Der Kleinbauernhof und die Dorfgemeinschaft in den 50 er Jahre
Sicher hat es in dieser Zeit auch jede Menge Unterschiede bezüglich
der Bauweise der landwirtschaftlichen Höfe und der regional
spezifischen Wirtschaftsformen gegeben. Dennoch hatten diese Kleinbauernhöfe
wirtschaftliche oder gemeinschaftsfunktionale Elemente, welche man
in den meisten von ihnen findet.
Hier wird versucht anhand eines Kleinbauernhofes und einer kleinen
Dorfgemeinschaft darzustellen, welche Elemente das z. B. waren und
welche Funktionen sie hatten.
Viele dieser Klein- und Mittelbauernhöfe waren weitgehend
autark, sie könnten sich zum Großteil mit den Gütern
und Lensmitteln die sie benötigten selbst versorgen, bzw. sie
erledigten den Rest zur Deckung des fehlenden Güter- oder Dienstleistungsbedarfes
gemeinsam oder im Austausch mit den anderen Mitgliedern der kleinen
Dorfgemeinschaft.
Oft wurden schon die Häuser und Wirtschaftshöfe, aus
der Not und dem Verbundenheitsgefühl der Nachkriegszeit heraus,
in nachbarschaftlicher Gemeinschaftsarbeit errichtet.
Die Wände dieser Häuser waren oft sehr dick und man verwendete
alles an "Baumaterial" was man nur bekommen konnte. Diejenigen
die schon etwas begütert waren, konnten sich schon Wände
mit Ziegeln aufbauen, jedoch auch diese stammten meist von alten
ruinenhaften Abruchhäusern und solchen die im Krieg zerbombt
worden sind.
Andere wieder holten sich ihr "Baumaterial" in Form von
riesigen Kieselsteinen von den Feldern oder in gut ausgewaschener
Form, als Schotterkies, aus den nahegelegenen Bächen und Flüssen.
Aber auch Sandsteine aus Sandsteinbrüchen und sogar alte Grabsteine
wurden als Baumaterial mitverwendet.
Wem all dies nicht zur Verfügung stand mußte seine Scheunen
und Wirtschaftsräume mit selbstgeformten Lehmziegeln aufbauen.
Die Bauern wußten ganz genau unter welchen Feldern sie Lehmschichten
finden konnten, die dafür geeignet waren, und an manchen stellen
im Wald gab es reichliche unterirdische Sandschichten, die bald
zu Sandlöchern und Sandgrubern wurden, die von allen frei benutzt
werden konnten.
Diese Gemeinschaftsarbeit des gemeinsamen Aufbaues und der nachbarschaftlichen
Hilfe, verband die einzelnen Dorfbewohner und Familien noch mehr
miteinander.
In diesem Dorf hatten fast alle Familien die gleiche Form des kleinbäuerlichen
Wirtschaftshofes gewählt. Dies ergab sich auch schon aus der
räumlichen Anordnung der Siedlungsstruktur, welche das Erscheinungsbild
des Dorfes prägte.
Ein langgestreckter Wirtchaftshof reihte sich an den anderen. An
der Vorderseite bildeten die Wohnräume (meist die Schlafstube)
mit gassenseitigen Fenstern, den Abschluß zur Hauptstraße.
Da es damals kaum noch Straßenverkehr gab, und die Bauern
"mit den Hühnern schlafen gingen" wirkte sich das
auch kaum störend aus.
Im Anschluß an die Schlafstube folgte oft die Wohnküche
(die "Kuchl") die auch Speise- und winterlicher Arbeitsraum
war.
In ihr fand auch, in den kälteren Jahreszeiten das Treffen
und die Kommunikation mit Nachbarn statt, denn der große Emaillierte
Holzofen diente sowohl dem Kochen und Backen wie auch dem Aufwärmen
der Stuben.
Diese äußerst modern und funktionell durchdacht wirkenden
Küchenöfen, hatten bereits ein eingebautes Backrohr, einen
Behälter zum Wasser aufwärmen, ein Fach zum Vorwärmen
des Brennholzes und eine riesengroße Kochplatte.
In ihnen wurden zu Weihnanchten und zu Hochzeiten Süßigkeiten
gebacken, und tagtäglich das selbstgebackene Weißbrot.
