"Italienische Namen in Kärnten"
„Dreisprachige Ortstafeln“
Immer
wieder ist in Zeitungsberichten von dreisprachigen Ortstafeln die Rede. Man
fragt sich nur, welche die dritte
Sprache neben Deutsch und Slowenisch sein soll. Englisch? Es gibt keine einzige englische Bezeichnung für eine
Kärntner Ortschaft; es gibt bloß einige englische geographische Bezeichnungen für
Gebirge und Gewässer, die in Atlanten zu finden sind.
Italienisch? Dazu
ist zu sagen, dass es italienische Namen für geographische Objekte in Kärnten kaum gibt, u.a. etwa Villacco
für Villach, oder Lago di Velden für Wörthersee, ferner
für unser Bundesland: Carinzia,
oder für die Drau (wie im Slowenischen) Drava, oder Alpi
Carniche für die Karnische Alpen.
Für die nach dem Volksgruppengesetz
1976 und der Konsenskonferenz 2006 vorgesehenen
Ortschaften mit zweisprachigen Ortstafeln gibt es keinen einzigen italienischen
Namen, auch keinen furlanischen (und natürlich
auch keinen englischen). Das deutsche Sprachgebiet Kärntens grenzte
ursprünglich nirgendwo direkt an das italienische, dazwischen liegt das
Furlanische (auch "Friulanische"), die einheimische Sprache Friauls,
die kein italienischer Dialekt, sondern eine selbständige Sprache ist (zum so
genannten Rätoromanischen
gehörend, s.u.). Das Italienische ist erst später (v.a. nach 1918) zunächst als
Amts- und Verwaltungssprache, dann auch durch Zuwanderung (insbes. ins
Kanaltal) zu unserer Nachbarsprache geworden.
Im Furlanischen gibt es jedoch einige Namen für in Kärnten
liegende geographische Objekte, hier eine Auswahl (aus Franco
Finco – Barbara Cinausero – Ermanno Dentesano, Nons furlans di lûc – Nomi friulani di luogo ["Furlanische
Ortsnamen"]. Udine, Societât filologjiche furlane 2004).
deutsch |
furlanisch |
Arnoldstein |
Oristàgn |
Drau |
la Drau
(ital. Drava) |
Feistritz an der Gail |
Fàistris |
Gail |
la Gail
(ital. Gail oder Zeglia) |
Göriach (Gem. Hohenthurn) |
Ghèrie |
Guggenberg |
Gumpèrc |
Hermagor |
San Mecôr |
Karnische Alpen |
lis Alpis
Cjàrgnelis |
Klagenfurt |
Clanfùrt |
Kötschach |
Catès |
Maria Luggau |
Madone di
Lucàu |
Mauthen |
Mùde |
Nassfeld |
Pramuèl |
Plöcken |
Stàli |
St. Stefan an der Gail |
San Scjéfin
di Carintie |
St. Veit an der Glan |
San Vît di
Carintie |
Villach |
Vilàc |
Würmlach |
Vìrmule |
Warmbad |
Bagns di
Vilàc |
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Zum Begriff
"Rätoromanisch"
"Rätoromanisch" ist die Sammelbezeichnung
für eine Reihe von alpenromanischen Dialekten, die zu keiner gemeinsamen
Schriftsprache gefunden haben. Das Sprachgebiet ist nicht zusammenhängend, es
zerfällt in drei bis vier Gruppen:
(1) Bünderromanisch
(im Schweizer Kanton Graubünden, ca. 40 000) in 5 Varietäten (s.u.);
(2) Ladinisch, genauer Dolomitenladinisch (in Südtirol und im Trentino,
ca. 43 000 - 57 000) in mehreren Varietäten:
v.a. Gröden / Val Gardena, Fassatal, Gadertal / Val Badia, Buchenstein /
Fodom);
dazu kommen noch weitgehend italianisierte Restgruppen in Comelico und Cadore;
bis ins ausgehende Mittelalter waren weite Teile Nord- und Osttirols ladinisch.
(3) Furlanisch
(in Friaul, ca. 530 000).
Das
rätoromanische / ladinische / furlanische Sprachgebiet in Italien
(nach Ch. PAN / B.S. PFEIL,
Die Volksgruppen in Europa [= Ethnos 56, Wien 2000] 89f.)
Friauler (Furlaner) in
Friaul-Julisch Venetien / Friuli-Venezia Giulia (Provinzen Udine, Görz /
Gorizia und Pordenone) 526 000
Ladiner (in den
Dolomiten): Provinz Bozen / Bolzano 18 400, Provinz Trient / Trento 8 800,
Provinz Belluno 16 000 - 30 000
(insgesamt mindestens 43 000, maximal 57 200)
Schweiz
Rätoromanen
insgesamt 38 454
5 Varietäten (Rumantsch
Grischun):
Surselvisch
(Vorderrhein)
Sutselvisch
(Hinterrhein)
Surmeirisch
(Oberhalbstein und Albulatal)
Putèr (Oberengadin)
Vallader (Unterengadin
und Münstertal)