Der große Abschied

(The Big Goodbye)

Staffel 1, Folge 12

Captain Picard bereitet sich auf den Kontakt mit einer Rasse vor, die sehr viel wert auf das Protokoll und Höflichkeit legt. Deshalb erwarten sie, dass sie Picard in ihrer Sprache grüßt... was dem Captain durchaus Kopfzerbrechen bereitet. Counsellor Troi empfiehlt ihm, mal wieder ein bisschen zu entspannend, und so entschließt sich Picard, dem Holodeck einen Besuch abzustatten. Vom Detailreichtum und dem Realismus der Simulation begeistert, beschließt er, neben Data und Dr. Crusher auch einen Experten für das von ihm besuchte Szenario rund um einen Privatdetektiv in den 30er Jahren mitzunehmen. Doch die Aliens treffen früher im System ein als erwartet, und als sie die Enterprise scannen, wird das Holodeck beschädigt: Picard und seine Freunde sitzen nun in der ihnen fremden Welt des San Francisco von 1936 fest, und müssen bald erkennen, dass offenbar auch das Sicherheitsprotokoll in Mitleidenschaft gezogen wurde... und sie sich daher in höchster Gefahr befinden, als ein Gangsterboss beschließt, dem Büro von Picard's alter ego "Dixon Hill" einen Besuch abzustatten.

Mein Lieblingszitat der Folge:
"When I looked down into the street, I actually saw.... automobiles!"
(Die Folge hatte viele gute Zitate zu bieten, aber Picard's Begeisterung darüber, doch tatsächlich Autos gesehen zu haben, schlägt alles...)

...und Cornholio's Lieblingsfehler dieser Folge ist:
Ach ja... das Holodeck... man sollte meinen, bevor man solch eine Technologie vorstellt setzt man sich auch mal hin und arbeitet die wichtigsten Regeln aus, aber nein... und so kommt es, dass aufgrund der sich ständig widersprechenden Szenen selbst die größten ST-Kenner nicht wissen, wie dieses Wunderwerk der Technik eigentlich genau funktioniert. Bei dieser Folge wird uns z.B. weiß gemacht, dass vom Holodeck kreierte Materie außerhalb dieses Raumes durchaus existieren kann... wenn auch nur für kurze Zeit. Man kann also als holographische Figur die Kammer sehr wohl verlassen... allerdings wird man mit der Welt außerhalb nicht viel Freude haben, da man sich langsam aber sicher in Luft auflöst. Wirklich schlüssig erscheint mir diese Erklärung nicht, und in der Folge "Sherlock Data Holmes" sieht man auch deutlich, wie sich ein aus dem Holodeck geworfenes Buch sofort auslöst, sobald es dieses verlässt. Gut, ok... das mögen nicht unbedingt erwähnenswert erscheinende Ungereimtheiten sein... aber warum der holographisch erzeugte Lippenstift auf Picards Wange einfach nicht verschwinden will, ist mir nun wahrlich ein Rätsel. Tja, was machen die Macher nicht alles für einen (guten?) Gag...

...doch kommen wir nun zur eigentlichen Kritik:

Da wäre sie nun also: Die erste und weiß Gott nicht letzte Folge, in der das Holodeck verrückt spielt. Leider hat man die grundsätzlich interessante Idee hier noch nicht wirklich spannend umgesetzt (vermutlich haben sie es deshalb wieder und wieder und wieder probiert...). Der Dixon Hill-Experte, den Picard mit in die Simulation nimmt und der schließlich angeschossen wird, ist leider ein typisches "Rothemd"... man kennt ihn nicht, und daher lässt einen auch das weitere Schicksal eher kalt. Wenn man ohnehin nicht vor hatte, die entsprechende Figur sterben zu lassen, hätte man vielleicht doch einen Charakter nehmen sollen, mit dem der Zuschauer etwas mehr mitfiebern kann. Überhaupt konnte mich das ganze Szenario rund um Dixon Hill nicht wirklich begeistern... und das, obwohl ich bekennender Fan des "Private Eye"-Genres bin. Auch die Nebenhandlung rund um den wichtigen Kontakt mit einer fremden Spezies fiel bei mir eher durch... man merkt, dass diese krampfhaft dazu genommen wurde, um der Crew einen Grund zu geben, Picard möglichst bald aus dem Holodeck rauszuholen. Eben deshalb war es wohl auch nötig, dass die fremden Wesen, obwohl sie so viel wert auf Höflichkeit und Protokoll legen, ein paar Stunden früher als erwartet im entsprechenden System eintreffen zu lassen... was irgendwie nicht so recht zusammenpassen will...