Das Schwarzbrot wurde zwar auch selbst hergestellt, aber meist
dann gegen eine geringe Gebühr beim Dorfbäcker über
Nacht gebacken.
Die Kommunikation der alten Generation fand dann oft bei gemütlichem
milden Wetter, auf den Bänken vor den Häusern statt.
Die jüngere und mittlere Generation unterhielten sich oft
in fröhlicher und erfahrungsaustauschender Weise bei der gemeinsamen
Feldarbeit. Es wurden auch viele Lieder gemeinsam gesungen. Diese
machten ihnen sowohl eine gute Laune, wie sie auch die Zeit vertrieben.
Neben der Schlafstube und der Wohnküche gab es oft auch noch
ein Kabinett, eine Speisekammer, manchmal einen Weinkeller oder
einen Einlagerungskeller für Kraut, Kartoffeln, Futterrüben
und in Sand eingeschlagenen Möhren (Karroten).
Manche hatten auch schon ein einfaches Bade- oder Waschzimmer,
aber die meisten wuschen sich, mit Seife und Waschlappen in einem
emaillierten "waschlavoir" oder sie badeten sich in einem
hölzernen Waschtrog, in welchem auch die Wäsche gewaschen
wurde.
Die frisch gewaschene Wäsche wurde meist in hölzernen
Kästen und Truhen im Schlafzimmer aufbewahrt, was diesem einen
eigenen frischen bis modrig feuchten Geruch gab.
Über den Betten hingen meistens die gleichen gedruckten Kopien
von Heiligenbildern berühmter alter Meister.
Oft gingen die Wohnräume in Wirtschaftsräume über
oder diese reihten sich dahinter. Alles was die kleinbäuerliche
Wirtschaftsform an Gütern wie auch an Abfallen erzeugte, wurde
selbst oder gemeinsam verwertet oder wieder in den landwirtschaftlichen
Produktionskreislauf zurückgeführt.
Die typischen wirtschaftlichen Elemente eines Kleinbauernhofes
konnten z.B. so ausschauen:
Der Schweinestall:
viele hatten zwei bis fünf Schweine, manche konnten sich auch
schon die erhaltung eines eigenen (riesengroßen) Zuchtschweines
leisten. An der vorderen Seite des Schweinestalls befand sich der
Futtertrog, hier konnte das Schweinefutter (der Sautrank) eingeschüttet
werden.
(das Schweinefutter bestand oft aus einer Mischung von gekochten
Kartoffeln, Wasser,
geschrottetem Mais und anderem)
An der hinteren Seite des Schweinestalls befand sich meist ein Auslauf,
wo sich die Schweine auch "sulen" (baden und wälzen),
und von dem Ungeziefer befreien konnten.
Dieser befand sich oft, nur durch eine kleine Mauer getrennt, neben
dem großen Misthaufen, denn die Schweineställe mußten
auch regelmäßig ausgemistet werden.
Meist einmal im Jahr gab es "Sautanz". So nannte man
den Tag an dem ein Schwein geschlachtet und verwertet wurde. Auch
hier arbeiteten wieder viele nachbarschaftliche Freunde und Familien
zusammen.
Neben dem großen gemeinsamen Essen wurden die Fleischrationen
auf die Familienmitglieder
(der Großfamilie) und die Mithelfer aufgeteilt, oder wurde
das Fleisch eingepökelt, geräuchert, oder zu Wurstsorten
verarbeitet.
Besonders beliebt war das gemeinsame Herstellen der Blutwurst aus
geschnittenem selbstgebackenen Weißbrot, Mayoran, Thymian,
Blut und Speck.
Selbst die Kinder wurden in alle Arbeitsprozesse mit einbezogen,
so lernten sie schon ziemlich früh die vielen Handwerke, die
es auf dem Bauernhof zu bewältigen gab.
Der Misthaufen:
Der Misthaufen war der Tummelplatz der Hühner und hatte eine
wichtige Funktion.
Das alte "Einstreu" und Stroh vom Ausmisten der Kuh-,
Pferde und Schweineställe wurde hier mit der großen Mistgabel
auf einen großen Haufen geworfen.
