Prüfungen
(Coming of Age)
Staffel 1, Folge 19
Wesley
Crusher ist sehr aufgeregt, wird er doch in Kürze auf den Planeten Relva VII
hinunter gebeamt, um dort an der Aufnahmeprüfung für die Akademie
teilzunehmen. Die ersten Prüfungen meistert Wesley mit Bravour, doch der
angekündigte Psycho-Test macht ihm Sorgen: Was hat er dort nur zu erwarten? In
der Zwischenzeit wird die Enterprise von Admiral Quinn und seinem Adjutanten
Remmick besucht. Sie behaupten, es hätte in den letzten Monaten einige
Unregelmäßigkeiten gegeben, die sie nun genauer untersuchen wollen. Nach
einigen Befragungen stellt die Besatzung jedoch heraus, dass es in keinster
Weise um die Performance der Enterprise an sich geht, sondern nur um Captain
Jean-Luc Picard. Der Grund für die genaue Untersuchung: Admiral Quinn möchte
seinem alten Freund die Leitung der Sternenflottenakademie anbieten. Nachdem die
Untersuchung wie zu erwarten keinen Grund zur Kritik zu Tage fördert, muss sich
Picard entscheiden: Nimmt er diesen Job an, oder verbleibt er an Bord der
Enterprise, um auch weiterhin mutig dorthin vorzustoßen, wo noch nie ein Mensch
zuvor gewesen ist?
Mein Lieblingszitat der Folge:
Remmick: "Just how did this contaminant get aboard this ship?"
Worf: "By accident, Sir."
Remmick: "Meaning Captain Picard has no standing procedure for this
type of situation?"
Worf: "No. Meaning by accident, Sir."
Remmick: "You don’t like me very much, do you?"
Worf: "Is it required, Sir?"
(Wieder mal ein Beispiel dafür, dass einiges an Witz und Charme die
Synchronisation leider nicht unbeschadet überstanden hat...)
...und Cornholio's Lieblingsfehler dieser Folge ist:
Da diese Folge sonst keinen großartig auffallenden Fehler vorzuweisen
hat, ist dies meines Erachtens eine gute Gelegenheit, auf einen der praktisch
ständig auftretenden Fehler hinzuweisen: Die intelligente Tür. Remmick erteilt
Admiral Quinn über das Ergebnis der Untersuchung Bericht, und geht danach auf
die Tür zu. Er ist mittlerweile so nah an der Tür, dass diese, wenn er mit
normalem Tempo weitergegangen wäre, sich bereits nicht mehr rechtzeitig hätte
öffnen können und er blindlings in die Tür gekracht wäre. Doch nur
kurz darauf ist klar warum sich die Tür noch nicht geöffnet hat: Sie kann
Gedanken lesen! Denn just im letzten Moment dreht sich Remmick um, um Picard
darum zu bitten, ihn bei frei werden eines Postens doch bitte zu
berücksichtigen. Immer noch steht er direkt vor der Tür, die auch weiterhin
schön brav zu bleibt. Erst als Remmick seine lobhudelnde Schleimerei beendet
hat, erkennt die Tür offenbar, dass er nun den Raum auch wirklich verlassen
will und öffnet sich. Ach... *seufz*... solch intelligente Türen möchte ich
zu Hause auch haben...
...doch kommen wir nun zur eigentlichen Kritik:
"Iiiiiih, eine Wesley-Folge" werden sich jetzt
wohl die meisten denken... tatsächlich ist es längst nicht so schlimm, wie es
auf den ersten Blick aussieht. Zwar kann man nicht wirklich behaupten, dass es
sich bei Wesley's Geschichte um eine B-Story handelt - vielmehr sind beide
Handlungen als parallel verlaufende und gleich wichtige A-Handlungen anzusehen -
doch wurden beide Handlungsstränge wirklich gut ausbalanciert, so das weder
während Wesley's Prüfungen noch während Remmick's Untersuchung Langeweile
aufkommt. Generell ist anzumerken, dass die Story rund um Wesley's
Aufnahmeprüfung für die Akademie eigentlich recht gut gelungen ist - zumindest
für eine Handlung, in der Wesley die Hauptrolle spielt. Hätte ich auch ohne
diese Story leben können? Ja, natürlich... aber wenigstens nervt sie nicht
einmal ansatzweise so sehr wie andere Geschichten, die Wesley in den Mittelpunkt
stellen. Schade nur, dass die Inszenierung rund um den Psycho-Test so
offensichtlich und vorhersehbar war - vor allem, da Wesley erst kurz zuvor in
einen bewusst inszenierten Zwischenfall geraten ist. Somit hat der angedachte
nette Twist, dass es sich bei der Situation um den Psycho-Test gehandelt hat,
leider völlig seine Wirkung verloren. Und so positiv es auch zu sehen ist, dass
es recht ST-untypisch am Ende für Wesley kein Happy End gibt, wirkt es schon
ein wenig seltsam, dass von den 4 Kandidaten automatisch nur eine Person
aufgenommen wird - ganz egal, wie gut die Performance der einzelnen Personen
ist. Hier hätte man vielleicht doch eher sagen sollen, dass Wesley die
benötigte Punktezahl einfach noch nicht erreicht hat - das hätte dem Zuschauer
auch Wesley's Selbstmitleid und seine Minderwertigkeitsgefühle am Ende der
Folge verständlicher gemacht. So kann man nämlich Wesley's Gefühl, die
Enterprise-Crew enttäuscht zu haben, nicht wirklich nachvollziehen. Dennoch ist
das Gespräch zwischen Wesley und Picard eines der Highlights der Folge - was
aber natürlich mehr an Picard als an Wesley liegt .
