundschaften soll. Auch Wesley darf sich der Gruppe anschließen, um die Erholungsmöglichkeiten für Kinder und Jugendliche in seinem Alter zu überprüfen. Anfangs sind alle von der ihnen zuteil werdenden Gastfreundschaft überwältigt, doch schließlich müssen Riker und Co. erfahren, dass der Frieden auf dem Planeten mit einem hohen Preis verbunden ist.

Mein Lieblingszitat der Folge:
Data:   "Would you choose one life over one thousand, sir?"
Picard: "I refuse to let arithmetic decide questions like that."
(Eine herrliche Anspielung auf Star Trek II und III, wo diese Thematik ebenfalls angesprochen wird...)

...und Cornholio's Lieblingsfehler dieser Folge ist:
Nur kurz nachdem über den armen Wesley die Todesstrafe verhängt wurde, gelingt es Riker mit der Enterprise Kontakt aufzunehmen (zuvor war dies durch die Intervention der seltsamen Raumstation im Orbit des Planeten nicht möglich). Er erstattet Picard bericht über die Situation, entscheidet sich aber im letzten Moment, den Namen des Besatzungsmitgliedes lieber nicht zu nennen. "Er möchte Dr. Crusher schonen", wird sich da der eine oder andere denken... nur: Wie konnte Riker überhaupt wissen, dass sich Dr. Crusher auf der Brücke befindet und mithört?! 

...doch kommen wir nun zur eigentlichen Kritik:

Da ist sie nun, die erste wirklich schlechte Folge der 1. Staffel. Bereits wenn die Besatzungsmitglieder der Enterprise auf die Oberfläche beamen und von den Edo in Empfang genommen werden, schwant einem übles. Denn die Kostüme der Einwohner wirken nicht freizügig oder gar sexy, sondern einfach nur billig und peinlich, und deren gar triebhafte Darstellung tut ihr übriges, um diesen Eindruck noch zu bestätigen. Natürlich dient diese, wohl vor allem für männliche Zuschauer gedachte Vorstellung des perfekten Paradieses vor allem dazu, zum späteren "Terror" der Folge einen guten Kontrast zu liefern... wenn man aber über die Darstellung zuvor eher in schallendes Gelächter ausbricht als sich ebenfalls an diesen Ort zu wünschen, funktioniert dies einfach nicht.

Dennoch ist der erste Teil der Folge fast noch erträglicher (und das soll was heißen!), doch dann ziehen noch deutlich dickere Wolken ins vermeintliche Paradies: Riker und Co. erfahren, dass jeder Gesetzesbruch mit der Todesstrafe geahndet wird (man sollte meinen, über solche Dinge informiert man sich, BEVOR man sich auf dem Planeten amüsiert, aber sei's drum). Keine 2 Minuten später mimt der junge Wesley auch schon den Trottel und übertritt eine der festgelegten Grenzen. Dass er gerade Eigentum auf einem völlig fremden Planeten zerstört hat, scheint Wesley wenig zu stören, zuckt er doch mit den Achseln und versichert seinen neu gewonnenen Freunden, dass es ihm gut gehe. Eben diese extreme Darstellung der Sorglosigkeit stört schon enorm, man sollte meinen, dass Wesley doch ein bisschen mehr Verantwortungsgefühl an den Tag legt. Hier wird die Kontinuität des Charakters der Dramatik der Folge geopfert... denn natürlich dient seine Sorglosigkeit vor allem dazu, seine Ahnungslosigkeit zu verdeutlichen und einen Kontrast zu dem schrecklichen Schicksal zu liefern, das ihm ob seines Regelverstoßes nun droht. 

Nur kurz nachdem er von den Polizisten, Richtern und Henkern des Planeten gestellt wurde (und sich auch Riker & Co. der heiteren Versammlung angeschlossen haben), liefert Wesley eine der schlechtesten Dialogzeilen der gesamten Serie. Voller Überzeugungskraft, Innbrunst und Stolz sagt er seinen versammelten Freunden: "I'm from Starfleet. We don't lie..." Ja, Wesley, is' schon gut... Überhaupt passt sich Wheaton's Darstellung bei dieser Folge der unterirdischen Qualität des Drehbuchs an, nachdem mich seine Performance in den vorangegangenen Folgen noch durchaus überzeugen konnte. 

Kurz darauf gibt es die beiden einzigen Lichtpunkte der gesamten Folge, nämlich die großartigen Dialoge zwischen Picard und Data. Der erste in der Krankenstation ist noch eher witzig-leicht gehalten, doch kurz darauf im Besprechungszimmer (siehe Zitat der Folge) sinnieren Data und Picard, wie man sich in dieser Situation verhalten soll, hat doch der Wächter im Orbit um den Planeten der Enterprise die Zerstörung angedroht, falls sie sich den Gesetzen der Edo nicht beugen. Leider kann selbst diese Szene nicht darüber hinwegtäuschen, dass diese Folge ein völlig gescheiterter Versuch war, die Thematik der Todesstrafe anzusprechen. Vor allem Riker's Monolog am Ende (Kein Gesetz darf absolut gelten, da es sonst nicht mehr gerecht ist) macht diese Absicht der Macher deutlich... um so auffälliger auch ihr Scheitern. Die Spitze des Eisberges ist aber schließlich, dass sich die Götter der Edo lediglich aufgrund dieser Bemerkung Riker's auf einmal umstimmen lassen... wenn man bedenkt, dass bereits zuvor über die Todesstrafe heftig diskutiert und argumentiert wurde und da deutlich überzeugendere Argumente gebracht wurden als das entsprechende Statement von Riker, will sich so überhaupt nicht nachvollziehen lassen, warum gerade dieser Satz die Bewacher der Edo von der Unrechtmäßigkeit der geplanten Handlung überzeugt. Hier hatten sich die Schreiber offenbar in eine Zwickmühle gebracht, und wussten nicht mehr, wie sie sich da wieder herausmanövrieren. Ein ärgerlicher Faux Pas, der das Schicksal der Folge endgültig besiegelt...

Fazit: Hatten die bisherigen Folgen entweder eine ansprechende Haupthandlung oder zumindest gelungene humoristische Einlagen zu bieten, kann "Das Gesetz der Edo" lediglich die beiden Szenen zwischen Picard und Data als positive Aspekte verbuchen. Das mag zwar reichen, um diese Folge nicht als völlige Katastrophe schelten zu müssen, kann aber am enttäuschend-negativen Gesamteindruck auch nichts mehr ändern.

Wertung:      (2/10)

 

Verfasser: cornholio

 

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Bilder © 1987 Paramount Pictures