Der Misthaufen hatte zwar manchmal einen intensiven Geruch, aber
man gewöhnte sich rasch daran.
In ihm lebten viele Mikroorganismen wie auch riesengroße "Regenwürmer".
Auch die vom Sautanz nicht mehr verwertbaren Überreste, Küchenabfälle
und Speisereste landeten auf ihm. Dadurch wurde er zu einem Schlaraffenland
für Hühner. Kaum wurde etwas Neues auf ihn hinausgeworfen,
kamen auch schon die Hühner in Scharen dahergelaufen, und krähten
und gackerten, um zu signalisieren, das es da etwas zu Essen gab.
Alles wurde verwertet. Was nicht die Hühner verspeisten verblieb
den Würmern, Mistkäfern, Tausendfüßern, Asseln
und Mikroorganismen, und landetet in regelmäßigen Abständen
oder zumindest einmal im Jahr, als frischer Dünger auf den
Feldern.
Alle und selbst die Kinder arbeiteten mit, wenn man mit großen
Mistgabeln, den alten Mist auf die großen Anhänger schaufelte,
um ihn auf die Felder zu führen. Es war immer ein fröhliches
und spannendes Erlebnis welch seltsames Getier man da in den unteren
Schichten zu Tage fördern konnte.
Der Kuhstall:
Der Kuhstall beherbergte meist zwei bis fünf Kühe und
manchmal einen jungen Stier, Ochsen oder ein Kalb. In einer Ecke
des Stalls fand man auch öfters zwei Ziegen oder einen Ziegenbock
angebunden. Die Kinder liebten es mit ihm herumzuraufen und ihn
bei den Hörnern zu packen. Da er das nicht besonders mochte,
mußte man dann aber schnell sein, wenn man ihn wieder loslassen
wollte.
Die Kühe und Ziegen wurden regelmäßig gemolken.
Die frische Milch mußte wegen der Keime abgekocht werden bevor
man sie trinken konnte. Manche Bauern tranken sie aber auch nur
so.
Manchmal säuerte man die Milch, um dann daraus Topfen oder
Käse zu machen. Einige Bäuerinnen hatten auch ein händisch
betriebenes Rührwerk, um damit aus dem frisch abgeschöpften
fettigen Rahm die Butter herauszuschlagen.
Auf der Decke und im ganzen Kuhstall gab es Hunderte von großen
und kleinen Fliegen welche sich vom Mist und allem Möglichen
was sie darin fanden ernährten. Des weiteren gab es auch hunderte
von fetten Spinnen, die in ihren riesigen Netzen die Fliegen fingen
und verzehrten.
Durch diese Vielfalt an Insekten wurden auch die Schwalben angelockt,
welche sowohl unter den Dächern, wie auch an den oberen Ecken
des Kuhstalls ihre Nester bauten, und aus welchen jedes Jahr viele
junge Schwalben herausschauten.
Manchmal wurde der Kuhstall auch das Arbeits- und Kommunikationszentrum
für Bauern und Nachbarn, welche weil es hier so schön
warm was, gemeinsam ihre Winterarbeit erledigten , wie z.B. Weiden
flechten oder Holzwerkzeuge schnitzen.
Aus Weiden und feinen Ästen wurden Besen gebunden und Futter-
und Tragekörbe geflochten.
Aus dünneren und dickeren Hölzern wurden, nach dem entrinden,
Leitersprossen, Leiterstangen so wie Griffe und Stangen für
die verschiedenen landwirtschaftlichen Werkzeuge geschnitzt. (z.B
für Gabeln, Schaufeln, Rechen, Sicheln, Sensen und Hämmer)
Manchmal befanden sich im Kuhstall, wenn er groß genug war,
die hölzernen selbst gebauten Hasenställe. Dies
hatte den Vorteil, dass es den Hasen auch im Winter warm war.
Wo der Kuhstall nicht groß genug war, befanden sich die Hasenställe
in einer eigenen Unterteilung der Scheunen oder Wirtschaftsräume.
Der Hühnerstall und der Hühnerauslauf:
Meistens liefen die Hühner anfänglich am ganzen Bauernhof
herum, dementsprechend oft trug man sich auch deren Mist bis in
die Stuben hinein.
