Die verlorene Stadt

(The Lost City)

 

Staffel 7, Folgen 21 & 22

Daniel Jackson glaubt, den Standort einer Antiker-Ruine ausfindig gemacht zu haben. Man hofft, dort ein ähnliches Portal zu finden, wie jenes aus "Die 5. Spezies", als Jack O'Neill das Wissen der Antiker in seinen Kopf gespeichert wurde - wodurch er nach und nach die Fähigkeit verloren hat, mit seinen Mitmenschen zu kommunizieren - mal ganz abgesehen von der Nebenwirkung, dass er aufgrund der Flut an Daten in seinem Kopf binnen weniger Tage gestorben wäre. Man hofft, diesmal einen anderen Weg zu finden, das Wissen zu übertragen - doch die Goa'uld greifen den Planeten an, und die Zeit drängt: Jack tut, was getan werden muss, und nimmt erneut das gesamte Wissen der Antiker in sich auf. Nun heißt es warten, bis er Hinweise zum Standort von Atlantis liefern kann. Eben diese Wartezeit hat schon fast etwas von einer Totenwache - und General Hammonds Ankündigung, dass er als Leiter des Stargate-Programms abgesetzt wird, hilft nicht gerade dabei, die Stimmung aufzuheitern. Doch es kommt noch schlimmer: Bratac kommt durchs Stargate und bringt seinen Verbündeten die unerfreuliche Nachricht, dass Anubis Flotte auf dem Weg zur Erde ist - offenbar will er sich der Menschheit, die für ihn ein ständiges Ärgernis darstellt, ein für alle mal entledigen. Binnen weniger Tage wird er das Sonnensystem erreichen, und auch wenn einige Raumjäger und auch das Schwesterschiff der Prometheus zur Verteidigung der Erde bereit stehen, wird dies nicht ausreichen, um die Erde erfolgreich zu verteidigen. Daher gilt es nun, mit Jack's Hilfe eine mächtige Waffe zu finden, und diese rechtzeitig in Betrieb zu setzen, ehe Anubis’ Flotte die Erde erreicht...

"Die verlorene Stadt" war ursprünglich als die Serie abschließender Kinofilm geplant, der zugleich eine Brücke zur Nachfolgeserie "Stargate: Atlantis" geschlagen hätte - und auch wenn sich diese Pläne mit der Genehmigung einer 8. Stargate-Staffel geändert haben, und daher bestimmt auch am Drehbuch Änderungen vorgenommen wurden, ist die ursprüngliche Konzeption immer noch recht offensichtlich. "Die verlorene Stadt" wirkt in der Tat viel mehr wie ein richtiger SF-Film denn einfach nur eine weitere (Doppel-)Folge bzw. ein weiteres Staffelfinale einer TV-Serie. Drehbuch, Schauspieler, Effekte... all das befindet sich auf für TV-Verhältnisse außergewöhnlichem bis sensationellem Niveau.Besonders augenscheinlich ist dies bei den Effekten. An Stargate stellt man mittlerweile was die Special Effects betrifft ohnehin recht hohe Ansprüche, doch was in "Die verlorene Stadt" auf den Bildschirm gezaubert wurde, ist wirklich beeindruckend - nicht nur qualitativ, sondern auch quantitativ, wobei insbesondere die Schlacht in der Antarktis hervorzuheben ist, in der sich hunderte von Raumjägern und auch einige größere Kreuzer bekämpfen, während O'Neill, Daniel, Teal'c und Samatha versuchen, die Waffe der Antiker rechtzeitig in Gang zu setzen. Auch die Action kann, nicht nur in den Kämpfen zwischen den Raumschiffen, vollends überzeugen. Alles in allem befinden sich Action und Effekte auf Kino-Niveau und müssen sich selbst vor modernen SF-Filmen nicht verstecken. 

Doch großartige Action und Effekte allein reichen natürlich noch lange nicht, um mich zu begeistern: Dazu bedarf es auch einer ansprechenden, spannenden und interessanten Handlung - und eben diese hat "Die verlorene Stadt" zu bieten. Wo die Action im Finale der 6. Staffel unverzeihlich sinnleer und oberflächlich wirkte, fiebert man diesmal mit den Figuren richtig mit. Der Hauptgrund hierfür dürfte wohl sein, dass die Action nicht im Vordergrund steht. So fand ich es wirklich beachtlich, wie verhältnismäßig wenig wert man auf die Action gelegt hat - insbesondere im 1. Teil. Natürlich spielen Action und Spannung in "Die verlorene Stadt" eine wesentliche Rolle, trotzdem nimmt man sich auf immer wieder Zeit für ruhigere Momente, um die Figuren näher zu beleuchten. Besonders auffällig ist dies bei der Handlung rund um Jack O'Neill, der sich auf dem von SG-1 besuchten Planeten aufgrund des Zeitmangels für sein Team bzw. für die gesamte Menschheit opfert, in dem er das Wissen der Antiker erneut in sich aufnimmt - was seinen Tod bedeutet, falls es nicht rechtzeitig gelingt, Thor ausfindig zu machen, um ihn von diesem Wissen wieder zu befreien. Die nachfolgenden Szenen in Jack's Haus, als die verschiedenen Mitglieder des SG-Teams nacheinander eintreffen, quasi um sich von ihm zu verabschieden, waren wirklich großartig und sehr bewegend. Hier herrschte eine melancholisch-bedrückende Stimmung vor, fast so, als wäre dieses Treffen eine Art verfrühte Totenwache. 

