Über den Autor

Christian Zillner wurde 1959 in einer Stadt geboren, die Obst im Schild ihres Wappens führt, nämlich Dornbirn in Vorarlberg. Als Bürger eines österreichischen Bundeslandes, das am äußersten Zipfel der Zweiten Republik liegt, könnte man ihn als Randexistenz bezeichnen, auch weil sein Interesse Randerscheinungen gilt. Sein Studium der Theologie und Philosophie hat ihn nicht nur mit allerlei Randexistenzen in Beziehung gebracht, die Randerscheinung wurde zum Horizont seiner Weltsicht. Mittlerweile verdient er sein Geld in einer Randlage des Journalismus, als Herausgeber von Magazinen, Zeitschriften und Büchern im Bereich Corporate Publishing. Dass sich erstaunlich viele Randexistenzen inmitten unserer Wirtschaft bewegen, ist eine Erfahrung, die er aus dieser Tätigkeit zieht.

Zu seiner Selbstschäftigung gehört neben dem Schreiben die Malerei, mit der er ein Projekt namens „Kontinent Niemandsland“ verfolgt, das die Welt jenseits des Randes zum Mittelpunkt der Darstellung machen will.

Die literarische Arbeit, bei der er sich als die eskapistische Figur eines verkehrten Indianers sieht, die alles, was sie anpackt, mit großer Sorgfalt verkehrt machen muss, gilt nicht nur Randexistenzen, sondern auch jenen, die vom Rand gefallen und verschwunden sind, etwa dem Versepos. Davon wird noch kurz zu sprechen sein.

 

 

 

 

 

Ein Buch wie den „escapism“ als Zeitung herauszubringen und damit zur literarischen Randerscheinung zu machen, ist zwar die Idee seines Verlegers gewesen, passt aber genau zum Inhalt dieses philosophischen Gedichts, das der Autor selbst als opus hermeticum betrachtet. Es dürfte eines der wenigen literarischen Werke sein, von dem sein Verfasser selbst zugeben muss, dass er es zumindest teilweise nicht versteht – buchstäblich, weil er weder Türkisch noch Libanesisch lesen kann, auch kommt ihm Althochdeutsch nicht geläufig von den Lippen. Doch weil man etwas nicht zu lesen versteht, heißt es noch lange nicht, dass man es nicht abschreiben kann. Das ist durchaus programmatisch gemeint, der Autor sieht sich weder als Dichter, Literat oder Künstler, sondern als Schreiber und Maler, was nicht nur weniger pathetisch klingt, sondern präziser auf den Kern seiner Arbeit verweist. Ziel der schreibenden und malenden Anstrengung ist, persönlich zu verschwinden, und zwar spurlos am Rand hinabzufallen in eine Welt, wo Poesie alles wirklich macht, weil alles möglich wird.

Damit sind wir wieder beim Versepos, dem aus der Literatur gefallenen. Während der escapism ein einziger Versuch ist, mit einer Welt der Migranten, Touristen, Invasoren und Flüchtlinge sprachlich in Einklang zu kommen, ist das Projekt „Spiegelfeld“, eine elfteilige Vorgeschichte der Zweiten Republik Österreich, ein Mythos und Nationalepos, das getreu der Maxime eines verkehrten Indianers, erst beginnt, da die historische Wahrheit über Österreich wissenschaftlich festgeschrieben wird. Dabei geht es weniger um Ironie als den Widerstand einer Randerscheinung gegen die herrschende ganze Wahrheit in Wissenschaft und Roman. Ihr Wille ist, Gedichte zu leben, dafür muss sie in Kauf nehmen, den Rand nicht halten zu können.
www.zillner.org

 

<< zurück