Bald gingen viele deswegen dazu über, den Hühnern nur
einen abgegrenzten Teil des Hofes als Freilauf zu überlassen.
Die Hühnerställe und "Aufsitze" suchten die
Hühner bei Einbruch der Dunkelheit selbst auf, um im geschützten
Raum dort die Nacht zu verbringen.
Die jungen Küken wurden bei den früheren Bauernhöfen
von den eigenen Bruthennen selbst ausgebrütet. Oft wurden sie
in Schutzstallungen mit wärmenden Infrarotlampen und einer
unterstützenden Futtermischung (gekochte gehackte Eier mit
zerkleinerter junger Schafgarbe, oder fein gemahlenem Mais) gepflegt
und aufgezogen.
Bald sah man sie aber schon am ganzen Hof herumlaufen.
Hühner zählten oft zu den sonn- und festtäglichen
Hauptmahlzeiten. Manche hatten auch noch einige Enten und Gänse.
Von den Letzteren wurden die Federn für Polster- und Deckenfüllungen
verwendet.
Der Hahn war ein streitbarer Geselle der bereits Morgens sehr zeitlich
krähte und alle aufweckte, und welcher, wenn man ihn ärgerte,
einem durch den ganzen Hof nachlaufen konnte.
Wenn man sich dem Kampf mit ihm stellen wollte, musste man sehr
aufpassen, dass er einem mit seinen langen scharfen Sporen nicht
einen Schlag verpasste.
Die Hühner haben eine eigene Sprache entwickelt, welche auch
die Kinder schon nach kurzer Zeit verstanden und deuten konnten.
So z.B. das aufgeregt gackernde Huhn, welches damit sagen will
"Schaut her ich habe ein Ei gelegt"
Oder der stolz und aufgebläht krähende Hahn, der damit
signalisiert, dass dies sein Revier ist.
Hat der Hahn für seine Hühner Futter entdeckt, lockt
er diese mit rasch aufeinanderfolgenden " tak tak tak tak tak
tak tak tak"
Fühlt er sich verärgert, weil man ihn immitiert hat,
ruft er entrüstet "taga taga taaa !"
oder "ta gaga taga taa" und läßt dem später
- sein triumphierendes "Kikerikii !" folgen.
Hühner konnen zwar lernfähig sein und in den Kommunikationsaustausch
zum Menschen treten, aber es gibt einige Reiz- Reaktionsspezifische
Mechanismen, welche man ihnen durch noch so viele Futter- Belohnungen
nicht abgewöhnen wird.
So äußert sich ihr instinktives Fluchtverhalten bei
Gefahr oder äußerlich wahrgenommener Bewegung darin,
dass sie wenn ein Auto unterwartet auf dem Weg oder der Straße
daherkommt, sie unbedingt mitlaufen wollen, und öfters gerade
deswegen unter das Fahrzeug kommen.
Ein weiteres instinktives Reiz- Reaktionsverhalten ist z.B. dass
sie alles, ab einer gewissen Form und Korngröße als Futter
betrachten (zur Unterstützung ihres Verdauungsprozessen nehmen
sie ja auch öfters kleine Steinchen zu sich)
Man sollte deswegen ein junges Huhn nicht spielerisch zu nahe bei
seinem Gesicht halten, weil es ganz leicht passieren kann und auch
passiert, dass das Huhn die Pupille ihres Auges mit etwas fressbarem
verwechselt. (wobei das Huhn aber überhaupt nichts dafür
kann)
Der kleine Gemüse und Kräutergarten:
Fast jeder Kleinbauernhof hatte in einem Teil seines hinteren Hofes,
auch einen kleinen Gemüse- oder Kräutergarten angelegt.
An Küchenkräutern und Gemüse fand man dort, wie auch
auch den nahegelegenen, gut bewässerten kleinen Gemüsefeldern
z.B.
Karotten, Petersilie und Tille,
Mayoran, Thymian und Koriander,
Zwiebel, Knoblauch und Schnittlauch,
Gurken, Tomaten und Paprika
Kohlrabbi, Kraut, Erbsen und Bohnen
Kartoffeln, rote Rüben und Halmrüben,
Spinat, Salat, und Kohl,
und als allseits beliebtes Suppengewürz das als "Maggikraut"
bezeichnete Liebstöckl.
