Grace
Staffel 7, Folge 13
Samantha Carter befindet sich an Bord der Prometheus, die immer noch auf dem langsamen und mühseligen Weg zurück zur Erde ist. Major Carter setzt sich nun dafür ein, einen Gaswolke an dem das Schiff in kürze vorbeifliegen wird, näher zu erforschen. Als man den Hyperraum verlässt, wird die Prometheus jedoch von einem bisher unbekannten und übermächtigen Feind angegriffen. Dank Carter’s Hilfe gelingt es dem Schiff zwar in letzter Sekunde, in den Nebel zu fliehen, doch Sam verliert bei der Aktion das Bewusstsein. Als sie wieder erwacht, scheint die Prometheus ausgestorben zu sein - die gesamte Besatzung ist verschwunden. Auf sich allein gestellt versucht sie nun verzweifelt, einen Weg zu finden, um gemeinsam mit der Prometheus die Gaswolke zu verlassen, welche die Hülle des Schiffes zunehmend in Mitleidenschaft zieht. Durch die zunehmende Einsamkeit und Isolation sowie ihre Kopfverletzung beginnt sie schließlich mit der Zeit, von ihren Freunden zu halluzinieren, welche ihr nacheinander einen Besuch abstatten, um ihr in dieser schwierigen Lage zu helfen und für verschiedenste Probleme neue Gesichtspunkte zu liefern. Doch was hat es mit dem kleinen Mädchen auf sich, dass Carter auch immer wieder erscheint?
Manche werden mir da jetzt vielleicht nicht zustimmen... eventuell stehe ich mit meiner Meinung überhaupt allein da, wer weiß, aber... für mich können Kinderlieder, richtig inszeniert, so richtig schön gruselig sein. Von einer einzigen sanften Stimme möglichst ruhig gesungen und mit ordentlich Hall unterlegt - da läuft es mir schnell mal kalt den Rücken runter. Nicht zuletzt war für mich beim ansonsten eher enttäuschenden "Starship Troopers II" die "Itsy bitsy spider"-Szene das absolute (einzige?) Highlight des gesamten Films. "Grace" gelingt es durch ein anderes Kinderlied ("Funkel funkel kleiner Stern...") eine ähnlich beängstigende Atmosphäre aufzubauen. Ich denke, das liegt vor allem daran, dass es einem irgendwie seltsam vorkommt, dieses Lied von einem kleinen Mädchen auf einem verlassenen Raumschiff zu hören - es will einfach überhaupt nicht zusammenpassen und eben das beunruhigt einen wohl ein wenig. Doch auch von dieser netten Idee abgesehen konnte die Inszenierung wieder einmal absolut überzeugen. Schön langsam mausert sich diese überhaupt zur größten Stärke der Serie - gerade im Vergleich zu SF-Konkurrenz wie "Enterprise". Hier wird nicht durch die Handlung gehastet, so dass keine Zeit ist, das Gesehene zu verarbeiten und darüber nachzudenken. Man nimmt sich die Zeit, die nötig ist, und tappt dabei aber auch nicht in die Falle, die Geschichte wiederum ZU langsam zu erzählen und Langeweile aufkommen zu lassen. Alles wirkt viel gemächlicher, flüssiger - was wohl insbesondere der geringeren Anzahl an Schnitten und der sich (ruhig) bewegenden Kamera zu verdanken ist. Stargate beugt sich nicht der MTV-Clip-Optik, sondern passt die Inszenierung immer der Geschichte an. Im vorliegenden Fall heißt das: schöne, lange Kamerafahrten, um Sam's Einsamkeit zu unterstreichen, und gleichzeitig immer wieder das oben bereits angesprochene Lied und/oder das Mädchen selbst auftreten zu lassen, um damit Sam's Verwirrung auf den Zuschauer zu übertragen und damit Interesse für das zugrunde liegende Rätsel zu wecken und die Geschichte auf diese Weise perfekt zu unterstützen...
Doch eine tolle Inszenierung allein macht natürlich noch lange keine gute Episode. Was "Grace" schließlich für mich zu so einer gelungenen Folge macht, ist insbesondere die Story, in der man sich (endlich) mal wieder eines Mysteriums annimmt. Einst die große Stärke von Star Trek, wurden entsprechende Geschichten von Roddenberry’s Erben mittlerweile (fast) völlig fallen gelassen. Als großer Fan solcher Geschichten harre ich also nun schon seit längerem auf ein gutes und interessantes Mysterium - vermutlich konnte mich "Grace" auch gerade deshalb so begeistern, wird doch hier endlich mal wieder ein höchst interessantes Rätsel präsentiert, dessen Lösung vor allem zu Beginn recht undurchsichtig ist und einige Interpretationen zulassen würde. Wurde Sam etwa so wie Teal'c es vorschlägt entführt und ist nun Opfer einer Täuschung? Liegt sie etwa immer noch bewusstlos an Bord der Prometheus, und träumt alles nur? Und wenn wirklich alles so passiert, wie es den Anschein hat, was hat es dann mit dem kleinen Mädchen auf sich? Zumindest MIR hat es sehr viel Spaß gemacht, darüber zu spekulieren und nachzudenken, und schon allein dadurch wurde mein Interesse für die Folge geweckt. "Grace" ist es gelungen, mich richtig zu packen und mich zu "faszinieren" - etwas, das heutzutage leider viel zu selten vorkommt.
Trotz des interessanten Mysteriums rund um das Mädchen und die Gaswolke begehen die Macher nicht den Fehler, sich völlig darauf zu verlassen, und sonst nichts bieten zu können. So dient das eigentliche Rätsel und insbesondere Sam's Halluzinationen vor allem dazu, sich einmal in Ruhe näher mit Samantha Carters Charakter auseinandersetzen zu können. Stück für Stückt dringt man tiefer in ihre Gedankenwelt und ihre Psyche ein und lernt durch ihr Gespräch mit verschiedenen Figuren wie Daniel, Jacob oder Jack immer neue Seiten an ihr kennen. In eben jenen Gesprächen werden einige wirklich interessante Punkte angesprochen bzw. wieder aufgegriffen, unter anderem auch die Gefühle zwischen ihr und O'Neill. Und so entwickelt sich eine Episode, die durchaus spannend und actionreich begonnen hat und später vor allem ein interessantes Mysterium vorweisen konnte, zu einer unterhaltsamen und aufschlussreichen Charakterfolge - für mich eine höchst gelungene Mischung!
Fazit: „Grace“ ist eine großartige Episode, die ein faszinierendes Rätsel und Charaktermomente auf höchst gelungene Art und Weise miteinander verbindet und zudem noch eine wirklich hervorragende Inszenierung vorzuweisen hat...
Wertung: (9/10)
Verfasser: cornholio
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