Und als wäre das Wissen ob Jack's drohenden Tod nicht schon deprimierend genug, gibt es in dieser Szene dann mit Hammond's Hinweis, dass er als Leiter des Stargate-Teams enthoben wurde, einen weiteren Runterzieher. Sein Ersatz ist die Zivilistin Dr. Weir., und eigentlich ist einem diese von Anfang an sympathisch. Gerade in ihren gemeinsamen Szenen mit Kinsey wird klar, dass diese längst nicht so leicht zu beeinflussen ist bzw. so sehr auf seiner Seite steht, wie er das gehofft hatte. Die entsprechende Schauspielerin macht ihre Sache wirklich sehr gut, und ich wünschte mir, sie wäre der Serie treu geblieben. Doch auch von Hammonds Abberufung und der neuen Leiterin des Stargate-Centers mal abgesehen gibt es, wie man es von einem Stargate-Serienfinale mittlerweile gewohnt ist, einige Veränderungen am Status Quo. So erfahren wir nun endlich mehr über den Standort von Atlantis - bzw., wenn diese Folge tatsächlich ein Kinofilm und/oder das Ende der Serie geworden wäre, hätten wir wohl direkt erfahren, wo sich Atlantis befindet - denn dann wäre wohl aus dem Außenposten der Antiker in Antarktis direkt diese sagenumwobene Stadt geworden. Eine Wendung, die mir wirklich gut gefallen hätte. Man stelle sich vor - da sucht SG-1 die ganze Zeit nach der verlorenen Stadt, und dann befand sich diese quasi die ganze Zeit vor ihrer Nase. Da jedoch die Serie fortgeführt wurde und da man den Ableger Stargate: Atlantis deutlich vom Original abgrenzen wollte, wurde der Standort von Atlantis kurzerhand in eine andere Galaxie verlegt. Trotzdem gibt es was Atlantis und die Antiker betrifft durchaus einige neue und interessante Erkenntnisse - wenn ich auch die ursprünglich geplante Wendung aufgrund der herrlichen Ironie des Schicksals besser gefunden hätte, aber genug gejammert, zurück zur Episodenkritik.

Ungefähr zur Hälfte der Folge wird dann die Spannung noch einmal ordentlich erhöht, als Bratac seine Freunde darüber informiert, dass Anubis in Kürze angreifen wird. Man spürt richtig den Zeitdruck und das Näherrücken seiner Flotte. Der nachfolgende Ausflug zu einem Außenposten der Antiker wirkt zwar ein wenig wie ein Lückenfüller, war aber trotzdem durchaus interessant. Nur die Wendung rund um den Verräter an Bord des Transportschiffes hätte man sich sparen können - roch doch die entsprechende Figur schon von weiten nach Verräter. Positiv dann allerdings, dass es SG-1 diesmal eben nicht rechtzeitig gelingt, die Bedrohung zu eliminieren, sondern die Erdstreitkräfte doch recht lang auf sich allein gestellt sind. Hier besticht vor allem Präsident Hayes, der in seinen Gesprächen mit Anubis eine herrliche, positive Arroganz zur Schau stellt und für einige auflockernd-witzige Momente sorgt. Trotzdem dominieren die düsteren Töne, und werden noch dazu mit zunehmender Laufzeit stärker, als O'Neill immer mehr die Fähigkeit verliert, sich mit seinen Freunden zu verständigen, und die restlichen Mitglieder von SG-1 zunehmend bestürzt auf seinen Verfall reagieren. Eben dieser Verfall sorgt dann schließlich nach dem spannenden und großartigen Showdown für ein durchaus bewegendes Ende, welches aufgrund der gelungenen Inszenierung selbst mit dem Wissen, dass O'Neill in der 8. Staffel natürlich wieder zurückkehren wird, kaum an Wirkung verliert. 

Fazit: "Die verlorene Stadt" ist das beste Stargate-Staffelfinale seit "Nemesis", und hätte sich im Gegensatz zu "Der Kreis schließt sich" auch als Serienfinale (bzw. abschließender Kinofilm) gut gemacht. Die Effekte setzen für die SF-TV-Unterhaltung neue Maßstäbe, die Handlung war durchaus actionreich und sehr spannend, jedoch auch immer wieder mit ruhigeren bis hin zu richtiggehend berührenden Momenten und einer ausreichenden Portion Tiefe gewürzt. Ein furioses Finale einer durchaus unterhaltsamen Staffel...

Wertung:                      (10/10)

 

Verfasser: cornholio

 

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