Die kleinen Gemüsefelder lagen oft neben einem kleinen Bach,
wodurch es die bäuerlichen "Gemüsegärtner"
nicht weit zu einem Wasser hatten, um mit Kübeln und Gießkannen
ihre Pflanzen möglichst oft gießen zu können.
Die Nähe der kleinen und schmalstreifigen Gemüsefelder,
wie auch, die oft in den Morgen- und Abendstunden erforderliche
Pflege der Gemüsefelder, begünstigte das regelmäßige
Treffen der Bäuerinnen, sowie deren Kommunikation und Informationsaustausch.
Die Gerätescheune und Werkstätte:
Die Gerätescheune und Werkstätte war ein wichtiger Teil
des bäuerlichen Hofes, vor allem weil ja auch ein Teil der
bäuerlichen Geräte selbst hergestellt wurden. Manchmal
wurde er als "Schuppen" oder "Schupfen" bezeichnet,
wobei es "Schuppen" für unterschiedliche Zwecke geben
konnte.
So fand man dort z.B:
an einfachen Werkzeugen:
Hölzerne Erntegabeln
Heu-, Mistgabeln und Rübenstecher
Fass- oder Stichschaufeln,
Rechen, Flach- oder Spitzhauen,
Sicheln und Sensen,
Hämmer, und Nägel,
Hacken, Hackstöcke und Keile
Sägen in allen Größen,
im Besonderen Baum- und Zugsägen, sowie
Ketten, Seile, Schnüre und Haken.
weiters an alten Geräten:
Die Dreschmaschine (zum Dreschen des Korns)
"Winden" (zum Trennen von Korn und Schale)
Rübenzerkleinerer (wie eine riesige Gemüsereibe)
Hackmaschine (zum Zerkleinern des frischen Maisstrohs)
Kesseln und Kesselöfen zum Kochen des Schweinefutters
oder zur Herstellung von Schweineschmalz, Press- oder Blutwurst,
( in einem gesonderten Kesseleinsatz )
"Heinzelbank" zum Fixieren des zu bearbeitendenen Holzwerkstückes
sowie dazugehöriges Entrindungsmesser
"Tangelstock" zum Pressen und Schärfen (tangeln)
der Sensen und Sicheln
Pflüge, Pflugscharen und Pflugräder
Eggen und Sägeräte (zum Aussäen von Saatgut)
sowie riesige händische Holzbohrer, zur Herstellung der Löcher
in den selbst hergestellten großen Holzleitern
(diese wurden besonders bei der Obst- und Kirschenernte benötigt)
Die Getreide-, Heu- und Strohscheune:
In dieser wurde Stroh und Heu (auf dem "Heuboden") als
Futter für den Winter und als "Einstreu" für
die Ställe gelagert.
Eine geringe Menge an Getreide für Futterzwecke wurde auch
in hölzernen "Verschlägen" gelagert.
Wenn in den Scheunen zuwenig Platz für das geerntete Stroh
war, wurde dieses im angrenzenden Garten, in Form einer riesigen
"Strohtriste" gelagert. Dabei wurden die quaderförmig
gebundenen Strohballen zu riesigen Blöcken aufeinander gestapeln.
Diese zu Erklettern oder sich Höhlen in sie hineinzubauen,
war ein beliebtes Spiel bei den Kindern.
Weiters diente die Strohscheune auch dem Unterstellen des bäuerlichen
"Fuhrparks", wie z.B. dem Heuleiterwagen oder dem normalen
Personen- Geräte- und Futtertransportwagen.
Diese wurden, da nicht jeder Pferde, hatte oft von zwei Kühen
oder Ochsen gezogen.
Weinkeller, Presshaus und Lagerkeller
Da viele Bauern auch Weingärten pflegten und bewirtschafteten,
hatten sie auch einen eigenen Weinkeller und ein Presshaus.
Im Presshaus befand sich die riesige hölzerne Weinpresse.
Mit ihr wurden aus den frisch geernteten Trauben deren Saft gepresst.
