Kinderporno

(Cherrypoppers)

 

Staffel 1, Folge 6 

Als in Farmington erneut eine ermordete Hure (diese erst 13 Jahre jung) gefunden wird, fordert Dutch eine Sondereinheit für diesen Fall. Trotz Personalmangel gewährt ihm Captain Aceveda zumindest für 24 Stunden diese Bitte und unterstellt Dutch fast alle verfügbaren Beamten inklusive des Strike Team. Während die Ermittlungen auf dem Revier durch einen Wasserrohrbruch und unnütze bzw. sogar mutwillig falsche Zeugenaussagen erschwert werden, nutzt Mackey, der gegenüber Dutch (zunächst) keinerlei Respekt zeigt und seine Anweisungen ignoriert, derweil seine Unterweltkontakte und stößt so schnell auf einen Prostitutionsring, der Kinderpornos herstellt und vertreibt.

Beste Szene der Episode:
In der letzten Einstellung zeigt die Kamera den Straßenstrich bei Nacht. Ein Auto biegt ab…die rechte Rückblende ist beschädigt. Der Killer ist immer noch unterwegs und wird wieder zuschlagen.

Lieblingszitate: 
Julien Lowe: Ich muss mich vor Ihnen verantworten, aber ebenso gilt das für Gott. Ich werde nie meinen Frieden mit ihm oder mir finden, wenn ich meine Augen davor verschließe.
Aceveda: Sie wollen das wirklich tun? Das wirklich durchziehen? Es wird nämlich folgendes passieren: Für die meisten Cops sind sie dann ein Verräter. Sie werden mehr Scheiße einstecken müssen als sie sich erträumen können. Sie wollen eine Aussage machen gegen Vic Mackey?…und glauben sie mir…der hat keinen Respekt vor ihrem Gott. Sind sie solchem Druck gewachsen?
Julien Lowe: Ich werde es sein müssen.
 

Schon in den ersten 5 Episoden konnte The Shield mich dank der vielschichtigen Charaktere und der fortlaufenden, realistisch entwickelten Hauptstory begeistern. Cherrypoppers konnte diesen Eindruck noch verstärken und stellt die bisher beste Einzelepisode dar.

Insbesondere Michael Chiklis, der Darsteller von Vic Mackey sollte hiermit auch die letzten Zweifel an seinem Talent beseitigt haben. Ich gebe zu, das ich die Meldung, das er in der kommenden Fantastic Four Verfilmung Ben *Das Ding* Grimm spielen wird mehr als skeptisch aufgenommen habe.  Zu dem Zeitpunkt war er mir nur als träge und dickliche Titelfigur in der schnarchnasigen Polizeiserie *der Polizeichef* bekannt. Nachdem ich jetzt auch seine andere Seite kennen gelernt habe, könnte ich mir keine bessere Besetzung für diesen von Selbstzweifeln zerfressenen, tragischsten aller tragischen Comichelden vorstellen. In den Szenen als Mackey gezwungen ist bei der Herstellung eines Cherrypopper-Videos zuzusehen, kann man hautnah spüren wie schwer es ihm fällt nicht Amok zu laufen. Wie ein Stier, der mit den Hufen scharrt und auf das rote Tuch des Toreros starrt, steht er zwischen dieser Bande von geifernden Perversen. Nicht minder glaubwürdig ist Chiklis in Szenen in denen Mackey seine sensible Seite zeigt. z.B. mit einer jungen Prostituierten Karten spielt oder Dutch trotz der Differenzen am Anfang der Episode überraschend aufmuntert und anspornt, weil dieser den Fall noch nicht lösen konnte. Nicht zu vergessen die wohl intensivste Szene dieser Folge. Die Prostituierte Connie hat aus Panik einen Freier getötet und bittet Mackey um Hilfe. Um diesen Mord wie Notwehr aussehen zu lassen, ist er gezwungen sie zu schlagen…bringt es aber erst übers Herz als sie ihn regelrecht darum anfleht. Als er mit geballter Faust vor ihr steht, schafft es Shiklis wieder die brodelnde Gefühlswelt der Figur sichtbar zu machen…ohne dabei in Overacting abzugleiten. Mit dieser Leistung ist Shiklis für mich endgültig in die Eliteliga männlicher Seriendarsteller neben James Gandolfini (als Tony Soprano), Kiefer Sutherland (als Jack Bauer in 24) und Anthony La Paglia (als Jack Malone in Without a Trace) aufgestiegen.

Für den weiteren Serienverlauf waren in erster Linie 3 Sachen interessant:

  1. Julien Lowes Entscheidung gegen Acevedas Rat aus Glaubens- und Gewissensgründen das Strike Team wegen dem Drogenklau bei der Dienstaufsicht anzuschwärzen. Damit ist auch meine Frage von letzter Woche beantwortet…Karrieregründe sind für ihn in diesem Punkt zweitrangig. Im Gegensatz zu den Komplexen wegen seiner Homosexualität….weil er diese als Sünde empfindet, ist er in allen anderen Punkten überkorrekt.
  2. Die Erkenntnis, dass Danny Sofer im Gegensatz zu Mackeys Frau noch nicht mal etwas über dessen kriminelle Aktivitäten geahnt hat und dementsprechend enttäuscht ist.
  3. Das Verhältnis Mackey-Dutch könnte in Zukunft etwas respektvoller verlaufen. Dutchs Entwicklung innerhalb dieser Episode war sowieso höchst bemerkenswert. Als er sich bei Mackey beschwerte, weil dieser nicht seinen Anweisungen gefolgt ist und so *egoistisch* war  lieber einen Kinderpornoschuppen auffliegen zu lassen, war er auf dem besten Wege als vollkommen egoistischer, weltfremder, karrieregeiler und von Minderwertigkeitskomplexen zerfressener Yuppie abgestempelt zu werden. Erst als er eines der Cherrypopper Videos zu Gesicht bekommt, realisiert er wieder das es hier um ein abscheuliches Verbrechen an Kindern  … um Menschen und nicht um Schlagzeilen und Orden geht. 

Fazit: Knallharte Episode mit starken Charaktermomenten. Bemerkenswert: The Shield beweist wieder einmal das es meist härter und  intensiver ist Gewalt nicht zu zeigen sondern nur anzudeuten und die eigentliche Ausführung der Fantasie des Zuschauers zu überlassen. Wie schon im Verhör in der Pilotfolge wird auch in dieser Episode spätestens nach dem ersten oder zweiten Schlag abgeblendet. Der vom Zuschauer fast erwartete Gewaltausbruch Mackeys gegenüber den Kinderpornomachern bleibt gar komplett aus.

Wertung:                   (9/10)

 

Verfasser: evildead

 

  1x07 - Tödlicher Hass

  1x05 - Ein aufrechter Cop

 

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