Doch das ist weiß Gott nicht der einzige logische Mangel an dieser Folge. Neben der altbekannten Problematik rund ums Holodeck (wie auch schon bei meinem Lieblingsfehler der Woche beschrieben) weist nämlich auch das Drehbuch einige Schwächen auf. So stellen sich eigentlich alle Charaktere ziemlich dumm an, nur damit die spannende Situation aufrecht erhalten werden kann. Warum denkt z.B. niemand daran, den Captain und seine Kollegen einfach aus dem Holodeck rauszubeamen? Warum stellt sich Data nicht vor seine Freunde und fängt halt im Notfall eine Kugel ein, und beendet damit die bedrohliche Situation auf dem Holodeck? Und die Antwort ist natürlich wie so oft: Weil die Folge ansonsten zu früh zu Ende und auch nicht sonderlich spannend gewesen wäre. Dass ändert jedoch auch nichts daran, dass es sich hierbei und gaaaanz schlechtes Scriptwriting handelt. Ja selbst abseits der eigentlichen Bedrohung rund um das fehleranfällige Holodeck gibt's Ungereimtheiten: So weist Riker selbst den Captain mehrmals darauf hin, wie wichtig das Protokoll und ein höfliches Benehmen für die Fremden ist... nur um dann wenige Stunden später in recht aufdringlicher Manier zu verlangen, dass sie mit ihm sprechen. Wenn man bedenkt, dass nach Aussagen der Brückenbesatzung die Aliens bereits angreifen, wenn man sich nur bei ihrer Begrüßung verspricht, hätten sie nach dieser Unverschämtheit die Enterprise eigentlich in Stücke schießen müssen... aber dafür hat wohl das Budget gefehlt... wie sonst ist es zu erklären, dass wir weder das Schiff noch deren Besatzung jemals zu Gesicht bekommen??

Genug gelästert, denn die Folge hat auch ihre guten Seiten: Wie so oft schafft es auch diesmal der Humor für die ansonsten nicht gerade gelungene Handlung halbwegs zu entschädigen. Allen voran Data sorgt mal wieder für viele witzige Szenen... vor allem seine Versuche, den Slang der damaligen Zeit nachzuahmen, sind irrsinnig komisch. Und auch andere Personen haben mit der simulierten Welt so ihre Schwierigkeiten... wie Dr. Crusher Ratlosigkeit mit der Puderdose beweist. Doch auch abseits von Jux und Tollerei gibt es durchaus noch gute Szenen, allen voran der Abschied zwischen Picard und Dixon's Freund auf dem Holodeck, der einen trotz der eher durchschnittlichen Folge fast bedauern lässt, das Picard das Holodeck verlässt. Der Rest der Episode mag weniger gelungen sein, doch diese Szene war, sowohl von den Dialogen als auch den schauspielerischen Leistungen her, wirklich großartig...

Fazit: In dieser Folge wimmelt es nur so von logischen Ungereimtheiten, und leider ist das Geschehen nur leidlich spannend, doch dank einiger wirklich witziger Szenen wird man dann doch noch recht gut unterhalten..

Wertung:     (4/10)

 

Verfasser: cornholio

 

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Bilder © 1987 Paramount Pictures