Diesen konnte man zwar, als süßen Most oder frisch gärenden
"Sturm" trinken, jedoch wurde der Großteil des Traubensaftes
zu Wein weiterverarbeitet, welcher in hölzernen Fässern
im Weinkeller gelagert wurde.
Vor dem Einfüllen des neuen Weins in die hölzernen Fässer,
wurden diese, um die Ausbreitung von Pilzen oder Mikroorganismen
zu verhindern, mit heissem und kaltem Wasser ausgewaschen und nach
dem trocknen des Fasses, mit verbrannten Schwefelpapierstreifen
"geschwefelt" (d.h. keimfrei gemacht).
Aus dem Rest der bereits ausgepressten "Treben" (dem
Pressrückstand), wurde dann oft, durch ein Zusetzen von Wasser
und Zucker, der "Haustrunk" hergestellt, welcher ein leichter
Wein war.
Die Jauchegrube
Da es damals in vielen ländlichen Regionen noch keine zentrale
Kanalisation gab, bauten sich die Landwirte für die Jauche
(die flüssigeren Bestandteile der tierischen Ausscheidungen)
eine Jauchegrube, welche ein betonierter unterirdischer Raum (Behälter)
war, welcher von Zeit zu Zeit (spätestens wenn er voll war)
ausgepumpt und entleert werden musste. Die Jauche wurde direkt von
den Sammel- und Abflussrinnen in die Jauchegrube weitergeleitet.
Die festen Bestandteile und das Einstreu landeten auf dem Misthaufen.
Die damals üblichen "Plumps-klo´s" wurden
meist direkt über dem Misthaufen gebaut wodurch diese nicht
extra entleert werden mussten.
Da es damals, auf den Haupt- und Nebenstraßen noch keine
Kanalisation und unterirdische Regenwasserabflußmöglichkeiten
gab, hatten die meisten Straßen zu beiden Seiten einen, regenwassersammelnden
Graben, welcher an den Einfahrten und Toren, durch unterirdische
Rohre und durch Brücken überbrückt wurde.
Später, mit der Einleitung der zentralen Wasserversorgung
(Wasserleitungen), mussten für die häuslichen Abwasser
auch noch Senkgruben gebaut werden.
Die bäuerliche Großfamile (mehrer Generationen
auf einem Hof)
Die bäuerliche Großfamilie umfasste oft bis zu 4 Generationen.
Die Urgroßelterngeneration
Die Großelterngeneration
Die Elterngeneration
Die Kindergeneration
Dies konnte zwar auch manchmal zu Generationskonflikten über
unterschiedliche Vorstellungen
oder Revierskonflikte führen, hatte aber auch die Vorteile
des:
Gemeinsamen Wirtschaftens
Der Altersversorgung
Der gesicherten Kinderbetreuung
Der Gemeinschaft
Der Wahrung der Tradition
Des Lernens der Generationen voneinander
usw.........
In vielen Familien wurden durch die Kriege (1. und 2.
Weltkrieg )
eine ganze männliche Generation ausgerottet oder stark
reduziert.
Elemente der Dorfstruktur:
Die Hauptstraße: wenig motorisierter Verkehr, Wagen
mit Kühen und Pferden, später einzelne
Traktoren
Die Feldwege: einfache Wege, oft mit Bauschutt gefestigt
und "trockengelegt"
Die Äcker: manchmal durch Vererbungen zerstückelt,
später zwecks besserer
wirtschaftlicher Nutzbarkeit wieder zusammengelegt.
Die Weingärten: werden oft von Verwandten gemeinsam
gepflegt und geerntet
Gemüseäcker: meist auf feuchtigkeitsbevorzugten
Feldern
Der Flurschutzstreifen: Schutz vor Wind und vor Verkarstung
Der Wald: privater Haus- oder Gemeinschaftswald
Der Gemeinschaftswald: gemeinsam gepflegt und genutzter
Wald
Der Dorfbach: wird oft von den Kindern als Bademöglichkeit
gnutzt und aufgestaut.
