Kritische Masse
(Critical Mass)
Staffel 2, Folge 13
Ein
Bericht des Geheimdienstes versetzt das Stargate-Kommando in helle Aufruhr:
Offenbar ist es dem Trust gelungen, Atlantis zu unterwandern. Angeblich wurde
beim Sternentor auf Atlantis eine Bombe deponiert, die explodieren wird, sobald
das Team auf Atlantis erneut Kontakt mit der Erde aufnimmt - was in nur wenigen
Stunden der Fall sein wird. Da aufgrund der großen Distanz ein direkter Kontakt
in die Pegasus-Galaxie nicht mehr möglich ist, schlägt Dr. Lee eine Art
"stille Post" vor, bei der die Warnung in einer langen Kette
weitergegeben werden soll, bis sie schließlich Atlantis erreicht. Die Aktion
gelingt - doch damit ist das Problem noch lange nicht gelöst, denn nun gilt es,
den Verräter in ihren Reihen zu identifizieren...
Achtung,
Spoilerwarnung! Zumindest mich hat die Offenbarung des Goa'uld wirklich überrascht,
daher empfehle ich dringend, erst weiterzulesen wenn ihr die Episode gesehen
habt.
Es ist schon interessant: Die bisherigen Goa'uld-Auftritte in der 9. Staffel von Sg-1 konnten mich eher weniger überzeugen. Irgendwie wirkten sie zu einfallslos und auch irgendwie überflüssig. Jetzt taucht der Ur-Feind von Stargate plötzlich in der Ablegerserie Atlantis auf - und sorgt für eine abwechslungsreiche und spannende Episode. "Kritische Masse" konnte dabei vor allem mit der Frage punkten, wer denn nun der Verräter ist, da die Identität des Trust-Mitglieds zu keinem Zeitpunkt offensichtlich war. Im Gegenteil, es wurden zahlreiche rote Herringe gelegt, und auch wenn einige davon zu verdächtig waren um schuldig zu sein (wie z.B. jener Techniker, der Dr. Weir halt einfach nicht leiden kann) hätte ich eher erwartet, dass ich einer von denen als der Verräter offenbart, als dass sich am Ende herausstellt dass es sich um eine Hauptfigur wie Colonel Caldwell handelt. Dieses Verwirrspiel war jedenfalls eine der größten Stärken der Folge. Die großartigen Gastauftritte einiger Nebenrollen, wie Lt. Cadman oder auch der nervösen Dr. Novak waren eine weitere. Die Produzenten von Atlantis verstehen es wirklich, diese semi-regulären Figuren immer wieder auftreten zu lassen, um damit das Atlantis-Team bzw. die ganze Serie größer wirken zu lassen - und es funktioniert. Ebenfalls gelungen waren wieder mal die humoristischen Elemente, wobei mir neben den bereits erwähnten Auftritten der witzigen Gastfiguren vor allem Dr. Lee's Vergleich mit 101 Dalmatiner bzw. dem Herrn der Ringe positiv in Erinnerung geblieben ist - einfach eine köstliche Szene. Im Mittelpunkt steht aber natürlich die wirklich spannende und rasante Handlung rund um den Verräter... welche leider immer wieder durch die Geschichte rund um Teyla's Großmutter - meines Erachtens unnötig - aufgehalten wurde. Es tut mir leid, Rachel Luttrell mag eine schöne Stimme haben, aber als Schauspielerin halte ich sie für die schlechteste Besetzung bzw. die unbegabteste Darstellerin in einer SF-Serie seit Marina Sirtis in Star Trek: The Next Generation. Das abschließende Lied war zwar einerseits wundervoll, und ich kann es als originellen inszenatorischen Touch durchaus anerkennen - leider hat es aber zu den eher spannenden und hektischen Szenen des Showdowns nicht wirklich gepasst. Mal ganz abgesehen davon, dass es logisch betrachtet wenig bis keinen Sinn ergibt, wenn sich Teyla und ihre Freunde bei dieser Kreiszeremonie nicht mal davon ablenken lassen, dass Atlantis in wenigen Minuten explodieren wird.
Enttäuscht
war ich auch, wie schnell Caldwell scheinbar wieder geheilt werden konnte. War
die Entfernung eines Goa'uld bisher eine unheimlich komplizierte Prozedur, die
noch dazu üblicherweise mit den Tod des Patienten endete, wird der
entsprechende Parasit mittlerweile einfach schnell mal mit dem
Asgard-Transporter rausgebeamt und fertig. Hier orte ich leider eine ähnliche
Schwäche wie ich sie auch schon bei Stargate feststellen musste: Es fehlt auch
bei Atlantis momentan der Mut, größere Änderungen am Status Quo vorzunehmen -
zumindest außerhalb der "big points" wie Staffelenden etc.. Zudem
wurde leider nicht geklärt, wie lang Caldwell schon unter dem Einfluss des Goa'ulds
steht und damit unbewusst für den Trust gearbeitet hat. War das bereits bei
seiner Ankunft in der ersten Folge der 2. Staffel so? Oder erst nach der Rückkehr
von der Erde (siehe "Der Eindringling")? Wie viele Episoden ist diese
Infiltration her, und inwiefern hat sie seine Taten beeinflusst? War alles, was
wir von ihm in der Serie bisher gesehen haben, auch wirklich Caldwell selbst,
oder war es vielmehr der Goa'uld? Dadurch, dass diese Frage offen bleibt, lässt
sich leider auch nicht bewerten, inwiefern sein Verhalten in den vorangegangenen
Folgen aus dem Gesichtspunkt eines Verräters Sinn ergibt (so wäre es z.B. sehr
kontraproduktiv wenn er Atlantis in der 1. Folge der 2. Staffel retten würde,
wenn er es doch eigentlich zerstören will) - womit
es sich das Produzententeam ehrlich gesagt schon ein wenig leicht macht. Apropos
leicht machen - da kann Dr. Weir noch so oft darüber sinnieren, dass sie mit
dem Verhör des Technikers eine Grenze überschritten hätte, aber nun mal
ehrlich, hier haben die Atlantis-Produzenten ja leider jeglichen Mut vermissen
lassen. So war das Verhör viel zu sanft - auch nachdem Ronon übernommen hatte
- weshalb Dr. Weirs Gewissensbisse stark übertrieben scheinen. Außerdem hätte
es meines Erachtens hier noch eine abschließende Szene zwischen Weir um den
Techniker gebraucht - ihr Gespräch mit Sheppard war mir jedenfalls in dieser
Hinsicht eindeutig zu wenig. Dieser fehlende Mut bezüglich des Verhörs ist
zwar aufgrund des Stempels einer Familienserie verständlich, aber
nichtsdestoweniger auch sehr ärgerlich - vor allem wenn man bedenkt wie
rücksichtslos andere Serienhelden (*hust* Jack Bauer *hust*) mittlerweile
vorgehen dürfen.
Fazit: Die Nebenhandlung rund um Teyla konnte mich zwar nicht wirklich überzeugen, und die Offenbarung von Caldwell als Goa'uld-Spion ließ leider viele Fragen offen, dafür war diese Folge - vor allem aufgrund des gelungenen Verwirrspiels rund um den Verräter - wirklich sehr spannend und überzeugte mit einigen gelungenen Auftritten von interessanten Randfiguren...
Wertung:
(7/10)
Verfasser: cornholio
Review veröffentlicht am 06.11.2006
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