Apropos Picard: Auch wenn Wesley's Handlungsstrang erstaunlich erträglich ausgefallen ist, liegt die wahre Stärke der Folge natürlich in der Untersuchung des Verhaltens von Captain Picard. Diese bietet nicht nur die Möglichkeit, Ereignisse aus früheren Episoden noch einmal kurz Revue passieren zu lassen, sondern zeigt auch sehr schön die Loyalität, welche die Crew ihrem Captain entgegenbringt. Da man Picard selber sehr schätzt, kann man außerdem die Entrüstung der Besatzung über Remmick's scheinbarer Hexenjagd sehr gut nachvollziehen. Weniger gelungen ist indes die Darstellung des Zwischenfalls rund um den ein Shuttle stehlenden Teenager, denn leider wirkt dieser teilweise recht konstruiert. Es ist für die Enterprise offenbar kein Problem, Leute zwischen dem Schiff und dem Planeten herumzubeamen, aber den jungen Burschen, der sich mit seinem Shuttle ZWISCHEN der Enterprise und dem Planeten befindet, kann man auf einmal nicht mehr herausbeamen, weil die Entfernung zu groß ist. Ich verstehe natürlich, dass die Szene in gewisser Weise nötig ist - weniger, um Picard's Fähigkeiten als Captain zu zeigen oder Remmick als unfair und voreingenommen zu entlarven (beides ist dem Zuschauer zu diesem Zeitpunkt natürlich längst bewusst), sondern weil diese Szene später bei der Entscheidung Picards eine große Rolle spielt. Überhaupt sind die Macher dafür zu loben, dass es ihnen wenn schon nicht beim Wesley-Handlungsstrang wenigsten bei der Story rund um Picard gelungen sein dürfte, die meisten zu täuschen, stellt sich doch eben später nicht nur heraus, dass Quinn es in keinster Weise auf Picard abgesehen hat, sondern im Gegenteil seinen alten Freund einen hochdekorierten und ungemein wichtigen Posten anbieten will, sondern auch, dass Remmick zwar ständig den harten und unnachgiebigen Ermittler gespielt hat, in Wirklichkeit aber viel Respekt sowohl Captain Picard als auch der Besatzung der Enterprise gegenüber empfindet. Ebenfalls nicht unerwähnt bleiben darf die Inszenierung, die besonders während Remmick's Befragung einige großartige Überblendungen und Szenenwechsel zu bieten hat. Insbesondere die eine Einstellung, als Remmick den schwenkbaren Bildschirm in Richtung seines Gesprächspartners dreht und sich nach dessen Deaktivierung Worf's Gesicht im Bildschirm spiegelt, hat es mir angetan. Zuletzt müssen die Macher noch dafür gelobt werden, dass mit dieser Folge die Handlung einer späteren Episode der 1. Staffel ("Die Verschwörung") eingeleitet bzw. vorbereitet wird - ein absolutes Novum für Star Trek, zumindest zu dieser Zeit.
Fazit: Vor allem wenn man bedenkt, dass sich die Hälfte der Folge auf Wesley konzentriert, ist "Prüfungen" eigentlich erstaunlich gut gelungen - was aber natürlich vor allem der Untersuchung rund um Captain Picard zu verdanken ist. Kein Highlight, aber recht gute Unterhaltung, die vor allen Dingen den Grundstein für die wirklich tolle Episode "Die Verschwörung" legt...
Wertung:
(6/10)
Verfasser: cornholio
Bilder © 1987 Paramount Pictures