Der Teich: oft mit Enten oder Gänsen
Die Mühle: die Bauern bringen ihr Getreide, um es zu
Mehl oder Schrot mahlen zu lassen
Der Bäcker: bäckt gegen ein geringes Entgeld,
das von den Bauern selbst hergestellte Brot
Der Gemischtwarenladen: Lebensmittel, bäuerlicher Gebrauchsartikel
Die Molkereigenossenschaft: Ablieferstelle für die
gemolkene Milch, Qualitätskontrolle
Die Winzergenossenschaft: wurde erst später gegründet
Regionale Schwerpunkte:z.B. Zuckerrüben, Tabak .....
Das Lagerhaus: zum Einkaufen und Einlagern landwirtschaftlicher
Produkte
Die Gerätenutzungsgemeinschaft: (Dreschmaschinen)
Das Dorfgasthaus: zentraler Treffpunkt, auch für Veranstaltungen
Der fahrende Obsthändler (zum mobilen Aufkaufen bei
der Kirschenernte)
Fahrende Händler und Scherenschleifer
Der Tierarzt: Fleischbeschau bei Schlachtungen und in Notfällen
Der Dorfarzt: stand oft nur in nächstgrößeren
Ortschaften zur Verfügung
Das Gemeindeamt: meist neben dem Gemeindegasthaus, mit vielen
Aufgaben
Der Trommler: Gemeindediener welcher als Dorftrommler die
Mitteilungen
des Bürgermeisters lautstark verlautbarte.
Die Gendarmerie: frühere ländliche Form von Polizei
Das Postamt: Briefträger, Postkasten, Postautobus mit
Posthornton
Die Dorfkirche: Morgen- und Abendmessen, Hochamt, Rosenkranzgebetsmessen
Kirchtag: einmaljährlicher Rummelplatz mit Schaustellern
und Verkaufsständen
Hochzeiten: aufwendig gestaltete großes herzliches
Fest
Begräbnisse: große Anteilnahme der ganzen Dorfgemeinschaft
Bäuerliche Arbeiten im Kreislauf des Jahres:
Die ersten Monate des Jahres begannen oft mit Holzarbeiten in den
Haus- oder Urberialwäldern (gemeinschaftliche Gemeindewälder).
Die noch verbleibende freie Zeit wurde verwendet für Renovierungsarbeiten
im Haus und am Hof.
Einige Beispiele der kleinbäuerlichen Arbeit:
Mais-"abrebeln" (die Maiskörner vom Kolben trennen,
händisch oder mit Hand betriebener Maschine)
Besenbinden
Körbeflechten
Bastelarbeiten
Nähen
Häkeln
Stricken
Mehlspeisen backen
(Weihnachten, Ostern, Hochzeiten, Fasching)
Reparatur von Werkzeugen
Federnschleissen
Schweineschlachten (Sautanz)
Ställe ausmisten und einstreuen
Tiere füttern
Kühe, Schafe und Ziegen melken
Milch in Genossenschaft abliefern
Sauerteig ansetzen
Brot backen
Hof zusammenkehren
Gehsteig zusammenkehren
Hasen und Hühnerfüttern
Hühnereier einsammeln
Laub und Kleinholz aus den Wäldern sammeln
Felder pflügen, eggen, säen, walzen, mit einem Holzladen
plätten
Die Reben zurückschneiden in Weingärten
Fruchtbäume veredeln (z.B. Kirsche, Apfel, Zwetschke, Weichsel)
Anlegen eines Frühbeetes
Vortreiben von Pflanzen in den Räumen oder in Frühbeeten
Getreide und Feldfrüchte säen und anpflanzen
Gemüsegarten vorbereiten und anpflanzen
Unkraut jäten, händisches Umstechen
Vogerlsalat von den Feldern sammeln
Kirschenernte
Erdbeerernte, Stachelbeere, Ribisel, Weichsel,
Frühobst, Äpfel, Birnen, Pfirsiche, Zwetschken
Getreideernte
Beeren und Pilze sammeln
Teekräuter von den Wiesen, Feldern, Sträuchern und Bäumen
sammeln
( Schafgarbe, Melisse, Pfefferminze, Johanniskraut, Lungenkraut,
Heilandtee,
Käsepappel, Lindenblüten, Hollunderblüten, Kamille,
Erdbeer- und Brombeerblätter, usw...)
Gemüseernte
Kartoffelernte
Nüsse, Speisekastanien (Maroni), Hagebutten,
Weinlese in den Weingärten