Abschließende Kritik zur 9. Staffel
Während ich mir die 9. Staffel auf DVD ausgeliehen und angesehen habe, erreichte mich und die SF-Fans dieser Welt die Meldung, dass die 10. Staffel von Stargate SG-1 zugleich die letzte sein wird. Eine Nachricht, die ich, wie ich gestehen muss, durchaus mit gemischten Gefühlen aufgenommen habe. Natürlich ist es immer traurig, wenn sich eine langjährige, erfolgreiche und beliebte Serie von den TV-Schirmen verabschiedet, wie es Stargate mit der kommenden 10. Staffel tun wird. Noch viel schlimmer ist es jedoch, als langjähriger Fan einer Serie ihren tiefen Fall miterleben zu müssen. Und der Fall von der achten zur 9. Staffel war in der Tat sehr tief.
Hauptverantwortlich war dafür meines Erachtens unter anderem der neue Feind: Die Ori sind nun wirklich alles andere als originell. Sie behaupten, sie seien Götter, wenn sie von Menschen besitz ergreifen leuchten ihre Augen, sie haben Priore als Jaffa-Verschnitt, und die Krieger sind mit Stabwaffen ausgerüstet. Es kommt einem wirklich so vor, als hätten sich die Macher aus irgend einem Grund genötigt gesehen, die Goa'uld neu zu erschaffen, diesen Feind neu zu definieren. Vielleicht sahen sie in den Goa'uld unausgeschöpftes Potential, dass sie nun nutzen wollten. Wie auch immer, die starken Ähnlichkeiten zwischen den beiden Feinden haben mich sehr gestört, und maßgeblich dazu beigetragen, dass mich die Bedrohung durch die Ori lange nicht so recht überzeugen konnte. Großen Anteil daran hatte wohl auch die Tatsache, dass diese Staffel ein Übergang war und die Ori als neue Hauptfeinde eher langsam aufgebaut wurden. Ich glaube immer noch, dass dies der falsche Weg war, und die Ori einfach gleich in der ersten Episode über unsere Galaxis herfallen hätten sollen - das hätte die Spannung und Dramatik ordentlich erhöht und hätte zudem dafür gesorgt, dass wir über die Ori nicht gleich alles wissenswerte in den ersten 3 Folgen erfahren hätte - was ihnen etwas mysteriöses verliehen hätte, dass ich so leider schmerzlich vermisst habe.
Ein weiteres Problem, dass Stargate nun schon länger plagt und die Produzenten nicht und nicht in den Griff zu bekommen scheinen, ist die schlechte Mischung aus Arc- und Einzelfolgen. Einerseits bemüht man sich, eine fortlaufende Handlung zu erzählen, andererseits fehlt es während der Staffel völlig an einem Spannungsbogen. Durch die Mid-Season-Cliffhanger ist das ganze sogar noch einmal deutlich offenkundiger geworden: Es reicht eigentlich, wenn man sich den Start in die Staffel, die beiden Episoden in der Mitte und das Ende ansieht, und man hat von der Geschichte rund um die Ori nichts wesentliches verpasst. Während frühere Staffeln dies durch (meines Erachtens) bessere Einzelepisoden kompensieren konnte, waren viele der in der 9. Staffel erzählten Geschichten weder sonderlich originell noch interessant oder gar spannend. Viele Folgen präsentierten sich sehr unausgewogen, die Handlungen entwickelten sich oft sehr schleppend, ohne richtiges Tempo, ohne dass man das Gefühl hätte die Macher wissen wo sie hinwollen und preschen nach vor, um uns ihre Geschichte zu erzählen. Der Erzählfluss wurde entweder zu weit ausgedehnt oder immer wieder unterbrochen, als dass mich die Handlung richtig hätte packen können. Zudem kam es viel zu oft vor dass einem wichtige Ereignisse nur von einem der Figuren erzählt wurden, als dass man sie wirklich miterlebt hätte. Dadurch wurde meines Erachtens eine Distanz zum Zuschauer aufgebaut, die maßgeblich für meine Enttäuschung verantwortlich sein dürfte.
Der letzte und wohl auch größte Grund, warum mich die 9. Staffel nicht wirklich überzeugen konnte, war aber der Weggang von O'Neill. In den ersten 8 Stargate-Staffeln gab es ebenfalls immer wieder mal weniger gelungene Episoden, aber bei den meisten ist es Richard Dean Anderson bzw. seiner Figur gelungen, die Folge zumindest aus dem Katastrophengebiet herauszumanövrieren, wenn nicht gar auf erträgliches Unterhaltungsniveau zu heben. Durch seinen Weggang ist eine riesengroße Lücke entstanden, und Ben Bowder schafft es leider nicht im geringsten, diese zu Füllen. Was allerdings weniger an ihm liegt als an der Art und Weise, wie seine Figur angelegt und geschrieben wurde und wird. Mitchell war für mich alle 20 Folgen hinweg ein Störfaktor im Team. Besonders deutlich wird das dadurch, dass die Macher für SG-1 immer noch so schreiben als hätten sie ein alteingesessenes und langjähriges Team vor sich, dass schon unzählige Abenteuer erlebt hat. Doch Mitchell ist eben nicht O'Neill. Er ist gerade mal ein paar Wochen und/oder Monate im Team und reißt schon Sprüche herunter als wären sie alle langjährige Freunde. Eben deshalb wirken viele Kommentare von Mitchell eben nicht neckisch-kameradschaftlich, sondern unpassend, arrogant, frech und einfach fehl am Platz. Dadurch - und durch zahlreiche nicht gerade klug wirkende Aktionen - zerstört man eine Figur, die durchaus das Potential besessen hätte, O'Neill würdig zu vertreten (wenn auch nicht zu ersetzen).
Fazit: Im Gegensatz zum titelspendenden Tor präsentierten sich leider viele der Episoden der 9. Staffel als äußerst unrund. Vor allem der Erzählfluss der Episoden war nun wirklich suboptimal und bot kaum Dramatik. Zudem fehlt es oft an Spannung, Tempo und auch Originalität. Erschwerend hinzu kommt, dass mich die Ori als neue Hauptfeinde nicht im geringsten überzeugen konnten. Vor allem der Aufbau der Ori als Bedrohung hat meines Erachtens viel zu lang gedauert. Zudem hat O'Neills Weggang der Serie in meinen Augen mehr geschadet als ich es jemals für möglich gehalten hätte. Ich denke, wir hätten eine bessere Staffel 9 erlebt, wenn die Macher einen originelleren Feind als "Goa'uld - 2. Versuch" kreiert hätten und es ihnen gelungen wäre, Richard Dean Anderson doch noch zum Bleiben zu überreden... denn Mitchell steht für mich so weit unter O’Neill, dass er ihm nicht mal die Schuhe putzen könnte! Alles in allem war die 9. Staffel also für mich als langjähriger Fan der Serie eine herbe Enttäuschung...
Wertung:
(Durchschnittswert aus den Einzelbewertungen aller Episoden: 4,75)
Verfasser: cornholio